Beschreibung des Vorschlags
Der „Hein Lüttenborg“, die seit den 1970er-Jahren für den Personenverkehr stillgelegte Bahnstrecke zwischen Bad Malente (Kreis Ostholstein) und Lütjenburg (Kreis Plön), ist zurzeit wahrscheinlich eines der spannendsten Reaktivierungs-Projekte in Norddeutschland.
Während die Zukunft der Trasse lange mehr als ungewiss war und Pläne von Zügen, die durch die malerische Holsteinische Schweiz pendeln, ein Wunschtraum zu bleiben schienen, hat sich in den letzten Jahren eine sehr interessante Dynamik entwickelt. Die Anzeichen verdichten sich, dass in nicht allzu ferner Zukunft der schienengebundene ÖPNV seine Renaissance auf dieser fast vergessenen Verbindung feiern könnte.
Zur Einordnung für Nicht-Ortskundige oder für diejenigen, die die mediale Berichterstattung nicht verfolgt haben: Sven Ratjens und Prof. em. Dr. Heiner Monheim gründeten vor ein paar Jahren einen Verein, um die 17 Kilometer lange, eingleisige Strecke zu kaufen. Da sie vom restlichen Schienennetz isoliert ist, bildet sie einen geschützten Raum, in dem an wirtschaftlichen Lösungen für diese Art von stillgelegten Strecken geforscht werden kann. In der Forschungsinitiative REAKT unter der Federführung der Universität Kiel haben sich mehrere Hochschulen und diverse Unternehmen zusammengeschlossen, um dieses Reallabor für Forschung und Entwicklung des autonomen Bahnverkehrs zu nutzen. In absehbarer Zeit sollen hier fahrerlose SolarTrams zu Testzwecken eingesetzt werden. (Mehr Informationen: info@Schiene-M-L.de).
Doch inzwischen erfährt der „Hein Lüttenborg“ auch von der lokalen und regionalen Politik, von Verkehrsverbänden sowie weiteren Initiativen gehörig Aufmerksamkeit. Zuletzt wurde seitens der Projekttragenden kommuniziert, dass im Zuge der Regio-S-Bahn Lübeck der südlichste Streckenabschnitt, ab dem Bahnhof Bad Malente-Gremsmühlen bis zu einem zukünftigen Haltepunkt „Malente Nord“ reaktiviert werden könnte. Aber anders als bei ihrer sich bereits in der Reaktivierung befindlichen Schwesterstrecke „Hein Schönberg“ zwischen Kiel und Schönberger Strand, ist eine vollständige Wiederinbetriebnahme bislang eher selten im Gespräch. Und wenn doch, dann zumeist als eigenständige Relation zwischen Malente und Lütjenburg.
Jedoch sehe ich persönlich das größte Potenzial von „Hein“ in einer vollständigen Bedienung durch Züge aus Richtung Lübeck. Durch die Regio-S-Bahn entstünde eine umsteigefreie Durchbindung von Lütjenburg bis zum Lübecker Hbf und darüber hinaus. Die bislang ohnehin einkalkulierten Haltepunkte Bad Malente Markt und Bad Malente Nord könnten dabei durch zwei Stationen in Bad Malente-Krummsee sowie Högsdorf ergänzt werden, wo P+R-Anlagen die Bahnen für Bewohnende der umliegenden Dörfer in der Holsteinischen Schweiz erschließen könnten. Der Umstieg in Bad Malente-Gremsmühlen und damit einhergehende Wartezeiten oder verpasste Anschlüsse im Falle von Verspätungen, wären in diesem Konzept hinfällig und würden in der Konsequenz die Angebotsattraktivität signifikant erhöhen.
Nicht zuletzt wäre eine Direktverbindung von Lübeck quer durch die Holsteinische Schweiz für den regionalen Tourismus höchst vorteilhaft. Sowohl Tages- als auch Langzeittouristen könnten profitieren. So entsteht etwa in den nächsten Jahren das vom Hamburger Architekten Hadi Teherani entworfene Hotel „The Spiral“ bloß ca. einen Kilometer Luftlinie vom alten Bahnhof Holsteinische Schweiz entfernt, der als Haltepunkt Bad Malente-Krummsee wieder bedient werden könnte. Die verbesserte Erreichbarkeit könnte die touristisch geprägte Region im Wettbewerb um Gäste mit den nahen Ostseebädern aufschließen lassen.
Die Vorteile für Berufspendelnde oder Schüler:innen sind denke ich selbsterklärend.