Beschreibung des Vorschlags
Hier ist das Äußerste dessen, was ich für Lübeck als Vision für realistisch erachte. Ich hatte schon erwähnt, die Bahnstrecken liegen in der Stadt oft sehr günstig. Das Problem ist, dass der Hauptbahnhof relativ weit abseits der eigentlichen Lübecker City liegt, und deswegen die RBs und REs nur bedingt für den Stadtverkehr geeignet sind.
Dieses Problem lässt sich aber lösen, indem man das Zwickauer Modell oder das Karlsruher Modell adaptiert. Das Zwickauer Modell wäre natürlich erheblich günstiger, das Karlsruher würde ich aber präferieren.
Eine Realisierung kann ich mir nur in mehreren Stufen vorstellen.
Stufe 1: Errichtung von neuen Haltepunkten an den auf Lübeck zulaufenden Bahnlinien und Bau vom Ausfädelungen am Hauptbahnhof sowie einer ca. 1,5 km langen Straßenbahnstrecke vom Hauptbahnhof zum Klingenberg
Während der Stufe 1 werden zunächst RBs aus Bad Oldesloe (neue Linie), Travemünde und Neustadt in die Innenstadt geleitet. Die Kapazität der Endhaltestelle am Klingenberg ist begrenzt, weswegen man da auch sicher nicht viel mehr als 4 Linien im Stundentakt reinbekommt.
Stufe 2: Weiterführung nach Sankt Jürgen
In Stufe 2 wird die Strecke richtung Süden nach Sankt Jürgen fortgeführt, dort schwenkt sie auf die Bahnlinie nach Mecklenburg. Damit ist es auch möglich, eine Durchmesserlinie durch die Altstadt zu führen.
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Grundsätzlich sind natürlich noch weitere Ausbaumaßnahmen mögich, etwa eine Stufe 3, die einen Abzweig von der Durchmesserlinie auf die Ratzeburger Strecke darstellen würde.
Hier dargestellt ist nur der Verlauf innerhalb Lübecks und die Lübecker Bahnhöfe (mit Ausnahmen 😉 )
Ich halte zwar mehr für möglich, aber für den Anfang wäre ich mit deinen Ideen völlig einverstanden. Meine Vorschläge stellen ja stets eine Maximalforderung dar, also ein komplettes Netz, dem nichts mehr hinzuzufügen wäre. Ich bin mir aber darüber im Klaren, dass solche Netze kaum Chancen auf Realisierung haben, weil ihre Fertigstellung, falls man sie überhaupt anstrebt, so lange dauern wird, bis sich die Stadt derartig verändert hat, dass man wieder andere Strecken bevorzugen müsste. Ich habe mich lange mit den Planungen der Berliner U-Bahn beschäftigt (auch ein gleichnamiges Buch geschrieben) und weiß daher, dass Zielnetze, wie die Erfahrung zeigt, gar nicht verwirklicht werden können. Dennoch braucht man sie, um eine Richtung vorzugeben, wo man hin möchte. Wenn dann die letzten Linien nicht mehr verwirklicht werden, sondern statt dessen andere, an die man noch gar nicht gedacht hat, dann ist das auch okay.
Was nun die Realisierung eines Lübecker Straßenbahnnetzes betrifft, bin ich völlig mit deinen beiden Stufen einverstanden, so fern es anschließend noch weitere Stufen gibt. Ein Grundnetz wäre so jedenfalls geschaffen.
Die erste Stufe könnte sich vielleicht sogar ausschließlich auf die Errichtung weiterer Stationen an den vorhandenen Bahnstrecken beschränken, wobei ich aber noch weitere Stationen, etwa an der Baltischen Allee, an der Karlstraße, an der Warthestraße und am Petroleumhafen einfügen würde, die natürlich an ein entsprechend angepasstes Busnetz angeschlossen werden müssten. Den Sinn in der Station Waldhalle sehe ich im Moment nicht.
Wie du darauf kommst, dass am Klingenberg nur maximal vier stündlich fahrende Linien enden könnten, verstehe ich auch nicht. Auf einem zweigleisigen Endpunkt kann bequem alle fünf Minuten ein Zug enden. Wenn zudem innerstädtische Verkehrsaufgaben übernommen werden sollen, wäre ein Stundentakt absolut unattraktiv, zumal durch eine direkte Einführung in die Innenstadt die Fahrgastzahlen rapide steigen dürften. Schon allein deshalb wäre eine Taktverdichtung unverzichtbar. Da das so entstandene bessere Angebot weitere Fahrgäste locken müsste, halte ich folgende Takte für sinnvoll:
Klingenberg – Hbf. – Travemünde (alle 15 min)
Klingenberg – Hbf. – Bad Schwartau (alle 15 min) – Neustadt (Holst.) (alle 30 min)
Klingenberg – Hbf. – Moisling (alle 15 min) – Bad Oldesloe (alle 30 min)
Unter diesen Umständen könnte auf eine Straßenbahn nach Bad Schwartau verzichtet werden, wenn die Autobuslinien in dieser Gegend an die Stadtbahn angeschlossen werden.
Auch die zweite Ausbauphase nach St. Jürgen mit Verknüpfung an die Strecke nach Mecklenburg finde ich sinnvoll. Wo genau soll da der Endpunkt sein? Ich empfehle Grevesmühlen, wenn man sich nicht die Mühe machen will eine Neubaustrecke nach Rehna zu errichten, um Schwerin zu erriechen.
Dabei sollte es aber nicht bleiben. Eine dritte Ausbauphase sollte in der Tat durch die Uni führen und an der Station Hochschulstadtteil in die Strecke nach Ratzeburg münden, wobei in Ratzeburg auch ein BOStrab-Abschnitt zur Altstadt hin sinnvoll sein könnte, wie man es im Raum Karlsruhe ja auch öfters gemacht hat.
In einem vierten Schritt empfehle ich dann am Kohlmarkt eine Strecke über Marli und Eichbaum nach Herrenburg zu führen, um die umfangreichen östlich gelegenen Stadtteile Lübecks anzuschließen und über diese Linie nach Mecklenburg fahren zu können.
Ein fünfter Schritt sollte dann auch eine Strecke nach Stockelsdorf umfassen. Mit Errichtung der vierten Stufe würden am Klingenberg Kapazitäten frei werden, die von dieser Linie genutzt werden könnten. Der Weg nach Stockelsdorf bietet durchgehend dicht bebautes Stadtgebiet und ist auf jeden Fall straßenbahnwürdig.
Damit wäre ein Grundnetz geschaffen, das wirklich sinnvoll ist und sicher nicht über nutzlose Strecken verfügt.
Weitere sinnvolle Ergänzungen beträfen auch Außenbereiche. So wäre es sicher sinnvoll die Züge in Neustadt nicht im Bahnhof enden zu lassen, sondern auf den Gleisen der Hafenbahn bis zur Brücke über das Binnenwasser zu führen. Auch von Dänischburg aus könnte man über vorhandene Gleise nach Herrenwyk und Kücknitz fahren, was allerdings einen weiteren Abzweig erfordern würde. Vielleicht könnte man da Züge flügeln oder sie von Herrenwyk über die Kücknitzer Hauptstraße wieder zur Strecke nach Travemünde zurück führen. Aber auch weitere Strecken in Lübeck, wie ich sie in meinen Vorschlägen dargestellt habe, könnten nach meiner Meinung folgen.
Der Bahnhof Waldhalle ist der Bad Schwatauer Bahnhof an der Travemünder Strecke, den gab es schon einmal 😉
Oh, danke. Mit der Historie dieser Strecke hatte ich mich nicht befasst. Ich denke aber, wenn es diesen Bahnhof schon einmal gab, er heute aber nicht mehr existiert, dann könnte es doch sein, dass er auch nicht wirklich benötigt wird.