Beschreibung des Vorschlags
Ich möchte gerne die Idee vorstellen, die stündliche S 1 der S-Bahn-Hannover, die bis dato und fortwährend zwischen Hannover und Minden verkehrt, weiter nach Bielefeld durchzubinden. Das hätte eine ganze Reihe von Vorteilen, die volle Wirkung zeigen würden in Kombination mit anderen Projekten.
Der denkbarste Vorteil wäre schon einmal, dass die Problematik mit dem knappen Umstieg von fünf Minuten für Reisende mit dem
RE 6 nach Hannover direkt passé wäre. Nach Bielefeld kommen Reisende aus Richtung Niederrhein und Ruhrgebiet nämlich um einiges zuverlässiger und ohne die recht hohe Wahrscheinlichkeit (und das regelrechte Unbehagen, das Pendler auf dieser Route haben, dass sich auf der vergleichsw. ziemlich langen Route des RE 6 mal einige Minuten aufstauen). Es gäbe unter anderem die RB 69 aus Hamm (gleiche Fahrtzeit wie RE 6), oder später auch den geplanten RRX 4 aus Koblenz. Eine Verlängerung der S 1 nach Bielefeld würde auch bedeuten, dass der RE 6 zeitweise schon vor Minden enden könnte, z. B. in Herford, wo es Anschluss an so ziemlich alle relevanten Richtungen gibt (insbes. nach Bünde zum durchgehend zweistündlichen Amsterdam-IC und an die ab nächstem Jahr direkt ab Herford verkehrende RB 77 Richtung Hildesheim) – für den entfallenen Abschnitt Bielefeld/Herford-Minden könnte man aber einen zusätzlichen Halt des RE 6 in BI-Brackwede (Anschluss Richtung Halle/Osnabrück und Paderborn, vorausgesetzt, diese alten Strecken würden endlich mal ausgebaut werden) zeitlich gut bewältigen.
Zusätzlich hätte man BI-Brake einmal mehr angebunden, was einen Anreiz dafür schaffen könnte, diesen maroden Haltepunkt mal etwas in Schuss zu bringen. (Gut, das ist kein Argument.) Regionale Anbindung schadet trotzdem nicht.
Außerdem subventioniert die jetzige Situation den Fernverkehr mit Steuergeldern. Reisende haben nämlich das Recht, ab einer zu erwartenden Verspätung von über 20 Minuten am Zielort (Hannover) eine beliebige Zugkategorie zu wählen. „Schnäppchenjäger“ warten also ab, bis sich der RE 6 mal um 5 Minuten aufwärts wieder verspätet, um dann auf dem Monatsticket gemütlich mit dem ICE von Bielefeld nach Hannover zu fahren. (Fernverkehrssubventionierung ist es also insofern, dass der Reisende das Fernverkehrsticket schon selbst kauft, aber gegen Vorlage des Monatstickets dafür eine Erstattung vom Verkehrsverbund erhält.)
Optimal wäre eine Kombination mit diesem Vorschlag, einfach weil es einen engen und zuverlässigen Takt zwischen allen relevanten Knoten gäbe. Eine gute Möglichkeit in diesem Zusammenhang wäre auch, dass man nur jede zweite S 1 nach Bielefeld durchbindet, dafür auch nur jeden zweiten RE 6 nach Minden durchfahren lässt.
Im D-Takt sind ja bereits 9 bzw. 10 Minuten Übergangszeit vorgesehen, das führt ja auch zu einer Verbesserung. Ansonsten ist es auch so, dass es nicht funktionieren wird, eine Linie zu verlängern, wenn auf der gleichen Strecke 5 Minuten später eine schnellere Linie verkehrt. Da wird unterwegs (bzw. schon relativ nah an Minden) eine Überholung möglich sein. Eventuell sogar direkt in Minden, das heißt, wenn die Züge pünktlich sind, würde sich ein Umstieg trotzdem lohnen. Oder anders gesagt, die S-Bahn würde auf dem verlängerten Abschnitt nur nennenswert genutzt werden, wenn tatsächlich der Verspätungsfall eintritt.
Die im D-Takt vorgestellte Lösung enthält sowohl eine zweistündliche Flügelung des RE in Löhne als auch eine Umsteigemöglichkeit vom RE nach Rheine zum RE Nienburg – Bielefeld in der anderen Stunde. Oder, anders formuliert, es gibt eine stündliche RE-Verbindung Hannover – Bielefeld, die deutlich schneller ist als diese S-Bahn, weshalb ich diese Verlängerung nicht für sinnvoll halte.
Nun, ich wüsste nicht, wieso eine parallel verlaufende langsamere Linie ein Problem sein sollte. Eine schnelle Linie, und eine, die alle Unterwegshalte anbindet, ist nicht unüblich. Es gibt z. B. auf der Relation Hamburg–Bremen den RE 4 (69 min Fahrzeit) und die 20 Minuten später verkehrende RB 41 (89 min Fahrzeit). Dazu ist der Umstieg auf den RE 78 auch mit einem erhöhten Verspätungsrisiko verbunden.
Eine schnelle Linie, und eine, die alle Unterwegshalte anbindet, ist nicht unüblich.
Klar, das ist üblich und sogar sehr sinnvoll. Hier funktioniert es aber zumindest in der von dir vorgeschlagenen Variante nicht.
Es gibt z. B. auf der Relation Hamburg–Bremen den RE 4 (69 min Fahrzeit) und die 20 Minuten später verkehrende RB 41 (89 min Fahrzeit).
Klar, das funktioniert. Langsame Linie ist 20 Minuten langsamer und fährt 20 Minuten später ab, kommt also 20 Minuten vor dem nächsten schnellen Zug an. Keine Überholung notwendig und damit lohnt sich auch kein Umstieg.
Hier wäre es aber anders. Mit 2 Minuten Halt fährt die S1 3 Minuten vor dem RE ab. Wenn der auch nur 5 Minuten Fahrzeit einspart, ist zwischendurch also eine Überholung notwendig, sodass ein Umstieg in Minden die schnellere Fahrtmöglichkeit bleiben würde.
Reisende haben nämlich das Recht, ab einer zu erwartenden Verspätung von über 20 Minuten am Zielort (Hannover) eine beliebige Zugkategorie zu wählen.
Auf was beziehst du dich da? Laut Mobilitätsgarantie NRW gilt dies nur bei Verspätungen >20 Minuten am Abfahrtsort.
Zudem gilt sie vermutlich auch nur in NRW.
Nein. Laut einer EU-Verordnung für Fahrgastrechte von 2007 haben Nahverkehrsreisende den Anspruch, ab einer zu erwartenden Verspätung von 20 Minuten und mehr am Zielort den Fernverkehr zu nutzen und sich den Fahrpreis erstatten zu lassen. Von daher halte ich diese „NRW-Mobilitätsgarantie“ sowieso für einen schlechten Witz… Nähreres dazu findest du hier: https://www.eba.bund.de/DE/Themen/Fahrgastrechte/Bahn/Beispiele_Ausnahmen/beispiele_ausnahmen_node.html
Die Bahn nimmt auch hier Stellung:
https://twitter.com/DB_Bahn/status/1535680698597752835
Mal angemerkt – ich fand es auch sehr seltsam, die Beobachtung gemacht zu haben, dass Reisende mit dem „Ramschticket“ in diesem Sommer, dessen Verbindung eben eine Verspätung von ≥20 Minuten hatte, am Info-Schalter schlicht auf den Folgetakt des Regionalverkehrs verwiesen wurden, obwohl sie sehr wohl das Recht gehabt hätten, mit dem „weißen Zug“ zu fahren. Ich weiß nicht, ob eine kollektive Fehlauskunft beabsichtigt ist oder einfach Aufklärungsbedarf bei den Kundenbetreuern herrscht…
Super Vorschlag! Hab nichts hinzuzufügen.
Gegen eine Verlängerung der S1 von Minden nach Bielefeld finde ich, spricht nichts. Allerding verkehren von Bielefeld nach Minden nur RE-Züge und die Stationen liegen da auch gerne weiterauseinander. Eine Verlängerung der S-Bahn-Linie 1 von Minden nach Bielefeld wäre aber dann so etwas wie die fehlende RB-Leistung Minden – Bielefeld, welche eine bessere Feinerschließung als die REs bieten könnte. Eine S-Bahn bietet grundsätzlich auch eine bessere Feinerschließung als RE-Linien, daher sollte die Verlängerung der S-Bahn-Linie 1 von Minden nach Bielefeld auch noch neue Stationen bekommen, die derzeit nicht vorhanden sind. Die Region Ostwestfalen, also die Gegend Bielefeld – Herford – Minden, ist recht dicht besiedelt, sodass da durchaus weitere Stationen zur Feinerschließung sinnvoll sein könnten. So könnte die S1 „Porta Westfalica-Holzhausen“ (4200 EW) erschließen. Ein recht großer Ort ohne SPNV-Halt ist „Bad Oeynhausen-Rehme“ (7900 EW) und noch größer ist Löhne-Gohfeld (18000 EW), wo derzeit alle Züge durchfahren. Auch Löhne-Ort ließe sich durch einen zusätzlichen Halt an der Herforder Straße besser erschließen. Ebenso könnte ich mir für Herford gut einen Nordbahnhof an der Ringstraße vorstellen.
Der Vorschlag verlagert das Problem des verpassten Anschlusses nur von Minden nach Hannover. Wegen der Verlängerung der S1 erhöht sich das Verspätungsrisiko dieser Linie, so dass Anschlüsse in Hannover riskanter werden. Sinnvoll wäre der Vorschlag daher nur, wenn mehr Fahrgäste von der S1 in Minden in den RE6 umsteigen als in Hannover in alles mögliche.