Beschreibung des Vorschlags
Moin!
Schon mal im Voraus: Mir ist bewusst, dass dieses Projekt aufgrund von vielen Punkten nicht in den nächsten 5-10 Jahren umgesetzt werden kann. Dies ist ein Vorschlag für die Zukunft, wenn Bremen ein bisschen mehr Geld hat, der ÖPNV eine höhere Stellung in der Gesellschaft besitzt, also die Menschen lieber Bahn fahren, als mit dem Auto und auch der Bund noch mehr in die Bahn investiert.
Jetzt zum Vorschlag. Bremen hat 577.000 Einwohner und ist hinter Leipzig die zweitgrößte Stadt ohne Stadtbahn oder U-Bahn. Aber im Gegensatz zu Bremen besitzt Leipzig einen sehr erfolgreichen S-Bahn-Tunnel. Also ist Bremen tatsächlich die größte Stadt ohne jeglichen ÖPNV-Tunnel. Das hat viele Gründe. In der Zeit, als sich U-Bahn und Stadtbahnsysteme etabliert haben, war es einfach zu teuer, den nassen, moorigen Boden Bremens zu durchbohren. Überlegungen gab es ja auch in Bremen. Heute hat sich das etwas verändert. Der Boden Bremens ist nicht mehr ganz so nass und die Technik hat sich weiterentwickelt. Daher finde ich, ist ein S-Bahn-Tunnel durchaus ein Gedanke wert. Die Regio-S-Bahn ist eines der Zentren des ÖPNV in Bremen. Aber ein Umstieg am Hauptbahnhof ist nötig, nicht nur um in die Innenstadt zu kommen. Vor allem für die Bremerhavener. Diese haben zwar eine RS-Anbindung, müssen aber am Bremer Hauptbahnhof umsteigen, um in die Bremer City zu kommen. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum die Bremer Innenstadt am aussterben ist. Weil hauptsächlich nur die Bremer noch dorthin kommen. Für Einwohner von Außerhalb ist es unattraktiv. Natürlich will ich jetzt nicht das Aussterben der City komplett auf die schlechtere ÖPNV-Anbindung schieben, aber dass macht es nicht besser.
Bevor ich zu der Strecke im Detail komme, möchte ich mich noch den Vorteilen und Nachteilen der Strecke, vor allem den bestehenden Vorschlägen gegenüber widmen.
Dieser Tunnel führt vom Hauptbahnhof und die Altstadt bis in die Neustadt.
Dieser Tunnel, ebenfalls von Tramfreund94, besitzt noch einen weiteren Ast über den Stadtwerder nach Hemelingen.
Größter Nachteil dieser Strecken: Sie führen unter der Weser hindurch, d. h. der Tunnel müsste unnötig tief gebaut werden, nur um die Neustadt anzuschließen. Und im Gegensatz zu anderen Städten ist das nahe Ufergebiet der Weser sehr feucht. Diesem Problem gehe ich teilweise aus dem Weg, da der nasse Deich, auf dem die Altstadt gebaut wurde, nur ungefähr zur Domsheide reicht. Ein weiterer Nachteil an den Vorschlägen von Tramfreund94: Es werden mehr historische Gebäude untertunnelt, was die Sache nochmals komplizierter macht. Auch dem gehe ich größtenteils aus dem Weg. Und leider bin ich immer noch nicht durch mit den negativen Punkten, die ich größtenteils nicht habe. Beim Vorschlag von Tramfreund94 werden ungefähr 50 Wohngebäude untertunnelt. Das finde ich zu viel. Klar, meine Strecke ist kurviger und damit langsamer, aber bei einem relativ dichten Stationsabstand kann die Bahn sowieso nicht so schnell fahren. Da machen Kurven auch nichts aus. Aber es werden eben nur 10 Gebäude leicht untertunnelt. Vorletzter und meiner Meinung nach wichtigster Punkt ist die Strecke. Bei dem bestehenden Vorschlag werden, außerhalb der Innenstadt, etwas über 10.000 EW angebunden. Bei meinem werden über 20.000 direkt angebunden. Dazu kommen noch Zehntausende, die etwas entfernt wohnen. Zudem ist die Straße Vor dem Steintor deutlich, deutlich überlasteter als die Straßen in der Alten Neustadt. Straßenbahnen kriegen häufig Verspätung, weil Fahrräder Vorrang haben. Da ist ein S-Bahn-Tunnel eine perfekte Lösung. Natürlich ist meine Strecke länger, aber durch meinen letzten Punkt wird dieser Nachteil kleiner: Die Linien müssen überhaupt nicht umstrukturiert werden. Die RS1 kann von Farge nach Verden fahren, die RS2 kann von BHV nach Twistringen fahren, die RS3 und 4 können entweder am Hbf enden oder sogar verlängert werden. Das wird auch möglich, weil die Kapazität auf der Strecke vorhanden ist. Die oberirdische Strecke östlich des Hauptbahnhofs ist häufig überlastet. Da wird eine Verlängerung schwieriger.
Der Beginn des Tunnels ist westlich des Hauptbahnhofs. Dort befinden sich 2 Tunnelrampen, eine für die Strecke Richtung Burg, eine für die Strecke nach Delmenhorst. Nach der Hälfte treffen sich die Tunnel und das eine Gleis Richtung Delmenhorst wird unterquert. Möglicherweise müsste dieses Gleis etwas höher gelegt werden. Zwischen dem Tunneleingang und Schüsselkorb habe ich 3 Gleise eingezeichnet, um einen möglichst reibungslosen Betrieb zu ermöglichen. Die S-Bahn-Station unter dem Hauptbahnhof ist viergleisig. Auf den ersten zwei halten RS1 und 2, auf Gleis 3 und 4 RS3 und 4. Am Hauptbahnhof soll es mindestens 3 Aufgänge geben. Einen zum Bahnhofsvorplatz, einen südlichen zur Bahnhofspassage und einen mittleren zur Bahnhofspassage. Möglich wäre noch ein nördlicher zur Bahnhofspassage. Hinter dem Hauptbahnhof gibt es mindestens 2 Abstellgleise. Die Strecke zwsichen Hbf und Schüsselkorb ist zweigleisig. Die Station Schüsselkorb ist auch viergleisig. Dort gibt es 4 Aufgänge. Zwei zum Domshof, zwei auf die andere Seite. Hinter Schüsselkorb befindet sich die einzige komplette Unterquerung von Häusern. Im Ortsteil Ostertor befindet sich die Station Goetheplatz. Diese bindet die 4.000 Einwohner des südlichen Teils des Ostertor an. Aufgänge gibt es zu den Straßenbahnhaltestellen Theater am Goetheplatz und Ulrichsplatz. Zwischen den Straßenbahnhaltestellen Sielwall und Brunnenstraße liegt die S-Station Steintor. Diese bindet die 8.000 Einwohner des Steintors an. Unter der Straßenbahnhaltestelle St.-Jürgen-Straße ist eine relativ enge Kurve. Für diese habe ich mich dennoch entschieden, um möglichst wenige Häuser zu untertunneln. Zwischen dieser Straßenbahnhaltestelle und Am Hulsberg liegt die Station Hulsberg (Klinikum/Stadion). Diese Station bindet nicht nur die 15.000 Einwohner von Hulsberg und Peterswerder an, sondern auch das Klinikum Bremen-Mitte und mit längerem Weg das Weserstadion. Aufgänge gibt es zur Straßenbahn und in die südliche Richtung. Nur wenige hundert Meter nordöstlich dieser Station befindet sich die östliche Tunnelrampe. Auch diese trennt sich nach der Hälfte. Diese Tunnelrampe ist deutlich kürzer als die Erste, aber eine Verlängerung u.a. durch das Verlegen eines Eisenbahngleises, ist möglich.
Die Fahrt durch den kompletten Tunnel dauert circa 15 Minuten. Das ist natürlich länger als aktuell, aber gerade zum Berufsverkehr kommt es nicht selten vor, dass die RS auf dem Vorfeld bis zu 8 Minuten steht, um einen Zug durchzulassen. Das passiert mit dem Tunnel logischerweise nicht mehr.
Von euch wird dieser Vorschlag höchstwahrscheinlich ziemlich kritisch gesehen. Dass ist, glaube ich, bei jedem Vorschlag zum Thema S-Bahn-Tunnel Bremen so. Aber möchte man wirklich einen S-Bahn-Tunnel in Bremen, was sich meiner Meinung nach definitiv lohnen würde, bauen, ist dies die am einfachsten umsetzbare Lösung.
Viele Grüße
Hallo Werder2010,
an sich kann ich mir das gut vorstellen ich habe nur zwei Fragen/Verbesserungsvorschläge.
Wie fändest du es, wenn man die Tunnelstrecke ab Schlüsselkorb Richtung Fesenfeld lenkt? So würde man einen ganzen Kiez erschließen, der bisher nicht mal eine großflächige Busanbindung hat. Außerdem spart man sich den Parallelverkehr mit der Straßenbahn, es werden aber trotzdem alle Linien bis auf die 3 erreicht. Folgende Stationen könnte ich mir vorstellen: Schlüsselkorb -> Humboldtstraße, Hormerstraße -> Hulsberg.
Außerdem glaube ich, dass man nicht überall dreigleisige Strecken braucht. Höchstens zwischen Tunneleingang und Hauptbahnhof könnte man darüber nachdenken, damit Züge aus beiden Richtungen (Neustadt und Walle) bei Verspätungen nicht außerhalb des Bahnhofs aufeinander warten müssen. Bis Schlüsselkorb sollte dann eine zweigleisige Strecke reichen. Was ich mich auch frage: wieso planst du die Bahnhöfe nicht so, dass es je zwei Mittelbahnsteige gibt, also einer pro Richtung? Dann kannst du auch die Linien separieren, und es wäre gleichzeitig einfacher, den richtigen Bahnsteig zu wählen (besonders wenn man alle Linien nehmen kann, ist ein Mittelbahnsteig pro Richtung besser). Und am Schlüsselkorb lässt du einfach zwei Gleise enden, wo die Züge zurückfahren können, oder?
Hallo Berlin-Planer,
vielen Dank für deinen Kommentar. Deine alternative Route finde ich auch nicht schlecht. Ich kann mir auch beide Varianten gut vorstellen. An sich hast du natürlich recht, dass dort Parallelverkehr zur Straßenbahn besteht etc. Allerdings habe ich mich für die südliche Variante entschieden, da dort die Straßenbahnen extrem überlastet sind. Es ergibt sich außerdem eine schnelle Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Goetheplatz. Und ich finde, dass das Ostertor und Fesenfeld auch mit den Haltestellen Goetheplatz und Steintor relativ gut erreichbar ist. Zu deinen vorgeschlagenen Halten sind es 5 bis 10 Minuten Fußweg. Außerdem gehe ich davon aus, dass das Bauen der Strecke dort schwieriger wird.
Beim zweiten Punkt muss bzw. will ich dir komplett zustimmen. Nach meinem vorgeschlagenen Netz würden circa 12 Züge pro Stunde und Richtung zum Schüsselkorb fahren. Dass kriegt man auch mit 2 Gleisen hin. Und dass mit den Bahnsteigen hat den Grund, dass ich mir dass mit zusätzlichen Bahnsteigen erst später überlegt habe und dann war ich zu faul, dass alles nochmal zu machen, aber dass werde ich jetzt gleich noch ändern.
Mich würde außerdem noch interessieren, was dir an meinem Vorschlag gefällt, dass würde mir ein bisschen helfen. Vor allem für andere Vorschläge.
Viele Grüße
Hallo Werder2010,
sehr gerne schreibe ich auch noch einmal auf, was mir an Deinem Vorschlag besonders gut gefällt. Wie Du oben schon erwähntest, sei die Straßenbahn in der Oststadt stark überlastet. Daher ist es folglich richtig, über andere Möglichkeiten nachzudenken, um dieses Problem zu beheben. Ich kenne mich persönlich in Bremen nicht so gut aus, aber Deine Begründungen für einen Tunnel klingen sehr überzeugend. Wenn man also in der Lage sein sollte, so eine Strecke zu bauen, dann so ähnlich wie von Dir eingezeichnet. Ich gebe dir recht, dass eine Weseruntertunnelung wohl etwas verschwenderisch wäre, also ist eine Strecke durch die Oststadt wohl die beste Wahl.
Allerdings glaube ich, dass solch eine Strecke die Straßenbahn mindestens genauso gut entlasten würde, wenn man sie parallel dazu baut. Deine Variante wäre natürlich auch möglich, eine nördliche Variante durch die Humboldtstraße würde aber zusätzlich das Wohngebiet erschließen, das brächte den Menschen mehr Flexibilität bei der Wahl des Verkehrsmittels. Nur das Milchquartier würde man vom Hauptbahnhof nicht ganz so gut erreichen.
Deine Zeichnung sind auch gut durchdacht, ich habe nur noch zwei Anmerkungen. Einmal frage ich mich, warum Du am Hauptbahnhof nicht alle vier Gleise mit der Strecke Richtung Schüsselkorb verbindest. Falls eine Linie dort enden soll, können beispielsweise die mittleren Gleise inklusive Wendeanlage genutzt werden, die äußeren würde weiter führen. Außerdem glaube ich, dass die östliche Tunnelrampe etwas kurz ist. Vielleicht kann man diese westlich der Brücke bauen, ohne, dass die zwei Nebengleise verloren gehen. Und dann müsste man wahrscheinlich mit neuen Unterführungen arbeiten, dass die Bahn auch auf alle Hauptgleise gelangt.
Insgesamt finde ich Deine Vorschläge meistens gut durchdacht und ausführlich ausgearbeitet. Mach gerne weiter so!
Hallo Berlin-Planer,
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich finde ehrlich gesagt die Routen über Goetheplatz und Humboldtstraße gleich gut. Beide haben jeweils 2 Vorteile und einen Nachteil. Da kann ich mich nicht wirklich entscheiden, was sinnvoller wäre.
Die Verbindung von Gleis 3 und 4 am Hbf hatte ich eigentlich auch, habe es nur beim Verbessern vorhin gelöscht. Die östliche Tunnelrampe habe ich jetzt nochmal um 50 Meter verlängert. Ich kann mir vorstellen, dass das schon reicht.
Und ich freue mich wirklich sehr, dass dir mein Vorschlag gefällt. Ich gebe mir bei jedem Vorschlag sehr viel Mühe und freue ich mich immer, wenn ich die richtigen Argumente wähle und die Vorschläge gut ankommen. (Besonders weil ich außerhalb von LiniePlus auch als Kind kaum Komplimente bekomme.)
Also vielen Dank!