3 Kommentare zu “NBS Oberhausen – Arnheim (SFS Korridor Niederlande – Deutschland, 300 km/h)

  1. Du hast den Vorschlag richtig gut ausgearbeitet, das hat sicher viel Zeit und Mühe gekostet. Tolle Sache! Das nötigt einem schon einiges an Respekt ab.

    Inhaltlich bin ich persönlich dann leider nicht so ganz überzeugt, dass man hier eine 300 km/h-NBS braucht. Wie du ja herausarbeitest, ist die Relation besonders im Güterverkehr wichtig und das spricht eigentlich für eine gut ausgebaute, „normale“ Mischverkehrstrecke. Gerade durch die Kombination von Kurvenradien, die für 300 km/h geeignet sind *und* güterzugtauglichen – also niedrigen – Steigungen wird man in der Trassierung doch arg eingeschränkt und es wird sicher der ein oder andere zusätzliche Tunnel nötig.

    Dazu kommt, dass Arnheim ja kein Knoten im Deutschlandtakt sein muss. Die Fahrzeit des Fernverkehrs auf genau 30 min zu senken, ist nicht so wichtig. Würde man die Streckenhöchstgeschwindigkeit weitgehend auf 200 km/h erhöhen, was ja nach dem Ausbau ohne allzu große Umstände möglich sein soll, wären sicher 45-50 min erreichbar, man wäre immer noch recht schnell unterwegs.

    Fast alle Güterzüge auf die NBS zu leiten würde den dreigleisigen Ausbau des Bestands (mit modernem Lärmschutz und Aufhebung aller BÜ) ad absurdum führen. Mischverkehr von HGV und Güterzügen ist erfahrungsgemäß nicht der Königsweg.

    Deine Kapazitätssorgen finde ich berechtigt, allerdings muss man anmerken, dass der aktuelle Seehafenhinterlandverkehr die Betuweroute nicht völlig auslastet. Diese ist aktuell eher etwas überdimensioniert.

    Vor allem gäbe es naheliegendere Möglichkeiten, Gütermehrverkehr auf der Betuweroute aufzunehmen:

    So könnten zusätzliche Güterzüge auch über Kleve und Geldern fahren, sofern man dieser Strecke endlich wieder ihr zweites Gleis spendieren und sie elektrifizieren würde. Das geschähe wahlweise über Nimwegen oder eine neue Rheinbrücke bei Elten – wo früher bereits ein Trajekt war. Selbst letztere wäre deutlich günstiger als eine NBS.

    Und da ist dann noch der eingleisige Abschnitt zwischen Viersen und Kaldenkirchen, der auch lange schon einen Ausbau gerechtfertigt hätte. Die Niederlande errichten gerade eine Verbindung zwischen der Betuweroute und der Strecke nach s’Hertogenbosch bzw. Venlo.

    1. Vielen Dank fürs Lob! Habe mir in der Tat wirklich Mühe gegeben 🙂

      Womöglich habe ich mich nicht ganz richtig ausgedrückt, nämlich liegt mein Hauptziel dabei, die ICEs zu beschleunigen, aber auch gleichzeitig dem Kapazitätsproblem Abhilfe zu schaffen. Dass Arnheim und Oberhausen nicht passend zu Taktknoten verbunden werden müssen ist schon klar, ohnehin wäre die reale Fahrtzeit wahrscheinlich bei 32, was nichtmal ausreicht als wirklicher „Halbstundensprung“. Viel mehr geht es mir darum so viel Zeit rauszuholen wie möglich, um dem Luftverkehr zwischen FRA/STR und AMS zu konkurrieren, weshalb ich ungern die Trasse nur auf 200 beschränken würde. Ich sage mal bis 250 wäre ich noch bereit runterzugehen, weiter aber nicht.

      Bei 250 würde die Fahrzeitgewinnung nämlich statt 22 Minuten (Fahrplanzeit, nicht Kantenzeit) nur noch bei rund 16 Minuten liegen. Natürlich immernoch gut, aber meine jetzt eingezeichnete Trassierung sollte eigentlich an allen Stellen die erwünschten 300 hergeben UND auch steigungsmäßig für den GV in Ordnung sein – ist ja schließlich eine beinahe topfebene Landschaft. Aber auch bei 250 werde ich nicht davon abweichen, dass eine NBS hier durchaus seinen Platz findet und sich lohnt.

      Zum Vergleich, die NBS Ulm – Augsburg wird gerademal 15 Minuten einsparen und dass sie gebaut wird steht ja auch außer Frage. Man mag argumentieren, dass auf der Relation mind. dreimal so viele ICEs fahren wie Richtung NL, allerdings dient die Trasse Oberhausen – Arnheim nunmal vorwiegend dem Güterverkehr, zwar mit dem Ziel der Fahrzeitverkürzung auf der Relation, aber eben auch besonders um neue Kapazitäten zu schaffen. Nicht zu vergessen dass meine SFS bzw NBS um Welten günstiger sein müsste, da landschaftsbedingt eben nicht einmal halb so viele Tunnelkilometer und allgemein weniger Bauwerke nötig sein werden. Ich könnte noch weiter das Ohr abschwafeln von wegen wie die Anwohner weniger Bahnlärm bei einer NBS hätten blablabla und der Nahverkehr nach Emmerich kann ausgeweitet werden x y z – aber ich kann diese Argumente selber nicht mehr hören (:

      Was Kleve angeht bezweifle ich, dass dort eine wirklich gute Verbindung gebaut werden kann. Richtung Elten stehen da heute schon Wohnhäuser und Richtung NL würde es eingleisig sein zum großen Teil, auch der Umweg über Viersen kann einer leistungsfähigen NBS nicht das Wasser reichen.

      1. Also dass die von dir gezeichnete 300 km/h-Strecke die beste Option für den schnellen Fernverkehr wäre, denke ich ja auch. Problem ist ja nur, dass die Fernverkehrsnachfrage nicht so groß ist.

        Meiner Meinung nach werden wir auch langfristiger gedacht über 1,5 Züge pro Stunde nicht wirklich hinauskommen. Aber nur diese Züge können die 250 bzw. 300 km/h ja wirklich gebrauchen. Daher meine Skepsis: Welche der Schnellfahrstrecken, die der D-Takt so voraussetzt, werden nur von 1 oder 1,5 Zügen/h genutzt? Meist werden eher 3 oder 4 Züge/h angenommen. Frankfurt-Mannheim soll von 7,5 Zügen/h befahren werden! Selbst die Strecke über Bad Hersfeld bekommt 2,5 Züge/h und ist ja auch eher kurz und nicht so schnell.

        Versteh mich nicht falsch, ich wäre auch gerne schneller in Amsterdam und irgendwann sollte man diese grenzüberschreitende Verbindung auch im HGV vielleicht schaffen.

        Aber ich kann verstehen, dass man erstmal an innerdeutsche Strecken denkt und für den Niederlande-Verkehr eine Hochleistungs-ABS mit der Option auf 200 km/h vorsieht. Man darf auch nicht vergessen, dass die Züge in den Niederlanden aktuell ohnehin eher nur 130-140 km/h fahren. Auch politisch wäre es glaube ich schwer zu vermitteln, wenn Deutschland all diese Investitionen in schnellen Fernverkehr tätigen würde, nur damit die ICE hinter Elten im RE-Tempo nach Utrecht bummeln. Man müsste da gemeinsame Investitionen koordinieren und ich denke in den Niederlanden stünde selbst dann nichts ambitionierteres als ein Ausbau des Bestands für 200 km/h überhaupt zur Rede.

        Was Kleve angeht bezweifle ich, dass dort eine wirklich gute Verbindung gebaut werden kann. Richtung Elten stehen da heute schon Wohnhäuser und Richtung NL würde es eingleisig sein zum großen Teil, auch der Umweg über Viersen kann einer leistungsfähigen NBS nicht das Wasser reichen.

        In Kleve würde man im Fall der neuen Rheinquerung erstmal der Strecke nach Nimwegen folgen und dann Richtung Fluss nach Norden umschwenken, das ginge schon noch. In der Stadt selbst bräuchte man bestimmt aus Lärmschutzgründen einen Tunnel. Die Sache ist eben die, dass die Linksniederrheinische Strecke schon angesichts der aktuellen Fahrgastnachfrage ihr zweites Gleis und Oberleitung bekommen sollte – das würde eben nur ein Teil des Seehafen-Güterverkehrs ganz opportunistisch mitnutzen.

        Was die Strecke über Viersen angeht, so ist diese für Fracht mit Ziel Köln, Frankfurt, Mannheim oder Basel gar kein wirklicher Umweg. Man würde natürlich Züge mit Ziel Hannover oder Ruhrgebiet weiter über Oberhausen fahren lassen.

        Naja, ich mache mir ja auch nichts vor: Den Mut, einen echten Ausbau der Linksniederrheinische Strecke durchzusetzen – auch wenn das zwei, drei dutzend Güterzüge am Tag bedeutet, hat kein Politiker. Halbwegs realistisch ist noch die Zweigleisigkeit Viersen-Kaldenkirchen.

        Ich nenne die Optionen einfach, weil sie eben den Mehrverkehr deutlich günstiger aufnehmen könnten als die NBS. Mit dem Abstrich, dass sie dem schnellen Fernverkehr nicht helfen.

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