Beschreibung des Vorschlags
Liechtenstein mag klein sein, hat es beim Thema Fernverkehr aber auch für bescheidene Verhältnisse ziemlich undankbar erwischt.
Die eingleisige Bahnstrecke Feldkirch – Buchs SG benötigt eine große Rundfahrt um Feldkirch herum und ist durch den internationalen Verkehr Schweiz-Österreich gut gefüllt, wobei die Fernlinien in Liechtenstein nicht halten. Ohne Richtungswechsel ist zudem nur Verkehr Richtung Altstätten – St. Margarethen und Bludenz – St. Anton (Arlberg) möglich. Da auch am anderen Bahnübergang AT – CH zwischen Lustenau und St. Margarethen eine entsprechende Verbindungskurve fehlt, ist ohne Richtungswechsel keine Nord-Süd-Linie (Lindau) – Bregenz – Chur möglich, sei es über Feldkirch oder Buchs.
Dies mag nach keinem großen Problem wirken, schränkt den möglichen Bahnverkehr aber signifikant ein. Nicht nur im Güter-, sondern auch im Personenfernverkehr. EC-Garnituren fahren in DE, AT und CH (fast) immer ohne Steuerwagen, müssen zum Wenden also die Lok wechseln und fallen damit effektiv, haha, flach. ICE/ICN-Garnituren werden sich kaum in die Gegend verirren, bleibt nur der Railjet als Wendezug. Auch dieser kommt aber nicht über die Tosters-Rundfahrt im Schneckentempo und den Zwangsstop im an sich wenig signifikanten Buchs SG herum.
Das Wendeproblem gilt natürlich auch für den Güterverkehr, der zumindest in der Schweiz mit beeindruckendem Willen zurück auf die Schiene gebracht werden soll.
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Mit diesem Projekt soll das kleine Fürstentum endlich brauchbar in den Fernverkehr des Vierländerecks am Hochrhein integriert werden. Aufgedröselt wird das in drei Teilprojekte, Herzstück ist dabei ein etwa 2,5 km langer Grenztunnel von Feldkirch/AT nach Tisis/FL.
A: Tunnel Feldkirch Bahnhof – Tisis (FL) – Schaffung eines Südeinlaufes in den Bahnhof Feldkirch mit Umgehung der Nordkurve. Der Bahnsteig am Südende von Feldkirch scheint bestenfalls für Fracht sein und kann wohl für das Tunnelportal an den Kehrgleisen etwas verkürzt werden. Nach der Unterfahrung von Feldkirch kommt die zweigleisige Strecke bei Tisis wieder zum Vorschein.
(Disclaimer: nicht meine Idee, entsprechende Vorschläge zu einen Feldkirchner Tunnel gab es auch schon von anderen Stellen)
B: Zweigleisiger Ausbau Tisis – Grenze FL/CH – Um die Streckenbelastbarkeit zu erhöhen, kommt man um einen zweigleisigen Ausbau der Liechtensteiner Bahn nicht herum. Damit sollte auch wieder ein ordentlicher Regionalverkehr möglich werden, der aufgrund der hohen Fern/Güterbelastung bisher nicht nach Takt verkehren kann. Der Ausbau ist bis auf die Ortsdurchfahrt von Schaan problemlos umsetzbar. In Schaan/Vaduz wäre ein drittes Bahnhofsgleis zwar hart, aber wünschenswert. Ich flache zwar einige Kurven ab, dies soll aber nicht HGV bedeuten. Ein entsprechender Ausbau wäre aufgrund der kurzen Distanzen zwischen den Bahnhöfen recht witzlos, Hauptbahnkriterien sollen aber soweit wie möglich erfüllt werden.
C: Zweigleisiger Ausbau Rheinbrücke – Weite/Wartau mit Umfahrung von Buchs SG – Damit wird die letzte eingleisige Lücke nach Süden geschlossen, ab Weite-Wartau beginnt nach Sagrans die Doppelspur. Zudem muss nun für den südwärtigen Verkehr nicht mehr in Buchs gewendet werden. So können mehr Züge anstelle über St. Margarethen und den rappelvollen Bahnhof Winterthur, sondern südlich über die linksufrige Zürichseebahn westwärts durch die Schweiz geleitet werden.
Für den Güterverkehr wären südlich von Buchs ein paar Abstellgleise zu errichten. Dies ist aus Zollgründen wichtig, da die Schweiz nicht Teil der EEA ist.
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Die Südkurve bei Buchs wäre natürlich primär etwas für den Güterverkehr, aber auch der Fernverkehr soll diese nutzen. Buchs SG ist eigentlich nur aus betrieblichen Gründen ein nennenswerter Halt, die Fernhalte sollen nach Schaan-Vaduz für Liechtenstein verlegt werden. Neben den bereits bestehenden Railjet Wien – Salzburg – Innsbruck – Feldkirch – Zürich werden so z.b. EC-Linien aus Deutschland über Lindau – Bregenz – Vaduz – Sagrans nach Chur, Pfäffikon oder Luzern möglich. Der wegfallende Verkehr für Buchs SG kann durch das S-Bahn FL.A.CH-Projekt aufgefangen werden, durch einen vernünftigen Regionalverkehr St. Margarethen – Buchs – Schaan – Feldkirch.
Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die politische Komplexität. Österreich/Vorarlberg, das Fürstentum Liechtenstein und die Schweiz/Kanton St. Gallen sind direkt von diesem Projekt betroffen. Indirekt sind auch die Auswirkungen auf die Zulaufstrecken in Bayern, Baden-Württemberg, Tirol sowie den Kantonen Glarus und Graubünden zu berücksichtigen.
Ich finde die Idee sehr gut. Ich hatte auch schon eine ähnliche Vorstellung von einer besseren Anbindung des Fürstentums.
Um von der Tunneleinfahrt bei Feldkirch unter der Ill hindurch zu kommen, müsste es auf etwa 500 m Strecke ca. 30 m in die Tiefe gehen. Das ist schon sehr steil. Hast du das berücksichtigt?
Nicht so genau, zugegeben. Aber: Wie kommst du auf 30m Höhenunterschied? Meine Tunnelrampe beginnt auf ~460 Höhenmetern, der Ill scheint mir nicht nennenswert tiefer zu liegen. Bei einem solchen Gebirgsfluss kann auch nicht von einer sonderlichen Tiefe der Flussohle ausgegangen werden-