Beschreibung des Vorschlags
Vorbemerkung:
Auf der Nebenbahn zwischen Bergedorf und Geesthacht soll in den kommenden Jahren wieder regelmäßiger Schienenpersonenverkehr stattfinden. So wie es aussieht (hier die Machbarkeitsstudie), soll im Rahmen der Reaktivierung die Bestandsinfrastruktur um eine eingleisige Verbindungskurve ergänzt werden, welche im Verlauf des Sander Damms die bestehende Strecke mit dem Bahnhof Bergedorf (Nordseite) verbindet und nach recht steiler beziehungsweise kurzer Rampe einen bahnsteiggleichen Übergang zur S-Bahn ermöglichen soll. Diese Verbindungskurve wird nach BOStrab betrieben werden und entsprechend werden Fahrzeuge eingesetzt, die sowohl nach EBO und BOStrab fahren können.
Man baut also ein sehr hochwertiges Stück Straßenbahninfrastruktur, um für Fahrgäste aus dem Bergedorfer Süden und Richtung Geesthacht einen guten Umstieg zur S-Bahn hinzubekommen. So weit, so gut. Hier setze ich an und schlage vor, diese Infrastruktur auch aus und in Richtung Lohbrügge anzubinden sowie gleichzeitig eine wichtige und gut ausgenutzte Linie im Straßenpersonenverkehr (23.000 tägliche Fahrgäste) mit mehr Kapazität auszustatten.
Der Vorschlag:
Ersetzt werden soll die Metrobuslinie 12 (Billstedt-Mümmelmannsberg-Bergedorf-Neuallermöhe) durch eine Straßenbahnlinie. Die Linie folgt zwischen U Mümmelmannsberg und Bf. Bergedorf weitgehend dem Verlauf der Linie 12. Hier fungiert sie als Zubringer zu U- und S-Bahn sowie als eigene Radiale für den Lohbrügger Markt und das Bergedorfer Zentrum. Der Umweg über die Straße „Am Langberg“ soll entfallen, ein Teil der Bewohner zumindest des westlichen Einzugsbereichs der Haltestelle „Am Langberg“ soll aber durch eine neu zu schaffende Personenunterführung zur Haltestelle „Asbrookdamm“ kommen können.
Geführt werden soll die Linie mal in Mittel- und mal in Seitenlage auf einem besonderen Bahnkörper. Hinter der Haltestelle „Boberg“ gibt es einen Abschnitt mit eigenem Bahnkörper. Zwischen „Boberg“ und „Röpraredder“ fährt die Bahn weitgehend straßenbündig, mit Priorisierung an den Kreuzungen. Situativ kann hier über Maßnahmen wie Linksabbiegeverbote oder die Kappung einiger einmündender Seitenstraßen für den MIV gesprochen werden. Allerdings hat zum Beispiel der Reinbeker Redder eine parallele Erschließungsstraße, welche bereits viele Konflikte vermeidet.
Eine sehr primitive Analyse der typischen Verkehrsstärken (Google Maps…) ergibt jedenfalls, dass die involvierten Straßen grundsätzlich auch zur Spitzenstunde nicht stark ausgelastet sind und sich entsprechend ein relativ flüssiger Verkehr ergeben dürfte, zumal ja mit Verlagerungseffekten zu rechnen ist.
Niederflurfahrzeuge bieten sich auf dieser Strecke an. Der Nordteil des Bahnsteigs in Bergedorf wäre dann hierfür anzupassen, je nachdem welche Fahrzeuge auf der Strecke nach Bergedorf eingesetzt werden sollen. Die Bahnsteige habe ich mit 50 m relativ lang eingezeichnet, 30 m dürften durchaus genügen und das wäre wohl eine sinnvollere Länge, die auch eine flexiblere Einbindung in den Straßenraum ermöglicht.
Fahrzeitverkürzungen dürften machbar sein, vor allem aufgrund der geraderen Trassierung entlang der B5 sowie der besseren Beschleunigung elektrischer Straßenbahnfahrzeuge. Sie dürften aber wenige Minuten nicht überschreiten und sind auch nicht Hauptziel dieses Vorschlags.
Gefahren wird unverändert im 10 min-Takt.
Anpassungen von Buslinien
Die Metrobuslinie 12 entfällt, wie bereits gesagt. Allerdings ist ihr Abschnitt zwischen U Billstedt und U Mümmelmannsberg ebenfalls sehr wichtig, dieser wird daher stattdessen von der Linie 29 bedient, die hierfür in die Kapellenstraße aus der Steinbeker Hauptstraße verschwenkt wird.
Als Kompensation fährt der dortige Bus 610 auch U Billstedt an, so dass die Anwohner der Steinbeker Hauptstraße diese Direktverbindung nicht verlieren.
Die Fahrten in Neuallermöhe gehen in der Linie 335 auf, die so bis Bergedorf im Takt verdichtet und nach Westen verlängert wird.
Existierender Vorschlag
Stuboy hatte diese Umwandlung schon einmal vorgeschlagen, allerdings bis U Billstedt und ohne Bezug auf die Bergedorf-Geesthachter Strecke, sowie mit leicht anderer Trassierung (Boberg).
Weshalb keine U-Bahn?
Natürlich würden die Bevölkerungsdichten entlang dieser Achse grundsätzlich eine Verlängerung der U2 zulassen. Diese liegt nahe und wurde auch seitens der Hochbahn bereits als Korridor mit ausreichend Potential identifiziert. Nur erzwingen die Fahrgastzahlen anders als bei den Linien 3 oder 5 keine U-Bahn und passiert ist seitdem – 2014 – nun einmal nichts: Die U5 sowie die Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg werden bis auf weiteres die dominierenden U-Bahn-Projekte in Hamburg sein. Dazu kommen der Verbindungsbahnentlastungstunnel und die S6-West. Viele spannende Projekte, doch eine Verlängerung der U2 nach Bergedorf wird unter diesen Vorbedingungen leider wohl erst in Jahrzehnten angegangen werden können.
In der Zwischenzeit braucht es also pragmatische Verbesserungen. Und: Wird der Metrobus 12 zur Straßenbahn, so kann die U2 irgendwann einmal direkter, also schneller und günstiger, entlang der B5 und der Lohbrügger Landstraße gebaut werden. Dann könnte man die Straßenbahnlinie bis U Boberg (?) zurückziehen. Beides könnte sich also in Zukunft einmal ergänzen.
Städtebauliche Aspekte
Zu guter Letzt sei auch gesagt, dass der Bezirk Bergedorf noch substantielle Flächenreserven für die Neuansiedlung von Gewerbe sowie den Neubau von Wohnungen hat. Nicht ohne Grund lässt sich dort vielerorts eine ansehnliche Bautätigkeit beobachten, und zwar auch abseits von großen Stadtentwicklungsprojekten wie Oberbillwerder oder dem Innovationspark Bergedorf. Einige solcher Flächen befinden sich auch entlang der hier vorgeschlagenen Straßenbahnlinie. Dank ihr könnte die Verkehrsinfrastruktur mit dem zu erwartenden Mehrverkehr Schritt halten.
Außerdem: Die Integration von Straßenbahninfrastruktur in das städtische Leben könnte hier, in einem eher außen gelegenen Gebiet, einmal „ausprobiert“ werden und so ließen sich vielleicht auch im restlichen Hamburg Vorurteile abbauen, so dass auch auf anderen viel genutzten Buslinien eine Umwandlung umsetzbar wird und die Diskussionen in der Hansestadt faktenbasierter werden. Dass es in Hamburg so einige Korridore gäbe, auf denen eine Straßenbahn sinnvoll wäre, davon zeugen unter anderem die zahlreichen Vorschläge hier auf Linie Plus.
Durchaus ein sehr interessanter Ansatz für den Abschnitt U Mümmelmannsberg – Bf. Bergedorf.
Allerdings sind die Ideen für die weiteren Abschnitte wenig sinnig.
Die Abschnitte U Billstedt – U Mümmelmannsberg und Bf. Bergedorf – S Allermöhe würden nach diesem Vorschlag nur noch durch die Solobuslinien 29 und 335 bedient, während hier bisher auf der Linie 12 Gelenkbusse zum Einsatz kommen. Auch wird nicht schlüssig dargelegt, wie genau die Linie 335 verlaufen soll, die derzeit direkt von der Haltestelle Rahel-Varnhagen-Weg über die Haltestelle Sophie-Schoop-Weg zum S-Bahnhof Allermöhe fährt. Soll die Linie 335 dann auf dem Weg der aktuellen Linie 12 verkehren? (Was wäre dann mit Sophie-Schoop-Weg?) Soll es im Zuge einer Verlängerung eine Schleifenführung geben? (Würde dann S Allermöhe schlechter angebunden?)
Was ist mit der Kurt-A.-Körber-Chaussee? Hier gibt es zwar die Linie X30, die jedoch als Expressbus beschleunigt verkehrt und deshalb nicht mit weiteren Haltestellen „belastet“ werden sollte. Und weitere Alternativlinien verkehren dort nicht. Es bräuchte also eine neue (Gelenkbus-)Linie auf dem Südabschnitt der Linie 12. Denn die Linie 335 verkehrt auf einem zu großen Umweg als dass sie hier einen Ersatz bieten würde.
Auch scheint nicht bewusst zu sein, dass die Linie 610 nur eine Nachtbuslinie montags bis freitags ist, die dann verkehrt, wenn die Linien U2, U4, 12 und 29 nicht unterwegs sind. Insofern ist eine Änderung des Linienverlaufs der Linie 610 über U Billstedt unnötig (die Anbindung übernimmt bereits die Nachtbuslinie 609) und kann die wegfallende Linie 29 im Bereich Billstedter Hauptstraße/Steinbeker Hauptstraße/Havighorster Redder nicht ersetzen. Weshalb nicht entweder die Straßenbahn bis U Billstedt laufen lassen oder die Linie 27 bis U Mümmelmannsberg erweitern? Ersteres erspart einen neuen Umsteigezwang, letzteres würde hier zumindest die Gelenkbusbedienung erhalten.
Danke für die Einlassungen bzw. die Blumen.
Grundsätzlich gibt es sicher Optimierungsbedarf bei den Gedankenspielen zu den Buslinien. Wesen des Vorschlags waren sie nicht und in Stein gemeißelt sollten bzw. können sie gar nicht sein. Gewiss habe ich da das eine oder andere übersehen bzw. vergessen.
Die Entfernung zu S Allermöhe ist gering und ja, die 335 sollte den aktuellen Laufweg der Linie 12 übernehmen. Der Halt Sophie-Schoop-Weg ist in nur geringer Entfernung zur S Allermöhe und hat wegen der Bahntrasse nur einen kleinen Einzugsbereich.
Ich halte es für denkbar, dass eine der Linien aus der Billwerder Straße herausgenommen wird und dann (abschnittsweise) im Takt verdichtet auf der Kurt A. Körper-Chaussee verkehrt. Auch hier halte ich Gelenkbusse nicht für absolut zwingend notwendig, weil einfach ein geringeres Fahrgastaufkommen durch den Wegfall des Allermöher Astes transportiert werden muss. Ob das stimmt, ist natürlich nicht abschließend feststellbar. Allerdings wird mit dem neuen Stadtteil Oberbillwerder hier ohnehin das gesamte Busliniennetz neu durchdacht werden müssen und es werden sicher auch neue Leistungen hinzukommen, die dann z.B. auf dem Verlauf der jetzigen 12 fahren könnten.
Der Abschnitt zur 610 war natürlich falsch, das muss wohl ein Flüchtigkeitsfehler bzw. Aussetzer gewesen sein. Richtig wäre es dann wohl, eine neue Linie zwischen U Billstedt und U Mümmelmannsberg zu schaffen, im 20 min-Takt im Verlauf der jetzigen 29 fahrend. Die Linie 27 kann man natürlich auch verlängern, ich weiß aber nicht unbedingt, ob es auf dem verbleibenden Abschnitt nach der Straßenbahnlinie zwingenderweise Gelenkbusse benötigt. Beides sind natürlich Optionen, die Idee mit der Verlängerung der 27 gefällt mir auch.
Die Straßenbahn soll wenigstens erst einmal nicht zwischen U Billstedt und U Mümmelmannsberg fahren, weil das Straßennetz hier vergleichsweise irrational bzw. organisch gewachsen ist und enge Querschnitte aufweist. Ein besonderer Bahnkörper wäre gar nicht vorstellbar und entsprechende Konflikte mit anderen Straßenteilnehmenden zu erwarten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wäre relativ gering bzw. ließe sich wohl nur mit größeren Eingriffen in den Verkehrsfluss auch der lateralen Straßen stabilisieren. Zudem haben die Anwohnenden anders als in Lohbrügge voraussichtlich nur wenig Interesse an einer Straßenbahnlinie, leben sie doch selbst häufig im fußläufigen Einzugsbereich einer Schnellbahnhaltestelle bzw. erreichen diese nach nur kurzer Busfahrt. Ich rechne also mit deutlich größerem Widerstand gegen ein disruptives Straßenumbauprojekt bzw. den nachfolgenden Bahnbetrieb.
Für Oberbilwerder, im Masterplan Seite 50, war ja extra S-Bahn Kapazität und „nur“ eine verlängerung der 321/230 & dem 12er vorgesehen, also war da nicht wirklich viel Gedanke um da groß etwas umzubauen im Systemnetz.
Für den Abschnitt (Oberbillwerder -) S Allermöhe – S Nettelnburg – S Bergedorf sollte man eher den 334er zurückbringen , da der Trudelbus-335 der sich durch Nettelnburg jetzt-schon schleicht nicht dafür geeignet ist noch dazu den Verkehr aus Allermöhe mitzunehmen, es gibt hier ja Metrobus aus gutem gründe! Ein doppel-umsteig-system von Allermöhe -> S Allermöhe -> S Bergedorf -> Bergedorf um eine Rundfahrt durch Allermöhe und Nettelnburg zu vermeiden ist da zu viel für die Rentner in diesen Stadtteilen.