Beschreibung des Vorschlags
Disclaimer: Nur für die Erläuterung notwendige Bahnsteige sind verzeichnet, für den Rest reicht das Standardsymbol
Die U1 in Wien ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus Erfolg ein Fluch werden kann. An sich funktioniert die U1 hervorragend, als direkte Verbindung zwischen zentralen Knoten – Kagran, Praterstern, Schwedenplatz, Stephansplatz, Karlsplatz, Hauptbahnhof – will man sich das Leben ohne sie nicht mehr so recht vorstellen. Blöd halt nur – entsprechend groß ist auch die Nachfrage, insbesondere, da sie als eine von nur zwei Bahnlinien den 1. Bezirk samt seinen Tourimagneten kreuzt und nicht nur umrundet. Mit der Eröffnung des Hauptbahnhofes als zentraler Schienenknoten hat sich die Lage auch sicher nicht verbessert – sinnigerweise entstand die U1 noch zu Südbahnhofszeiten und vom entsprechenden Halt unterm Südtiroler Platz zum eigentlichen Hbf sind gut 400 Meter zurückzulegen.
Die bessere Integration des spätgeborenen Hbfs in das Wiener Verkehrsnetz mit Alternativen zur hochbelasteten U1 und zur nach zumindest deutschen Maßstäben eher schwerlich als solche beschreibaren „Stammstrecke“ der Wiener S-Bahn ist dringend von nöten. Dazu gab und es git es, auch bei uns schon Ideen – siehe hier, hier oder hier. Sind aber alles doch ziemliche Milliardenklopper. Ich möchte hier mal eine kleinere Alternative, basierend auf der Straßenbahn vorschlagen. Wird nicht alle Probleme lösen, ist aber auch kein neues Megaprojekt.
Kernelement ist eine Wiederaufnahme des Straßenbahnbetriebs in der inneren Favoritenstraße durch den 4. Bezirk zwischen Ring und Gürtel (Karlsplatz – Hbf), der 1971 im Zuge des U-Bahn-Baus eingestellt wurde. Hiermit kann der Hbf einfacher vom Ring mit Straßenbahnlinien angebunden werden, ohne den derzeitgen Umweg mit der Linie D via Schwarzenbergplatz und Belvedere. Um dies halbwegs verkehrlich zu ermöglichen, wird die innere Favoritenstraße bis zur Höhe Schelleingasse dafür verkehrsberuhigt – wenns geht, mit Radtrasse. Zur Vereinfachung der Umstiege (sonst hätte der Hbf vier simultane Tramhalte) wird zudem die Gürtel-Ustrab am Südtiroler Platz aus ihrem Tunnel befreit und quert den Vorplatz oberirdisch – eine neue Tunnelrampe entsteht westlich. Eine Unterquerung der Favcoriten-Tram des Südtiroler Platzes wird so leider nicht möglich, da auch noch der Autotunnel des Wiedener Gürtels im Weg ist, zu dem es verkehrlich keine Alternative gibt.
Die anschließende Neubautrasse durch die Sonnwendgasse ermöglicht eine zweite Achse vom Hbf Richtung Süden, z.b. zum Enkplatz oder für angedachte Verlängerungen z.b. ins Viertel Monte Laa.
Politisch muss hier natürlich die Maxime der Stadt Wien fallen, dass sich Tram und U-Bahn kategorisch ausschließen (wie jüngst bei der U1-Verlängerung samt simultanen Entfall der 67 zwischen Reumannplatz und Oberlaa), sowie Motivation für eine neue große Fußgängerzonenschlacht in der Favoritenstraße, analog zur inneren Mariahilfer Straße vor einigen Jahren.
Ziel des Projektes
- Verkürzung Umsteigewege am Hbf
- Verkehrsberuhigung innere Favoritenstraße
- Entlastung U1
- schnelle Anbindung Hbf an West- und Ostring (Alternative zur Linie D)
- verbesserte verkehrliche Integration des Hauptbahnhof
- Verdichtung des Angebotes am Ostring und Franz-Josef-Kai
Bauliche Maßnahmen
- Neubautrasse Tram Rilkeplatz – Südtiroler Platz via Favoritenstraße
- Neubautrasse Tram Hbf Süd – Sonnwendgasse – Alfred-Adler-Straße
- Anpassung Gürtel-Ustrab: Verlegung der Tunnelrampe auf die Westseite des Südtiroler Platz (Wiedener Gürtel/Favoritenstraße), Nutzung eines Parkstreifens, Verfüllung des östlichen Tunnelabschnittes und der Ustrab-Haltestelle Hauptbahnhof
- neue Gemeinschaftshaltestelle O / 18 Hauptbahnhof
Die verzeichnete Verlängerung der Linie D von der Alfred-Adler-Straße südwärts bis zur Absberggasse befindet sich bereits im Bau und soll bis Ende dieses Jahres vollendet werden.
Verkehrliche Maßnahmen
- Verkehrsberuhigung innere Favoritenstraße (Paulanergasse – Südtiroler Platz) bis Höhe Schelleingasse
- Abbiegeverbot Wiedener Gürtel -> Südtiroler Platz
- Linie D: neue Führung ab Karlsplatz: Favoritenstraße – Hbf – Sonnwendgasse – Absberggasse
- Schwarzenbergplatz – Belvedere – Alfred-Adler-Straße (D alt): neuer Nordast Stubentor – Schwedenplatz – Schottenring – Börse (Schleife)
- neue Linie 3 Stefan-Fadinger-Platz (1) – Quellenplatz – Hauptbahnhof – Favoritenstraße – Karlsplatz – Stubentor – Schwedenplatz – Taborstraße – Traisengasse – Friedrich-Engels-Platz (Südast für Neubautrasse nach Monte Laa vorgemerkt)
Ich kann mir kaum vorstellen, dass man über dem U-Bahntunnel noch eine Straßenbahn errichtet, zumal der Umweg über die D-Strecke vom Karlsplatz zum HBF nicht gerade riesig ist. Entlang der Linie D könnten also auch andere Straßenbahnlinien den HBF erreichen. Statt der Neubaustrecke in der Favoritenstraße sollte man daher lieber eine Neubaustrecke dort bauen, wo ein Gebiet noch durch Schienenverkehr erschlossen werden sollte.
Die Kritik ist sicherlich berechtigt, mir geht es hier vor allem um eine Entlastung der U1 im gleichen Korridor. Problem der Strecker der D: nur Linien vom Burgring kommend können den Karlsplatz erreichen, den Knoten in Wien schlechthin. Parkring-Linien können dies allerdings nicht. Dies wollte ich mit einer allgemeinen Verkehrsberuhigung in der Favoritenstraße verbinden.
Die Idee ist die Entlastung der U1 vom Kurzstreckenverkehr. Ganz ähnliche Ideen gibts es aktuell übrigens gerade in München. z.b durch die Ludwigstraße (Odeonsplatz – Münchner Freiheit)