Beschreibung des Vorschlags
Die Linie 3 endet aktuell am Wilden Mann. Das erscheint zunächst plausibel, weil die Bebauungsdichte danach erheblich abnimmt. Die Ortschaften Boxdorf und Reichenberg sind mit zusammen 3.500 Einwohnern nur von geringer bis mittlerer Bedeutung. Dennoch bin ich der Ansicht, dass eine Verlängerung der Straßenbahn zu den genannten Ortschaften unter Umständen Sinn ergeben kann und einen entscheidenden Anstoß für die Entwicklung dieser eher ländlichen Region darstellen könnte.
Bisher wird die Überlandstrecke nach Boxdorf und Reichenberg von der Buslinie 80 der Dresdner Verkehrsbetriebe im 20-Minuten-Takt und von der Buslinie +477 der Verkehrsgemeinschaft Meißen im 30-Minuten-Takt bedient.
Die Linie 80 wird in der Regel ausschließlich mit Gelenkbussen bedient, das erfordern vor allem die nachfragestarken Abschnitte der Linie zwischen Trachau und Altcotta bzw. Hebbelplatz. In der Hauptverkehrszeit reicht die starke Nachfrgae durchaus bis Boxdorf, sodass es dazu kommen kann, dass einige Fahrgäste keinen Sitzplatz mehr finden.
Die Linie +477 wird mit verschiedenen Fahrzeugen bedient. Es verkehren sowohl Gelenkbusse, als auch etwas kürzere Solobusse, die in der Regel aber länger sind als übliche Stadtbusse. Die Linie ist ebenfalls gut ausgelastet, aber keineswegs überlastet. Lediglich in der Ausflugssaison kann es bei gutem Wetter zu erheblichen Nachfragespitzen kommen.
Zwischen Wilder Mann und Bahnhof Neustadt verkehrt die Linie +477 vollständig parallel zur Straßenbahn mit dem einzigen Unterschied, dass sie nicht alle Haltestellen bedient. Bei Betrachtung der Fahrzeiten entsteht dadurch jedoch keine relevante Ersparnis. Diese Direktverbindung von Boxdorf und Reichenberg nach Dresden-Pieschen und Dresden-Neustadt wird gut angenommen.
Die hauptsächliche Schwierigkeit bei einer potenziellen Verlängerung der Straßenbahn wären die großen Steigungen vom Wilden Mann bis zur Autobahnanschlussstelle, sowie kurz vor Boxdorf zwischen den Haltestellen Baumwiese und Am Grunde. Diese liegen mit geschätzten 8 bis 10% an der Grenze dessen, was die aktuellen Dresdner Straßenbahnfahrzeuge zulassen.
Ich konnte bei meinen Abmessungen und Berechnungen mittels topografischer Karten keine Steigungen über 9,4% ausmachen, das Hinweisschild für den Kfz-Verkehr gibt jedoch 10% als maximale Steigung an. Soweit ich weiß, sind die Dresdner Straßenbahnen für Steigungen bis 9% zugelassen, es wäre also eine kleine Differenz vorhanden, die entweder durch Anpassungen an den Fahrzeugen oder durch Anpassungen an der Straße mittels umfangreicheren Erdarbeiten ausgeglichen werden müsste.
Für den unmittelbar an der Autobahn liegenden Stadtbereich wäre diese Straßenbahnverlängerung ebenfalls ein wichtiger städtebaulicher Impuls. Der gesamte Bereich, vor allem entlang der Neuländer Straße und im Bereich der Plattenbauten ist unattraktiv gestaltet und bedürfte dringend einer Moderniesierung. Die Lage an der Autobahn macht das Stadtgebiet unattraktiv, daher sollten jetzt gezielte Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
In der Nähe der Autobahnanschlusstelle könnte zudem ein attraktiver Verknüpfungspunkt zwischen dem Autoverkehr und der Straßenbahn geschaffen werden. Die Autofahrer könnten direkt beim Abfahren von der Autobahn abgefangen werden und damit unnötige Autofahrten durch die lärmbelasteten Wohngebiete in Boxdorf, Reichenberg und Dresden vermieden werden.
Besonders Boxdorf und Reichenberg gelten entlang der Dresdner Straße als stark lärmbelastet. Der Verkehr durch Autos und LKW ist dort selbst nachts so stark, dass ein gesundheitsschädigendes Lärmniveau erreicht wird. Lärmschutzmaßnahmen sind kaum umsetzbar, da die Straße direkt durch die Wohngebiete verläuft.
Ein weiterer Aspekt wäre das mögliche Wachstum der Ortschaften, wenn die Lärmprobleme angegangen wurden und eine schnelle und attraktive Verkehrsverbindung bis ins Stadtzentrum von Dresden geschaffen wurde. Neben den 3.500 Einwohnern existieren umfangreiche Freiflächen für moderne Neubaugebiete. Besonders in Zusammenhang mit de, Ausbau der Mikrochip-Fabriken im Dresdner Norden wird weiterer Wohnraum für zugezogene Fachkräfte benötigt werden, vorzugsweise in der Nähe der Arbeitsplätze.
Als Folge dieser potenziellen Verlängerung würde eine umfangreiche Anpassung des Busangebots notwendig werden. Die Linien 80 und +477 müssten gekappt werden, um parallele Verkehre zur Straßenbahn zu vermeiden. Um die Umstiege zur Straßenbahn zu optimieren würde an der heutigen Bushaltestelle Feldschlößchen in Reichenberg ein kleiner regionaler Busbahnhof entstehen. Von der Dimension her wäre dieser vielleicht vergleichbar mit dem Wendeplatz in Possendorf. Umfangreichere Anlagen halte ich für nicht notwendig.