Beschreibung des Vorschlags
Langfristig ist es sinnvoll die RB 35 Worms – Alzey – Bingen Stadt bis zum Hauptbahnhof Bingen durchzubinden. Insbesondere zur schnellen Weiterfahrt nach Koblenz ist eine Verlängerung sinnvoll.
Der Bahnhof „Bingen Stadt“ ist kein großes Drehkreuz, während am Hauptbahnhof durchaus schnelle Verbindungen, insbesondere Richtung Koblenz vorhanden sind und Problemlos genutzt werden können.
Die Umsteigezeit in Bingen Hbf nach Koblenz würde sich, bei den derzeitigen Fahrzeiten, auf etwa 15 Minuten halbieren. Durch die schnellere Fahrt nach Koblenz, würde sich die Fahrzeit am Beispiel Alzey – Koblenz auf insgesamt ca. 90 Minuten reduzieren. Bisher sind es meist etwas über 120 Minuten. Das entspricht in etwa eine Ersparnis der Reisezeit von rund 25%. Die Umsteigemöglichkeit würde stündlich bestehen.
Lediglich im Berufsverkehr (werktags) gibt es heute ähnliche Fahrzeiten, durch einzelne Verstärkerzüge.
Anstehende Generalsanierung:
In den nächsten Jahren soll die Strecke Mainz – Koblenz kernsaniert werden. Hier werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Stellwerke erneuert. In diesem Zusammenhang können Anpassungen an den Gleisanlagen vorgenommen werden.
Heute sind die Gleise 1 und 2 die Durchfahrtsgleise im Bahnhof Bingen Stadt. Das Gleis 3 ist nur ein Überholgleis, das Gleis 44 ist ein Stumpfgleis, welches nur für die RB aus Worms genutzt wird.
Heute könnte die RB 35 eigentlich kaum von Bingen Stadt bis zum Hauptbahnhof verlängert werden, weil hier die Gleise 1 und 2 gekreuzt werden müssten. Durch die starke Auslastung der Strecke ist das wenig sinnvoll, evtl. sogar gar nicht möglich.
Betrieblich ist es sinnvoll in Bingen Stadt die Gleise 2 und 3 als Durchfahrtsgleise zu nutzen. Dies hat einerseits den Vorteil, dass die RB 35 problemlos über Gleis 1 nach Bingen Hbf weitergeführt werden kann. Andererseits können die östlichen Weichenverbindungen in Richtung Abzweig (nach Alzey) verschoben werden.
Dies hat den Vorteil, dass zwischen Bingen Hauptbahnhof und (kurz vor) Bingen-Gaulsheim, auf einer Strecke von gut 4km ein 3. Gleis zur Verfügung steht. Natürlich ist auch eine Verlängerung bis Bingen-Gaulsheim denkbar, der Aufwand ist hier aber deutlich größer, weil hier ein Teil der Strecke neu gebaut werden müsste.
Bei dieser Anpassungen werden vorhandene Gleise genutzt bzw. verschwenkt!
Genau genommen, kann das 3. Gleis auch im Westen des Hauptbahnhofs relativ einfach verlängert werden. Was dann vermutlich ein 3. Gleis im Bereich der Stadt Bingen auf einer Länge von ca. 7km bedeuten würde. Gerade auf der viel befahrenen Strecke ist dies sinnvoll. Allerdings gibt es westlich von Bingen Hbf keinen Haltepunkt.
Priorität sollte daher klar der östliche Teil haben, weil dadurch größere Vorteile entstehen!
Baumaßnahmen:
Neben dem Versetzen der Weichen im Bahnhof Bingen Stadt in Richtung Osten und einer Anpassung im Bereich Bingen Hauptbahnhof, müsste das Gleis, welches heute nur bis über die Nahebrücke geht, bis zum Gleis 3 des Bahnhofs Bingen Stadt (ca. 700m) verlängert werden. (Es ist also keine neue Brücke zu bauen!)
Vermutlich ist diese Strecke auch noch gewidmet, weil es offensichtlich diese Gleisverbindung bereits gab.
Punktuell sind einzelne Gleise in Bingen Hbf noch zu verschwenken, so dass weiterhin mit hoher Geschwindigkeit gefahren werden kann. Im Rahmen einer Generalsanierung ist dies aber verhältnismäßig einfach vorzunehmen.
Außerdem müsste das neue Gleis 1 am Bahnhof Bingen Stadt bis zum Abzweig kurz vor Gaulsheim elektrifiziert werden. Auch das ist bei einer Kernsanierung und dieser kurzen Strecke (geschätzt 1.500m) kein nennenswerter aufwand.
Der Ordnunghalber sei erwähnt, dass auch auch die Fahrzeiten der RB35 noch leicht angepasst werden müssten.
Das Gleis 44 wird dann allenfalls für einzelne Verstärkerzüge noch benötigt. Im Regelbetrieb ist es dann nicht mehr erforderlich.
Vorteile:
- Stündlicher Anschluss der RB 35 an den RE2 / RE17 Richtung Koblenz ( in beide Richtungen)
- Reduzierung der Umsteigezeit in Bingen Hbf aus Richtung Alzey um ca. 50%
- Alternative Verbindung von Worms Hbf nach Koblenz über Bingen mit Umfahrung des Knoten Mainz
- RB 26 (Mainz – Koblenz) kann, falls erforderlich, in Bingen über Gleis 1 geführt werden, so dass bereits in Bingen Stadt schon Überholungen (in beide Richtungen) möglich sind. Das vermindert die Verspätungen von anderen Zügen.
- Langfristig ist evtl. auch ein Anschluss zur Regionalbahn nach Bad Kreuznach möglich. Bad Kreuznach selbst ist zwar mit der RB 35 einfacher über Gensingen-Horrweiler zu erreichen. Allerdings liegt auf dem Teilstück die Hunsrückquerbahn nach Simmern.
Optionale Verbesserungen in Richtung Mainz:
Mit 2-3 weiteren Maßnahmen z. B. zwischen Gau-Algesheim und Ingelheim sowie im Bereich von Budenheim die Strecke zumindest so ausgebaut werden, dass zwischen Bingen und Mainz bzw. Bad Kreuznach und Mainz bzw. Wiesbaden vereinzelt noch weitere Bahnen im Regionalverkehr eingesetzt werden können.
Gerade einzelne Ergänzungen in Richtung Wiesbaden sind sinnvoll. Immerhin ist Wiesbaden mit rund 285.000 Einwohnern nicht gerade ein Bauernhof. Heute verkehren hier lediglich einzelne Züge. Zudem wird in naher Zukunft die Ahrtalbahn (Wiesbaden – Bad Schwalbach evtl. auch weiter bis auch Diez) wieder in Betrieb genommen. Einzelne Verbindungen nach Wiesbaden würden hier die Fahrzeit entsprechend verkürzen.
Diese optionalen Verbesserungen betreffen zwar auch die Strecke Bingen – Mainz und sind im Rahmen einer Kernsanierung überlegenswert, sind aber unabhängig von dem eigentlichen Vorschlag.
Zusammengefasst:
Mit der Anpassung der Gleise ist ein 3. Gleis zwischen Bingen Hauptbahnhof und dem stark befahrenen Abzweig Bingen-Gaulsheim möglich. Dieses kann einerseits für die kleine Verlängerung der RB35 bis zum Hauptbahnhof Bingen genutzt werden, andererseits zum Ausweichen der RB26 (Koblenz-Mainz) um so Überholungen während dieses Abschnitts problemlos ermöglichen.
Neben Anpassungen an den Weichen und den Signalanlagen, welche mittelfristig sowieso erneuert werden, ist die Infrastruktur weitgehend vorhanden. Lediglich Verschwenkungen der Gleise sind erforderlich. Zwischen der Nahebrücke und dem Gleis 3 in Bingen Stadt fehlen ca. 700m Gleis, die es in der Vergangenheit vermutlich schon gab.
Wichtig in dem Zusammenhang ist, dass keine neue Brücken gebaut werden müssten! Im Rahmen eines neuen Stellwerks bzw. einer Generalsanierung der Strecke, sind die Anpassung mit relativ überschaubarem Aufwand möglich.
Also wirklich flexibel wird eine Dreigleisigkeit dann, wenn das mittlere Gleis in beiden Richtungen genutzt wird. Sprich Gleis 1 und 3 als Durchfahrtsgleise und Gleis 2 bedarfsweise in beiden Richtungen.
Die aktuelle Trassenlage der RB 35 ist ja durch die Umstiege im weiteren Verlauf bedingt und erfordert daher die Kurzwende in Bingen (Stadt). Bei einer Verlängerung nach Bingen Hbf wäre ein weiteres Fahrzeug notwendig. Wäre es nicht sinnvoller, den RE 2 einfach zusätzlich auch in Bingen (Stadt) halten zu lassen? Gefühlt hat die Verbindung auf diesem Abschnitt ja auch einiges an Fahrzeitpuffer.
Gerade der Lückenschluss des dritten Gleis wird aber in die Hafenstraße eingreifen und muss daher eben auch mit städtischen Belangen abgeglichen werden. Was soll denn z.B. mit den BÜ an der Museumsstraße passieren? Ein Neubau wäre dort ja nicht möglich, sprich mit dem dritten Gleis muss eine Unterführung geschaffen werden, hierfür braucht es Planrecht – das ist leider ziemlich unrealistisch, dass dies in die Generalsanierung integriert werden kann.
Erst einmal vielen Dank für den Kommentar.
Anbei meine Antworten:
Punkt 1:
Ausweichgleis nicht Gleis 1, sondern Gleis 2.
Grundsätzlich ist so etwas technisch möglich. Allerdings müsste dann die Regionalbahn immer mindestens ein Hauptgleis kreuzen oder sogar auf dem Hauptgleis in Gegenrichtung in den Bahnhof Bingen Stadt einfahren und das im normalen Betrieb!
Auf einer Hauptstrecke ist das alles andere als sinnvoll. Hier wird dann schon die Einfahrt in den Bahnhof Bingen Stadt für die Regionalbahn zum Problem. Daher ist diese Variante sehr schwer vorstellbar.
Punkt 2:
Kurze Wendezeiten
Aktuell hat die RB 35 alleine zwischen Alzey und Bingen Stadt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 55km/h. Mittelfristig bis langfristig sind hier neue Fahrzeuge nötig. Ob die Strecke elektrifiziert wird oder ob dort irgendwann einmal Akkutriebwagen fahren, ist erst einmal nicht relevant. Dadurch ergeben sich aber neue Möglichkeiten, weil die Fahrzeuge andere Gegebenheiten mitbringen. Wir reden hier über eine Verlängerung von rund 3km!
Schon die Tatsache, dass die RB dann nicht mehr an einem Stumpfgleis einfährt, kann die Einfahrt in den Bahnhof Bingen beschleunigen. Ohne Frage, das wird alleine nicht reichen!
Aber mit neueren Fahrzeugen und vielleicht kleineren Anpassungen, kann das durchaus möglich sein.
Einen zusätzlichen Triebwagen einzusetzen ist nicht sinnvoll. Das sehe ich auch so, weil das viel zu teuer wird und vermutlich wird das zusätzliche Fahrgastaufkommen nicht so hoch sein, dass sich das rechnet.
Einen Halt des RE2 sehe ich auch nicht. Einerseits sollten Regionalexpress-Linien nicht innerhalb von rund 3km, 2x halten und schon gar nicht in einer so „kleinen“ Stadt wie Bingen. Andererseits fährt der RE2 meist nur alle 2 Stunden von Mainz kommend nach Koblenz.
Zusammen mit dem RE 17 gibt es in Bingen Hbf einen Stundentakt nach Koblenz – ohne zusätzliche Leistungen zu bestellen! Die Umsteigezeit ist mit 15 Minuten, in beide Richtungen, gerade noch im Rahmen aber im Vergleich zu heute schon fast optimal.
Punkt 3:
Bahnübergang Museumsstraße
Ich gehe aktuell davon aus, dass die Strecke evtl. noch für ein 3. Gleis gewidmet ist und dieses nur teilweise abgebaut ist. Alleine die Tatsache das hier eine Brücke über die Nahe mit 3 Gleisen vorhanden ist, sollte eigentlich dafürsprechen. Historische Pläne habe ich leider nicht gefunden.
Richtig ist aber auch, sollte das nicht der Fall sein, wird es schwierig, eine Unterführung in kurzer Zeit dort zu bauen. Klar ist aber auch, mittelfristig wird man eine Unterführung benötigen. Alle Bahnübergänge an Hauptstrecken werden nach und nach abgebaut – zurecht wie ich finde. An Autobahnen gibt es auch keine Autobahnübergänge mit Schranken.
Sollte die Strecke nicht (mehr) gewidmet sein, ist es sinnvoll die Vorbereitungen zu treffen, so dass die Gleise schon beim Umbau schon verschwenkt werden. Mir ist bewusst, dass dann alle Züge, für eine gewisse Zeit, die Geschwindigkeit reduzieren müssten.
Nachträglich sind solche Anpassungen nahezu ausgeschlossen. Die Wirtschaftlichkeit ist dann nicht mehr gegeben.
Für die Linie RB 35 ist das schlecht!
In dem Zusammenhang möchte ich auch noch einmal auf einen etwas älteren Vorschlag hinweisen.
https://linieplus.de/proposal/regionalexpress-mannheim-hbf-gruenstadt-alzey-bingen-koblenz-hbf/
Auch dieser Vorschlag sollte u. a. auch eine Entlastung für den Knoten Mainz sein (aber nicht nur). Und auch hierfür wäre ein Umbau im Bereich Bingen sinnvoll. Damals sind allerdings die Generalsanierungen noch kein Thema gewesen.