Beschreibung des Vorschlags
Der Landkreis Cloppenburg ist an einer Reaktivierung des Streckenastes Cloppenburg – Friesoythe im SPNV interessiert und hat eine entsprechende Reaktivierungsuntersuchung in Auftrag gegeben. Die Strecke ist Teil der einst durchgehenden Verbindung bis nach Westerstede-Ocholt. Auch eine Prüfung der SPNV-Reaktivierung der gesamten Strecke wäre im Landkreis erwünscht, wobei dafür der Bau einer Bahnbrücke über den Küstenkanal, die in den 70er Jahren abgerissen wurde und die beiden übrig gebliebenen Streckenäste teilt, erforderlich wäre.
Beide Streckenäste – im Norden: Ocholt-Sedelsberg, im Süden: Cloppenburg-Friesoythe – sind in Betrieb und werden für den Güter- und Muesumsverkehr genutzt. Des Weiteren sind beide Abschnitte in einem akzeptablen bis guten baulichen Zustand, durch regelmäßige Sanierungen.
Es empfielt sich, am nördlichen Streckenende in Ocholt die Regionalbahn bis nach Westerstede zu verlängern. Die Kreisstadt wäre dann mit mehr als 25.000 Einwohnern endlich an das Bahnnetz im Personen- aber auch Güterverkehr angeschlossen. Die dorthin führende Strecke wird von einer Draisinenbahn genutzt und wurde erst 2005 aufgrund einer baufälligen Brücke stillgelegt. Die Gleise liegen in Schotter und sind mit Stahlschwellen ausgestattet. Für diese Verlängerung bedarf es eines Umbaus der Westeinfahrt des DB-Bahnhofs Westerstede-Ocholt, der im Zuge der Errichtung eines elektronischen Stellwerks absehbar ist.
Es ist ratsam, für den regulären Personenverkehr 2 Lint-Triebwagen einzusetzen, die idealerweise in Sedelsberg kreuzen.
Prinzipiell gefällt mir die Idee einer Reaktivierung dieser Strecke. Ich frage mich nur, ob für die Bewohner von Westerstede eine Bahnlinie nach Cloppenburg interessant sein kann. Wichtiger wäre sicher eine Verbindung nach Oldenburg. Aber auch der Anschluss der Kreisstadt ist natürlich von Bedeutung. Könntest du dir vorstellen auch zwei Linien in Westerstede beginnen zu lassen, eine nach Cloppenburg und eine nach Oldenburg? Oder wäre das übertrieben?
Ich denke, das wäre aus Kostengründen nicht möglich.
Die Reaktivierung nach Westerstede geht wahrscheinlich sowieso nur als „Mitnahmeeffekt“. Ohne die Trasse durch das Saterland könnte sie als Stichstrecke nicht reaktiviert werden.
Es reich meiner Meinung nach aus, dass in Ocholt in alle Richtungen (Oldenburg, Emden / Leer) umgestiegen werden kann.
Grundsätzlich ist es natürlich erstrebenswert, dass die an der Strecke liegenden Orte wieder im SPNV bedient werden. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Fahrt Friesoythe – Oldenburg mit dem Bus schneller ist, als sie es mit dieser Strecke wäre. Für die Orte von Ocholt bis Ramsloh mag es einen Fahrzeitvorteil nach Oldenburg geben, für die Orte jenseits davon eher weniger. Das Ziel Cloppenburg im Süden dürfte weit weniger bedeutend sein als Oldenburg und die Orte jenseits von Cloppenburg liegen dann schon recht weit weg, einzig und allein Osnabrück als überregionales Ziel dürfte noch interessant sein. Von daher, bis Ramsloh wird, glaube ich, kein ausreichend hohes Potential zusammenkommen, um eine lohnenswerte Verbindung auf dem Nordabschnitt etablieren zu können. SPNV auf dem Südabschnitt kann ich mir besser vorstellen, dass das Potential nach Cloppenburg/Osnabrück aus dem nördlichen Abschnitt so hoch ist, dass sich die Wiederherstellung der Brücke lohnt.
Ganz interessant finde ich einen älteren Vorschlag von Intertrain, der die Problematik des nichtvorhanden Zeitvorteils einer Bahn von Friesoythe zu lösen versucht. Dabei bleiben dann allerdings viele größere Orte entlang der nördlichen Strecke abgehängt.
Oldenburg habe ich keine Priorität zugeschrieben! Es ging mir in erster Linie um die Regionalerschließung des Landkreises Cloppenburg, denn dorthin sind die Verkehrsströme ausgerichtet (nach Cloppenburg, Friesoythe und vielleicht noch nach Westerstede).
Das reduziert den Nutzen der Strecke allerdings erheblich. Denn Oldenburg ist nicht nur das nach Vechta wichtigste landkreisübergreifende Pendelziel, dahinter liegt mit Bremen auch ein anderes wichtiges Pendelziel, das zudem ein wichtiges Ziel zum Einkaufen und Umsteigen ist.
Beim Pendeln im Nahbereich hat der Weg vom Wohnort zur Bahn und von der Bahn zur Arbeitsstätte einen wesentlich höheren Anteil, was die Position der Bahn in Konkurrenz zum Auto, Fahrrad oder Bus deutlich verschlechtert. Insofern befürchte ich, dass das Fahrgastpotential auf Kurzstrecken nicht ausreichend sein wird, um die Strecke wirtschaftlich betreiben zu können.
Die Machbarkeitsstudie hat den Stichstreckenbetrieb Nord und Süd getrennt untersucht. Im Süden bestehen in Cloppenburg nur suboptimale Anschlüsse, da gut lediglich in eine Richtung. Anhand der Fahrplanszenarien könnte man auch ausrechnen, ob zeitlich eine Verlängerung bis Westerstede machbar ist.
Die Kosten für die Reaktivierung der gesamten Strecke werden auf 100 Mio€ geschätzt, wobei der Wiederaufbau im Streckenabschnitt Friesoythe-Sedelsberg den entscheidenden Kostenfaktor darstellt. Vorhandene Straßen, Parkplätze und (Rad-)Wege müssen aufgehoben oder verschoben werden, zusätzlich ist der Neubau mehrerer Brücken insb. über den Kanal sehr kostenintensiv.
Kurios ist auch die Regelung mit den gewerblichen Nutzern auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs Friesoyte. Bei einer Reaktivierung sind die derzeitigen Nutzer der Fläche (ein Einkaufszentrum) vertraglich verpflichtet, diese wieder zur Verfügung zu stellen. EP, Rossmann und ein Zweiradgeschäft hätten die Schienen dann direkt vor deren Eingangstür, abgeschnitten von den Parkplätzen und dem Bürgersteig der Straße. Für die Durchfahrt durch Friesoythe wurde in der Machbarkeitstudie mit einer Entwurfsgeschwindigkeit von 25 km/h angesetzt.
Ich sehe es ähnlich wie Georg und bin skeptisch, ob der Kosten/Nutzenfaktor für die Strecke 1 überschreitet, obwohl ich mir eine Reaktivierung wünschen würde.