Beschreibung des Vorschlags
Vorgeschlagen wird die Einführung einer neuen S-Bahn-Linie, die den Hamburger Nordwesten unter Nutzung der hierfür dreigleisig ausgebauten Güterumgehungsbahn (GUB) mit der City Nord, Barmbek und Harburg verbindet, ohne den Hauptbahnhof anzufahren.
Zweck ist die Schaffung von neuen Direktverbindungen und besseren Umsteigemöglichkeiten, insbesondere mit dem Blick darauf, Fahrgastströme entlang der Schnellbahnachsen der S3 und S5 mit Zielen außerhalb etwa des Ring 1 aus dem Hamburger Hauptbahnhof herauszuhalten. In einer vergleichbar großen europäischen Stadt (Stockholm) hat sich mit der Tvärbanan ein ähnliches Konzept als erfolgreich erwiesen. Die wichtigen Bürostandorte am Berliner Tor sowie der City Nord bzw. City Süd (Hammerbrook) und teils der entstehenden Hafencity werden zum ersten Mal mit einer schnellen Direktverbindung verbunden.
Hierfür nutzt sie neben den neuen S-Bahn-Gleisen die Bestandsstrecke der S1 und fährt über eine am Berliner Tor zu errichtende Verbindungskurve auf die Gleise der Harburger S-Bahn. Der Güterumgehungsbahn wird nicht weiter nach Rothenburgsort gefolgt, da dies keine gute Anbindung Hammerbrooks oder von Berliner Tor ermöglicht und das dort erschlossene Gebiet recht peripher ist. So kann auch etwas an der nötigen neuen Infrastruktur gespart werden.
Hier ist die nötige neue Infrastruktur genauer eingezeichnet.
Ohne Zweifel geht es hier um ein Großprojekt, das auch entsprechend viel kosten wird. Die Notwendigkeit dieser Infrastrukturmaßnahmen ergibt sich daraus, dass die angedachte S-Bahnlinie, um einen entsprechenden Nutzen für die aus anderen Schnellbahnlinien umsteigenden Fahrgäste darzustellen, auf jeden Fall im 10 min-Takt fahren muss und mit ihren Hochflurfahrzeugen Bahnsteige voraussetzt, die nicht mit Güterverkehr kompatibel sind. Also müssen S-Bahn- und Güterverkehr getrennt werden.
Eingesetzt werden Einsystemfahrzeuge, die Strecke wird vollständig mit Gleichstrom über Stromschiene elektrifiziert. So kann auch auf teurere Zweisystemfahrzeuge und Systemwechselstellen verzichtet werden.
Die Verbindungskurve Berliner Tor ist nötig, damit die S-Bahnhalbringlinie, ihrem Sinn entsprechend, Fahrgastströme am Hauptbahnhof vorbeilenken kann und direktere Nord-Süd-Verbindungen schafft, aber dennoch innenstadtnahe Ziele erreicht und der Umsteigebahnhof Berliner Tor genutzt werden kann.
Existierende Vorschläge zur Nutzung der GUB für den Personenverkehr nutzen stattdessen Regionalzüge, zumindest aber wird die vorgeschlagene Linie nicht über Berliner Tor und S Hammerbrook geführt, sondern über Rothenburgsort nach Harburg oder durch die City S-Bahn (und damit den Hauptbahnhof). Gerade letzteres soll hier vermieden werden. Regionalzüge wiederum könnten keinen engen Takt fahren und böten deutlich weniger Direktverbindungen (auch könnten sie die S-Bahn-Infrastruktur nicht nutzen). Ferner würden sie gerade im Raum Hamm im Konflikt mit dem Güterverkehr stehen. Ihr Nutzen für den innerstädtischen Verkehr wäre gering, da alle verbundenen U- und S-Bahn-Linien deutlich häufiger als eine RB auf der Güterumgehungsbahn fahren und somit die Anschlusssicherheit gering wäre.
Namentlich eingezeichnet wurden alle Haltepunkte bzw. Bahnhöfe, die wichtige Umsteigebeziehungen ermöglichen werden. Es muss eine weitere U2-Haltestelle Kollau errichtet werden, das umliegende Gebiet sollte hierbei im Sinne einer ÖV-orientierten Stadtentwicklung deutlich mit neuen Wohnungen, Büros und Geschäften verdichtet werden. Ähnliches gilt z.B. auch für die Südseite des Haltepunktes Nedderfeld.
Für die Zukunft ist es denkbar, die Linie z.B. nach Elmshorn weiter zu führen, sollte das S-Bahnnetz dorthin ausgebaut werden.
Nachtrag #1:
Für den Fall, dass die vorgeschlagene Verbindung im Raum Berliner Tor weder als Tunnel noch Viadukt umsetzbar ist, ist nun eine alternative Linienführung eingezeichnet worden, die der GUB großräumig folgt. Im Raum Hasselbrook wurde eine kurze Tunnellösung gewählt, um die Strecke nach Lübeck bzw. S4 zu überwinden. Die Strecke taucht auf der Ostseite der GUB ans Tageslicht und kann die Bergedorfer S-Bahn so recht einfach überqueren und bildet einen Turmbahnhof mit dem zu verlegenden Haltepunkt Tiefstack.
In Rothenburgsort gestaltet sich die Einfädelung in die Harburger S-Bahn anspruchsvoll, sollte allerdings umsetzbar sein.
Gestrichelt eingezeichnet ist das Neubaugebiet, das in der Horner Marsch anstelle der heute dort befindlichen Kleingärten im Umkreis des S-Bahn-Haltes entstehen soll.
Nachtrag #2
Eingezeichnet wurde außerdem eine alternative Streckenführung im Hamburger Wesen, welche die Ringfunktion der Linie weiter stärken würde. Hierfür fädelt eine Neubaustrecke gen Südwest aus der Güterumgehungsbahn aus und verläuft in der Schnackenburgallee bzw. angrenzenden Gewerbegebieten in Hochlage zu den Arenen im Volkspark, wo die Strecke auf die Ebene -1 wechselt und im Einschnitt verläuft, um etwa im Median der nördlichen Ebertallee in einen Tunnel zu wechseln und unterhalb der Straße bis zum S-Bahn-Haltepunkt Othmarschen zu führen.
Diese Linie würde erstmals Umstiege zu den westlichen Ästen von S5 (Eidelstedt) und U5 (Arenen Volkspark) ermöglichen sowie außerdem zu jenem der S1 in Othmarschen. Ferner würde der Unicampus Science City in Bahrenfeld angebunden werden und eine neue Verbindung zu den Arenen geschaffen werden. Entstünde in der Zukunft ein Schnellbahnanschluss der Science City im Rahmen etwa der S6 West, so würde auch diese Linie, und mithin tatsächlich jede Hamburger Schnellbahnlinie zweimal, auf ihren jeweiligen Ästen, angebunden werden – zumindest so die S4 West auch in Eidelstedt halten sollte.
Die Haltepunkte Eidelstedt und Arenen Volkspark sind etwas nah beieinander, dies wird aber insgesamt durch die längere haltepunktlose Strecke im Volkspark bzgl. der Reisezeiten kompensiert. Beide sind aber sehr wichtig für Umsteigebeziehungen und daher nicht entbehrlich. Im Gewerbegebiet entlang der Schnackenburgallee und östlich der Arenen ist es in Zukunft sicherlich sinnvoll, den Bau von Wohnungen und Bürogebäuden zu erwägen.
Oh, so eine ähnliche Idee hatte ich auch mal (aber nicht veröffentlicht). Ich denke aber wiederum dass es mehr Sinn macht, die S Bahn parallel zur Güterumgehungsbahn bis zu den Elbbrücken zu führen da man dadurch noch mehr neue Gebiete anbindet. Außerdem wäre ein Elbtunnel (wie in diesem Post) eine gute Ergänzung zu deiner Idee wodurch man eine Ring S Bahn erstellen könnte wenn man noch eine Verbindungskurve in Eidelstedt bauen würde. Fürs Erste finde ich deine Idee aber ganz gut.
Wenn du den Vorschlag veröffentlichst, verlinke ich ihn hier gern, danke für die netten Worte ansonsten.
Dem Verlauf der GUB wollte ich nicht vollständig folgen, weil in ihrem südostlichen Abschnitt viel weniger lohnendende Ziele sind und der Weg nach Harburg indirekter wäre. Aber wenn z.B. die Verbindungskurve nach Hammerbrook nicht umsetzbar sein sollte bzw. entlang der Strecke Wohnungsbau betrieben würde, sähe das natürlich anders aus.
Ein Elbtunnel für die Bahn wäre natürlich sehr attraktiv, da auf dem Weg aber nur das Hafengebiet und einige sehr dünn besiedelte Ortschaften liegen, sollte man das Projekt wohl leider aber zunächst auf die lange Bank schieben.
Gefällt mir grundsätzlich sehr gut, besonders auch die Anbindung Richtung Berliner Tor statt peripher durch die Horner Marsch.
Insgesamt könnte man überlegen, ob man die U5 im Gegenzug etwas zurechtstutzt und ab dem UKE zu einem Umsteigepunkt mit der S-Bahn (Nedderfeld) führt. Dann könnte man auf die teure, unterirdische Tangente verzichten.
Danke für den Kommentar. Ich habe jetzt dennoch genau diese periphere Verbindung durch die Horner Marsch mit eingezeichnet, als Alternative für den Fall, dass die Verbindung im Raum Berliner Tor (wie ja im Infrastrukturvorschlag besprochen) nicht (gut) umsetzbar ist. Ob ich auch den Infrastrukturvorschlag aktualisiere, muss ich mal schauen. Hier habe ich jedenfalls versucht, das auch etwas genauer zu illustrieren. Es ist aber in der Tat auch so teils etwas unorthodox, z.B. müsste die Strecke Richtung Harburg zum Einfädeln erst steil tiefer und dann wieder nach oben fahren, um über die Güterzuggleise zu kommen. Wirklich überzeugt bin ich daher hier auch nicht.
Die Idee bzgl. der U5-Führung ist interessant, aber ich denke, der Umstieg zur U2 und zu den S-Bahn-Linien aus Pinneberg und Kaltenkirchen (+ in der Zukunft vielleicht Regionalbahnen) in Stellingen hat auch seinen Reiz. Und leider bietet die vorgeschlagene S-Bahnlinie hier ja keinen Übergang zur S5.
Nachtrag: Das mit der S5 ließe sich verältnismäßig elegant lösen, wenn der Haltepunkt Eidelstedt nach Norden verlegt werden würde. Auch das wäre sicher nicht trivial, aber würde einen halbwegs guten Umstieg für Fahrgäste aus/nach Kaltenkirchen ermöglichen.
Wäre auch theoretisch möglich anstatt nach Ebertalle/Otmarschen, könnte man das Elbe-EKZ ansteuern, entlang der Notkestrasse & der Osdorfer Landstrasse. Womöglich besser Anschluss neuer gebiete als die Othmarschen-Arenen tangente direkt?