Beschreibung des Vorschlags
In Neuss verkehrt eine Straßenbahnlinie und zwar die Düsseldorfer Straßenbahnlinie 709. Sie fährt allerdings von Düsseldorf kommend nur bis zum Neusser Hauptbahnhof. Dafür fährt aber von Neuss Hauptbahnhof nach Neusserfurth der dichteste ÖPNV-Korridor im Busverkehr der Stadt Neuss: 4 Linien, die sich bestimmt zum 5-Minuten-Takt überlagern und das auf nur einer Straße, der Venloer Straße. Der dichte Korridor ist hier nicht ohne Grund, denn Neusserfurth, was sich wie ein Band von Furth-Süd nach Furth-Nord erstreckt, hat 22400 EW. Diese induzieren schon viel Verkehr, sodass sich hier auch eine Straßenbahn lohnen würde. Auch Neuss-Vogelsang hat 6700 EW und ist bandartig gestreckt und hat im Osten viele Hochhäuser. Auch dorthin lohnt sich eine Straßenbahn. Zusammen haben die beiden Stadtteile ca. 29000 EW.
Die 29000 EW von Neusserfurth und Vogelsang rechtfertigen einen Straßenbahnanschluss. Ulrich Conrad hat für beide Stadtteile schon etwas vorgestellt. Eine Linie Kaarst – Neusserfurth – Neuss – Grimlinghausen und eine Linie Vogelsang – Weißenberg – Neuss Hbf – Norf. Beide Linien verursachen aber zusammen schon viel Neubaustrecke und wären an sich betrachtet ein guter Aufbau für ein eigenes Neusser Straßenbahnnetz. Das setzt allerdings auch – vor allem um große Betriebsfahrten nach Düsseldorf zu vermeiden – auch einen eigenen Betriebshof für Neuss voraus und den Willen der Stadt Neuss, radikal die Busse durch Straßenbahnen zu ersetzen.
Ich möchte deswegen, einen kleineren Schritt wagen, und einen Straßenbahnanschluss für Neusserfurth und Vogelsang als Verlängerung der Straßenbahnlinie 709 vorzuschlagen. Bauherr der Trasse ist dann die Rheinbahn im Auftrag der Stadt Neuss und Betreiber der Straßenbahnstrecke ist dann die Rheinbahn. Für die Rheinbahn entstünden dann nur Kosten für zwei bis drei zusätzliche Kurse auf der Linie 709 und die Stadt Neuss bräuchte keinen eigenen Betriebshof und keine zu großen Änderungen im Busverkehr vornehmen, außer Abbau von Parallelverkehren zur Straßenbahn in der Venloer Straße. Lediglich die Linie 851 nach Kaarst müsste bleiben, sollte dann aber ab Neusser Weyhe über die Geulenstraße zum Johanne-Etienne-Krankenhaus fahren und nach Neuss-Innenstadt den Linienweg der Linie 848 nehmen.
An der Haltestelle Neusserfurth kann eine Zwischenendstelle errichtet werden, da bereits eine Verlängerung bis Neusserfurth schon genügend Einwohner erreicht, um die Straßenbahnstrecke zu rechtfertigen. Allerdings muss die Wendeschleife einen Radius R = 25 m haben. Aus Platzgründen ist eine Straßenbahnwendeschleife dort nur an einer Stelle möglich: Kaarster Straße 89-93 und auch nur Gegen den Uhrzeigersinn möglich. Die Straßenbahnhaltestelle Richtung Neuss Hbf liegt südlich der Schleife, damit alle Abfahrten nach Neuss Zentrum vom selben Steig aus möglich sind.
In Vogelsang liegt die Schleife auf einer Grünfläche zwischen den Hochhäusern an der Böcklerstraße. Alle Hochhäuser liegen in einem Einzugsgebiet mit max. 500 m Fußweg ab der Straßenbahnendstelle „Böcklerstraße“.
Die Straßenbahnneubaustrecke ist nur ca. 4 km lang und erschließt bereits 29000 EW, also 7250 EW/km. Auf 100000 EW hochgerechnet sind das etwa 14 km Straßenbahn pro 100000 EW. Das ist, finde ich recht günstig, und der einfachste erste Schritt für den Ausbau der Straßenbahn in Neuss, da man ja keine separate neue eigene Linie mit eigenen Fahrzeugen und eigenem Betriebshof einführt, sondern die Bestandlinie des Nachbarbetriebes, welche bereits in der eigenen Stadt fährt, verlängert.
Ich finde die Idee gut, eine Straßenbahn auf der Venloer Straße zu bauen. Bei den Anpassungen und Hinweisen zum Busnetz machst du es dir in meinen Augen aber zu leicht:
1. Vier Buslinien, die jeweils im 30-Minuten-Takt fahren, ergeben acht Fahrten pro Stunde (und keinen ungefähren 5 Minuten-Takt, das wären 50% Fahrten mehr). Das sind auf der Venloer Straße heute die Linien 843, 844, 851 und 852.
2. Die Kaarster Straße (nördlich der Schleife Vogelsang) wird heute mo-fr tagsüber achtmal Stündlich befahren, vormittags nur viermal stündlich. Wenn alle diese Verbindungen über die Strecke der heutigen Linie 848 abgewickelt würden, entstünde deutlicher Parallelverkehr zur Straßenbahn. Die Linie 848 verkehrt heute dreimal pro Stunde, in den Sommerferien zweimal. Vier Verbindungen pro Stunde wäre das Maximum für die Linie 848, wobei durch die neue Straßenbahnlinie auch die 848 vermutlich Fahrgäste verlöre, da deren Einzugsbereiche sich überschneiden. Die Linie 854, die bislang Vogelsang erschließt, fährt heute im 15-Minuten-Takt. Hier könnten die Fahrten bis Hoferhof verlängert werden und damit die vier zusätzlichen Fahrten morgens und nachmittags (843, 844) ersetzen. Das setzt voraus, dass die Linie 854 trotz Straßenbahn weiter im gleichen Takt verkehrt, zumindest in der HVZ. Allerdings steht auch die Linie 854 in Konkurrenz zur Straßenbahn, beide würden sich gegenseitig Fahrgäste wegnehmen. Insgesamt sehe ich entweder ein deutliches Mehrangebot an Fahrten, für das erstmal Nachfrage entstehen müsste, oder eine deutliche Verschlechterung für die Menschen entlang der Kaarster Straße nördlich der Schmolzstraße und/oder im Bereich Weißenberg. Da braucht es noch ein gutes Alternativkonzept!