Beschreibung des Vorschlags
Allgemeine Fakten
Die Bahnstrecke zwischen Zossen und Königs Wusterhausen wurde 1974 aufgrund von Reparationsforderungen der Sowjetunion geschlossen. Die Schienen wurden allerdings nie abgebaut. Der Güterverkehr zum Schöneicher Plan wurde im Jahr 2012 eingestellt.
Seit dem Jahr 1974 ist die Stadt Mittenwalde nicht mehr mit dem schienengebundenen Nahverkehr erreichbar. Es handelt sich um einen expandierenden Ort, der aufgrund seiner Lage im Speckgürtel immer attraktiver für ursprüngliche Berliner wird. Mit knapp 9000 Einwohnern (Tendenz steigend) besteht starker Ausbaubedarf. Die Busse der Regionalverkehrsgesellschaft Spreewald (RVS) nach Zossen, Rangsdorf und Königs Wusterhausen sind regelmäßig überlastet.
Auch der Güterverkehr zum Gewerbegebiet Schöneicher Plan soll wieder aufgenommen werden. Da die Bahnstrecke nicht mehr benutzbar ist, werden LKW verwendet werden, die gefährlich, ineffizient, laut und umweltschädlich sind.
In den umliegenden Ortschaften wird der Wunsch nach Querverbindungen zwischen Dresdener und Cottbuser Bahn immer lauter. So sind viele Menschen in der Region Zossen auf Fachärzte und das Krankenhaus in Königs Wusterhausen angewiesen. Auch das zentrale Einkaufszentrum A10-Center und das Gewerbegebiet Woltersdorf sind von Zossen oder Rangsdorf kaum zu erreichen. Die Situation würde sich mit der Bahnstrecke signifikant verbessern.
Gutachten des VBB
Im Jahr 2021 strengte der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) eine Potentialuntersuchung an, die durch das Land Brandenburg veröffentlicht wurde: 850462_VBB_Potenzialuntersuchung_Bericht_FINAL_03 (brandenburg.de)
In dieser Potentialuntersuchung bemisst der Gutachter die Sinnhaftigkeit des Ausbaus einzelner Strecken und Bahnhöfe. Auch die Relation Zossen – Königs Wusterhausen wurde untersucht. Die Untersuchung bezog sich ausschließlich auf den Personenverkehr, potentielle Anbindungen an den Güterverkehr (Gewerbegebiete Schöneicher- und Telzer Plan, Hechtstücke, Schäferfeld) sind nicht inkludiert.
In der Vorauswahl schaffte es die Strecke Zossen – KW auf den dritten Platz, das Teilstück Mittenwalde – KW auf den zweiten. Die Vorauswahl bewertete die Punkte „Verkehrspotential im Einzugsbereich“, „Infrastrukturzustand“ und „Netzwirkung“. Bei allen drei Punkten schnitt die Strecke sehr gut ab – das Potential ist dementsprechend auf jeden Fall vorhanden.
In der schlussendlichen Bewertung, die vor allem an dem möglichen Personenverkehrsleistungen (Personen pro Kilometer) fest gemacht wird, erhält die Strecke eine Punktzahl von 32,8. Diese liegt 7,2 Punkte unter dem gesetzten Quorum.
Allerdings bemisst das Gutachten wie beschrieben keinen Güterverkehr und ist in den Bewertungskategorien in sofern ungerecht gestaltet, dass die Bewertung mit Personenkilometern vor allem sehr kurze Strecken bevorzugen.
Möglicher Betrieb
Die Strecke endet an den Bahnhöfen Königs Wusterhausen (Anschluss RE2, RE7, RB22, RB36, S46 und IC56) und Zossen (Anschluss RE8 und RB24). Es besteht somit von der reinen Strecke aus Anschluss Richtung Berlin, Cottbus, Frankfurt, Potsdam, Elsterwerda und zum Flughafen Berlin-Brandenburg. Möglich wäre die Verlängerung der Regionalbahnlinie 36 (bisher Frankfurt an der Oder – Königs Wusterhausen) nach Zossen. Somit bestände allerdings kein umsteigefreier Anschluss von Mittenwalde (bzw. bei Streckensperrung Dresdener Bahn von Zossen) aus nach Berlin.
Die Fahrtzeit der Strecke mit Halt an allen Bahnhöfen liegt bei etwas weniger als 30 Minuten. Somit wäre ein Stundentakt mit einem Fahrzeug realisierbar. Allerdings würde diese RB dann in KW und in Zossen enden.
Optimal wäre eine neu geschaffene Regionalbahnlinie mit folgendem Verlauf:
Zossen – Dabendorf Ost (Bedarfshalt) – Telz – Schöneicher Plan (Bedarfshalt) – Mittenwalde – Mittenwalde GWG (Bedarfshalt) – Schenkendorf-Krummensee – Königs Wusterhausen Gesamtschule – Königs Wusterhausen – Flughafen Berlin-Brandenburg Terminal 1+2 – Mahlow (Bahnhofsbau erforderlich, Übergang S2) – Berlin Buckower Chaussee (Realisierung im Zuge der Dresdener Bahn, Übergang RE8) – Berlin Südkreuz – Berlin Potsdamer Platz – Berlin Hauptbahnhof – Berlin Gesundbrunnen
Zum einen würde diese Streckenführung eine Umfahrung und somit Entlastung der Relation Zossen-Rangsdorf-Blankenfelde bieten, aber auch der Anschluss von Königs Wusterhausen zum Flughafen (bisher stündlich mit RB22) würde signifikant verbessert werden. Ebenso würde eine bisher nicht existente umsteigefreie Verbindung zwischen Mahlow bzw. Südkreuz zum Berliner Flughafen geschaffen werden.
Der Betrieb dieser Regionalbahnlinie könnte mit Wasserstoffbetriebenen Mireo oder Coradia iLint Zügen durchgeführt werden, da eine kurzfristige Elektrifizierung der Relation Zossen – Königs Wusterhausen unrealistisch ist und der Betrieb von Dieseltriebwagen in den Tunnelsystemen des Berliner Nord-Süd Verbinders zu Problemen führen könnte.
Eine entsprechende Wasserstofftankstelle könnte z.B. am Bahnhof Schöneicher Plan errichtet werden, da in der näheren Umgebung (Kallinchen) eine Herstellungsstelle für Wasserstoff geplant ist.
Bauliche Details
Bahnhof Zossen – kein Ausbau außerhalb der aktuellen Pläne nötig
BÜ Dabendorf Brandenburger Str. – Beschrankung
BÜ Dabendorf Machnower Chaussee – Beschrankung
HP Dabendorf Ost – Preisklasse 7, Ein Bahnsteig (barrierefrei), Fahrkartenautomat, Entwerter, Bank, Mülleimer, Fahrplanaushang, Übergang zum Bus (707 Zossen/Rangsdorf, 714 Zossen/Ludwigsfelde), überdachte Fahrradstellplätze, Bushaltestelle mit Häuschen
HP Telz – Preisklasse 7, Ein Bahnsteig (barrierefrei), Fahrkartenautomat, Entwerter, Bank, Mülleimer, Fahrplanaushang, Übergang Bus (730 Zossen/Königs Wusterhausen), überdachte Fahrradstellplätze, Bushaltestelle und Kiss & Go Area
BÜ Telz – Beschrankung (langfristig ggf. Brücke)
HP Schöneicher Plan – Preisklasse 7, Ein Bahnsteig (barrierefrei), überdachte Fahrradstellplätze, Bank, Mülleimer, Fahrplanaushang, Fahrkarten im Zug
GBF Schöneicher Plan – Anschlussgleis / Ladestraße, Wasserstofftankstelle, Anschluss Gleisbaufirma und Berliner Stadtreinigung
Bahnhof Mittenwalde – Preisklasse 5, Zwei Gleise, Mittelbahnsteig (barrierefrei, teilweise überdacht), 4 Bänke, 2 Mülleimer, Fahrkartenautomat, Entwerter, Fahrplanaushang, (ggf. FDL im Bahnhofsgebäude), Busanschluss (728 Rangsdorf/Königs Wusterhausen, 729 Krummensee/Mittenwalde, N36 Mittenwalde/BER), überdachte Fahrradständer, kleiner ZOB, Parkplätze, Kiss and Go Area
Betriebswerkstatt – 3 Abstellgleise, eins überdacht, Schuppen
Anschlussgleis Logistikzentrum Hechtstücke – Ladestraße
HP Mittenwalde GWG – Preisklasse 7, ein Bahnsteig (barrierefrei), Bank, Mülleimer, Fahrplanaushang, Wartehäuschen, überdachte Fahrradständer, indirekter Busanschluss, Fahrkartenautomat, Entwerter
Ladestraße Schäferfeld – ein Anschlussgleis
BÜ Krummensee – Beschrankung
BÜ Str. am Klärwerk – Beschrankung
Bahnhof Schenkendorf-Krummensee – Preisklasse 6, ein Bahnsteig, ein Überholungsgleis, Bank, Überdachung, Mülleimer, Fahrplanaushang, Fahrkartenautomat, Entwerter, überdachte Fahrradständer, Kiss and Go Area, Busanschluss (729 Krummensee/Mittenwalde), Kiss and Go Area
BÜ Forsthaus – Lichtblinkanlage
HP Königs Wusterhausen Gesamtschule – Preisklasse 6, ein Bahnsteig, Bank, Mülleimer, Überdachung, Fahrkartenautomat, Entwerter, Fußgängerbrücke, überdachte Fahrradständer
BÜ Karl-Liebknecht-Straße – Beschrankung
Ausblick
Langfristig könnte über den Ausbau der Strecke zur Zweigleisigkeit nachgedacht werden. Sie könnte den Knotenpunkt Blankenfelde und den Berliner Außenring entlasten und Fern- sowie Güterzügen die Verteilung auf die weniger genutzte Strecke über Königs Wusterhausen ermöglichen.
Weiterhin könnte die Strecke über die bisher teilweise als Draisinenbahn genutzte Relation Zossen – Jüterbog erweitert werden und somit als eine Verbindungsbahn zwischen der Anhalter Bahn, der Dresdener Bahn und der Cottbuser Bahn fungieren.
Auch die Strecke von Mittenwalde nach Töpchin, die aktuell als Draisinenbahn betrieben wird, kann auf lange Sicht zusätzlich reaktiviert werden. Damit einhergehend auch der Streckenabschnitt Mittenwalde – Mittenwalde Nordbf.
Kosten
Ein altes deutsches Sprichwort besagt „Nichts im Leben ist umsonst, nur der Tod – und der kostet das Leben.“ Ungefähr so verhält es sich auf mit der Bahnstrecke Zossen – Königs Wusterhausen.
Die Potentialuntersuchung der VBB, die ich bereits oben angesprochen habe, nennt leider keine genauen Kosten. Auch ich bin kein Ingenieur oder Gutachter und kann deswegen nur grob schätzen, was die Reaktivierung der Strecke kosten würde.
Zwischen den Bahnhöfen Mittenwalde und Königs Wusterhausen ist die Strecke in einem relativ guten Zustand, da sie durch eine örtliche Draisinenbahn in Schuss gehalten wird. Die Draisinen befahren den Streckenabschnitt allerdings nicht, nur die Zweigstrecke Mittenwalde – Gallun wird aktiv befahren. Diese Relation ist nicht Teil des Reaktivierungskonzeptes.
Der Bau von einem Kilometer Schienenweg kostet im Durchschnitt rund 750.000€, laut Google Entfernungsmessung beträgt die Streckenlänge 16,7 Kilometer. Gehen wir davon aus, dass die gesamte Strecke komplett neu gebaut werden müsste wären wir also bei Kosten von ca. 12.525.000€. Die Bahnhöfe in Königs Wusterhausen und Zossen werden aktuell bzw. in naher Zukunft umfangreich ausgebaut, dafür fallen im Bezug auf die Reaktivierung der Strecke also keine Kosten an. Allerdings müssten Bahnsteige in Dabendorf Ost, Telz, Schöneicher Plan, Mittenwalde, Mittenwalde GWG, Schenkendorf-Krummensee und Königs Wusterhausen Gesamtschule neu errichtet bzw. saniert werden. Dazu kommt ein möglicher Bahnhofsneubau in Mahlow (alternativ könnte hier auch ähnlich wie am S-Bahnhof Berlin-Karow die Regionalbahn am S-Bahnsteig halten, das ist möglich, da der Zug nicht auf eine Oberleitung angewiesen ist und es nicht nur um einen kurzen Abschnitt handelt). Insgesamt ist mit Baukosten von 15 bis 17 Millionen Euro zu rechnen. Eine Gleisbaufirma ist am Bahnhof Schöneicher Plan bereits angesiedelt, diese könnte (nach einer öffentlichen Ausschreibung) den Bau übernehmen.
Ähnliche Vorschläge
[B/BB] RB25 Zossen / Töpchin – KW – Ostkreuz – Werneuchen | Linie Plus Relation Zossen – Königs Wusterhausen
B + BB: Weiterentwicklung des Regionalverkehrs in und um Berlin | Linie Plus Relation Mittenwalde – Königs Wusterhausen
B + BB: Verdichtung RE 4 und Wiederanbindung Mittenwalde | Linie Plus Relation Mittenwalde – Königs Wusterhausen
Reaktivierung/Neubau Königs Wusterhausen – Mittenwalde – Zossen | Linie Plus Relation Zossen – Königs Wusterhausen (teilweise NBS zur besseren Erschließung von Gallun und Krummensee, dieser neue Vorschlag soll eine Optimierung des Vorschlages darstellen – neue Argumente, Linienführung, usw.)
Hierzu ein ähnlicher Vorschlag von mir. 🙂
Allgemein: Auch ich sehe die Mittenwalder Strecken als durchaus mit Potenzial an. Es sollte aber auf jeden Fall eine Durchbindung auf der Görlitzer Bahn nach Berlin selbst erfolgen, ein Umstieg in KW ist so nicht attraktiv – eine direkte RB zb. mit Halt in Adlershof mit seinen vielen Arbeitsplätzen dafür umso mehr. Eine Durchbindung auch die Wriezener Bahn ist natürlich nicht zwingend, aber Lichtenberg wäre ein durchaus logisches Ziel.
Danke für das Feedback!
Deinen Vorschlag hatte ich gar nicht gesehen, ich verlinke Ihn natürlich sofort. Ich hab das Konzept mit einer entsprechenden RB-Route ergänzt (Zossen – Bln Gesundbrunnen). Die Gegend um Adlershof und Ostkreuz ist von KW (RE2 / RE7) aus sowie von Zossen aus (RB24) relativ gut erschlossen, zumal es dort auch ein gut ausgebautes Tram-Netz gibt.
Anders sieht es auf dem Nord-Süd-Verbinder aus. Dieser hat von KW aus keine direkte Verbindung. Ebenso der BER.
Ich habe auch schon mal die Verbindung KW – Mittenwalde vorgeschlagen. Wäre schon schön, wenn solche Vorschläge auch verlinkt sind. 😉
Ah, sorry. War irgendwie entfallen – kein Problem, ist nachgetragen.
War jetzt an Zeru gerichtet 😉