Beschreibung des Vorschlags
An der geplanten Verlängerung der Autobahn A20 von Bad Segeberg, über Bremerhaven, bis nach Westerstede scheiden sich seit jeher die Geister. Für die einen ist es ein längst überfälliges Verkehrsprojekt, welches eine essentielle Ost-West-Achse für Norddeutschland schafft sowie wirtschaftliche Potenziale für strukturschwache Räume in Schleswig-Holstein und Niedersachsen entfaltet, für die anderen ist es ein Relikt verfehlter Verkehrspolitik der 1990er- und 2000er-Jahre. Dabei gäbe es durchaus eine Alternative zu den bisherigen Planungen, die sowohl im Einklang mit den Klimazielen stünde als auch zahlreiche Argumente der Autobahn-Befürworter berücksichtigen würde.
Diese Alternative sähe eine (teilweise) neue Bahnverbindung ungefähr dort vor, wo die Autobahn irgendwann verlaufen soll. Der Vorteil hierbei: Der Anteil an neu zu bauenden Abschnitten wäre im Vergleich zur Autobahn minimal, da sie größtenteils bestehende oder stillgelegte Strecken zu einer Ost-West-Schienen-Achse verbinden würde. Heißt, der Fokus läge primär auf dem Ausbau, der Ertüchtigung oder der Elektrifizierung und weniger auf dem Neubau. Dadurch würde man von negativen Nebeneffekten, wie der Versiegelung von Flächen oder der Trockenlegung von Mooren, wie sie mit einem Autobahnbau unvermeidbar einhergehen würden, weitestgehend absehen.
Diese Bahnstrecken wären, beginnend in Bremerhaven und endend in Bad Oldesloe:
– Bremerhaven-Wulsdorf–Buchholz (bis Bremervörde)
– Stade–Osterholz-Scharmbeck (bis Stade)
– Hamburg-Harburg–Cuxhaven Hafen (bis Himmelpforten)
Neubauabschnitt zwischen Himmelpforten (NS) und Glückstadt (SH) inkl. neuem Elbtunnel (teilweise basierend auf den A20-Planungen)
– Elmshorn–Westerland (Sylt)/Marschbahn (bis Elmshorn)
– Elmshorn–Bad Oldesloe (bis Henstedt-Ulzburg in Nutzung; bis Bad Oldesloe stillgelegt)
Argument: Entlastung von Hamburg
Eines der Hauptargumente für den Weiterbau der A20 ist die Entlastung der Hamburger Autobahnen. Güterverkehre aus Richtung Skandinavien mit dem Ziel der Nordseehäfen Bremens und Niedersachsens (oder umgekehrt), könnten die überlasteten Autobahnen 1 und 7 umfahren, was weniger Staus und flüssigeren Verkehr mit sich bringen soll. Auch die Fehmarnbeltquerung fließt hier mit ein, da mit deren Fertigstellung ein deutlicher Anstieg der Verkehre zwischen Hamburg und Kopenhagen zu erwarten ist.
Was bei dieser Argumentation jedoch weitestgehend ignoriert wird, ist die Tatsache, dass EU, Bund und Länder ohnehin das Ziel verfolgen, den Güterverkehr auf der Straße stark zu reduzieren. Selbst wenn morgen mit dem Weiterbau der A20 begonnen würde, wäre sie wahrscheinlich frühestens Mitte der 2030er-Jahre fertig. Sollten die zugegeben ambitionierten Ziele der Politik ernst gemeint sein, gäbe es dann überhaupt noch genug Lkw auf den Straßen, um eine komplett neue Autobahn zu rechtfertigen, die abgesehen von einer Nordumfahrung Hamburgs kaum einen nennenswerten Mehrwert mit sich bringt? Auch investieren die Häfen von Hamburg und Wilhelmshaven seit Jahren massiv in ihre Schieneninfrastrukturen, um eben diese Ziele zu erreichen. Es wäre absolut kontraproduktiv und würde ein völlig falsches Signal senden, die Nutzung des Lkw durch eine neue Autobahn wieder zu attraktivieren und folglich die Fernstraßen nicht zu entlasten, sondern die Verkehre einfach bloß umzuleiten.
– Als würde man abzunehmen versuchen, indem man einfach die Gürtelschnalle lockert. –
Eine Schienenverbindung könnte dagegen dasselbe leisten und gleichzeitig im Einklang mit den Verkehrs- bzw. Klimazielen stehen. Güter zwischen Nordsee und Skandinavien könnten Hamburg wie vorgesehen nördlich umfahren und in Bad Oldesloe in die Bahnstrecke Richtung Lübeck sowie Fehmarnbelttunnel einfädeln. Auch für den Personenverkehr ergäben sich neue Möglichkeiten. So könnten neue Verbindungen geschaffen werden, z. B. Bremen–Kiel oder Lübeck–Itzehoe, und neue Bahnhöfe entstehen, z. B. in Drochtersen oder Itzstedt. Außerdem bestünde die Möglichkeit, das bestehende Bahnnetz zu modernisieren und zu erweitern, indem beispielsweise die Schienenverbindung zwischen Henstedt-Ulzburg und Bad Oldesloe wiederhergestellt würde.
Ich möchte an dieser Stelle überhaupt nicht implizieren, dass ich die A20 in ihrer Vollständigkeit ablehne. Tatsächlich halte ich den Lückenschluss zwischen Bad Segeberg und der A7 für sehr sinnvoll. Von der Notwendigkeit eines Weiterbaus bis nach Niedersachsen konnte man mich bisher jedoch noch nicht überzeugen. Und die Argumente von Güterumfahrungen und Autobahnentlastungen lassen sich relativ einfach widerlegen, wie ich an dieser Stelle hoffentlich greifbar dargestellt habe.
Die Grundidee deines Vorschlags gefällt mir ziemlich gut. Die A20 ist auch in meinen Augen ein Projekt, was nicht gefördert werden sollte, Kritiker sagen, dass das Geld lieber in Schieneninfrastruktur fließen sollte, wie z.B. in deinen Vorschlag.
Dass du deine Idee mit möglichen Reaktivierungen verknüpfst, gefällt mir gut, außerdem finde ich es von Vorteil, dass Linien entstehen können, die den Hamburger Hauptbahnhof entlasten können.
Etwas kritisch sehe ich allerdings die möglichen Kosten, besonders durch die Elbquerung, die aber hoffentlich als Brücke und nicht als Tunnel gedacht ist.
Außerdem würde ich mir noch wünschen, wenn du noch genauer auf die Strecke selbst eingehst. Wie sollen Einfädelungen und Ausfädelungen geplant sein (höhenfrei/höhengleich), welche Bahnhöfe sollen entstehen (außer Itzstedt und Drochtersen), wie soll die Strecke gebaut sein (Geschwindigkeit, Anzahl Gleise, Trennung Güter/Passagiere?, ebenerdig?).
Und ein Abzweig in Elmshorn Richtung Neumünster wäre vielleicht auch noch eine Idee, das muss aber nicht sein.
Ansonsten wirklich eine tolle Idee, die in meinen Augen viel Zukunftspontenzial haben könnte.
Einen recht ähnlichen Vorschlag hatte ich vor einigen Jahren auch schon mal erstellt, allerdings eher als Ergänzung und nicht als Ersatz der A20. Ein Ersatz an sich wäre m.M. wünschenswerter, ich weiß nur nicht wie realistisch das wäre. Wobei ich vor fast 7 Jahren nicht gedacht hätte, dass sich bis 2024 doch erst so wenig getan hat…
Zum Thema Brücke/Tunnel über bzw. unter der Elbe findet sich in meinem Vorschlag und den Kommentaren auch ein bisschen etwas.
Das sehe ich genauso wie Yannick2902,
die Idee gefällt auch mir wirklich gut, aber ich fände ebenfalls eine Brücke besser.
Aber ich frage mich, warum du die ganze Strecke eingezeichnet hast, obwohl manche ja nicht reaktiviert sondern höchstens elektrifiziert werden müssen. Das verwirrt in meinen Augen nur. Da kannst du eher die Neubaustrecken genauer ausführen, den Tunnel/die Brücke einzeichen, Unterführungen von Straßen, die nötig wären etc.
Ich fände außerdem eine Kurve zwischen Sellstedt und Loxstedt besser, sodass nicht alle Züge in Bremerhaven halten müssen. (Einige sollten dort aber mMn trotzdem halten, so ist es nicht)
Viele Grüße