Beschreibung des Vorschlags
Die Straßenbahnlinie 104 ist ein Sorgenkind der Städte Mülheim und Essen. Einst war sie eine direkte Straßenbahnverbindung von Mülheim bis Essen-Rellinghausen und heute ist sie deren Mülheimer Reststück, was nur noch bis Essen-Schönebeck, Abzweig Aktienstraße im Süden Essen-Borbecks fährt. Den Abschnitt Abzweig Aktienstraße – Rellinghausen übernimmt heute die Straßenbahnlinie 105, die auch als noch die Linie 104 bis Rellinghausen fuhr, die Strecke mit der Linie 104 teilte.
Der Grund für diese drastische Verkürzung lag im U-Bahn-Bau der Stadt Essen in den 1970er Jahren. Als der Straßenbahntunnel eröffnet wurde, mussten viele oberirdische Strecken weichen. Auf dieser Karte kann man das Essener Straßenbahnnetz im Innenstadtbereich im dem Jahre 1965 sehen. Mit dem Tunnelbau ist damals die oberirdische Strecke der Linie 9 vom Limbecker Platz zur Alfred-Krupp-Schule verschwunden, weil die Strecke Berliner Platz – Limbecker Platz – Essen Hbf ein U-Bahn-Tunnel wurde und Essen kein weiteres Geld für eine weitere Rampe für die Linie 9 (heute 109) am Limbecker Platz hatte. Das führte dazu, dass die Linie 9 (heute 109) vom Berliner Platz nun über die Helenenstraße nach Frohnhausen fahren musste. Die zusätzlichen Weichen an der Helenenstraße und Alfred-Krupp-Schule wurden ergänzt. Jedoch erhöhte die Linie 109 so den Druck auf die Kreuzung Helenenstraße. 2014 ist immerhin eine oberirdische Neubaustrecke über den Bertold-Beitz-Boulevard errichtet worden, welche die Linie 109 zumindest wieder halbwegs auf ihre frühere Strecke auf der Frohnhauser Straße brachte, aber vor allem die Linie 109 von der Helenenstraße herunternahm.
Die Straßenbahnkreuzung Helenenstraße ist nämlich die am stärksten befahrene oberirdische Straßenbahnkreuzung in NRW, wenn nicht gar in ganz Deutschland, und der Grund, warum die Linie 104 nicht weiter in die Essener Innenstadt und noch nicht einmal bis zur Helenenstraße fahren kann. Immerhin muss sie zum Erreichen der Wendeschleife Helenenstraße einmal über die Kreuzungsmitte fahren.
Folgende Straßenbahnen fahren über den Knotenpunkt Helenenstraße:
- 101(/106): Borbeck Germaniaplatz – Bergeborbeck Bf – Helenenstraße – Rathaus Essen – Essen Hbf (Nord <-> Ost)
- (101/)106: Helenenstraße Schleife – Helenenstraße – Alfred-Krupp-Schule – Rüttenscheid – Essen Hbf – Rathaus Essen (Nord <-> Süd)
- 103: Dellwig – Borbeck Germaniaplatz – Fliegenbusch – Helenenstraße – Rathaus Essen – Hollestraße (- Steele) (West <-> Ost)
- 105: Frintrop – Abzw. Aktienstraße – Fliegenbusch – Helenenstraße – Rathaus Essen – Hollestraße (- Steele) (West <-> Ost)
Die Linie 109 fuhr früher auch über die Helenenstraße:
- 109: Frohnhausen – Alfred-Krupp-Schule – Helenenstraße – Rathaus Essen – Hollestraße – Steele (Süd <-> Ost)
Die Linie 101/106 ist zusammen mit der Linie 108 als Provisorium entstanden, um vor dem Umbau des Rüttenscheider Tunnels mehr Niederflurstraßenbahnen im oberirdischen Netz einrichten zu können. Aus technischen Gründen wurde sie zu einer Ringlinie, die in einer Richtung 101 und in der anderen Richtung 106 heißt. Dabei stammt der nördliche Abschnitt Borbeck – Helenenstraße – Rathaus Essen – Essen Hbf von der Linie 101 und der südliche Abschnitt Rathaus Essen – Essen Hbf – Rüttenscheid – Helenenstraße von der Linie 106. Inzwischen ist der Rüttenscheider Tunnel für den Betrieb mit Niederflurstraßenbahnen umgebaut, sodass man ruhig das alte Netz von vor dem Umbau wiederherstellen könnte, also:
- 101: Borbeck Germaniaplatz – Bergeborbeck Bf – Helenenstraße – Rathaus Essen – Essen Hbf – Rüttenscheid – Bredeney
- 106: Helenenstraße Schleife – Helenenstraße – Alfred-Krupp-Schule – Rüttenscheid – Essen Hbf – Rathaus Essen – Altenessen Bf
statt:
- 101/106: Borbeck Germaniaplatz – Bergeborbeck Bf – Helenenstraße – Rathaus Essen – Essen Hbf – Rüttenscheid – Helenenstraße (Nord <-> Ost)
- 108: Altenessen Bf – Rathaus Essen – Essen Hbf – Rüttenscheid – Bredeney
Auf das alte Netz ohne die Linie 108 möchte ich aber verweisen. Wie man am heutigen Liniennetz sehen kann, fahren Straßenbahnen nur dann in Nord-Süd-Richtung über den Knoten Helenenstraße, wenn sie an der Helenenstraße enden. Ansonsten fahren sie in West-Ost-Richtung oder biegen von Osten nach Norden ab:
- 101(/106): Borbeck Germaniaplatz – Bergeborbeck Bf – Helenenstraße – Rathaus Essen – Essen Hbf (Nord <-> Ost)
- (101/)106: Helenenstraße Schleife – Helenenstraße – Alfred-Krupp-Schule – Rüttenscheid – Essen Hbf – Rathaus Essen (Nord <-> Süd)
- 103: Dellwig – Borbeck Germaniaplatz – Fliegenbusch – Helenenstraße – Rathaus Essen – Hollestraße (- Steele) (West <-> Ost)
- 105: Frintrop – Abzw. Aktienstraße – Fliegenbusch – Helenenstraße – Rathaus Essen – Hollestraße (- Steele) (West <-> Ost)
Wenn man nun eine zusätzliche Weichenverbindung installiert, um auch ein Abbiegen von Westen nach Süden zu ermöglichen, dann kann die SL104 entlang der Strecke der Linie 105 und 103 bis Helenenstraße fahren und auf der SL106 nach Rüttenscheid weiterfahren. Die SL104 kann gleichzeitig mit der SL101 abbiegen und der Druck auf die Kreuzung sinkt, da keine Nord-Süd-Fahrten mehr die dicht getakteten West-Ost-Fahrten kreuzen.
Hier möchte ich genau das auch so vorschlagen. Die Linie 104 fährt bis Helenenstraße weiter und fährt dann als Linie 106 weiter über die Südstrecke nach Rüttenscheid, Essen Hbf und ab Rathaus Essen nach Altenessen Bf. Die Linie 108 entfällt, dafür fährt die Linie 107 im dichteren Takt nach Bredeney.
Im Gegensatz zu einer Verlängerung nur bis Helenenstraße (Schleife) bzw. einer Verlängerung über Helenenstraße weiter bis zum Berliner Platz, Essen Rathaus ist hier eine zusätzliche Gleisverbindung erforderlich. Diese kann aber auch alternativ am Fliegenbusch eingebaut werden, damit die SL 104 aus Mülheim vom Abzweig Aktienstraße nach Borbeck-Mitte (Mittelzentrum mit 85000 EW) verlängert werden kann. Und das wäre verkehrlich sogar günstiger. Sicherlich schafft eine SL104 nach Rüttenscheid auch neue Direktverbindungen von Mülheim (insbesondere Mülheim-Winkhausen) zu diversen Krankenhäusern in Holsterhausen (Universitätsklinikum) und Rüttenscheid (Alfred-Krupp-Krankenhaus), jedoch dürfte in vielen Verbindungen die Umsteigeverbindung mit der U18 schneller nach Mülheim-Innenstadt sein. Außerdem ist das Fahrgastaufkommen in Altendorf stets stärker in Richtung Essen-Innenstadt, als in Richtung Holsterhausen und Rüttenscheid.
Dagegen ist die Aktienstraße, welche von der SL104 befahren wird die direkte Verbindungsstraße zwischen den Zentren der beiden benachbarten Mittelzentren Mülheim und Essen-Borbeck und damit wirklich prädestiniert für eine schnelle direkte Straßenbahnverbindung zwischen den Zentren von Mülheim und Essen-Borbeck. Und gegenüber einer direkten SL104 Mülheim – Essen-Borbeck hat keine Umsteigeverbindung Fahrzeitvorteile.
Die Verbindung von der Aktienstraße nach Holsterhausen halte ich für nicht besonders klug, weil sie (wie du selbst schreibst) wenig attraktive Direktverbindungen bietet. Ich schlage stattdessen vor, deine beiden Optionen zu verbinden: Statt der von dir in der Karte gezeichneten Verbindung könnte die Linie zwischen Helenenstraße und Fliegenbusch über Bergeborbeck und Borbeck geführt werden.
Mit anderen Worten: 106 von Altenessen – Rüttenscheid – Essen-West kommend ab Helenenstraße weiter über Bergeborbeck, Germaniaplatz bis Borbeck Bahnhof und von dort aus weiter als 104 über Fliegenbusch (neue Kurve!) und Aktienstraße bis Mülheim.
So würden auf zahlreichen Teilstrecken neue interessante Direktverbindungen entstehen (z. B. Westviertel – Borbeck, Borbeck – Mülheim, Bergeborbeck – Aktienstraße).
Weder noch. Schon allein in NRW gibt es mindestens eine stärker belastete Gleiskreuzung und mehrere gleich stark belastete. Beispielsweise der Knotenpunkt Berliner Allee in Düsseldorf mit bis zu 33 Fahrten pro Stunde und Richtung.
Im Rest Deutschlands gibt es unzählige, teils deutlich stärker belastete Knotenpunkte.
Der Postplatz in Dresden wird planmäßig von 42 Bahnen pro Stunde und Richtung befahren, ohne, dass das zu Problemen im Betrieb führt. Zählt man die Buslinie 68 mit, welche dort die Straßenbahnstrecke befährt, kommt man auf 48 Fahrten pro Stunde und Richtung. Das sind doppelt so viele, wie an der Helenenstraße.
Das aber nur nebenbei. Den Vorschlag an sich finde ich nämlich ganz gut.
Der grundlegende Ansatz, die Linie 104 nach Essen zu verlängern, ist absolut richtig. Der aktuelle Endpunkt an der Aktienstraße ist unsinnig und kappt wichtige Verbindungen.
Die Variante, die du hier vorschlägst, dürfte in der Form aber nur schwer umsetzbar sein, da sie nicht mit dem Zielnetz nach der Fertigstellung der Citybahn (Quelle) vereinbar ist. Die 106 soll dann nämlich nicht an der Helenenstraße enden, sondern bis Bergeborbeck weiterfahren.
Da kann man sicherlich eine Lösung finden, für sinnvoller und realistischer halte ich aber eine Führung über Borbeck nach Bergeborbeck, wo am Bahnhof gewendet werden könnte. Eine Durchbindung zur Linie 106 in Bergeborbeck wäre suboptimal, da die Umläufe dann zu lang werden würden.
Andererseits wäre auch eine Führung durch den Stadtbahntunnel denkbar, da durch die Herausnahme der Linie 105 zusätzliche Kapazitäten entstehen würden, die man damit nutzen könnte.