12 Kommentare zu “Hamburg 3. S-Bahntunnel

  1. Also angesichts der extremen (!) Kosten dieser Maßnahme ist mir der Nutzen zu schwammig. Die aktuellen zwei Stammstrecken haben Kapazitäten für 48 Züge/h und Richtung, was schon eine Menge ist. Jetzt soll eine dritte Strecke her, um dann 72 Züge fahren zu lassen? Dafür gibt es ganz ehrlich aus meiner Sicht keine Nachfrage, Hamburg ist kein London wo ein extrem aufwändiges Projekt wie Crossrail Sinn ergeben kann um vor allem das übrige Netz zu entlasten und Expressverbindungen zu schaffen. Um am Jungfernstieg noch einen Halt zu schaffen, bräuchte es wahrscheinlich eine unkonventionelle Lösung, bei der auch der Haltepunkt im Schildvortrieb mit übereinander fahrenden Zügen erstellt wird wie bei der Linie 9 in Barcelona. Und dann soll diese neue Linie nicht einmal den Hauptbahnhof erreichen?

    Der Ast nach Kaltenkirchen braucht aus meiner Sicht auch langfristig keinen 5 min-Takt. Bergedorfer können am Hbf bahnsteiggleich Richtung Jungfernstieg umsteigen. Harburg ist mit drei S-Bahn-Linien auch ganz gut versorgt – das Problem sind dort eher die fehlenden Zulaufstrecken aus Richtung Buchholz und Winsen. Eine Ring-S-Bahn sollte aus meiner Sicht keine Kapazitäten im Zentrum belegen sondern konsequent um selbiges herumfahren.

    Nur auf der S4-Ost ist ein 5 min-Takt, denke ich, absehbar wünschenswert. Der offensichtliche und viel günstigere Weg, dies zu ermöglichen, wäre aber doch, auf den bestehenden Stammstrecken über ETCS L2 mit ATO einen automatischen Zugbetrieb umzusetzen. So könnten pro Richtung 60 Züge/h fahren oder eine weitere Linie im 10 min-Takt und ein 5 min-Takt der S4. In diese Richtung gehen die Planungen ja auch in München und Stuttgart.

    Übrigens ist die Verbindungsbahn ja faktisch eine Art Expressverbindung, mit nur vier statt sieben Halten zwischen Diebsteich und Hbf und einer direkteren Trasse.

    Zusammengefasst sieht mir das hier angesichts des Aufwands und der Kosten wie ein Megaprojekt für eine 10 Mio.+ Metropole aus und nicht die vergleichsweise kleine Stadt an der Elbe.

    1. Ich stimme dir zu, eine Ausrüstung für ATO auf den bestehenden Strecken sollte selbstverständlich vor solch einer Maßnahme erfolgen. Mehr als 2 Züge pro Minute gehen aber nicht, wie du ja auch schon richtig schreibst, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das langfristig ausreicht. Es wäre nur eine Taktverdichtung pro Strecke von 10 auf 5 Minuten möglich z.B. auf der S6 und der S4. Glaubst du wirklich dieses Angebot ist dauerhaft ausreichend? Es wären dann keine Netzerweiterungen mehr möglich. Außerdem kann diese Strecke doch auch mit ATO ausgerüstet werden und dann 5! neue Linien im 10 Minuten Takt ermöglichen. Das wären zwar fast doppelt so viel wie aktuell, die Menschen werden aber zukünftig immer mehr ÖPNV nutzen, sodass es den Bedarf geben wird, nur noch nicht jetzt, da stimme ich dir zu, aber so ein großes Projekt braucht ja lange bis zur finalen Umsetzung, daher sollte es jetzt schon ins Auge gefasst werden. Auch im Regional- und Fernverkehr werden perspektivisch ca. doppelt so viele Züge verkehren, beim RE3 und RE4 eher noch mehr und es sollen RB-Linien wie die RB38 nicht „vor der großen Stadt“ enden, sondern durchgebunden werden. Da reichen 3 oder 4 weitere Gleise am Hauptbahnhof und der Wegfall der RB81 nicht aus. Die Kapazität dafür kann nur geschaffen werden, indem RB-Linien wegfallen und als attraktive S-Bahn-Linien verkehren, die dann auch Fahrgäste von den RE-Linien anlocken, gerade durch eine schnelle, direkte Anbindung an den Jungfernstieg. Das ermöglich dieser Vorschlag und schafft damit die Voraussetzung für die Umsetzung des Deutschlandtakts in Hamburg. Klar sind die Kosten hoch, aber der Nutzen auch. Hast du bessere, günstigere Ideen den Hbf zu entlasten?

      Der Hauptbahnhof wird, wie du schon sagst, über den VET mit einer Art Express-Verbindung angebunden, der Süden aber nicht. Durch die Lage des Hauptbahnhofs ist die Speicherstadt und die Region südwestlich des Hbfs vom S-Bahn-Netz nicht gut erschlossen, denn eine Führung aus Südosten über den Hbf ist dafür viel zu umwegig (mit der aktuellen Kurve zum Jungfernstieg eigentlich auch mMn). Natürlich könnte man auch den Tunnel verlängern und über Hbf fahren, aber da müssten sämtliche Linien mehrfach gekreuzt werden, das erscheint mir ziemlich teuer und, wie gesagt, die ohnehin langen Wege am Hbf werden nicht kürzer und der Hbf nicht leerer.

      Der 5 Minuten-Takt in Richtung Kaltenkirchen kann ja auch z.B. in Stellingen enden.

      Ich denke, Bergedorf bräuchte eine Express-S-Bahn, weil die aktuelle Fahrtzeit viel zu unattraktiv ist und die Menschen lieber mit dem RE1 fahren (würde auch den Hbf entlasten). Sollte die Systemwechselstelle in diesem Tunnel an der Haltestelle Speicherstadt liegen, könnten S-Bahnen aus Geesthacht und/oder Aumühle über die Fernverkehrsgleise zu diesem Tunnel geführt werden.

      Buchholz und Winsen könnten durch diesen Vorschlag eine S-Bahn-Anbindung erhalten, was ansonsten kapazitätstechnisch nicht möglich ist und einen zentralen Nutzen dieses Vorschlags darstellt, ich meinte nicht, dass die Linien in Harburg enden sollen.

      Die Ring-S-Bahn könnte theoretisch auch über einen Verbindungstunnel mit der S1, ein Überwerfungsbauwerk südlich von Diebsteich und die Güterumgehungsbahn fahren, ich habe mich aber ja auch nicht für die Ring-S-Bahn ausgesprochen.

  2. Ja,  ich denke tatsächlich, dass die von dir angenommenen Kapazitätsbedarfe sehr unrealistisch sind. Der ganze Kreis Segeberg hat etwa 34.000 Auspendler nach Hamburg, 20.000 davon in Norderstedt, welche eben die U1 nehmen würden und nicht die S5. Auch bei extremen Steigerungen der Beliebtheit des SPNV kannst man davon ausgehen, dass sagen wir 5.000 weitere aufgrund ihrer Wohnlage beim Auto bleiben werden, über Busse ihr Ziel besser erreichen oder außerhalb der Spitzenstunden fahren.

    Und 9.000 Fahrgäste stadteinwärts in drei Stunden (6:00-9:00) auf dem Kaltenkirchener Ast der S5 bekäme man mit einem Langzug im 10 min-Takt recht unproblematisch weg. Und ganz im Ernst: Das wäre bereits ein durchschlagender Erfolg, bei dieser Auslastung müsste z.B. im Grunde jeder letzte Pendelnde aus Henstedt-Ulzburg die S-Bahn nehmen. Die aktuelle A1 wird am ganzen Tag nur von 12.000 Menschen genutzt!

    Durch Linienüberlagerungen (S3/S5) hat man in Stellingen bereits einen 5 min-Takt – besteht in Diebsteich, Langenfelde etc. eine Nachfrage nach S-Bahnen alle 2,5 min? Noch dazu, wenn in Stellingen auch die U5 fährt? Absehbar entspannt es sich hier mit dem U-Bahn-Ausbau sogar.

    So viele RB-Linien gibt es mit der Umsetzung der S4 absehbar gar nicht mehr, die man noch in S-Bahnen umwandeln könnte. Eigentlich nur die nach Buchholz und Winsen. Und die könnte man bereits mit den heutigen Kapazitäten im S-Bahn-Netz umwandeln. Denn mit S3, S5 und S6 sind bereits drei Linien nach Harburg vorgesehen. Davon könnte problemlos je eine Richtung Buxtehude, Buchholz und Winsen fahren. Dafür bräuchte es wie gesagt aber anstatt von mehr Platz auf den Stammstrecken eher eigene S-Bahn-Gleise entlang von Rollbahn und Harburg-Hannover oder zumindest mehr Streckenkapazität durch Wegfall des Fern- und Teilen des Güterverkehrs (siehe NBS Hamburg-Hannover). Damit das Harburger Zentrum weiter bedient wird, bedarf es wahrscheinlich auch eines Tunnels entlang der Eißendorfer Straße mit Kurve nach Hittfeld und Maschen (siehe hier: HH: Harburg – Buchholz / Winsen | Linie Plus).

    Ein S-Bahn-Halbring wie hier von mir vorgeschlagen (S-Bahn-Halbring Pinneberg-City Nord-Berliner Tor-Harburg | Linie Plus) könnte dann in Neugraben beginnen und den Wegfall der S3 kompensieren. Anders als auf der Pinneberger S-Bahn besteht entlang der Harburger Bahn potenziell auch die Nachfrage nach so vielen Linien. Würde man sich für ATO über ETCS entscheiden, dann müsste die S3 auch gar nicht fortfallen und es könnten vier Linien aus Harburg in die Innenstadt fahren.

    Um von Bergedorf ein paar Minuten schneller zum Jungfernstieg oder in die Hafencity zu kommen, baut man so einen Tunnel nicht. Nach Altona würde es gleich lange dauern und wenn wir schon neue Bergedorfer Linien einrichten: Auch mit der heutigen Infrastruktur könnte eine Linie von dort auf die City-S-Bahn fahren, hierfür könnte man z.B. die S1 in zwei Linien aufspalten, von denen eine dann die Verbindungsbahn nutzt. Auch hier gibt es also viel billigere Möglichkeiten, einen ähnlichen Effekt zu erreichen. Die S2 ist aber dennoch heute schon sehr gut ausgelastet, also ganz so unbeliebt ist sie ja ohnehin nicht.

    Was die Anbindung des Hbf angeht, so fehlt diese einfach ganz massiv. Wenn man eine Express-S-Bahn-Strecke jemals bauen sollte, ist das nun wirklich genau der Aspekt, auf den man nicht verzichten darf. Am Jungfernstieg eine neue S-Bahn-Haltestelle zu errichten dürfte aber übrigens wie erwähnt nicht minder hochkomplex und teuer sein.

    Schauen wir mal nach Berlin, einer doppelt so großen Stadt wie Hamburg mit einem höheren ÖPNV-Anteil an der Verkehrsleistung, wobei die Schieneninfrastruktur einst für noch mehr Menschen ausgelegt wurde: Berlin hatte in den 20ern über 4 Mio. Einwohner und rechnete mit weiterem Wachstum. Hier wird erst jetzt eine weitere innerstädtische Nord-Süd-Strecke für die S-Bahn gebaut und wesentliche Motivation ist gerade die Anbindung des neuen Hauptbahnhofs und die Schaffung von bequemeren Umsteigemöglichkeiten – nur sekundär der Kapazitätseffekt.

    Grundsätzlich kann man es so zusammenfassen: Die fehlenden Puzzlestücke im Hamburger S-Bahn-Netz sind anders als in München dank des vorausschauenden Baus der City-S-Bahn nicht die Stammstrecken, sondern die Zweige und durch Digitalisierung sowie Bahnsteigverlängerungen für Langzüge ließe sich deutlich schneller und viel billiger die Kapazität der bestehenden Gleise erhöhen. Und so viel Kapazität wie hier angenommen braucht es einfach in Hamburg auch nicht. Es hat ja seinen Grund, weshalb niemand in Politik, Bahn oder bahninteressierten NGOs (Pro Bahn, Allianz pro Schiene, VCD) eine dritte Stammstrecke fordert, obwohl man ja in den Kreisen durchaus waghalsige Projekte öffentlich unterstützt wie z.B. die zweite schienengebundene Elbquerung oder riesige Straßenbahnnetze.

    1. Entschuldigung, ich habe (nicht zum ersten Mal) Stellingen und Schnelsen verwechselt. Der 5-Minuten-Takt war also auf Schnelsen bezogen und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wenn die S-Bahn dort etablierter ist, ein 5-Minuten-Takt gerechtfertigt ist, gleiches gilt für die geplante S6.

       

      Das wäre es dann auch schon mit der Kapazität, die das aktuelle Netz hergibt. Ein 5-Minuten Takt bei der S4, der, wie du auch sagt, nötig sein wird, alleine wegen Uetersen und Elmshorn, die jeweils einen 10-Minuten Takt benötigen, ist dann nicht mehr machbar. Außerdem möchtest du ja die S3 als einzige Linie westlich von Harburg Rathaus verkehren lassen. (Deinen S-Bahn Halbring ignoriere ich mal, weil er als die Hälfte der verkehrenden S-Bahnen ab Harburg Rathaus zu unattraktiv ist, da die meisten Fahrgäste am Berliner Tor umsteigen müssten und dann lieber die S3 nehmen würden.) Da braucht es definitiv einen 5-Minuten-Takt, bzw. eigentlich wird ja mit der S6 ein 3,3-Minuten-Takt angestrebt, der aber auf einer Linie nicht ins S-Bahn-System passt.

       

      Das sind dann schon 2 Taktverdichtungen zu viel und die Strecke aus Bergedorf wird ja gerade auch abseits der HVZ für einen 5-Minuten-Takt ausgebaut, was eine Bestätigung davon ist, dass die S2 voll ist, wie du ja auch sagst. Das ist auch kein Argument gegen einen Ausbau, sondern zeigt nur, dass mit einer Express-S-Bahn noch viel mehr Fahrgäste auf die S-Bahn umsteigen könnten. Zudem ist der RE1 zwar aufgrund des überregionalen Charakters zurecht ein RE, auf der Strecke fährt aber ansonsten keine RB, sodass er ab Bergedorf faktisch wie eine RB zu sehen ist und zum Teil durch eine S-Bahn, z.B. bis Büchen, ersetzt werden könnte, wodurch dort RE1 Züge entfallen könnten. Auch mit der Strecke nach Geesthacht werden die Fahrgäste nicht weniger und es sollte langfristig einen 2,5-Minuten-Takt geben.

       

      Damit wären das 4 5-Minuten-Takte zu viel und eine neue Strecke hätte eben genau die 5 als Kapazität. Nur 2 statt 6 Taktverdichtungen sind langfristig nicht genug mMn, aber erklär mir gerne, wo ich das falsch sehe.

       

      Der von dir genannte Vorschlag ist mir bekannt und mMn eine der gelungeneren Vorschläge für eine S-Bahn nach Buchholz und Winsen. Die Fahrtzeit ist aber im Vergleich zur RB sicherlich 15 Minuten länger. Eine attraktive S-Bahn geht anders. Die meisten Fahrgäste der bisherigen RB-Linien werden kein Interesse an einer Anbindung nach Eißendorf haben und die Fahrgäste aus Buchholz und Winsen würden lieber über die direktere, schnellere Verbindung fahren. Daher würde ich nach Eißendorf eine Linie (S6) als seperaten Streckenast führen.

       

      Nochmal zum Hbf: Für eine Express-S-Bahn, die nötig wäre, braucht es eine andere Streckenführung als die jetzige über Hammerbrook mit 5 Minuten Fahrtzeit zwischen Elbbrücken und Hbf. Dafür müsste der Oberhafen untertunnelt werden. Wenn der Tunnel hinter den Elbbrücken beginnt, wäre er zu steil, also müsste ein massiver, kilometerlanger Tunnel gegraben werden, ohne neue Halte. Das ist deutlich teurer als eine oberirdische Führung im Bereich Elbbrücken, denn auch die Anbindung aus Bergedorf ginge nur mit einer extrem langen Tunnellösung. Daher finde ich die Führung über den Jungfernstieg günstiger, die Strecke könnte parallel zur U1 errichtet werden, ohne sie dabei zu kreuzen, am Hbf wäre das komplizierter und wäre mit mehr Kreuzungen mit anderen Linien verbunden.

       

      Die Aufspaltung der S1 gefällt mir grundsätzlich, aber würde das nicht einen 10/20 Minuten Takt für Dammtor-Altona bedeuten oder liege ich da falsch? Das wäre deutlich zu wenig.

       

      Ich finde auch, dass die NBS Hamburg-Hannover zwingend nötig ist, da sind wir uns schon mal einig.

      1. Mir bleibt hier leider wohl inhaltlich am Ende nicht viel mehr zu sagen, als dass ich da einfach grundsätzlich andere Auffassungen vom Kapazitätsbedarf habe als du.

        Schnelsen wird mit der S5 nach aktuellen Plänen nicht mal einen durchgehenden 10 min-Takt bekommen müssen, da ist ein 5 min-Takt ziemlich utopisch, das wäre ja eine nochmalige Dopplung der Kapazitäten. Die S6-West braucht aus meiner Sicht auch keinen. Hier fahren heute Busse, ein S-Bahn-Langzug im 10 min-Takt ist da bereits eine gigantische Kapazitätserhöhung. Ich habe oben ja unter Rückgriff auf tatsächliche Bevölkerungszahlen und Pendlerdaten dargelegt, warum das ziemlich wahrscheinlich so ist und ich denke, ähnliches ließe sich für andere Teile des Hamburger Umlandes anstellen.

        Noch ein Harburger S-Bahntunnel, der dann nicht einmal von den Bahnen in den niedersächsischen Süden genutzt werden soll, wird kaum gebaut werden. Das ist dann doch wirklich weggeworfenes Geld angesichts der Fahrgastzahlen (in Harburg werden gerade so langsam erst Gelenkbusse nötig). Und die ganzen Menschen im Seevetal sollen dann alle am Harburger Zentrum (das liegt am Rathaus und nicht dem Harburger Bahnhof), was für sie häufig sogar das Ziel sein dürfte, vorbeifahren?

        Bezüglich der Fahrtzeiten ab Bergedorf, Winsen und Buchholz: Ja, natürlich dauert es mit der S-Bahn länger als im RB. Aber das ist ja Sinn der Sache, dass man mit der S-Bahn sehr viel mehr Erschließung und mehr Direktverbindungen bei dichter Taktung und für den Maßstab eines urbanen Gebiets immer noch hoher Geschwindigkeit hat als mit einer z.B. nur stündlich und selten haltenden Linie. Mit Sicherheit wird es daher für diejenigen, die nur zum Hauptbahnhof möchten, auch weiterhin einen RE oder eine RB geben, in Bergedorf ist das ja bereits der Fall. Aus der simplen Tatsache, dass ein unterwegs nicht haltender Zug also schneller am Hbf ist als eine S-Bahn, ließe sich kein Bedarf für so ein Hamburger Crossrail konstruieren.

        Geesthacht ließe sich über eine simple Verlängerung einer nach Bergedorf fahrenden Linie anbinden, wenn man diese Strecke je ins S-Bahn-Netz integrieren würde. So weit entfernt ist der Ort nicht. Ist ja aber auch eher ein reines Gedankenspiel, die Planungen gehen ja in eine ziemlich andere Richtung.

        Zum Hbf: Das mag so sein, dass der Halt dort schwierig zu bauen ist (wie gesagt, der Halt am Jungfernstieg ist es aber auch). Das ändert ja nichts daran, dass er diesem Vorschlag einfach fehlt und ich glaube man lehnt sich nicht aus dem Fenster, wenn man vorhersagt, dass das für viele Fahrgäste ein bisschen ein KO-Kriterium ist.

        Abschließend würde ich auch noch mal in Erinnerung rufen, dass der 5 min-Takt auf den Linien, auf denen es ihn gibt, bereits heute ganz spezifisch und bedarfsgerecht eben zu den Hauptverkehrszeiten gefahren wird und sonst nicht. Angesichts der weiterhin anhaltenden Beliebtheit von Home Office (trotz der ein oder anderen Entscheidung von Unternehmen, wieder auf tradierten Arbeitsmodellen zu bestehen) gibt es tatsächlich auch hier also begründete Zweifel, dass sich neuer Verkehr in Zukunft überhaupt derart zur Spitzenstunde häuft und man sollte auf jeden Fall dafür gewappnet sein, dass sich der Mehrverkehr eher noch mehr streut und vielleicht der Zuwachs sich auch in Grenzen hält im Vergleich zu Zeiten, in denen jeder einzelne jeden Tag der Woche im Grunde zur gleichen Zeit zur Arbeit gefahren ist und wieder zurück.

        Wir müssen unsere jeweiligen Positionen auch nicht ad infinitum wiederholen, ich erkenne ja durchaus an, dass gesetzt den Fall, dass man all diese neuen Linien bräuchte, eine neue Stammstrecke als Expressverbindung angelegt werden sollte. Für mich müsste sie aber auf jeden Fall, egal wie, am Hbf halten. Ich denke nur gar nicht, dass wir auch langfristig betrachtet in so einer Lage sein werden, aber vielleicht behältst du da ja Recht, wer weiß. 🙂

        1. Ich würde es auch erstmal dabei belassen. Die wesentlichen Positionen haben wir ausgetauscht und sind uns erstmal einig, dass wir uns uneinig sind.

          Bei meinem angenommenen Bedarf habe ich mich am Deutschlandtakt orientiert, der eine Verdopplung der Fahrgastzahlen für den Fernverkehr von 2019 bis 2030 prognostiziert. Die S-Bahn ist natürlich etwas anderes, weil sie schon jetzt viel genutzt wird, aber in der Tendenz gehe ich davon aus, dass die Entwicklung ähnlich ist, auch wegen dem 49 (leider bald 58) Euro Ticket. Außerdem könnten ja zukünftig auch Regionen durch die S-Bahn völlig neu ans Schienennetz angebunden werden, wie z.B. bei Geesthacht. Da sehe ich eine simple Verlängerung der S2 kritisch, weil die Fahrgäste aus Geesthacht ja im Wesentlichen zusätzliche für den ÖPNV wären und die S2 Züge ab Bergedorf entsprechend voll wären. Das ist mMn das Problem von so langen S-Bahn-Linien (oder z.B. auch Buslinien), weshalb ich auch von Geesthacht statt einem RE eine Express-S-Bahn besser fände, um schnelle, umsteigefreie Verbindungen in die Innenstadt zu erhalten und den Hbf zu entlasten.

          Für Seevetal sehe ich das Problem nicht so dramatisch. Erstmal bezweifle ich, dass wirklich so viele nach Harburg wollen und selbst wenn: Die Bestandsstrecke ist so schnell, da ist die Verbindung nach Harburg Rathaus mit Umstieg in Hamburg-Harburg vermutlich (trotz mögliche neuer Halte in Fleestedt und Meckelfeld West) schneller oder unwesentlich langsamer als die Strecke über Eißendorf.

          Natürlich bindet eine Express-S-Bahn weniger Menschen an, aber sie fährt ja nicht an potenziell neuen Stationen vorbei, sondern führt die Fahrgäste bedarfsorientiert schnell in die Innenstadt. Es kann ja z.B. in Hamburg-Harburg in die anderen S-Bahn-Linien umgestiegen werden. Ich sehe tatsächlich das Potential die RB 41 (zukünftig nur bis Tostedt) und RB 31 komplett durch S-Bahnen zu ersetzen, wie es nach Bad Oldesloe oder Kellinghusen ja auch geschehen soll.

          Ja, den 5 Minuten-Takt gibt es im Moment nur in der HVZ und auch bei meinem angenommenen Bedarf gehe ich von doppelt so vielen Zügen in der HVZ aus, solltest du Recht behalten und das ist zukünftig nicht mehr so intensiv der Fall, ist gar nicht mal so zwingend weitere Netzkapazität nötig. Allerdings wird die S2 ja ganztätig auf einen 5 Minuten-Takt versichtet und damit hätte nur noch die S1 ein besonderes Angebot zur HVZ (zumindest in der Innenstadt).

          Mein Vorschlag ist ja auch nur eine Idee, um das Netz zu erweitern, ob der Bedarf wirklich vorhanden sein wird, wird sich zeigen, das kann ich nicht beurteilen, aber es freut mich, dass dir die Idee anscheinend grundsätzlich gefällt für den Fall, dass mehr Kapazität nötig wird. Vielleicht findet sich ja auch noch eine bessere Lösung zur Anbindung vom Hbf, dass das wichtig wäre, verstehe ich. Die Speicherstadt hätte eigentlich durch die U4 bedient werden müssen, dann müsste dort keine S-Bahn halten.

          Vielen Dank, dass du dich auf so eine detaillierte Diskussion mit mir eingelassen und dich mit meinem Vorschlag so genau auseinander gesetzt hast.

          1. Die Umsteigebeziehungen sind ja nicht so gut bei der südlichen Lage, vor allem zu den anderen S-Bahn-Linien und der U2/U4 und U5. Besser wäre vielleicht eine Lage parallel zu den Fernbahngleisen auf der Westseite, zusammen mit neuen Verbindungsgängen, einschließlich U Mönckebergstraße. Dort könnte man auch einfacher bauen, insbesondere nicht unter den existierenden Ferngleisen. Auch könnte so die Kurve weiter südlich etwas großzügiger ausfallen.

            Also, wenn man so etwas baut, dann würde ich es wahrscheinlich dort versuchen.

            1. Ich meine da ist ein Bunker, ich weiß zwar nicht genau wo, aber dort einen Tunnel zu graben, wäre wohl schwierig, daher habe ich versucht möglichst nah an den Hbf heranzukommen, ohne dabei den Bunker zu kreuzen. Die Wege zum Hbf Nord sind natürlich zu lamg, das ist mir klar, aber ansonsten finde ich es akzeptabel. Daher hatte ich aber ja Jungfernstieg vorgeschlagen, weil es dort alles etwas einfacher ist.

        2. Die Junge Union fordert jetzt mit einer ziemlich ähnlichen Begründrung wie ich einen viergleisigen Ausbau des VET.

          S-Bahn-Kapazitäten zukunftsfähig machen: Viergleisiger Bau des Verbindungsbahn-Entlastungstunnels (VET)

           

          Antrag

          Die Junge Union Hamburg fordert, dass der sich in Planung befindende Verbindungsbahn-Entlastungstunnel (VET) viergleisig gebaut wird.

           

          Begründung

           

          Die S-Bahn Hamburg verkehrt auf einer Reihe von Außenästen über die zwei sogenannten Stammstrecken“, Verbindungsbahn und City-Tunnel, welche die verschiedenen Linien bündeln, auf insgesamt vier Gleisen von und nach Richtung Hamburg Hauptbahnhof (siehe Karte 1). Seit dem Fahrplanwechsel 2023/2024 wird dieses Netz von den vier Linien S1, S2, S3 und S5 in einem 10-Minuten-Takt bedient, wobei S2 und S5 über die Verbindungsbahn und S1 und S3 über den City-Tunnel fahren. Zu den Stoßzeiten wird der Takt auf den Linien S1 und S2 zu einem 5-Minuten-Takt aufgestockt. Damit verkehren in der Spitze in 10 Minuten jeweils drei Züge in jede Richtung auf Verbindungsbahn und City-Tunnel, was einem durchschnittlichen Takt von 03:20 Minuten entspricht. Bei dem gegenwärtigen Verkehr steht Hamburg mit seinen S-Bahn-Kapazitäten sehr solide da, allerdings bringt dieser Status Quo zwei Probleme mit sich.

          Das erste Problem ist, dass die Kapazitäten gegenwärtig zu gering sind, wenn die Verbindungsbahn oder der City-Tunnel aufgrund einer Störung oder wegen Bauarbeiten gesperrt ist. In diesem Fall verlagert sich der gesamte Verkehr auf eine andere Strecke, die aufgrund ihrer Begrenzungen nicht alle Züge aufnehmen kann. Als der City-Tunnel Ende 2023 wegen Sanierungsarbeiten gesperrt werden musste, konnten zu den Stoßzeiten nur noch drei anstatt der sonst insgesamt sechs alle zehn Minuten verkehrenden S-Bahnen durch den Hauptbahnhof fahren, was völlig überfüllte S-Bahnen zur Folge hatte.

           

          Das zweite und viel schwerwiegendere Problem ist, dass die Kapazitäten bald nicht mehr für weitere Taktverdichtungen und Erweiterungen des S-Bahn-Netzes ausreichen könnten. Bis 2030 plant die S-Bahn-Hamburg bereits, auf der S2 Takt und Kapazitäten auszuweiten, die 55 deutlich zu erweitern und die S4 und 56 komplett neu einzuführen (siehe Karte 2). So soll die S2 zwischen Altona und Bergedorf zukünftig mit Langzügen (Neun-Wagen-Züge) anstatt der regulären Vollzüge (Sechs-Wagen-Züge) und in einem dauerhaften 5-Minuten-Takt verkehren, die S5 die bisher von der AKN genutzte Strecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen übernehmen, eine neue S4 Altona mit Bad Oldesloe verbinden und eine zusätzliche S6 zwischen Neugraben und Elbgaustraße eingeführt werden, um die überfüllten Züge zwischen dem Hauptbahnhof und dem Hamburger Süden zu entlasten. Ab den 2040er Jahren soll diese S6 dann in einem neuen Tunnel ab der S-Bahn-Holstenstraße zu den Stadtteilen Lurup und Osdorf im Hamburger Westen geführt werden. Bei den aktuellen Planungen werden dann bis 2030 zu den Stoßzeiten jeweils vier S-Bahnen über die Verbindungsbahn (zwei S2, eine S5 und eine 56) und über den City-Tunnel (zwei S1, eine S3 und eine S4) innerhalb von zehn Minuten in jede Richtung fahren, was einem Takt von 02:30 Minuten entspricht.

          Laut dieser Planung würde auf den Streckenästen zwischen Hasselbrook und Bad Oldesloe (S4), Eidelstedt und Kaltenkirchen (S5) und Holstenstraße und Osdorf (S6) selbst zu den Stoßzeiten maximal alle zehn Minuten eine S-Bahn pro Richtung verkehren. Der gegenwärtige Standard ist aber schon jetzt, dass zu den Stoßzeiten auch außerhalb der beiden Stammstrecken (fast) alle S-Bahn-Stationen auf dem Hamburger Stadtgebiet mindestens in einem 5-Minuten-Takt bedient werden. 5 Darüber hinausgehend wird zukünftig ein dauerhafter 5-Minuten-Takt auf den Strecken vom Hauptbahnhof nach Bergedorf (S2) und nach Hasselbrook (S1 und S4) eingeführt. In den Abschnitten zwischen Altona (noch Diebsteich) und Eidelstedt und dem Hamburger Hauptbahnhof und Neugraben (S3, S5 und S6) wird es sogar einen dauerhaften 03:20-Minuten-Takt geben. Wegen potenzieller Kapazitätsengpässe hält man sich daher schon jetzt die Option offen, künftig auch auf S4 und S6 Langzüge einzusetzen, was aber jeweils nur eine Kapazitätssteigerung von 50 Prozent bedeuten würde. Auf der Strecke der S5 besteht noch nicht einmal diese Möglichkeit, weil die Bahnsteige zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen zu kurz sind. Angesichts der wegen steigender Passagierzahlen bereits geplanten Taktverdichtungen und der hohen Einwohnerzahlen an den künftigen Streckenästen von S4 und S6 wäre ein 10-Minuten-Takt selbst beim Einsatz von Langzügen völlig unterdimensioniert. Langfristig wird daher auch auf der S4 und der S6 ein 5-Minuten-Takt eingerichtet werden müssen, wodurch zu den Stoßzeiten jeweils fünf S-Bahnen auf der Verbindungsbahn (zwei S2, eine S5 und zwei S6) und über den City-Tunnel (zwei S1, eine S3 und zwei S4) innerhalb von 10 Minuten in jede Richtung fahren würden, was einem Takt von nur noch 2 Minuten entspräche.

           

          Hiermit befände sich Hamburg dann aber auf Verbindungsbahn und City-Tunnel bei der technisch möglichen Kapazitätsgrenze und hätte ein jeweils gleich hohes Verkehrsaufkommen wie auf der Münchner Stammstrecke, die bereits heute die meistbefahrene zweigleisige Zugstrecke Deutschlands ist und durch einen neuen Tunnel entlastet werden muss. Die Folge wäre für Hamburg, dass nur ein verspäteter Zug zu regelmäßigen Verzögerungen im gesamten Netz und eine Sperrung von einer der beiden Strecken zu massenhaften S-Bahn-Ausfällen führen würde. Weitere Taktverdichtungen und/oder neue Linien über eine der zwei Strecken werden damit künftig unmöglich werden.

          Glücklicherweise bietet sich aber mit dem Jahrhundertprojekt „Verbindungsbahn-Entlastungstunnel (VET)“ eine einmalige Chance, dieses Problem anzugehen. Da der Hamburger Hauptbahnhof mit rund 550.000 täglichen Fahrgästen der am stärksten frequentierte Bahnhof Deutschlands ist und es für den gesamten Fern- und Regionalverkehr, der zwischen Ost und West den Hauptbahnhof quert, lediglich zwei Gleise auf der Verbindungsbahn gibt, die direkt neben den beiden S-Bahn-Gleisen liegen, gelten Bahnhof und Verbindungsbahn als chronisch überlastet. Um hier Entlastung zu schaffen, plant die Deutsche Bahn, die über die Verbindungsbahn verlaufende S-Bahn-Strecke mit einem mehr oder weniger parallel verlaufenden zweigleisigen Tunnel, dem VET, unter die Erde zu verlegen. Mit dieser Maßnahme würden dann die zwei gegenwärtig von der S-Bahn genutzten Gleise umgerüstet und die Strecke für den Fern- und Regionalverkehr viergleisig ausgebaut werden, wodurch sich die Kapazitäten in etwa verdoppeln werden. Weiterhin wird dieser Schritt erlauben, dass der im Moment von der S-Bahn genutzte Bahnsteig an den Gleisen 3 und 4 von Fern- und Regionalzügen genutzt werden kann.

          Warum ist dies nun eine einmalige Chance für Hamburg? Bauprojekte wie der VET werden aufgrund ihrer Milliardenkosten, die zu 75 Prozent der Bund übernimmt 10, und der massiven jahrelangen Verkehrsbehinderungen im Hamburger Bahn- und Straßenverkehr, vielleicht alle 50 Jahre durchgeführt. Noch ist der Tunnel als zweigleisige S-Bahn-Strecke konzipiert, wodurch es keine Erweiterungen der Kapazitäten geben würde. Diese noch sehr frühe Planung könnte man aber vergleichsweise kostengünstig um zwei Gleise erweitern, da die für das Projekt benötigten die Tunnelbohrmaschinen, weiteren Baumaterialien und Arbeiter ohnehin beschafft werden müssen. Mit einem viergleisigen Tunnel könnte man dann die Kapazitäten im Hamburger S-Bahn-Verkehr massiv erweitern. Bei Bauarbeiten oder Störungen im VET oder City-Tunnel könnten alle S-Bahn-Linien größtenteils ohne Einschränkungen verkehren. Weiterhin hätte man selbst bei Realisierung aller aktuellen Erweiterungsprojekte kaum Verspätungen zu befürchten, da die Taktfolge im VET deutlich geringer wäre. Selbst bei noch mehr Erweiterungsprojekten müsste man keine Kapazitätsprobleme im Hamburger S-Bahn-Netz befürchten.

           

          Das Problem wird hier erkennt, allerdings nicht mal im vollen Ausmaß, denn Erweiterungen nach Buchholz, Winsen oder Geesthacht bleiben unberücksichtigt und auch auf der S2 sehe ich z.B. mit Oberbillwerder oder anderen, ähnlichen, potenziellen Projekten im Hamburger Osten eine weiter Taktverdichtung auf einen 2,5-Minuten-Takt in der HVZ. Dass der 5-Minuten-Takt den ganzen Tag über so forciert wird unterstützt diese These. Statt einem viergleisigen Ausbau des VET würde sich mMn klar mein Vorschlag anbieten, da hier neue Gebiete angebunden werden können und viele neue Umsteigebeziehungen entstehen. Zudem ist es äußerst fraglich nur mit ⅓ der S-Bahnen am Jungfernstieg zu halten, wo wohl die meisten hinwollen, auch zum umsteigen.

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