Beschreibung des Vorschlags
Hallo zusammen,
da ich als Vielgereister und eigentlich Großstädter auch einmal das Glück hatte, ein Jahr lang in Bad Schandau zu wohnen, kam ich nicht umhin, mir auch Gedanken um den Anschluss der berühmten Kirnitzschtalbahn zu machen. Ich hab mich dann gefreut, zu sehen, dass sich auch hier einige User mit dem Thema beschäftigen. Viele Kommentare und vor allem den Vorschlag von Ulrich Conrad habe ich natürlich gesehen (https://extern.linieplus.de/proposal/bad-schandau/). Wobei diese Variante ja schon an anderer Stelle dann mit der Nutzung der zweiten Gleis-Möglichkeit über die Eisenbahn-Brücke nach Sebnitz projektiert wurde, statt die Autobrücke zu nutzen.
Ich hab dann immer am Elb-Ufer geschaut, bin Teilstrecken mit dem Rad abgefahren und hab teils auch vermessen und kam dann auf diese Variante hier. Der Clou ist dann hier mit Absicht eine neue Elbbrücke. Allerdings eine halbkreisförmige Drehbrücke. Ähnlich einiger Beispiele von Calatrava wie jene in Dublin. Und die Brücke dann eben nicht nur dem Namen entsprechend direkt an der Mündung der Kirnitzsch. Der Haupt-Schwenk-Bogen der Drehbrücke sollte dann natürlich auf der südlichen Elbuferseite verbaut sein. Dort weitet sich das Ufer gerade von der Engstelle am Fähranleger auf, ist aber noch kein sensibles Weideland wie weiter Flussaufwärts Richtung Krippen. Je nach Fahrplan schwenkt die Brücke dann 2-3 mal die Stunde ein, lässt eine Bahn je Richtung passieren (natürlich dann mit zweitem Begegnungsgleis bei der Bornfähre) und ist die gesamte andere Zeit geöffnet. Daher muss auch kein hohes Brückenbauwerk eingezogen werden – der Schiffsverkehr kann die meiste Zeit ja bei geöffneter Brücke passieren. Mehr noch – die Hauptlinien der Weißen Flotte von Dresden / Pirna kommend enden ja schon unten am Anleger an der Dampfschiffstraße und können dort auch bei geschlossener Brücke problemlos – spektakulär von der Strömung unterstützt – wenden. Gleiches gilt für die Fähre zum Nationalparkbahnhof. Lediglich die Fähre nach Krippen / Postelwitz muss dann fahrplanmäßig gut auf den Fahrplan der Bahn und entsprechender Brückenschließung abgestimmt werden.
Einordnung
Bad Schandau ist touristischer Zielort, Tor zum NP Sächsische Schweiz und Cluster (z.B. Therme, Grenzbahnhof, erste Siedlung in Deutschland für den kleinen und Einkaufs-Grenzverkehr aus Tschechien zugleich. Die B172, die Kliniken, die Thermen etc. tun ihr übriges. Eine ATTRAKTION mehr – zumal technisch-optischer Art wie der Ostrau-Lift – tut der Stadt gut UND ist sinnvoll für den Erschließungsverkehr des NP. Die hier gezeigte Variante ist etwas weniger abhängig von einem OB oder einem WANN eine Umlegung der B172 Richtung neuer Elbquerung bei Postelwitz / Krippen realisiert werden kann. Sie entlastet die Ortslage vom Park-Suchverkehr der Kirnitzschtalbahn, vereinfacht den Umstieg von der S-Bahn aus Dresden immens und hätte über den eigenlichen Anschluss hinaus viele positive Nebeneffekte. Zum Beispiel würde ich natürlich auf dem Brückenbogen neben der Schiene auch einen gemeinsamen Rad- und Fußweg projektieren. Für die Nutzer des Elberadweges ist es vielfach attraktiver, hier die Elbe zu queren (auch wenn nur zu bestimmten Zeiten in der Stunde) als auf der großen Elbbrücke vorher, welche für die Radler auf der neuen Hauptseite entlang der Bahn aus Königstein kommend auch kaum als Querung einsehbar ist. Noch schlimmer umgekehrt. Und für den Fußgänger-Verkehr ergibt auf einmal der HP Krippen der S2 wieder Sinn – dieser liegt ja dann fast vis a vis zur neuen Brücke.
Trassierung
Vom Bahnhofsvorplatz am Nationalparkbahnhof Bad Schandau aus kann einfach neben der Bahnstrecke eingleisig trassiert werden. Die Straßen-Überwerfung Höhe Bornsteg kann parallel zum Radweg nahezu direkt geradeaus unterquert werden. Im Bereich Bornsteg erfolgt ein Halt, dann ein zweigleisiger Warte- / Passierabschnitt bevor das Brückenbauwerk erreicht ist. Auf der Nordseite in Bad Schandau müsste der Uferwegbereich / die Mündung und der Radweg „An der Bindung“ neu sortiert werden. Für den Rad- und Fußweganteil kann ja aber ohne weiteres ein Teil des Therme-Parkplatzes umgewidmet werden. Kurz vor der Einfädelung auf die B172 / Parkplatzeinfahrt / An der Bindung kann noch ein HP für den Ostrau-Lift und die Hotels Richtung Postelwitz / für den Ostteil des Marktes und die Therme selbst angesetzt werden, bevor einfach „wie immer“ rechtsseitig entlang der Straße bis zum ehemaligen Endhalt am Kurpark trassiert wird.
Begründung
Damit die Kirnitzschtalbahn ihre volle Wirkung entfalten kann, sollte sie derekt an den Nationalparkbahnhof angeschlossen sein. Eine Verlängerung nach Hinterhermsdorf ist dann sogar noch sinnvoller und der gesamte östliche Teil des NP wäre autofrei erschlossen. Man fährt mit der S2 bis Schmilka, wandert über Winterberg / Schrammsteine / Zschand zum Kirnitzschtal und fährt mit der TRAM wieder direkt zur S2 in Bad Schandau. Unabhängig davon, findet die Erschließung des Ortes Bad Schandau selbst weiterhin gerne mit Fähre, wahlweise der TRAM Spaziergang und Nutzen der örtlichen Gastronomie statt. Die örtlichen Busse OEVG geben sich zwar alle Mühe, aber die anschlüsse sind derzeit teils leider wirklich sehr suboptimal. ALLE Nutzer*innen außer denen des MIV hätten wie gesehen Vorteile. Und hier liegt auch ein wenig die Crux. Eine Umgehungsstraße der B172 wie oft vorgeschlagen kann nicht die Priorität sein. Der Rückstau am Wochenende aus dem NP nach Dresden ist ja nicht nur wegen der engen Ortsdurchfahrung in Bad Schandau selbst sondern geht bis Königstsein / Struppen / Pirna. Es muss einfach so viel attraktiver sein, mit dem ÖV in den NP zu reisen, womit auch das leidige Parken in Schmilka, Ostrau und eben entlang der Kirnitzschtalstraße eingedämmt werden kann. Und on top haben Fuß- und Radverkehr auch noch Anbindungsvorteile durch eine solche temporäre Brücke und die Stadt wie auch die Region wäre um eine technische Sehenswürdigkeit reicher, anstatt das Geld wieder „nur“ dem MIV mit einer neuen Elbbrücke zu widmen.
Ich freue mich auf Eure Kommentare und wünsche der Region alles Gute! Auch wenn die dortigen Wahlplakate echt immer ganz schön Angst machen!
Ein interessanter Vorschlag. Ich verstehe nur nicht, warum du eine Drehbrücke schaffen willst, noch dazu eine gebogene. Komplizierter geht es wirklich nicht. Unter allen anderen Brücken passen die Schiffe problemlos drunter durch, warum sollte das hier nicht möglich sein? Allzu hoch müsste die Brücke dazu gar nicht sein.
Außerdem ist auch der gebogene Verlauf der Brücke ganz unnötig. Es handelt sich schließlich um eine Straßenbahn, und nicht um eine Eisenbahn, wo entsprechende Radien nötig wären.
Schließlich fände ich es wichtig, auch eine Haltestelle dort einzurichten, wo man auf kürzestem Fußweg in die Altstadt von Bad Schandau gelangen kann. Da fährst du aber einfach vorbei. Das wäre nicht gut.
Hallo Ulrich Conrad,
besten Dank für den schnellen und netten Kommentar.
Die Drehbrücke kam mir wirklich hauptsächlich in den Sinn, um so nah an der Schandauer Innenstadt keine zu dominante Höhenstruktur beeinträchtigend auf das Gesamtbild entstehen zu lassen. Deshalb auch das Hauptbauwerk und die eigentliche Drehpunkt-Aufhängung auf der Südseite der Elbe. Tatsächlich kenne ich die zu bewältigenden Steigungen der alten Gothaer Bahnen nicht und wie lang die Rampen entlang „An der Bindung“ sein müssten, damit die Brücke über der Elbmitte / Fahrrinne die notwendige Höhe erreichen kann. Referenzwerte für die zu erreichende Höhe sind ja dann bestimmt die beiden alten steinernen Brücken in Pirna und Dresden. WOBEI ich mir vorstellen kann, dass ob der Situation als Taleinschnitt in Puncto Hochwasser und Schifffahrt auch bei erhöhten Pegelständen hier im Elbsandsteingebirge Brücken höher gebaut werden müssen als eben in Pirna oder Dresden wo es schon Flutungs-Nebenarme gibt. Aber all das weiß ich nicht, daher ging ich von einer – auch statt einer allzu hohen Klappbrücke als optische Beeinträchtigung des Stadtpanaoramas – Drehbrücke als „gute Lösung“ aus.
Die Bogenförmige Gestaltung wäre dann auch mit Absicht. Brücken sollen doch eben auch nicht immer nur Reine Zweckbauten und dem Ideal der kostengünstigsten Variante entsprechen. Gerade wenn es auch einmal eine neue Attraktion aus dem ersten Drittel des 21. Jahrhunderts sein soll, kann man doch auch mal Klotzen. Gerade weil das Elbtal ja nun zwischen Decin und Meißen einiges an interessanten Brücken aus den letzten Jahrhunderten aufzuweisen hat. Manche schlicht, manche pompös, manche nicht sooo gelungen, manche mit wegweisenden Technologien. Eine schlanke, schwenkbare, dezente aber technisch raffinierte Brücke würde – glaube ich – gerade an dieser Stelle eben auch symbolische Brücken schlagen können.
Ich hab Deinen Vorschlag eines weiteren Haltes quasi vis a vis zum Markt mit aufgenommen – schaue gerne mal rein, ob das so gelungen(er) als vorher ist.
Beste Grüße
Mich würde mal deine Meinung zu meinem Vorschlag interessieren, bei dem ich mich mit der gesamten Kirnitzschtalbahn beschäftigt habe
https://extern.linieplus.de/proposal/kirnitzschtalbahn-verlaengerung-bis-neumannmuehle-und-hinterhermsdorf/
Da ist der Vorschlag von Ulrich Conrad wesenlich einfacher zur realisieren, wobei Handlungsbedarf besteht. Denn die alte Masche, Bahnhöfe weit vor oder hinter dem Hauptort zu legen um eine zwangsweise Durchquerung des Orts zu erzwingen funktioniert im Automobilzeitalter nicht mehr.
Seitens der Politik ist eine Führung über die Eisenbahnbrücke angedacht worden. Warum dann überhaupt eine zusätzliche Brücke, die letztendlich viel teurer wäre? Die längere Fahrzeit kann nicht das ausschlaggebende Argument sein, da die Kirnitzschtalbahn in erster Linie ein touristisches Angebot ist.
Hallo und danke für die Kommentare,
ich hatte diese „Variante“ / diesen Alternativ-Vorschlag gegenüber der Semi-Offiziellen Variante über die Eisenbahnbrücke ja bereits umfänglich begründet:
die schwierige Ortsdurchquerung in Bad Schandau wäre dadurch erheblich einfacher.
Die Fahrzeit spielt durchaus eine Rolle.
Vor allem könnten aber so eben auch immense Verbesserungen über die Brücke für den Fußgängerverkehr (zum Wandern in der südlichen Sächsischen Schweiz und zum fußläufigen Erreichen des Bhf. Krimmen) und vor allem den Radverkehr (die Anbindung an die Straßenbrücke ist teils mega-schlecht zu finden) als Synergie entstehen.
In Fortschreibung von Stadtentwicklung, technischen Raffinessen wie Bastei-Brücke und Ostrau-Lift sowie Tourismus hätte Bad Schandau und die Region mit der neuen Brücke eine weitere Attraktion.
Ich stellte mir Linie PLUS auch genau dafür vor: zum Entwickeln von Ideen und Lösungen jenseits von Sachzwängen.
Besten Dank und ebensolche Grüße
Dann könnte man den offiziellen Vorschlag mit der Führung über die Eisenbahnbrücke auch definitiv in dieser Richtung werten, dass dadurch erheblich mehr Einwohner als mit der zusätzlichen Brücke erreicht werden. Der Zeitverlust hielte sich jedenfalls in Grenzen – das wären noch nicht einmal fünf Minuten.
Vor allem wo sich die Brücke für den öffentlichen Verkehr nie rechnen würde – für die Kosten könnte man sicherlich einen optimierten Busverkehr bis zum Ende des Jahrhunderts finanzieren. Den Nutzen für die Einwohner und Touristen will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen – dann ist das Projekt hier aber Städtebau und gehört nicht auf Linie PLUS. Denn der Ansatz ist ja der – bei ÖPNV-Projekten ist vorgesehen, dass sich die Kosten langfristig zu einem gewissen Teil aus den Beförderungseinnahmen finanzieren müssen. Oder soll von den Fußgängern und Radfahrern auch eine Brückenmaut erhoben werden?
Hallo,
– nun die Anbindung an Ortslagen Bad Schandaus durch die Verlängerung wäre sicherlich sekundär – sollte nicht wirklich ein „Anwohner-Ticket“ des VVO greifen. Ansonsten gäbe es bei der offiziellen Trassierung zwei Halte mehr (Prossener Straße / Brücke und Elbbrücke) deren Frequentierung durch Anwohner ich hier nicht prognostizieren mag. Der Elbkai ist durch die Busse UND die Fähre im VVO Tarif erschlossen, der Markt wäre es bei meiner Trassierung auch – dann eben nur auf der östlichen Seite statt in der Poststraße. Hier sehe ich in der Abwägung die zeitliche und psychlogische Bevorteilung der Hauptnutzer*innen der Bahn (Touristische Nutzungen) daher als ausschlaggebender an als den Ortsverkehr der Schandauer*innen selbst. Und das schreibe ich, obwohl ich selbst 1 Jahr dort lebte und sehr ÖPNV afin bin.
– Ich sehe tatsächlich aber sehr oft mit Bedauern, dass ein allzu sektorales Denken oftmals gute Ideen nicht zustandekommen lässt oder Kompromisse verhindert, weil nur nach eng gefassten Sachzwängen argumentiert wird. Wenn eine solche Brücke, Gewinne für mehrere Nutzergruppen und Symbolwirkung haben KÖNNTE (wie gesagt im Konjunktiv und vorbehaltlich einer Prüfung und vor allem Abwägung), dann finde ich es schade, dass ganzheitlichere Lösungsversuche mit dem Verweis, man schaue hier nur und ausschließlich auf den Kostenertrag des ÖV, sofort abgekontert werden. Dann könnte ich ja gleich in die Politik gehen 🙂
– Nee eine direkte Nutzungsmaut hätte ich nicht angesetzt. Aber – ich finde es allgemein unter dem Aspekt „Cities & Visitors“, der Frage „wem gehört die Stadt“ und dem Bedarf an einer umfassenden Internalisierung Externer Kosten als sehr dringlich, Finanzierungen auch auf nicht Ansässige umzulegen, wenn sie die (teileweise ja sogar Haupt-)Nutzer*innen bestimmter Infrastrukturen und Angebote sind. So löblich es vom VVO ist, Gästen in Bad Schandau den normalen VVO ÖPNV kostenlos zur Verfügung zu stellen, so muss es auch Finanzierungsmodelle geben, wo pauschal die Gäste einer touristischen Region direkt an den Kosten beteiligt werden. Ob Umlage, City-Maut, Kur-Taxe oder Gäste-Abgabe und vor allem KONSEQUENTE Parkraumbewirtschaftung der unbedingt weiterhin mit dem Auto reisenden Touristen bleibt dann auszuloten – aber die Stadt Bad Schandau, das Land Sachsen oder der VVO sollten natürlich nicht alleine auf den Kosten sitzen bleiben. Umso wichtiger doch, dass die Gruppe der potentiellen Nutznießer*innen einer solchen Investition größer ist als „nur“ die Wandernden mit der Bahn als Zubringer zum NP. Daher dann ja auch Möglichkeiten der Co-Finanzierung oder partizipatorischer Funding-Modelle.
Ich bin übrigens KEINESFALLS gegen die offizielle Trassierung unter Einbezug der Prossener Brücke – ich finde meinen Vorschlag eben nur pfiffiger, erwähnenswert und teilweise vorteilhafter. 🙂