6 Kommentare zu “B: S10 vom Ring nach Marzahn

  1. Also grundsätzlich halte ich sehr viel von einer Schnellbahn auf dieser Relation. Aber den Vorschlag finde ich irgendwie nicht so richtig durchdacht.

    Zunächst einmal zu den Vorteilen der S-Bahn:

    „Geringere Baukosten durch überirdische Abschnitte“

    Wieso geht das bei einer U-Bahn nicht? Eine U-Bahn ist doch auf gleicher Strecke grundsätzlich billiger als eine S-Bahn, oder nicht? Natürlich könnte man eine U-Bahn nicht in das bestehende Netz einfädeln – dafür würde man sich eben auch genau diese Einfädelungen sparen können.

    Strecke konzentriert sich nur auf den wesentlichen Teil außerhalb des S-Bahnrings (im Inneren des S-Bahnrings ist das Angebot schon gut ausgebaut“

    Naja, dafür erreicht man eben nicht den Alexanderplatz, sondern spart sich einen Umstieg zur Ringbahn. Die Straßenbahn ist von der Greifswalder Straße aus etwa 8 Minuten langsamer als eine U-Bahn es sein könnte.

    Neue Ziele werden erreicht […] die S-Bahn schafft neue Verbindung 

    Neue Direktverbindungen. Den Umstieg zur Ringbahn hätte man auch so schon gehabt, zwischen Höhenschönhausen und BER fahren zwei stündliche Regionalzüge, die deutlich schneller sind als die S-Bahn. Wenn zukünftig eine S-Bahn-Strecke zwischen Köpenick und Springfuhl existiert, verliert die Verbindung zum BER sowieso an Relevanz.

     

    Zum baulichen Teil des Vorschlags:

    „Dann geht es weiter unter dem jüdischen Friedhof hindurch (optional auch überirdisch) zur Hansastraße.“

    Also überirdisch ist hoffentlich ein Scherz. Unter dem Friedhof durchzubuddeln könnte zwar klappen, wird aber auch alles andere als einfach. Ansonsten planst du ja, öfter „ans Tageslicht“ zu kommen – an diesen Stellen müsste die Strecke dann aber trotzdem in einer Grube liegen, sonst wären die Steigungen wohl zu extrem.

    Ehrlicherweise verstehe ich auch nicht, wieso die Strecke von Hohenschönhausen weiter nach Osten führen soll. Alle dortigen Relationen sind schon heute bestens abgedeckt:

    Marzahn – S Hohenschönhausen: 12 Minuten (X54*) gegen 10 Minuten (S-Bahn im Vorschlag, optimistisch gerechnet)
    Marzahn – Stadion Buschalle: hier ist die S-Bahn aus dem Vorschlag etwa 8 Minuten schneller (15 gegen 23 Minuten)
    Marzahn – Landsberger Allee: 19 Minuten (M6); diese S-Bahn wäre hier nicht schneller
    Marzahn – Indira-Gandhi-Straße: 20 Minuten (M6, M13) gegen 17 Minuten

    Auch für die westliche Anbindung von Ahrensfelde nach Weißensee lohnt sich eine S-Bahn nicht; da könnte man auch einfach die Straßenbahn verlängern. Der Bahnhof Falkenberg bindet hier ein Gebiet an, welches alle 20 Minuten von einem Bus befahren wird (und eine entsprechend geringe Nachfrage aufweist – da wohnt auch fast niemand).

     

    Zum Betriebskonzept:

    Damit die Taktfrequenz wenigstens auf einem Viertel des Berliner S-Bahnrings ausgeglichen ist, also zwischen Greifswalder Straße und Gesundbrunnen sowie Storkower Straße und Ostkeuz, sollte die neue Strecke von beiden Richtungen gleich häufig angesteuert werden.“

    Der nördliche Teil scheint mir wesentlicher wichtiger zu sein, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil dieser Strecke schon gut an das Ostkreuz angebunden ist. Auch wenn die ausgeglichene Taktfrequenz nicht unwichtig ist, ist sowieso fraglich, wie viel das bringt, wenn die Züge den Ring nur für wenige Stationen bedienen. Fahrgäste, die vom Ostkreuz nach Gesundbrunnen wollen, werden diese Linien nicht nutzen.

    „Da zumindest der Bahnhof Ostkreuz schon jetzt mit der S75 bzw. S7 erreicht werden kann, könnten hier fürs Erste Dreiviertelzüge ausreichen.“

    Auch wenn ich ja schon vorhin begründet habe, wieso diese Linie S95 wohl nicht so sinnvoll wäre: Wenn du einen Zug zwischen Adlershof, Treptower Park und Landsberger Alle auf den Ring stopfen möchtest, dann sollte das wenigstens ein Vollzug sein. Schöneweide und Adlershof sind vom Ostkreuz aus doch ziemlich wichtige Ziele, die sollten auch entsprechende Züge bekommen.

    „Es könnte durchaus sein, dass ein 10-Minuten-Takt auf der Stammstrecke langfristig nicht ausreicht. Denkbar wäre auch ein 5/10/5-Minuten-Takt, indem die tendenziell stärker nachgefragte S6 verstärkt wird.“ 

    Das wären dann 24 Züge pro Stunde zwischen Schönhauser Allee/Greifswalder Straße und Gesundbrunnen/Wedding. Da zukünftig auch die Siemensbahn alle 10 Minuten fahren soll, würde man sogar am Hauptbahnhof Kapazitätsprobleme bekommen (18 wendende Züge pro Stunde sind echt nicht wenig…).

    Da das ja doch sehr viel Kritik war:

    Die Idee gefällt mir eigentlich echt nicht schlecht. Auch wenn ich die Anbindung an den Alexanderplatz für sehr wichtig halte, kann man definitiv sinnvoll argumentieren, dass dieser Vorschlag die Verbindungen von Wedding und Prenzlauer Berg, Reinickendorf und sogar der westlichen Ringbahn (Charlottenburg-Nord und sogar Spandau) in den Berliner Osten (Weißensee und Hohenschönhausen) massiv stärkt! Ich glaube, dass noch niemand die Idee einer S-Bahn so hatte.

    Zumindest die Anbindung an die südliche Ringbahn und den Teil östlich vom Bahnhof Hohenschönhausen halte ich aber für absolut überflüssig. Wenn man diese weglässt und sich eine Alternative zur Unterquerung des jüdischen Friedhofs sucht, sehe ich hier aber eine Menge ungeschöpftes Potenzial.

    1. Danke für deinen ausführlichen Kommentar.

       

      „Wieso geht das bei einer U-Bahn nicht? Eine U-Bahn ist doch auf gleicher Strecke grundsätzlich billiger als eine S-Bahn, oder nicht? Natürlich könnte man eine U-Bahn nicht in das bestehende Netz einfädeln – dafür würde man sich eben auch genau diese Einfädelungen sparen können.“

      Natürlich könnte man eine U-Bahn mit ähnlichen Kosten auch so wie die S-Bahn teilweise überirdisch bauen, allerdings beziehe ich mich in diesem Fall auf eine U-Bahn im Tunnel, so wie auch die U10 unter der Erde verlaufen soll.

       

      „Naja, dafür erreicht man eben nicht den Alexanderplatz, sondern spart sich einen Umstieg zur Ringbahn. Die Straßenbahn ist von der Greifswalder Straße aus etwa 8 Minuten langsamer als eine U-Bahn es sein könnte.“

      Das stimmt, der Alexanderplatz bleibt außen vor. Allerdings ist das auch keine Problem, da diese Relation bereits durch Tram (M4, M5, M6, M8) und durch die S7 (mit einem Umstieg auch S75) abgedeckt wird. Diese S-Bahn soll nämlich vor allem dort kurze Fahrtzeiten anbieten, wo es heute noch gar keine gute Verkehrsanbindung gibt. Dadurch, dass die S-Bahn zwischen Greifswalder Straße und Storkower Straße auf den Ring fährt, werden Hohenschönhausen und Marzahn, aber auch Weißensee, viel besser mit der Stadt vernetzt. Und das nicht nur geradezu zum zentralsten Umsteigbahnhof. Selbst Menschen aus Lichterfelde, Spandau und Oranienburg von dieser S-Bahnstrecke, um noch schneller in den Osten der Stadt zu gelangen.

      Eine Strecke zum Alex wäre zwar schön und gut, aus den oben genannten Gründen aber nicht zwingend notwendig. So spart man einen drei Kilometer langen Tunnel.

       

      „Neue Direktverbindungen. Den Umstieg zur Ringbahn hätte man auch so schon gehabt, zwischen Höhenschönhausen und BER fahren zwei stündliche Regionalzüge, die deutlich schneller sind als die S-Bahn. Wenn zukünftig eine S-Bahn-Strecke zwischen Köpenick und Springfuhl existiert, verliert die Verbindung zum BER sowieso an Relevanz.“

      Mag ja sein, dass man heutzutage auch die RB nehmen kann, allerdings ist der, auch bei einer Ausweitung des Angebots, nur in geringem Maße eine Alternative zur S-Bahn. Das gleiche sieht man beim FEX zwischen Ostkreuz und Gesundbrunnen: er führt regelmäßig und ist schneller als die Ringbahn, trotzdem nutzt ihn kaum jemand für diese Verbindung.
      Für manche kann die RB aus Hohenschönhausen und Ahrensfelde hilfreich sein, die große S-Bahn-Alternu würde es aber nicht werden.
      Außerdem vergisst du, dass die S-Bahn auch eine Erschließungsfunktion in Weißensee und Alt-Hohenschönhausen hat. All die Menschen dort haben bisher keine S-, U-Bahn oder einen Regionalzug. Und: im Gegensatz zur Regionalbahn fährt die S-Bahn nicht nur zum Ostkreuz, sondern auch in Richtung Gesundbrunnen.

      Bei einer Inbetriebnahme der NVT Richtung Flughafen kann man die S95 natürlich auch umlegen. Zum Beispiel nach Spindlersfeld oder Südkreuz.

       

      „Ehrlicherweise verstehe ich auch nicht, wieso die Strecke von Hohenschönhausen weiter nach Osten führen soll. Alle dortigen Relationen sind schon heute bestens abgedeckt“

      Da gebe ich dir recht. Vom S-Bahnhof Marzahn ist man bereits heute schnell im Zentrum. Insofern ist dieser Abschnitt nicht ganz so wichtig wie die anderen. Trotzdem würde ein (mehrfacher) Umstieg von Bus zu S-Bahn die Nutzung des ÖPNV sehr unattraktiv machen. Denn ganz unwichtig ist diese Relation nicht. Allein mit der S7/S75/RB werden Weißensee, Gesundbrunnen, Wedding und Hauptbahnhof ja nicht erreicht.
      Wenn man das überhaupt nicht finanzieren könnte, könnte man den östlichen Teil ja für später freihalten.

       

      Der nördliche Teil scheint mir wesentlicher wichtiger zu sein, wenn man bedenkt, dass ein großer Teil dieser Strecke schon gut an das Ostkreuz angebunden ist. Auch wenn die ausgeglichene Taktfrequenz nicht unwichtig ist, ist sowieso fraglich, wie viel das bringt, wenn die Züge den Ring nur für wenige Stationen bedienen. Fahrgäste, die vom Ostkreuz nach Gesundbrunnen wollen, werden diese Linien nicht nutzen.“

      Auch wenn ich ja schon vorhin begründet habe, wieso diese Linie S95 wohl nicht so sinnvoll wäre: Wenn du einen Zug zwischen Adlershof, Treptower Park und Landsberger Alle auf den Ring stopfen möchtest, dann sollte das wenigstens ein Vollzug sein. Schöneweide und Adlershof sind vom Ostkreuz aus doch ziemlich wichtige Ziele, die sollten auch entsprechende Züge bekommen.“

      Für die Menschen aus Hohenschönhausen und Marzahn wahrscheinlich schon, deswegen müssen hier Vollzüge unterwegs sein. Auf dem Ring selbst, fahren aber besonders viele Leute zwischen Landsberger Allee und Ostkreuz. Die ohnehin schon volle Ringbahn muss hier als auf jeden Fall Verstärkung von der S95 bekommen, gerne auch als Vollzug. 🙂

      „Das wären dann 24 Züge pro Stunde zwischen Schönhauser Allee/Greifswalder Straße und Gesundbrunnen/Wedding. Da zukünftig auch die Siemensbahn alle 10 Minuten fahren soll, würde man sogar am Hauptbahnhof Kapazitätsprobleme bekommen (18 wendende Züge pro Stunde sind echt nicht wenig…).“

      Da müsste man tatsächlich schauen, wie man das umsetzen würde. Mit einem 20-Minuten-Takt würde es aber problemlos funktionieren.

  2. Die Route Hohenschönhausen – Prenzlauer Berg sieht interessant aus. Man könnte sie aber auch als Straßenbahn ausführen, und so die Baukosten deutlich reduzieren. Die etwas höhere Fahrzeit würde durch mehr Direktverbindungen ausgeglichen.

    1. Wenn überhaupt kein Geld, um eine S-Bahn langfristig zu realisieren, könnte man darüber nachdenken.
      Dennoch hätte man damit keine schnelle S- oder U-Bahnverbindung geschaffen. Am besten wäre nämlich eine Kombination aus Tram und S-Bahn. Die Tram konzentriert sich auf die Feinerschließung, die S-Bahn dient als schnelles Verkehrsmittel parallel zur Straßenbahn.

    1. So etwas wäre zwar möglich, allerdings bedient man damit wieder nur eine Achse. Eine S-Bahnstrecke lässt sich eben viel besser mit der Ringbahn Richtung Gesundbrunnen oder Ostkreuz vernetzen. Im Vergleich zur U1, mit der man gerade so nach Kreuzberg kommt, bietet die S-Bahn in diesem Fall einfach viel mehr Möglichkeiten. Die Feinerschließung übernimmt die Tram, mit der S-Bahn ist man ratzfatz in Spandau, Frohnau oder am Hauptbahnhof.
      Du hast zwar recht: Die U1, welche schon an der Warschauer Straße endet, könnte mal verlängert werden, dann aber lieber nur bis zum Frankfurter Tor. Eine weitere Verlängerung um mindestens vier Kilometer durch sehr dünn besideltes Gebiet würde sich kaum lohnen.

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