Anstatt Stilllegung: Verlängerung RB74 nach Putlitz und Warin

 

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Beschreibung des Vorschlags

Die RB74 in ihrer heutigen Form krankt an vielen Problemen, allen voran der fehlenden Umsteigemöglichkeiten außerhalb von Pritzwalk. Sie dient somit faktisch als reine Zubringerlinie zu einer Stadt mit knapp über 11.000 Einwohnern anstatt als Querverbindung zwischen Knotenpunkten im erweiterten Einzugsbereich von Berlin. Zudem gibt es auf der Strecke der RB74 mehrere Halte, die für den Pendelverkehr ungünstig liegen, und dafür einige Orte, an denen gar nicht gehalten wird, obwohl dort mehrere tausend Menschen wohnen.

So ist es leider auch wenig verwunderlich, dass diese Linie (zusammen mit der RB73) Ende dieses Jahres eingestellt werden soll. Diese Entscheidung ist jedoch nicht der richtige Weg, gerade in Anbetracht des Potenzials, welche eine verbesserte RB74 aufweisen würde. Dieses Potenzial soll in diesem Vorschlag herausgestellt werden, allen voran die Anbindung an die Relation Rostock – Schwerin sowie die Reaktivierung der Strecke von Pritzwalk nach Prignitz.

Generelles Konzept

Dieser Vorschlag umfasst drei aufeinander folgende Ausbaustufen. Diese sind so konzipiert, dass sie mit der am einfachsten umsetzbaren Stufe anfangen und bei einer Art „Ideallösung“ enden. So können Maßnahmen, die das Angebot der RB74 unmittelbar verbessern, schnell umgesetzt werden, und falls hierdurch Fahrgastzahlen genügend steigen, ein weiterer Ausbau vorbereitet werden.

Stufe 1 – Verlängerung der RB74 nach Putlitz und Karow

Die erste Stufe umfasst lediglich eine Änderung des Betriebs der RB74. Diese hat momentan in Pritzwalk West eine Umlaufzeit von 1,5 Stunden, während in Meyenburg die Wartezeit zirka 30 Minuten beträgt. An den 3(!) Stunden am Tag, an denen die RB74 nach Plau weiterfährt, beträgt die Wartezeit dort 5 Minuten. In Pritzwalk hingegen betragen die Umsteigezeiten zum RE6 (Wittenberge – Berlin) zwischen 12 und 35 Minuten.

Die Verlängerung nach Putlitz (Fahrzeit pro Richtung zirka 20 Minuten) bekommt man also quasi betrieblich „umsonst“, da in Pritzwalk-West die Bahn sowieso 90 Minuten lang sinnlos herumsteht. Für die Verlängerung nach Karow (Fahrzeit von Meyenburg zirka 15 Minuten) müsste man dagegen in Putlitz früher losfahren, um keine zusätzlichen Züge bestellen zu müssen. Da die Gesamt-Fahrzeit von Putlitz nach Karow aber auch dann nur 95 – 100 Minuten dauern würde, ist diese beidseitige Verlängerung aber prinzipiell ohne neues Rollmaterial möglich. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass man bei einer früheren Abfahrt in Putlitz (bspw. um 07:00) auch früher in Pritzwalk ankommen würde (gegen 07:15), sodass der RE6 nach Berlin mit weniger Umsteigezeit erreichbar ist.

Bauliche Maßnahmen, um diese erste Stufe umzusetzen, wären nur auf der Strecke zwischen Pritzwalk und Putlitz zu treffen. Da diese bis 2016 regelmäßig in Betrieb war, sollte sich der Aufwand hier in Grenzen halten. Damit wäre diese Maßnahme kurzfristig umsetzbar, und dank der neuen Einzugsbereiche sowie den neuen, direkten Umsteigemöglichkeiten nach Waren und Parchim ist hier auch mit einer wesentlich größeren Nutzung zu rechnen. Allerdings müssten sich für die Verlängerung nach Karow die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern endlich einmal bezüglich des Betriebs der Regionalbahn einigen.

Idealerweise würde die Ausbaustufe 1 mit einer Verdichtung des Taktes auf einen Ein-Stunden-Takt zwischen Putlitz und Karow abgeschlossen werden.

Stufe 2 – Verlängerung der RB74 in Richtung Norden nach Blankenberg

Durch ihren neuen Endhaltepunkt Karow bietet die RB74 mittelfristig die einzigartige Gelegenheit, die Bahnstrecke Wismar-Karow im Personenverkehr zu reaktivieren. Dieser Schritt ist jedoch abhängig von einem erfolgreichen Betrieb der Stufe 1, sodass weiteres Rollmaterial für die RB74 benutzt werden kann.

Bei einer angestrebten Fahrzeit von 100 Minuten zwischen Putlitz und Karow (plus jeweils 10 Minuten Wartezeit) wären auf dieser Strecke bei einem Stundentakt bereits zwei Züge pro Richtung unterwegs. Da diese Strecke etwas länger ist als die zwischen Karow und Blankenberg, könnte man durch zwei Züge zusätzlich pro Stunde den Betrieb weiter entlang der Bahnstrecke Wismar-Karow führen, um die Prignitz direkt an die Relation Lübeck-Rostock anzubinden (RE 1 und RE4). So wären Fahrzeiten von knapp unter 2,5 Stunden von Pritzwalk nach Rostock und 3,5 Stunden nach Lübeck denkbar. Zudem würden die Städte Goldberg, Sternberg und Brüel wieder an den SPNV angeschlossen, wo zusammen immerhin knapp 10.000 Menschen wohnen. Von Goldberg aus etwa wäre es nach Rostock dann – mit Umstieg in Blankenberg – gerade mal eine Stunde Fahrzeit. Damit ist diese Verlängerung und Reaktivierung gerade im Kontext der Schaffung von Alternativen zum Automobil auf dem Land eine großartige Gelegenheit.

Die Fahrzeit von Karow nach Blankenberg würde geschätzt zirka 60 Minuten dauern, womit die Umlaufzeit pro Zug zwischen Blankenberg und Putlitz bei zirka 160 Minuten liegen würde. Da hier bis zur nächsten Abfahrt wiederum etwas Zeit frei ist, könnte in einem letzten Ausbauschritt die Strecke bis nach Warin verlängert werden (Fahrzeit ab Blankenberg zirka 5 Minuten).

Bauliche Maßnahmen wären hier vor allem auf dem Abschnitt zwischen Karow und Dabel nötig, da dieser Teil seit 2003 unbenutzt – aber noch nicht abgebaut! – ist. Außerdem müssten für die letzte Ausbaustufe zirka 3km Gleise zwischen Blankenberg und Warin wiederaufgebaut werden – der Streckenverlauf ist hier jedoch ebenfalls noch erhalten und nicht überbaut worden.

Stufe 3 – Eine stündliche RB74 von Warin nach Putlitz (Fahrzeit 160 Minuten pro Richtung)

Mit Optimierungen an der Bestandsstrecke sowie der Auslegung der reaktivierten Strecke Warin-Karow auf eine Geschwindigkeit von 120km/h wäre eine Fahrzeit von 160 Minuten pro Richtung sehr realistisch. Hiermit läge die RB74 im Bereich von anderen Regionalbahnen und würde eine exzellente Anbindung der Prignitz und des zentralen Mecklenburgs an die Relationen Rostock – Lübeck und Wittenberge – Berlin bieten. Pendler im momentan schlecht versorgten Zentrum von Mecklenburg könnten innerhalb zirka einer Stunde in die beiden größten Städte des Bundeslandes fahren, und Pendlern aus der nördlichen Prignitz würden neue Verbindungen nach Berlin und Wittenberge eröffnet.

Im heutigen Umfeld einer der wenigen ländlichen Regionen, die noch einen SPNV-Anschluss haben, ebendiesen Anschluss zu rauben, anstatt ihn bedarfsgerecht auszubauen, ist das genaue Gegenteil von der Verkehrswende, die wir nicht nur in den Städten, sondern auch in den Vororten und auf dem Land brauchen. Gegen die Stilllegung der RB73 und RB74 regt sich bereits lauter Widerstand – sollte dieser Erfolg haben, kann die Antwort aber kein „weiter so!“ sein, bei der die Regionalbahnen im Prignitz nur im 2-Stunden-Takt, und nur zwischen 07:00 und 19:00 Uhr fahren. Wenn gerade Pendler-Verkehr auf die Schiene verlegt werden soll, sind gute Anbindungen und zumindest ein 1-Stunden-Takt unabdingbar. Diese Umstände soll dieser Vorschlag abbilden und zu einer Ermöglichung anregen. Kommentare und Verbesserungsvorschläge sind – wie immer – sehr willkommen!

Metadaten zu diesem Vorschlag

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