Beschreibung des Vorschlags
Zur Zeit wird die Hermann-Hesse-Bahn (HHB) zwischen .Weil der Stadt und Calw reaktiviert, 2023 sollen die ersten Züge rollen. Damit wird der Nordschwarzwald direkt an die Region Stuttgart angebunden und eine ärgerliche Lücke im regionalen Bahnnetz geschlossen. Beim Betrieb hat man sich auf ein Stufenkonzept geeinigt: Stufe 1 sieht übergangsweise einen Betrieb mit Dieselfahrzeugen zwischen Calw und Renningen vor, das bedeutet auch, dass man einen Umsteigezwang Richtung Stuttgart hätte.
Währenddessen soll untersucht werden, ob eine Elektrifizierung der Strecke sowie eine Verlängerung der S6 nach Calw wirtschaftlich ist. Hauptargument ist natürlich die Direktverbindung nach Stuttgart. Allerdings hat die Sache meines Erachtens einen Haken: Die S6 ist bereits sehr lang, verspätungsanfällig und überlastet, die Fahrzeit von Calw nach Stuttgart wäre zudem durch die vielen Unterwegshalte unattraktiv. Die S6 hat, anders als die meisten anderen Linien, keinen parallelen Regionalverkehr, der den wichtigsten Städten auf der Strecke; Weil der Stadt, Renningen, Leonberg und Ditzingen; eine beschleunigte Verbindung nach Stuttgart bieten könnte. Da hier der Bedarf endlich erkannt wurde, geht ab September 2022 die HVZ-Express-Linie S62 an den Start, welche zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen verkehrt und statt 9 nur 4 Zwischenhalte aufweist. Allerdings kollidieren ihre Trassen mit denen der HHB, welche daher zur HVZ bereits in Weil der Stadt enden und man dann zweimal umsteigen müsste, um aus Calw z. B. nach Böblingen zu kommen.
Meine Idee ist, eine beschleunigte Zugverbindung zwischen Stuttgart, Leonberg, Weil der Stadt, Calw und Nagold einzuführen. Sowas wurde immer wieder von Verbänden und Bürgerinitiativen gefordert (siehe z. B. hier oder hier), die Idee würde ich gerne etwas konkretisieren. Dieser Vorschlag ist übers Ziel hinausgeschossen, denn aus Calw will man eher nach Stuttgart als ins Strohgäu, außerdem sind die vielen Tunnel wahrscheinlich nicht finanzierbar.
Man würde aus Calw eine wirklich attraktive und zum Auto konkurrenzfähige Fahrzeit in die Region Stuttgart schaffen, sowie die S6 sehr entlasten (das hat sie auch nötig). Die S62 wäre dann ebenfalls überflüssig. Führt man den Metropolexpress (MEX) weiter nach Nagold, ergäben sich Reisezeitverkürzungen von dort in die Bereiche im Norden und Westen der Region Stuttgart. Außerdem ist der Nordschwarzwald touristisch auch für Stuttgarter interessant. Es gibt also ausreichend Bedarf. Ganz nach dem MEX-Prinzip ist die Linie zwischen Nagold und dem S-Bahn-Netz von einer dichten Haltefrequenz geprägt, um möglichst viele Menschen mitzunehmen, ab Weil der Stadt geht es nur mit wichtigsten Unterwegshalten nach Stuttgart. Laut Wikipedia ist geplant, 5 der 6 geplanten MEX-Linien in Stuttgart Hbf enden zu lassen. Wahrscheinlich wird man diese Züge aber irgendwohin durchbinden, da Endungen im neuem Tiefbahnhof aus Kapazitätsgründen ausgesprochen ungünstig sein werden. Da drängt sich ein weiterer MEX-Ast also förmlich auf.
Die Strecke zwischen Nagold, Calw und Weil der Stadt muss dazu elektrifiziert werden. Es werden 8 neue Haltepunkte gebaut und 6 weitere umgebaut. Alle Haltepunkte und punktuell die Strecke werden zur betrieblichen Stabilität zweigleisig ausgebaut. In Nagold Stadtmitte müsste eine Kehrmöglichkeit für die dort endenden Züge geschaffen werden.
Der neue Halt Emmingen (der sogar schon mal existierte, siehe Straßenname) ermöglicht Emmingen, Pforndorf, Ebhausen, Mindersbach, Rotfelden und Ebershardt, also insgesamt über 7000 Ew, eine schnellere Erreichbarkeit der Züge nach Calw. Hier wäre ein großer P+R ideal.
In Calw ist die Situation etwas verzwickt: Der ehemalige Bahnhof, der am Abzweig der Strecke nach Weil der Stadt liegt, ist sehr weit weg von der Stadt. Am aktuellen Bahnhof liegt die Strecke bereits 10 Meter über der Strecke nach Pforzheim. Allerdings wäre es denke ich möglich, einen Bahnsteig in den Berg hinein zu bauen. Das würde ich bevorzugen. Falls das zu aufwändig sein sollte, könnte man auch einfach den alten Bahnhof reaktivieren.
Hirsau Ost dient der direkten Erreichbarkeit von über 2000 Ew. Hier wäre auch die Einrichtung einer Buslinie sowie P+R sinnvoll, wobei hier letzteres aufgrund der Hanglage kompliziert werden könnte.
Die zwei Halte in Heumaden bieten einerseits Kreiskrankenhaus, zwei Schulen und ein Wohngebiet, anderseits Wohngebiete, Kaserne und Anschluss nach Stammheim.
In Althengstett und Ostelsheim wird je einmal gehalten. Weil der Stadt Süd bindet den Ortskern an, der Bahnhof liegt sehr weit nördlich.
Weil der Stadt, Renningen und Leonberg sind als S-Bahn-Endpunkt, Umsteigepunkt bzw. bedeutende Mittelstadt als MEX-Halt gesetzt. Ditzingen hat über 24000 Ew, viele Arbeitsplätze und einen nicht kleinen ZOB. Eine Buslinie nach Korntal über das Weilimdorfer Industriegebiet (über 20000 Beschäftigte) ist einzurichten. Falls nötig, kann man das ehemalige Gleis 1 reaktivieren.
Korntal-Münchingen hat zwar knapp 20000 Einwohner, allerdings nicht mehr. Die Strohgäubahn wäre zwar ein Frequenzbringer, allerdings ist es aus Heimerdingen, Hemmingen oder Schwieberdingen sehr umwegig, Richtung Calw erstmal mit der Bahn nach Korntal, anstatt mit dem Bus nach Ditzingen oder Leonberg zu fahren. Richtung Stuttgart ist die Fahrzeitverkürzung gegenüber der S-Bahn mit ca. 4 min nicht nennenswert. Da in den Tagesrandlagen (und sonntags) die Busse oft nicht fahren wäre zu diesen Zeiten ein Halt in Korntal wünschenswert
In Zuffenhausen kann man Richtung Ludwigsburg und zahlreichen weiteren Destinationen im Norden (wenn alle anderen Regios hier auch halten) umsteigen. Meines Erachtens ist ein genereller Regionalzughalt hier überfällig. Um eine Verbindung von Neuwirtshaus zu den Ferngleisen zu ermöglichen, müsste der Bahnhof umgebaut werden. Das ist hier detailliert dargestellt.
Streckenverlauf (Fahrzeitverlängerungen durch Trassenkonflinkte sind nicht berücksichtigt)
00 Nagold Stadtmitte
02 Nagold
05 Emmingen
12 Wildberg
19 Bad Teinach/Neubulach
23 Calw
26 Hirsau-Ost
30 Heumaden-West
33 Heumaden-Ost
37 Althengstett
41 Ostelsheim
45 Weil der Stadt Süd
48 Weil der Stadt
51 Malmsheim
53 Renningen
58 Leonberg
63 Ditzingen
(67) Korntal
69 (71) Zuffenhausen
76 (78) Stuttgart
Fahrzeitverkürzung
Calw-Stuttgart alt: 64 min (HHB) neu: 53 min (-17%)
Emmingen-Stuttgart alt: 85 min (501+X77+RB14) neu: 71 min (-17%)
Nagold-Renningen alt: 61 min (RB74+S1+S60) neu: 51 min (-17%)
Ludwigsburg-Nagold alt: 94 min (S5+S1+X77) neu: 77 min inkl. Umstieg (-18%),
Nagold-Leonberg alt: 75 min (RB74+HHB+S6) neu: 56 min (-25%)
Leonberg-Stuttgart alt: 26 (S6) neu: 18 min (-31%)
Weil der Stadt-Stuttgart alt: 41 (S6) neu: 28 min (-32%)
Weil der Stadt Süd-Renningen alt: 15 (766+S6) neu: 5 Minuten (-66%)
Nicht profitieren würde Nagold-Stuttgart, die Fahrzeit wäre mit X77+RB14 rund 15 Minuten schneller. Allerdings ist das ja nicht die Hauptintention des Vorschlags. Für Nagold zielführender wäre eine Neubaustrecke nach Herrenberg, auf die die S1 verlängert wird.
Bei Realisierung müsste man das S-Bahn-Konzept auf der Württembergischen Schwarzwaldbahn neu ordnen, um Parallelverkehr zu vermeiden und (endlich) diesem lästigen Kuppeln in Renningen ein Ende zu setzen:
Die S60 wird zur eigenständigen Linie und verkehrt alle 30 Minuten auf ihrem gewohnten Linienweg, allerdings mit Langzügen. Hierfür müssen die Haltestellen zwischen Renningen und Böblingen ausgebaut werden.
Die S6 verkehrt ebenfalls auf ihrem gewohnten Linienweg, wird aber um eine Haltestelle verlängert und fährt alle 30 Minuten. Zwischen Stuttgart und Renningen ergänzen sich S6 und S60 also zum T15. Durch Überlagerung mit dem MEX entsteht in Weil der Stadt ein leicht verzogener T15. Ein glatter Takt ist hier nicht möglich, da der MEX in Renningen die S60 überholen und deshalb etwas früher losfahren muss.
Falls der Ergänzungsbahnhof in Stuttgart gebaut wird, würde sich natürlich auch dieser anbieten.
Klingt ja soweit echt gut, habe noch eine Frage: Die Strohgäubahn endet ja in Korntal. Ich kenn die jetzt nicht wirklich, aber wenn man die bis Zuffenhausen wenigstens verlängert sollte das mit dem 20000 Einwohnern ja kein Problem mehr sein, oder? Betrifft diesen Vorschlag natürlich weniger, ich glaube das wurde auch schon im Bahnhof Zuffenhausen-Thema diskutiert.
Anderes noch: Wenn die MEXe nicht durchgebunden werden sollen, wäre es dann nicht auch möglich, die in die geplante Zusatzstation am Hbf zu schicken? Ich weiß jetzt nur nicht aus dem Kopf wo die herkommen, ob man von da aus überhaupt gut zur Ersatzstation kommen würde.
Klingt ja soweit echt gut
Vielen Dank
Ich kenn die [Strohgäubahn] jetzt nicht wirklich, aber wenn man die bis Zuffenhausen wenigstens verlängert sollte das mit dem 20000 Einwohnern ja kein Problem mehr sein, oder?
Das wurde vor rund 15 Jahren untersucht. Ergebnis: Nicht genügend Nachfrage. Nicht zuletzt durch die Buslinien 501-503, welche eine schnellere Verbindung nach Zuffenhausen ermöglichen. Sicherlich sind im Vergleich zu damals die Fahrgastzahlen gestiegen, man müsste das wohl neu untersuchen. Voraussetzung wäre allerdings, dass die S62 das Wendegleis in Feuerbach räumt, durch Verlängerung oder Einstellung zugunsten eines MEX.
Anderes noch: Wenn die MEXe nicht durchgebunden werden sollen, wäre es dann nicht auch möglich, die in die geplante Zusatzstation am Hbf zu schicken?
Natürlich, aber ich wollte mich nur an Projekten orientieren, die fest beschlossen sind
Ich habe mal die Busanbindungen der Orte entlang des Strohgäubahn nochmal genau angeschaut und habe festgestellt, dass sie nicht ganz so rosig sind wie ich dachte: Lediglich Weissach bzw. Heimerdingen hat eine gute Anbindung an Leonberg. bzw. Ditzingen, letzteres liegt wohl daran, dass Heimerdingen ein Stadtteil Ditzingens ist. Schwieberdingen hat sogar gar keine Busverbindung Richtung Südwest.
Damit wächst das direkte Einzugsgebiet Korntals auf rund 39.000 Einwohner (Korntal-Münchingen, Schwieberdingen, Hemmingen), hingegen hat Ditzingen rund 42.000 Einwohner (Ditzingen, Gerlingen). Was meint ihr, würde sich ein zusätzlicher Halt in Korntal lohnen? Zumindest für die Tagesrandlagen habe ich ihn mal hinzugefügt.