Beschreibung des Vorschlags
Wichtiger Hinweis vorab:
In der Karte dargestellt ist nur das Streckengleis für die Fahrtrichtung Severinstraße -> Barbarossaplatz. Eine höhenfreie Gleisverbindung für die Gegenrichtung existiert bereits.
Tipp: Wenn Sie in der Karte oben rechts auf die drei Punkte klicken und die Satellitenbilder einschalten, ist die genaue Lage der Gleise besser nachvollziehbar.
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Ich habe auf dieser Plattform einige Vorschläge gefunden, das Gleisdreieck Poststraße höhenfrei auszubauen, um eine Stadtbahn-Linie aus Richtung Klettenberg in Richtung Deutz führen zu können. Manche Vorschläge beschäftigen sich mit der Linienführung (u.a. hier und hier), andere Vorschläge beschreiben, wie genau das Gleisdreieck ausgebaut werden können (hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier). Letztere sind alle als Tunnel geplant. Tunnellösungen sind allerdings sehr teuer und haben lange Planungs- und Bauzeiten. Außerdem müsste während der Bauarbeiten der Betrieb am Gleisdreieck für die bestehenden Linien wohl sehr lange unterbrochen werden.
Vor ein paar Tagen bin ich mit dem Fahrrad über die Straße Rothgerberbach gefahren („Bach“ ist absolut paradox für diese 5-spurige Betonwüste – als Fahrradfahrer schließt man da mit seinem Leben ab 😅). Dabei ist mir aufgefallen, wie viel Platz dort oberirdisch ist. Da kam mir die Idee: Warum baut man die fehlende Gleisverbindung in Ost-West-Richtung nicht einfach oberirdisch? Schließlich wäre das genauso höhenfrei wie ein Tunnel in Ebene -2.
Herausgekommen ist mein Entwurf für eine 850m lange eingleisige, rein oberirdische Verbindungsstrecke. Der Abzweig an der Severinstraße erfolgt vor der Tunnelrampe im Bereich des heutigen Treppenaufgangs. Dieser Treppenaufgang fällt weg und wird durch eine neue, barrierefreie Lösung ersetzt. Verlaufen soll die Strecke dann in den Straßen Perlengraben, Rothgerberbach und Neue Weyerstraße jeweils im Bereich der innenliegenden KFZ-Fahrspur, die für den KFZ-Verkehr wegfallen (warum der Wegfall kein Problem ist: siehe unten). Oberleitungsmasten können im existierenden Grünstreifen stehen. Am Barbarossaplatz fädelt die Verbindungsstrecke zwischen der Tunnelrampe und der Haltestelle wieder in die Bestandsstrecke ein.
Linienkonzept
Die Stadt Köln plant gerade eine neue Straßenbahnstrecke über die Deutz-Mülheimer-Straße, die an die Linien 3 und 4 anknüpft. Eine genaue Vorstellung wo die neue Linie dann ab Deutz dann weiterfahren soll scheint es nicht zu geben – mit der aktuellen Infrastruktur ist die einzige Möglichkeit den Slot im Innenstadt-Tunnel zu übernehmen, den die Linie 16 nach Fertigstellung der Nord-Süd-Stadtbahn frei macht. Eigentlich wollte man aber mit der Nord-Süd-Stadtbahn eine Entlastung des Innenstadttunnels erreichen – die wäre dann aber direkt wieder hinfällig.
Umso wichtiger wäre daher die schnelle Umsetzung der neuen Verbindungsstrecke! Ich schlage daher folgende Linienführungen vor:
Linie 3: Görlinger Zentrum <-> Ehrenfeld <-> Bf. West <-> Friesenplatz <-> Neumarkt <-> Severinstr. <-> Bf. Deutz <-> Deutz-Mülheimer-Str. <-> Mülheim Wiener Platz <-> Keupstr.
Linie 4: unverändert (sauberer 5-Minuten-Takt auf dem gemeinsamen Abschnitt mit der Linie 3)
Linie 19: Klettenbergpark <-> Barbarossaplatz <-> Severinstr. <-> Bf. Deutz <-> Frankfurter Str. <-> Holweide <-> Thielenbruch
(alle Linien im 10-Minuten-Takt)
Warum keine Haltestelle Poststraße?
Der Preis für diese extrem günstige Variante ist der Verzicht auf die Haltestelle Poststraße. Da die existierende Gleisverbindung vom Barbarossaplatz in Richtung Severinstraße im Tunnel liegt, wäre eine Haltestelle dort nur mit Eingriffen in das Tunnelbauwerk realisierbar. Einen Bahnsteig nur in Richtung Barbarossaplatz halte ich auch nicht für sinnvoll.
Warum ich die Haltestelle für verzichtbar halte, zeigt das Beispiel Appellhofplatz: Die Haltestelle Appellhofplatz/Zeughaus der Linie 5 ist mit großem Abstand die am wenigsten genutzte Tunnelhaltestelle Kölns. Wer nicht zu einem Ziel fahren möchte, was nur von der Linie 5 bedient wird, nutzt die Haltestelle Appellhofplatz/Breite Str. der Linien 3, 4, 16 und 18, da dort die Bahnfrequenz viel höher ist. Im Fall Poststraße wäre das noch extremer: Außer zwei Haltestellen in Buchforst gäbe es keine Haltestelle an der Linie 19, die nicht auch mit den Linien an der existierenden Bahnsteigen der Haltestelle Poststraße erreichbar wären. Umsteiger würden wahrscheinlich auch eher bahnsteiggleich an der Haltestelle Severinstraße oder Barbarossaplatz umsteigen, anstatt an der Poststraße Treppen und Wege gehen zu müssen. Eine Haltestelle Poststraße an der Linie 19 wäre also aller Wahrscheinlichkeit nach ein ziemlicher Geisterbahnhof.
Warum der Wegfall der KFZ-Spuren hier kein Problem ist
Auf dieser Plattform muss ich wahrscheinlich keinen großen Aufschrei beim Thema Wegfall von KFZ-Spuren befürchten, im Stadtrat von Köln müsste ich das aber je nach Partei im Zweifel schon. Daher hier noch die Analyse des existierenden Straßenraums:
- Straße Perlengraben: Der Verkehr kommt auf zwei Spuren von der Severinsbrücke. Danach zweigt Verkehr zunächst auf die Rheinuferstraße ab, dann auf die Tel-Aviv-Straße. Im Gegenzug kommen keine Fahrzeuge dazu, der Verkehr wird also deutlich weniger. Trotzdem öffnet sich hinter der Brücke Tel-Aviv-Straße eine dritte KFZ-Spur – genau dort wo die neue Verbindungsstrecke beginnen soll. Drei KFZ-Spur sind hier eindeutig nicht notwendig. Daher werden die beiden inneren Spuren auf die beiden äußeren verschwenkt, sodass die innerste Spur für das neue Stadtbahngleis entfallen kann.
- Straße Rothgerberbach/Neue Weyerstraße: In Richtung Barbarossaplatz verlaufen aktuell drei KFZ-Spuren, vom Barbarossaplatz weg verlaufen zwei KFZ-Spuren. Da vom Barbarossaplatz weg aktuell bereits sehr selten Stau ist, sehe ich keinen Grund, warum in der Gegenrichtung drei Spuren nötig sein sollten. Die innenliegende Spur kann daher entfallen. Westlich der Friedrichstraße kann die dritte Spur bleiben, damit steht auch weiterhin mehr als genug Aufstellfläche vor der Kreuzung mit den Ringen zur Verfügung.
- Wegfallen müsste der Linksabbieger-Streifen Rothgerberbach -> Am Weidenbach. Bei der Straße Am Weidenbach handelt es sich allerdings um eine verkehrsberuhigte Fahrradstraße, daher halte ich den Wegfall hier eindeutig für vertretbar.
Fazit
Den Ausbau an dieser Stelle halte ich für eine absolute Low-Hanging-Fruit. Für den Preis einer eingleisigen, 850m langen Stadtbahnstrecke ohne große Eingriffe in den Straßenraum und ohne zusätzlichen Flächenverbrauch könnte hier eine komplett neue Linie realisiert werden. Außerdem könnte dafür gesorgt werden, dass der Innenstadttunnel ab der Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn tatsächlich entlastet wird anstelle ihn gleich wieder mit einer neuen Linie zu belegen. Ich hoffe der Nutzen-Kosten-Index geht durch die Decke 🙂
Hi capybara,
Sehr guter Vorschlag, ich würde ihn aber noch ergänzen:
Man kann hiermit nicht nur den Innenstadttunnel entlasten, sondern auch die Ost-west Achse. Egal ob diese oberirdisch, oder unterirdisch ausgebaut wird, wird eine Streckensperrung notwendig sein.
Führe doch dein Gleis (und ein zweites Gegengleis) durch die Friedrichsstraße zum Züricher Platz.
Für Bauarbeiten oder zur Entlastung wäre dann noch folgendes möglich:
Linie 9: Sülz Hermeskeiler Platz <->… <-> Universität <-> Dasselstr.
/ Bf Süd<->Züricher Platz <->Severinstraße <->Suevenstr. <->Deutz-
Kalker Bad (Fachhochschule) <-> … <->Königsforst
In der HVZ könnte die Linie 9 dann im T5 zwischen Sülz Hermeskeiler Platz und Züricher Platz verkehren, über den Neumarkt im T10 und über die Severinstraße auch im T10. Dann kann die Linie 1 im T4/4/2 , die Linie 7 im T4/6 und die Linie 9 im T10 auf der Ost-West Achse verkehren
Die Problematik, dass dabei zwei Haltestellen mit Hochflur Bahnsteigen angefahren werden lässt sich durch leichte Umbauten lösen.
Was hältst du davon ?
Vg Geomaus007
Nur damit diese Haltestellen dann in der Regel gar nicht angefahren werden? Und wo sollen diese Bahnsteige denn überhaupt gebaut werden? Die Haltestelle Severinstraße liegt zwischen der Rampe zum Tunnel und der Rampe zur Brücke, die Haltestelle Suevenstraße liegt zwischen der Rampe zur Brücke und einem straßengebundenen Abschnitt ohne Platz für neue Bahnsteige.
Außerdem müsste für deinen Vorschlag eine neue Verbindungskurve am Barbarossaplatz entstehen, die aber von der derzeitigen Lage der Haltestellen her nicht machbar ist, insbesondere weil die Gleise beim Umbau auf Hochflurbahnsteige in zwei Jahren etwas tiefer gelegt werden sollen. Eine Führung über die nördliche Neue Weyerstraße würde das Einfahren in den Tunnel nicht erlauben. Außerdem bräuchte es eine weitere Ampelphase am Barbarossaplatz, sodass an dieser Kreuzung noch mehr Verspätung entstehen würde als dies bereits heute der Fall ist.
Stattdessen sieht es ja zum Glück gerade so aus, als ob es auf der Ost-West-Achse langfristig doch zwei Strecken geben wird. Warum sollte man dann eine Linie so einen Umweg fahren lassen?