Beschreibung des Vorschlags
Vorab Info: Ich habe in diesem Entwurf eher einen Fokus auf Praxis und vor allem Zeiteinsparung gesetzt. Wie viel eine Umsetzung tatsächlich kosten würde, ist mir hierbei von geringerer Priorität.
Die Kombilösung in Karlsruhe hat ca. 1,5 Milliarden Euro gekostet, welche sich auf 7 relativ überdimensionierte Stationen, sowie ca. 3,8km Tunnelstrecke aufteilen.
Inhalt
Dieser Vorschlag beinhaltet 4 Neubaustationen, sowie eine Station die „lediglich“ wieder an den Tunnel angeschlossen werden müsste (Hauptbahnhof). In vorherigen Vorschlägen zu einer U-Straßenbahn in Kassel hatten den Kritikpunkt, dass die Menge an Linien welche jetzt oberirdisch auf Sicht fährt in einem dichteren Takt fahren kann als unterirdisch mit UStrab Regelung. Demnach gibt es nur eine Haltestelle, wo sich alle Linien auf einmal treffen – der Königsplatz. Der Rest teilt sich auf insgesamt 5 verschiedene Tunneleingänge auf, sowie 3-4 „Vorstationen“ sodass keine Tram im Tunnel warten muss. Das Ziel des Ganzen ist einen schnelleren Durchweg durch die Innenstadt zu ermöglichen als bisher.
Bau
Beim Bau besteht das Problem, dass man diesen genau Planen muss um das KVG Netz möglichst intakt zu behalten. Demnach würde ich den Bau in 4 Phasen einteilen:
Phase 1: Ladenstraße Königsplatz-Rathaus (ca. 1,5 Jahre)
Dieser Abschnitt würde im offenen Bauverfahren schnell und effizient gebaut werden. Um die Geschwindigkeit, mit der die Züge durch die Innenstadt passieren zu erhöhen, wird nur eine Haltestelle am Königsplatz (oder am Friedrichsplatz -genau in der Mitte) benötigt. Die Linien werden ab diesem Zeitpunkt über Scheidemannplatz und Lutherplatz umgeleitet.
Die Linien 6 und 5 welche ab Baubeginn nicht mehr in Richtung Rathaus passieren könnten, müssten schon ab Auestadion umdrehen. Die holländische Str. würde dann von den RTs und die Ihringshäuser Str. von der Linie 3 bedient werden.
Phase 2: Wilhelmshöher Allee => Ladenstraße (ca. 0,5-1 Jahr)
Dieser Abschnitt, welcher lediglich die Wilhelmshöher Allee an den zuvor gebauten Tunnel anschließt, wird ebenfalls im offenen Bauverfahren gebaut. Die Linie 1 würde ab Baubeginn über Goethestr. umgeleitet werden.
Zeitgleich zum Baubeginn dieses Tunneleingangs würde der Tunneleingang zwischen Rathaus und Altmarkt gebaut werden. Die Linien 3 und 7 würden in diesem Fall entweder durch einen SEV ersetzt werden, oder nur bis Altmarkt fahren, da dieser Streckenabschnitt temporär vom Rest abgeschnitten wäre. Sobald beide Tunneleingänge fertiggestellt sind ist es möglich die Linien 1, 3 und 7 durch den frischen Tunnel über den Königsplatz zu schicken.
Phase 3: Rath./Fünfensterstr., Frankfurter Str. und verbindung in Richtung Scheidemannplatz (ca. 3,5 Jahre)
In dieser Phase werden die Linien 4 und 8 durch den bestehenden Tunnel in Richtung Platz der deutschen Einheit geschickt. Die Linie 5 müsste dann entweder in Richtung Weserspitze oder in Richtung Platz der deutschen Einheit abgeändert werden. Sobald die Umleitungen geklärt sind wird der Tunneleingang auf Höhe Ständeplatz gebaut, sowie die U Haltestelle Rathaus/Fünffensterstraße. Gleichzeitig würde die neue Haltestelle „U Frankfurter Straße“, welche die bereits bestehende Unterführung ergänzen würde, gebaut werden. Sobald auch dort der Tunneleingang am Weinberg fertiggestellt ist, muss der ÖPNV in Kassel kurzzeitig in 2 geteilt werden um beide Tunnel mit dem Haupttunnel in Richtung königsplatz zu verbinden. Wenn gleichzeitig der Tunneleingang in Richtung Holländischer Platz/Uni gebaut wurde, ist es nun möglich (fast) alle Linien wieder normal fahren zu lassen in den neuen Tunneln. Die RTs müssten wie damals im Hauptbahnhof umdrehen, da nun die Verbindung zum HoPla gekappt wäre.
Phase 4: Hauptbahnhof/Scheidemannpl. => Rathaus/Fünffensterstr. (ca. 2,5 Jahre)
In der finalen Phase würde die Tunnelverbindung zur ehem. U-Haltestelle „Hauptbahnhof“ wiederhergestellt und die Station reaktiviert werden. Dazu würde die Verbindung zur Schleife am Polizeipräsidium ebenfalls wiederhergestellt werden, um z.B. die Linie 7 dort enden zu lassen. Ob diese Reaktivierung wirklich nötig wäre, ist allerdings unsicher. Was allerdings in dieser letzten Phase gebaut werden würde, wäre die finale U-Station am Scheidemannplatz. Sie wäre eine gekrümmte Station, welche als Hauptachse für die RTs gelten würde. Nun wird die Station mit dem bereits bestehenden Tunnel in Richtung Rathaus verbunden, sowie der Tunnel vom Hauptbahnhof verlängert werden. Kassel hat nun eine funktionierende U-Bahn.
Fazit
Insgesamt werden ca. 3,2km Tunnelstrecke gebaut, davon 400m (5x 80m) U-Haltestellen. Sofern einfache, nutzorientierte Stationen gebaut werden (beispiel Hannover, Berlin, Frankfurt – nicht Karlsruhe) schätze ich die Kosten auf ca. 300-500 millionen Euro. Insgesamt ist das Ziel, dass die Trams und RTs nicht mehr 20 Min durch die Innenstadt tuckern, sondern in 5 Min durch den Tunnel fahren und dann ihre Reise fortsetzen. Das würde dazu beitragen, die Kapazität der Kasseler Tram zu erhöhen ohne neue Fahrzeuge/Fahrer einzustellen (wobei das bei den Tunnel/Stationskosten eher der geringere Vorteil wäre). Was jedoch ebenfalls ein Vorteil wäre ist, dass der Bus sowie der Autoverkehr ebenfalls schneller durch die Innenstadt geführt werden kann. die entfallenden Tramstreifen in der innenstadt können für Grünflächen oder sonstiges genutzt werden. Dazu würden z.B. in der Ladenstrasse am Königsplatz bis Rathaus flächen freiwerden, welche zum Verkauf/Feiern genutzt werden könnten. Der ÖPNV müsste z.B. zur Weihnachtszeit nicht mehr über den Scheidemannplatz umgeleitet werden.
Nachteile
Nichts ist kompromissfrei. Dardurch, dass die Trams nun nach UStrab verkehren würden, kann nicht mehr auf Sicht gefahren werden. Zwar ist dieser Entwurf gezielt darauf geplant, eine dichte Taktfolge zu akzeptieren, allerdings wäre es nicht möglich z.B. auf allen Linien den Takt auf 5-7 Min zu verdichten (denke ich). Ein weiterer Nachteil ist der extrem hohe Kostenansatz, welcher keineswegs durch Landverkauf oder Ticketeinnahmen subventioniert wäre. Hier müsste der Staat einspringen (wie in fast jedem ÖPNV Projekt).
3,2km Tunnel für 500 Millionen Euro wäre SEHR günstig. In Köln ist man bei deutlich kürzeren Tunneln schon im Milliardenbereich, wenn man die Ersparnisse durch offene Bauweise mit einrechnet kommt man auch hier auf mindestens eine Milliarde.
Auf die Schnelle fallen mir da einige Punkte zu ein:
1. Du hast nur eine Tunnelstrecke in der Innenstadt und dann auch noch höhengleiche Kreuzungen. Das heißt im Klartext, die Kapazität in der Innenstadt gegenüber dem Status quo wird reduziert, aktuell nutzt die Linie 7 ja über den Lutherplatz und nicht über den Königsplatz. 34 Züge pro Stunde und Richtung über eine zweigleisige Tunnelstrecke mit höhengleichen Kreuzungen werden schlichtweg nicht funktionieren. Von zukünftigen Netzerweiterungen brauchen wir da gar nicht erst zu reden. Wenn du darüber sprichst, auch nur 3 der 7 Tramlinien auf einen 7,5-Minutentakt zu verdichten (oder 3 zusätzliche Linien einzuführen), dann sind es bereits 46 Fahrten pro Stunde und Richtung, also eine Taklung von unter 80 Sekunden.
2. Die Anbindung der Innenstadt wird signifikant verschlechtert, da die Stationendichte sinkt.
3. Was hast du mit der Station am Hbf vor? Da gehst du in der Beschreibung nicht drauf ein. Stand jetzt ist sie überflüssig.
4. Sollte es auf der Innenstadtstrecke irgendeine Art von Problem geben oder sollten Bauarbeiten nötig sein, so steht bei deinem Netz der komplette Straßenbahnbetrieb in Kassel bis auf Weiteres still, da sämtliche Weichenverbindungen, um eine Wendemöglichkeit vor der Innenstadt zu erreichen, wegfallen.
5. Warum legst du so viele Tunnelstationen in die Kurve? Das ist ausgesprochen unpraktisch.
6. Du solltest hier andere Vorschläge mit ähnlicher Zielsetzung verlinken und erklären, was die Vor- und Nachteile deines Vorschlags sind (1, 2, 3). Das fordern auch die Regeln.
Vielen Dank für dein Feedback. Ich arbeite zurzeit an einem neuen Vorschlag der die Probleme der Höhengleichen Übergänge, sowie der dichten Taktfolgen löst. Dazu werden alle Kurvstationen entfernt und die Anbindung der Innenstadt sogar verbessert. Ich stelle den Vorschlag später online.
Zur Info: die 1,5 Milliarden € in Karlsruhe beziehen sich auf Stadtbahntunnel + Autotunnel (+ evtl. oberirdische Maßnahmen, keine Ahnung ob die in der Summe enthalten sind). Ich würde daraus entsprechend keine Kostenprognose ableiten.