Erfurter Modell

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Beschreibung des Vorschlags

Kleinere Großstädte mit Oberzentrumsfunktion wie Kassel, Chemnitz oder Karlsruhe haben dieses System eines kostengünstigen S-Bahn-Ersatzes erkannt. Statt einer teuren S-Bahn, die in der Stadt auch im Tunnel fahren müsste, fahren die Züge in der Stadt als Straßenbahn weiter.

Für Erfurt habe ich vor 1,5 Jahren einen teuren S-Bahn-Tunnel vorgeschlagen, jedoch ist die thüringische Groß- und Landeshauptstadt Erfurt in der geographischen Mitte Deutschlands mit 200.000 Einwohner für so etwas zu klein, hätte aber die Größe von Kassel und Chemnitz, wo die die Züge in der Stadt als Straßenbahn weiter fahren. So etwas möchte ich gerne daher auch für Erfurt vorschlagen. Der Hauptumsteigepunkt zwischen Eisenbahn und Straßenbahn ist der Hauptbahnhof südlich der Innenstadt. Da es vom Hauptbahnhof noch eine gute Entfernung bis ins Zentrum ist, müssen die Bahnanreisenden immer am Hauptbahnhof umsteigen. Da wäre eine Regionalstadtbahn von großem Vorteil, denn so fällt ein notwendiger Umstieg gut weg.

Im Prinzip soll die Regionalstadtbahn zwischen dem Hauptbahnhof und dem Nordbahnhof durch die Stadt fahren und dabei wichtige Ziele, wie Innenstadt, Universität und das Heliosklinikum anbinden. Da Erfurt eine Meterspurstraßenbahn hat, müsste in Erfurt eine Straßenbahnstrecke auf Dreischienengleise (1000 mm + 1435 mm) umgespurt werden.

Dazu benötigt es ein Konzept für den entsprechenden Umbau der Straßenbahnlinien:

  1. Regionalstadtbahnstrecke Hauptbahnhof – Rathaus/Fischmarkt
    1. Südlich des Hauptbahnhofs wird eine normalspurige Strecke von der Löberbrücke zum Löberwallgraben gebaut. Ebenso entsteht eine Strecke mit Dreischienengleis vom Hauptbahnhof über die Schillerstraße und Weimarische Straße zur Eisenbahn Richtung Osten
    2. Die Straßenbahnstrecke Gleisdreieck Schillerstraße – Rathaus/Fischmarkt wird in einem Durch gleich zweigleisig auf Dreischienengleisbetrieb umgebaut. Am Rathaus/Fischmarkt entsteht auch ein Kehrgleis für die Regionalstadtbahnen.
    3. Die Straßenbahnstrecke durch die Schillerstraße südlich Hauptbahnhof und nördlich Stadtpark wird im Gleiswechselbetrieb betrieben, d. h. die Schienen werden einzeln von Meterspurgleisen auf Dreischienengleise umgestellt, während das andere Gleis von Straßenbahnen in beide Richtungen befahren wird. Auf der Schillerstraße oder Schillerstraße Ecke Windhorststraße wird eine Ersatzhaltestelle „Hauptbahnhof Süd“ eingerichtet.
    4. Das Erfurter Straßenbahnnetz wird in einen Nord- und einen Südteil getrennt. Folgende Linien fahren dann:
      • 1 Nord: Europaplatz – Rieth – Salinenstraße – Ilversgehofen – Johannesplatz – Anger – Brühler Garten
      • 2 Nord: Messe – ega – Gothaer Platz – Domplatz (Weiterfahrt auf Linie 3)
      • 3 Nord: Europaplatz – Klinikum – Universität – Domplatz (Weiterfahrt auf Linie 2)
      • 4 Nord: Bindersleben – Flughafen/Airport – Gothaer Platz – Anger – Ringelberg
      • 5 Nord: Zoopark – Roter Berg – Grubenstraße – Salinenstraße – Ilversgehofen – Johannesplatz – Anger – Brühler Garten
      • 6 Nord: Rieth – Klinikum – Universität – Domplatz
      • 14 Süd: Thüringenhalle – Kaffeetrichter – Hauptbahnhof Süd – Stadion Ost – Abzweig Wiesenhügel – Wiesenhügel
      • 36 Süd: Steigerstraße/Milchinselstraße – Kaffeetrichter – Hauptbahnhof Süd – Stadion Ost – Abzweig Wiesenhügel – Urbicher Kreuz
    5. Busse des Schienenersatzverkehrs (SEV) fahren zwischen Domplatz und Hauptbahnhof Süd (sie sollten, wenn möglich an der Langen Brücke Anschluss an die Linien 1, 4 und 5 haben.
  2. Regionalstadtbahnstrecke Fischmarkt/Rathaus – Riehtstraße
    1. Auch hier wird die Meterspurstrecke zwischen Domplatz Nord und Riehtstraße komplett in einem Durch gleich zweigleisig auf die Dreischienengleise umgespurt.
    2. Zwischen Domplatz Nord und Fischmarkt/Rathaus hingegen werden die Gleise einzeln ausgetauscht, um einen eingleisigen Betrieb erlauben zu können.
    3. Das ursprünglische Straßenbahnnetz wird wiederhergestellt. Jedoch fahren die Linie 3 und 6 nur bis Domplatz Süd. Zwischen Domplatz und Rieth (Endstelle Linie 6) werden SEV-Busse eingesetzt. Der Takt der Linie 1 wird verdichtet.
  3. Regionalstadtbahnstrecke Riehtstraße – Bahnhof Nord
    1. Diese Strecke wird als Dreischienengleisstrecke entlang der Riehtstraße gebaut. Sie führt bis auf den Vorplatz des Nordbahnhofs. Dort, wo derzeit die Linie 1 Richtung Salinerstraße abbiegt, führt die Strecke geradeaus auf die Eisenbahn zu, jedoch nur in Normalspur auf die Eisenbahn, es sei denn man realisiert Fabis Vorschlag am Nordbahnhof.
    2. Am Nordbahnhof entsteht eine Gleisverbindung auf eine Werksstrecke der Schuler Pressen AG. Unter Verwendung dieser Strecke können die Regionalbahnzüge zum Bahnhof Erfurt(-Hohenwinden) Ost fahren und auch diese Strecke ans Erfurter Modell anschließen. An der Kreuzung mit der Straßenbahn entsteht der Haltepunkt Erfurt-Hohenwinden Süd.
    3. Die Linie 1 fährt während der Baumaßnahmen ab Salinenstraße zur Grubenstraße statt zum Europaplatz. Von der Salinenstraße zum Europaplatz oder nur bis Berliner Straße/Warschauer Straße SEV-Busse der Linie 1.

Metadaten zu diesem Vorschlag

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4 Kommentare zu “Erfurter Modell

  1. Erfurt hat ein ganz entscheidenes Problem, welches einer RegioTram entgegen steht. Die Spurweite der Straßenbahn entspricht nicht jener der Eisenbahn (Tram: 1000mm, Eisenbahn: 1435mm). Dieses Problem hatten Kassel, Chemnitz und Karlsruhe nicht.

    Zwar gibt es auch Städte, in denen Fahrzeuge mit Normalspur zusammen mit anderen Spurweiten fahren (Zwickau und ehemals geplant Braunschweig), jedoch fuhren diese nur auf einem Teil des Netzes mit (Zwickau zwischen Zwickau Zentrum und Zwickau Stadthalle). Da schätzungsweise auch ein Depot erreicht werden soll, müsste eine Strecke zum Depot mit einem solchen Dreischienengleis ausgerüstet werden. Ob die Gleisabstände dafür überhaupt ausgelegt sind, müsste auch untersucht werden. (Bei Tram-Train-Fahrzeugen sind 2,65 m Fahrzeugbreite zur bestmöglichen Nutzung der Bahnsteige des Eisenbahnverkehrs fast schon Pflicht)

     

      1. Ich gehe mal davon aus, dass man sich die Örtlichkeiten zumindest über Google Maps angeschaut hat.

        zu 1.5
        Bei Sperrungen der Straßenbahnstrecke Schlösserstraße – Fischmarkt – Marktstraße wird i. d. R. kein SEV eingeführt. Bei der Baumaßnahme Marktstraße im Jahr 2018 wurde kurz vor der Oberbürgermeister-Wahl eine Pendeltram vom Anger zum Fischmarkt eingerichtet.

        Da die Marktstraße recht eng ist, bin ich mir nicht sicher, ob dort auch Straßenbahnen mit einer Breite von > 2,40m eingesetzt werden können.

        zu 3.

        Eine Straßenbahnstrecke durch die Riethstraße (über die Notwendigkeit lässt sich streiten) würde auf jeden Fall den Neubau der Brücke über die Gera bedeuten (aktuell Tonnagebeschränkung auf 3 Tonnen).

        Insgesamt halte ich den Vorschlag für eher unrealistisch. Erfurt hat bereits ein recht gut ausgebautes Tramnetz mit guten Anschlüssen (erreicht im ÖPNV-Kundenbarometer oft Spitzenplätze. Verbesserungswürdig ist lediglich der Übergang zum SPNV. Da wäre anstelle einer RegioTram eher der Aufbau eines Regio-S-Bahn-Netzes sinnvoll. Dieses könnte auch der Thüringer Städtekette Vorteile bringen, da viele Pendlerbeziehungen zwischen den Städten bestehen. Dafür wären neue Haltepunkte sinnvoll (bspw. Leipziger Straße, Linderbach).

  2. Die Idee finde ich grundsätzlich ganz interessant. Es gibt jedoch einige Probleme.

    Die Bahnhofstraße und der Knoten Anger sind bereits jetzt am Rande ihrer Kapazitätsgrenzen. Da ist Mehrverkehr ein grundsätzliches Problem.

    Vom Nordbahnhof kommt man nicht so einfach auf die Werksbahn, allein baulich betrachtet. Da ginge höchstens eine Art Spitzkehre.

    Und zu deinem SEV: Busse über die Lange Brücke zu schicken ist sehr abenteuerlich. Spätestens, wenn sich zwei begegnen, wäre es schon aus und vorbei.

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