Beschreibung des Vorschlags
Einleitung:
Zwischen Bad Saarow und Berlin gibt es derzeit keine Direktverbindung, sodass in Fürstenwalde in den RE1 umgestiegen werden muss. Wenn man jedoch bedenkt, dass einerseits viele Brandenburger nach Berlin pendeln und andererseits der Wohnungsmarkt in und um Berlin angespannt ist, dann kann man sich denken, dass das Bedürfnis nach Bahnverbindungen von/nach Berlin immens ist.
Gleichzeitig wird der Berliner Nordring noch vollständig durch den schnelleren Regionalverkehr abgedeckt, jedoch wird dies mit der Fertigstellung der Dresdner Bahn nicht mehr der Fall sein: Der FEX soll ab Berlin Hbf direkt nach Süden fahren, auch im D-Takt ist keine Direktverbindung zwischen Gesundbrunnen und Ostkreuz bzw. Lichtenberg (mehr) vorgesehen. Da die Ringbahn (S41/S42) jedoch hoch ausgelastet und dabei langsamer ist, ist der Wegfall des Regionalverkehrs kontraproduktiv.
Um all diese Probleme zu lösen, schlage ich vor, die RB21 nach Bad Saarow zu verlängern. Ansätze für eine bessere Anbindung Bad Saarows an Berlin wurden dabei schon von anderen Nutzern vorgeschlagen:
- Verlängerung RB35 nach Ostkreuz von Meilensammler
- S-Bahn Berlin – Bad Saarow von Tramfreund94
- Verlängerung RB35 nach Erkner von Daniel Nieveling
Allerdings scheitert Meilensammlers Idee an der viel zu geringen Kapazität für den Berliner Vorortverkehr, während für die von Tramfreund94 vorgeschlagene S-Bahn zusätzliche Gleise und Stromschienen gebaut werden müssen, was die S-Bahn nochmal verteuert. Außerdem hätte letztgenannter Ansatz wegen der deutlich geringeren Vmax eine längere Fahrzeit als der RE1, sodass das Angebot unattraktiv wäre. Bei Daniel Nievelings Ansatz müsste weiterhin umgestiegen werden, nun jedoch in Erkner (Endpunkt der S3) anstelle von Fürstenwalde, sodass dort immerhin mehr Umsteigemöglichkeiten angeboten werden (S3 + RE1 anstelle von RE1).
Betriebskonzept:
Die RB21 soll vom Gesundbrunnen kommend über den Nordring geführt werden, jedoch soll sie am Gleisdreieck abbiegen, sodass nicht das Ostkreuz, sondern Lichtenberg bedient wird. Nachdem sie anschließend ein kurzes Stück des Berliner Außenrings befährt, soll sie mithilfe einer bestehenden Gleisverbindung die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn (kurz: NME; Bahnstrecke nach Frankfurt (Oder)) abbiegen und dieser bis Fürstenwalde (Spree) folgen. Auf dem Linienweg würden dann alle Zwischenhalte mitgenommen werden.
Die wichtigsten Stationen im Überblick:
- Berlin Gesundbrunnen: PK1-Bahnhof am Berliner Nordring mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten, in der Nähe liegt außerdem das Gesundbrunnen-Center.
- Berlin Landsberger Allee: Habe ich von bestehenden Vorschlägen übernommen (hier, hier und hier). An dieser Station halten bis zu 4 Straßenbahnlinien (davon 3 MetroTram-Linien) sowie der 156er. Zudem lässt sich der Europasportpark mit dem Velodrom und der dortigen Schwimm- und Sprunghalle (SSE) erreichen, wo mehrere Veranstaltungen ausgetragen werden.
- Berlin-Lichtenberg: Wichtiger Knotenpunkt im Berliner Osten, wo in mehrere Regionallinien, drei S-Bahnlinien, zwei Straßenbahnlinien und die U5 umgestiegen werden kann. Dadurch lassen sich selbst mit Umsteigezwang wichtige Ziele wie z.B. der Alexanderplatz, das Ostkreuz oder der BER leicht erreichen.
- Berlin-Köpenick: Wird voraussichtlich 2027 fertiggestellt werden, dort lassen sich dann mehrere Bus- und Straßenbahnlinien erreichen.
- Erkner: Durch den nahegelegenen ZOB (mit zahlreichen Anschlüssen und zwei PlusBus-Linien) sowie dem Shuttleverkehr zum Tesla-Werk Fangschleuse hat dieser Halt ein gutes Einzugsgebiet.
- Fangschleuse: Bereits heute sowohl für Pendler von/nach Berlin als auch für Mitarbeiter am nahegelegenen Tesla-Werk ein wichtiger Halt, künftig soll er aber deutlich näher ans Tesla-Werk verlegt werden.
- Fürstenwalde (Spree): Umsteigemöglichkeit zum RE1 von/nach Frankfurt (Oder).
- Alle Halte bis Bad Saarow-Pieskow: Bindet den Fürstenwalder Süden sowie den Kurort Bad Saarow (6.430 EW) erstmals umsteigefrei an Berlin an.
Fahrplan und Fahrzeugeinsatz:
Zwischen Berlin Gesundbrunnen und Fürstenwalde (Spree) wird laut Trassenfindet eine Fahrzeit von 47 Minuten veranschlagt (den zukünftigen Halt in Köpenick miteingerechnet), mit einem weiteren Halt an der Landsberger Allee würde sich die Fahrzeit vermutlich auf etwa 50 Minuten belaufen.
Weiter bis Bad Saarow-Pieskow würde die Fahrt 17 Minuten dauern, wenn man die Fahrzeit der RB35 auch auf die RB21 übertragen kann. Die Gesamtfahrzeit würde sich somit auf etwa 70 Minuten belaufen. Der Fahrplan der RB21 würden damit in etwa so aussehen:
RB21 Berlin Gesundbrunnen -> Bad Saarow (nicht alle Zwischenhalte dargestellt):
- Berlin Gesundbrunnen ab :41
- Berlin-Lichtenberg ab :55
- Erkner ab :14
- Fangschleuse ab :19
- Fürstenwalde (Spree) an :32 ab :33
- Bad Saarow ab :45
- Bad Saarow-Pieskow an :50
RB21 Bad Saarow -> Berlin Gesundbrunnen (nicht alle Zwischenhalte dargestellt):
- Bad Saarow-Piekow ab :56
- Bad Saarow ab :01
- Fürstenwalde (Spree) an :12 ab :13
- Fangschleuse ab :29
- Erkner ab :36
- Berlin-Lichtenberg ab :56
- Berlin Gesundbrunnen an :10
Hinweis: Hier wird davon ausgegangen, dass die Gesamtstrecke mit einem Fünfteiler befahren wird. Bei einer Zugteilung in Fürstenwalde (z.B. weil sich für Bad Saarow ein Dreiteiler eher rentieren würde), verschieben sich jedoch die Fahrzeiten südlich von Fürstenwalde, sodass für die überschlagenen Wenden zusätzliche Infrastruktur vonnöten wird.
Da die Nachfrage in Bad Saarow deutlich geringer ist, schlage ich vor, dass zusätzlich zum fünfteiligen Talent 2 noch ein zwei- bis dreiteiliger Talent 2 eingesetzt wird. Somit würde Bad Saarow mindestens durch einen Zwei- bis Dreiteiler bedient werden, der Abschnitt zwischen (Potsdam – ) Berlin und Fürstenwalde hingegen durch die o.g. Doppeltraktion bedient werden. Dafür müsste in Fürstenwalde eine Standzeit von etwa 5 Minuten eingeplant werden, wofür das Gleis 3 belegt werden könnte (wird heute im Regelfall nur von der RB35 befahren).
Alternativ kann die Strecke auch von Anfang an durch den auf der RB21 eingesetzten Fünfteiler bedient werden (die Doppeltraktion würde dann nicht eingesetzt werden), zumal die Nachfrage zwischen Berlin und Bad Saarow durch den wegfallenden Umstieg deutlich ansteigen könnte – auf der einen Seite ist Berlin ein wichtiger Anlaufpunkt für Pendler aus Brandenburg, auf der anderen Seite kann Bad Saarow als Kurstadt besser vom Freizeitverkehr profitieren (auch aus Berlin).
Infrastrukturmaßnahmen:
Für die Verlängerung der RB21 wären einige Infrastrukturmaßnahmen erforderlich:
– Innerhalb Berlins soll an der Landsberger Allee ein neuer Regionalbahnsteig entstehen, welcher ebenso wie der S-Bahnsteig mehrere Zugänge erhält: Einer zur Landsberger Allee (+ Straßenbahn-Haltestelle), ein weiterer zum Velodrom und der dritte zur Storkower Straße. Davon sollten die ersten beiden Zugänge barrierefrei ausgebaut werden.
– Da die NME zudem stark befahren wird, ist diese Idee vermutlich erst nach Ausbau der Ostbahn leicht umsetzbar, denn mit dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung der letztgenannten Strecke (nach 2036) können große Teile des Güter- und Schienenpersonenfernverkehrs auf diese umgeleitet werden. Dadurch werden auf der NME Trassen frei, sodass auf der RB21 weniger bis gar keine Trassenkonflikte mehr gegeben sind.
– Und zuletzt muss auch die Scharmützelseebahn (die Bahnstrecke nach Bad Saarow) elektrifiziert werden. Ansonsten müssen dort ggf. nur wenige Baumaßnahmen stattfinden, weil die Bahnsteige zwar für die Zwei- bis Dreiteiler lang genug sind, aber für einen Fünfteiler bzw. eine Doppeltraktion (5-Teiler + 2- oder 3-Teiler) zu kurz sind, und mit einer Höhe von 76cm keinen barrierefreien Einstieg in den Zug bieten. Letzteres ist aber auch bei der heutigen RB35 nicht gegeben.
– Wenn außerdem einzelne dieser Stationen zu zweigleisigen Bahnhöfen ausgebaut werden, können überschlagene Wenden umgesetzt werden, sodass Verspätungen sich nicht auf die Rückfahrt übertragen.
Vor- und Nachteile:
Die Verlängerung der RB21 hat mehrere Vorteile:
- Durch die Verlängerung bis Bad Saarow werden auf der gesamten Relation das Angebot sowie die Fahrgastkapazitäten/Stunde deutlich erhöht – zwischen Berlin und Fürstenwalde fahren dann bis zu 4 Regios/h. Dadurch kann auch teilweise der RE1 entlastet werden.
- Bad Saarow erhält eine stündliche Direktverbindung nach Berlin, wenngleich die zentraler verlaufende Stadtbahn verfehlt wird. Dadurch kann sich der Wohnungsmarkt im engeren Verflechtungsraum Berlins entspannen, da Bad Saarow deutlich attraktiver angebunden wird (u.a. fällt auf sämtlichen Relationen aus/in Ri. Berlin der Umstieg in Fürstenwalde weg, sodass sich Fahrgäste dorthin einen Umstieg sparen können).
- Innerhalb Berlins kann eine Tangentialverbindung angeboten werden, gleichzeitig werden Gesundbrunnen, Landsberger Allee und Lichtenberg umsteigefrei miteinander verbunden. Durch die Führung über den Nordring kann zudem der Verkehr in und um Berlin entzerrt werden.
- Obwohl die Stadtbahn verfehlt wird, sind in Berlin zahlreiche Umsteigemöglichkeiten gegeben, sodass dieses Defizit verschmerzbar ist. Da diese sich auf mehrere Stationen verteilen, müssen Pendler keine Überlastung der einzelnen Verkehrsträger (S-Bahn, RE/RB, U-Bahn, Straßenbahn) befürchten.
- Durch die o.g. attraktivere Anbindung entlang der NME kann der Wohnungsmarkt in und um Berlin deutlich entlastet werden, zumal einige von ihnen auch im Berufs- oder/und Freizeitverkehr einen hohen Stellenwert haben (v.a. Fangschleuse mit dem Tesla-Werk oder Bad Saarow als Kurort).
Es gibt aber auch einige Nachteile (diese werden aber bereits oben teilweise entkräftet):
- Wegen der Auslastung der NME (teilweise wird sogar eine Überlastung befürchtet) und der Befahrung weiterer stark befahrener Strecken im Raum Berlin (Lehrter Bahn) ist die Verlängerung der RB21 ein riskantes Vorhaben, und würde die RB21 u.U. verspätungsanfälliger machen.
- Wie schon oben erwähnt, wird in Berlin die Stadtbahn verfehlt (Gegenargumente siehe oben).
- Die RB21 hätte in Bad Saarow eine sehr kurze Wendezeit von 6 Minuten, wenn auf die Zugteilung sowie den o.e. Ausbau der Scharmützelseebahn verzichtet wird.
Ob es unbedingt eine Direktverbindung von Bad Saarow nach Berlin braucht? Gibt sicherlich dringendere Probleme als den Entfall des einen Umstiegs für die eher überschaubare Anzahl an Saarowern sowie Ausflüglern in Gegenrichtung.
Bezüglich der innerberlinerischen Verbindung: Ergibt einige, neue (alte) Direkverbindungen, allerdings ist v.a. der Neubau der Regionalverkehrsstation nicht ohne. Lohnt sich vermutlich erst dann, wenn hier mehr als nur eine Stundentakt der RB21 hält.
Zum Flügeln bzw. Stärken/Schwächen: Wäre von den Kapazitäten sicher sinnvoll und ggf. wegen der Bahnsteiglängen auch zwingend, allerdings spart man sich mit dem aktuellen Fahrplan kein Fahrzeug ein – das steht dann einfach nur in Fürstenwalde rum. Aber muss man sich denn überhaupt an dem Fahrplan der RB35 orientieren? Wichtig wäre m.E. vor allem, dass man nicht direkt hinter/vor dem RE1 nach Berlin fährt. Und auf den ist die aktuelle RB35 ja abgestimmt.
Alles in allem ein sehr schön ausgearbeiteter Vorschlag, bei dem man erkennt, dass du dich mit den Details beschäftigt hast.
Vielen Dank für dein Feedback.
Da hast du recht, jedoch denke ich, dass sich mit dieser Direktverbindung die Nachfrage auf beiden Seiten steigern lässt: Da die Mietpreise in Berlin steigen (Berlin hatte im 4. Quartal 2023 die zweitteuersten Mieten in Deutschland) und im näheren Umland die Nachfrage nach Wohnungen ebenso zunimmt, muss man zumindest versuchen, die Leute ins weitere Umland zu verlagern.
In diesem Fall würde ich eine möglichst attraktive Verbindung von/nach Berlin, wo es die meisten Pendler zieht, durchaus als Kriterium für den Umzug sehen. Mit dem Freizeitfaktor könnte Bad Saarow noch mehr Leute ansprechen.
Nur ist die RB21 momentan leider die einzige Linie, die von der Lehrter Bahn, d.h. vom Westen kommend, am Gesundbrunnen endet. Die Linien RE66 und RB27, welche ebenfalls dort enden, kommen von der Stettiner Bahn, d.h. vom Nordosten kommend – müssten also entsprechend Kopf machen, wenn man das Regioangebot auf dem Nordring verstärken möchte. Jedoch ist der RE66 bereits verplant, da er als RE9 zum BER verlängert wird.
Solange man den Takt nicht weiter verdichten kann (Verstärkerzüge oder weitere Linien ist egal), könnte man für eine Übergangszeit auch an der Landsberger Allee durchfahren oder den Halt trotzdem bauen. Letzteres würde aber dafür sorgen, dass die RB21 u.U. eine zu hohe Nachfrage abdeckt, weil ein Stundentakt innerhalb der Ringbahn ein sehr mageres Angebot wäre (selbst der FEX fährt heute alle 30 Minuten).
Beim ungefähren Messen der Bahnsteiglängen (mittels Google Maps) stelle ich fest, dass die Bahnsteige (70m) zu kurz für einen Fünfteiler sind (88m), für einen Vierteiler (72m) ist der Bahnsteig nur etwas zu kurz. Wenn der Vierteiler jedoch richtig hält, dürfte der Ein-/Ausstieg an allen Türen noch machbar sein (als Vergleichswert wurde die Bahnsteiglänge in Bad Saarow (70m) genommen).
Mit einer Flügelung bzw. Schwächung/Stärkung wird tatsächlich kein Fahrzeug eingespart, dies erachte ich aber als Notlösung, wenn man die Bahnsteige auf der Scharmützelseebahn nicht auf mind. 88m verlängern möchte (Fahrzeuglänge eines Fünfteilers). Ursprünglich hatte ich noch die Idee, den in Fürstenwalde verbleibenden Zugteil nach Frankfurt (Oder) zu verlängern. Dies hätte aber zur Folge, dass der Zug u.U. entweder vom RE1 (wenn man ihn beschleunigen möchte) oder vom EC überholt werden müsste, zumal die NME sehr stark befahren wird.
Stimmt auch, der RE1 und die RB35 sind aufeinander abgestimmt. Theoretisch. Denn der RE1 gilt für viele Leute (auch für einige L+ User unter uns) als unzuverlässig und verspätet, sodass der Anschluss in Fürstenwalde nicht immer eingehalten wird. Liegt aber u.a. auch daran, dass der RE1 trotz Überlastung der Stadtbahn in der HVZ nun mehr im T20 verkehrt statt früher im T30.