Nachtzug Hamburg – Kiew

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Beschreibung des Vorschlags

Deutschland und Osteuropa sind schlecht miteinander verbunden. Besonders im Schienenverkehr. Die einzige Achse mit einem halbwegs akzeptablen Angebot ist Berlin – Posen – Warschau. Dort verkehren die polnischen Fernzüge in einem angenäherten 2-Stunden-Takt. Die Fahrzeit ist mit 5 Stunden noch vergleichsweise niedrig.

Über Warschau hinaus, beispielsweise in Richtung Ukraine oder Weißrussland gibt es wenige Verbindungen. Das ist nicht nur der unterschiedlichen Spurweite, sondern auch der hohen Fahrzeit geschuldet, die es nicht einfach macht, ein attraktives Zugangebot zu schaffen.

Die beste Verbindung von Berlin in die Ukraine führt aktuell über Breslau und Krakau. Mit einem Umstieg in Przemysl ist man in 22 Stunden Fahrzeit in Kiew, unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung kommt man auf 23 Stunden. Die Wartezeit in Przemysl beträgt jedoch etwa 2,5 Stunden und die Fahrt ist aufgrund des mangelnden Komforts eher unattraktiv. Die Alternative über Warschau ist nicht wirklich besser, die Umsteigezeit in Warschau ist zwar recht kurz, trotzdem braucht man ganze 3 Stunden länger, 2 davon steht der Zug an der ukrainischen Grenze zum Umspuren. Flixbus braucht ebenfalls knapp 24 bis 25 Stunden nach Kiew, inklusive eines mehrstündigen nächtlichen Umstiegs in Warschau. 

Niemand fährt freiwillig solange mit dem Zug oder dem Bus, zumindest, wenn er die gesamte Zeit sitzen muss und sich, wie im Flixbus quasi gar nicht bewegen kann.  Also bleibt nur noch das Flugzeug als Alternative. Und solange das Flugzeug komfortabler ist als der Zug, wird es auch weiterhin gegenüber des Zugs bevorzugt werden, denn schneller wird es immer sein.

Selbst ein HGV-Ausbau nach Osteuropa würde an diesem Umstand nichts ändern, selbst mit einer enormen Verkürzung der Fahrzeit erreicht man keine vernünftigen Zeiten. Die Entfernungen sind dafür schlicht zu groß.

Es bleibt also nur ein komfortabler Nachtzug als Alternative, um die Fahrgäste vom Zug zu überzeugen. Die Fahrzeiten bleiben dann zwar weiterhin lang, aber der komfort wäre allen anderen Verkehrsmitteln um Welten überlegen.

Leider gibt es aktuell kaum geeignetes Fahrzeugmaterial für ein solches Angebot. Um eine vollständige Neubeschaffung wird man also nicht herumkommen. Daher hat man wesentlich freiere Gestaltungsoptionen als bei einer Nutzung von Bestandsmaterial. Wenn man diese Strecke in ein groß angelegtes Gesamtprojekt zur Wiederauflebung des Nachtzugs integriert, kann man diese Fahrzeuge direkt in großen Mengen beschaffen und dadurch eventuell Kosten sparen. 

Allerdings müssten die Preise der Fahrkarten stark subventioniert werden, um attraktiv zu sein. Die Hauptfrage wäre hier, ob Polen bereit wäre, das Angebot ebenfalls zu bezuschussen.

Ohne Subventionen wäre das Angebot, wie gesagt, preislich nicht konkurrenzfähig. Preise von deutlich über 100 Euro, vielleicht sogar über 200 Euro würden das Fahrgastpotenzial deutlich verringern. Flixbus fährt zur Zeit für gerade mal 52 Euro pro Person von Berlin nach Kiew, nach Krakau sind es, wenn man Glück hat 25 Euro, nach Breslau 14 Euro. So günstig muss der Zug natürlich nicht sein, aber er sollte zumindest halbwgs konkurrenzfähig sein.

Bezüglich der Streckenführung sehe ich mehrere plausible Optionen. Gesichert ist für mich der grobe Verlauf über Breslau, Kattowitz, Krakau und Lemberg nach Kiew.

Südpolen ist eine dicht besiedelte Region mit mehreren Großstädten oder Metropolregionen. Breslau, Krakau und Lwiw haben jeweils etwa 700.000 Einwohner und fast eine Million in der gesamten Region. Die Metropolregion um Gliwice und Katowice hat ebenfalls ungefähr eine Million Einwohner, Kiew hat knapp drei Millionen Einwohner. Zudem liegen entlang der Strecke unzählige Touristenhotspots.

Die Führung über Posen und Warschau wäre vielleicht kürzer, hätte aber sonst keine relevanten Vorteile. Vor allem würde man weniger Menschen erreichen und kaum neue Potenziale abdecken können. Wie gesagt, Berlin – Warschau ist die einzige Verbindung, die bereits recht gut bedient wird.

Zwischen Hamburg und Berlin ist eindeutig, welche Strecke genutzt werden würde. Neben der normalen Fernverkehrsstrecke über Hagenow, Ludwigslust und Wittenberge gibt es keine zweite sinnvolle Variante. Von Hamburg kommend würde der Zug in jedem Fall in Berlin-Spandau halten, auch wenn dieser Halt kapazitätsbedingt kurz ausfallen müsste.

Für den weiteren Linienverlauf von Berlin nach Breslau gäbe es unzählige Varianten, vor allem, da es hier nicht auf Geschwindigkeit ankommt. Wenn man sowohl in Berlin früh genug abfahren möchte, als auch in Breslau spät genug ankommen, müsste man die Strecke auf mindestens 8 Stunden ausdehnen, was einen Zeitüberschuss von fast 4 Stunden bedeuten würde.

Die erste Option, die ich in Betracht zog, war die Führung des Eurocity Wawel über Frankfurt (Oder) und Zielona Gora. Verworfen habe ich diese Linienführung, um in der Lausitz Anschlüsse Richtung Dresden und Chemnitz zu ermöglichen und das Fahrgastpotenzial damit deutlich zu vergrößern.

Denkbar wäre dann eine Führung über Lübbenau, Senftenberg, Hoyerswerda, Wegliniec und Legnica, für die ich mich letztendlich auch entscheiden habe.

Die Option über Jüterbog, Falkenberg, Elsterwerda und Ruhland habe ich nicht in Betracht gezogen, da sie nicht zu meiner Vorzugsvariante in Berlin passt.

In Berlin bevorzuge ich nämlich eine Route von Spandau über Gesundbrunnen, Lichtenberg und einen Teil des Außenrings. Der Bahnhof Lichtenberg hat aktuell 6 Bahnsteigkanten, von denen derzeit 2, maximal 3 überhaupt benötigt werden, er hat also die Kapazität für längere Standzeiten. 

Perspektivisch könnte ich mir vorstellen in Lichtenberg einen Knotenpunkt für mehrere Nachtzugrouten einzurichten, der auch infrastrukturseitig genau darauf ausgelegt werden könnte.

Etwas ähnliches wäre in Hoyerswerda, zumindest in geringerem Umfang, denkbar. Je nachdem, ob man Triebwagen oder klassische Züge mit Lok und Wagen beschaffen würde, könnte man sich für verschiedene Varianten entscheiden. Bevorzugen würde ich eine Variante mit Zubringerzügen aus Dresden und Chemnitz, sowie Leipzig und Erfurt. Diese würden in Hoyerswerda enden und Umstiege zum Zug nach Kiew anbieten. Dafür sollte man eventuell einen weiteren Bahnsteig errichten. In Hoyerswerda könnten dann aufgrund der längeren Standzeit bei bedarf auch spontane Kontrollen stattfinden.

Die oben bereits beschriebenen 3,5 bis 4 Stunden Zeitüberschuss müssten entweder durch Umwege, langsameres Fahren oder Standzeiten abgefangen werden. Da weder der Umweg, noch eine geringfügig verringerte Geschwindigkeit so viel Zeit kosten würden, muss man mit Standzeiten arbeiten. Im Grunde gibt es 2 Optionen, wo die überschüssige Zeit abgestanden werden könnte. Sowohl Legnica als auch Breslau eignen sich aufgrund der hohen Kapazität der Bahnhöfe für eine längere Standzeit, besonders wenn diese quasi mitten in der Nacht liegt. Mutmaßlich ungefähr zwischen 1 Uhr und 6 Uhr. Mein Vorschlag wäre die Standzeit auf beide Bahnhöfe aufzuteilen. Nach meinem Beispielfahrplan würde der Zug von 01:43 Uhr bis 02:13 Uhr in Legnica stehen und von 02:53 Uhr bis 06:20 Uhr in Breslau.

Theoretisch wäre es egal, wie man die Standzeit aufteilt, der Vorteil einer längeren Standzeit in Breslau wäre, dass die Menschen, die mitten in der Nacht dort sein müssen, auch schon um 3 Uhr aussteigen könnten, wenn sie wollen. Das würde jedoch auch bedeuten, dass die Fahrgäste in Breslau eben nicht mitten in der Nacht aufstehen und aussteigen müssten. 6 Uhr wäre zwar immer noch sehr früh, aber wenn man berücksichtigt, dass es von dort noch 15 Stunden Fahrt und eine Stunde Zeitverschiebung bis Kiew wären, geht es einfach nicht später.

Für potenzielle andere zugläufe mit anderen fahrzeiten würde logischerweise, dasselbe gelten, nur eben an anderen Bahnhöfen. Man müsste also für jeden Zuglauf geeignete Stellen für eine etwas längere Standzeit finden.

Danach ist grundsätzlich bis Przemysl alles eindeutig. Der Zug würde logischerweise die Hauptstrecke nutzen und dabei in den wichtigsten Städten halten. Dazu zähle ich Opole, Gliwice, Katowice, Krakow, Tarnow und Rzeszow.

In Przemysl wäre weiterhin ein Umstieg in Richtung Lemberg und Kiew erforderlich, um eine langwierige Umspurung zu vermeiden. Dieser Umstieg würde allerdings gegen 12 Uhr (beziehungsweise bei anderen Zügen gegen 9 Uhr, 19 Uhr oder 22 Uhr) erfolgen, also zu einer eher bequemen Zeit, es müsste niemand aus dem Bett gescheucht werden, um den Zug zu wechseln. 

In der Ukraine einen sinnvollen Linienverlauf zu finden, fiel mir schwer, daher habe ich versucht, mich an den bestehenden Zugläufen über Ternopil, Chmelnyzkyj und Winnyzja zu orientieren. 

Grundsätzlich könnte ich mir zwei bis drei, vielleicht sogar vier tägliche Zugpaare vorstellen. Zumindest habe ich beispielhafte Fahrpläne für 4 Zugpaare entwickelt, die ich hier demnächst noch hinzufügen werde.

Eines würde wie beschrieben gegen 19 Uhr in Hamburg starten und um 22 Uhr in Berlin abfahren, kurz nach 6 Uhr wäre der Zug in Breslau, kurz nach 9 Uhr in Krakau, gegen 12 Uhr in Przemysl, gegen 14 Uhr in Lemberg und um 22:15 Uhr Ortszeit wäre der Zug in Kiew. 

Ein weiterer Zug könnte schon gegen 8 Uhr in Hamburg starten, wodurch der Nachtabschnitt erst zwischen Przemysl und Kiew liegen würde. Gegen 8:45 Uhr Ortszeit wäre dieser Zug in Kiew.

Natürlich könnte die aktuelle Situation mit dem Krieg in der Ostukraine eine eventuelle Realisierung dieses Vorschlags stark erschweren, dennoch halte ich diese Verbindung für äußerst wichtig. In der Westukraine ist derzeit kein Krieg und es ist auch nicht absehbar, dass sich das ändern wird. Wenn Polen und Deutschland den größten Teil der Kosten übernehmen würden, halte ich eine Umsetzung trotz des Krieges für relativ realistisch. Das einzige größere Problem wäre dann noch die notwendige Fahrzeugbeschaffung. Vielleicht ließe sich das ganze sogar über EU-Mittel finanzieren, wenn man es als Unterstützung für die Ukraine vermarktet.

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Ein Kommentar zu “Nachtzug Hamburg – Kiew

  1. Eine Sache vorweg: Bitte alles gerne konstruktiv hinterfragen/ korrigieren und erklären, ich tue nur so als hätte ich Ahnung.

    Die ÖBB fährt mit Abstand die meisten Nachtzüge aus Deutschland heraus. Und die Doppellinien (Berlin/Wien nach Paris/Brüssel; München/Wien nach Rom/Genua) scheinen sich zu bewähren. Ich würde hier also das gleiche vorschlagen:

    Nachtzugteile 1/2 aus Berlin und Nachtzugteile 3/4 aus Wien treffen sich in Katowice. Dort werden sie umgekoppelt und die Teile 1/3 fahren als neuer Zug nach Kiew bzw. Teile 2/4 weiter über Warschau nach Vilnius.

    Ohne irgendetwas über die polnische, ukrainische oder litauische Schieneninfrastruktur zu wissen sollte das auf meinen ersten Blick sehr gut hinhauen. Zur Visualisierung ein kleiner Fahrplan:

    Station (Zeitverschiebung) Ortszeit;

    1. Kyjiw 14:30; — — —
    2. Kosjatyn 16:00; — — —
    3. Vinnytsia 16:30; — — —
    4. Chmelnyzkyj 18:00; Vilnius  14:30;
    5. Ternopil 19:30; Kaunas 15:30;
    6. Lwiw 21:00; Suwałki (-1) 17:30;
    7. Przemyśl (-1) 22:00; Białystok 19:30;
    8. Kraków 00:00; Warszawa 22:00;
    9. XXX Katowice 01:00 – 02:00 XXX
    10. Wrocław 04:00; Ostrava 04:00;
    11. Legnica 05:00; Brečlav 06:00;
    12. Görlitz 06:00; Wien 07:00;
    13. Cottbus 07:00; — — —
    14. Berlin 08:30; — — —

     

    Andersrum würde sich anbieten:

     

    1. Berlin 20:30; — — —
    2. Cottbus 22:00; — — —
    3. Görlitz 23:00; Wien 22:00;
    4. Legnica 00:00; Brečlav 23:00;
    5. Wrocław 01:00; Ostrava 01:00;
    6. XXX Katowice 03:00 – 04:00 XXX
    7. Kraków 05:00; Warszawa 07:00;
    8. Przemyśl 07:00; Białystok 09:30;
    9. Lwiw (+1) 10:00; Suwałki 11:30;
    10. Ternopil 11:30; Kaunas (+1) 15:30;
    11. Chmelnyzkyj 13:00; Vilnius  16:30;
    12. Vinnytsia 14:30; — — —
    13. Kosjatyn 15:00; — — —
    14. Kyijw 16:30; — — —

     

    Die Streckenführung kann natürlich angepasst werden, Halte gestrichen oder hinzugefügt. Dabei gilt es die gemeinsame Aufenthaltszeit in Katowice zu erreichen. Auch von Umspuren und EU-Außengrenzenkontrollen habe ich keine Ahnung.
    Der Krieg gegen die Ukraine könnte das Projekt zusätzlich erschweren, als Projekt zur Annäherung an Europa (und die EU) aber auch viel Akzeptanz finden.
    Die Strecke nach Litauen bzw. weiter nach Lettland und Estland sind schon jetzt mit dem Großprojekt RailBaltica im Gespräch bzw. im Bau.

    Die Linie nach Hamburg zu verlängern wäre praktisch, allerdings würden die Züge zu meinen vorgeschlagenen Zeiten nicht mehr in der Nacht fahren und somit wohl kaum Platz auf der heutigen Trasse finden.

    Der Zug verkehrt allgemein eigentlich nur zwischen Berlin/Wien und Waszawa bzw. Przemyśl als Nachtzug. Ich war unwissend erstmal davon ausgegangen das auf den Strecken nach Vilnius und Kyjiw noch genug Platz ist am Tag zu fahren.
    Wenn die Züge komplett gewechselt werden würden die Nachtzüge vermutlich eh nur bis zur jeweiligen Landesgrenze fahren und dort umkehren. Die Anschlusszüge nach Kyjiw bzw.Vilnius sollten natürlich passend abfahren.

    Die Zeiten liegen leider nicht für alle Städte auf der Strecke ideal, allen voran Wrocław. Allerdings gibt es nach Polen schon mäßig ausgebaute Tagverbindungen weswegen mir die praktische Nachtverbindung nach Warschau wichtiger war.

     

    Etwas untergeordnet möchte ich noch loswerden das ich den Nachtzugknotenpunkt Berlin-Lichtenberg eine grandiose Idee finde. Könnte mir dort ein Hostel/ Hotel mit Restaurant und Wartebereich vorstellen  Eventuell sogar (teilweise) im Preis enthalten. Den Komfort würde diese Leistung massiv erhöhen!

     

     

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