Beschreibung des Vorschlags
Die Bahnstrecke Wittingen – Oebisfelde wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Rühen und Grafhorst getrennt. Bis in die 1970er-Jahre existierte eine Diskussion um den Neubau einer Schienenverbindung zwischen Rühen und Wolfsburg. Diese erlosch mit der Einstellung des Passagierbetriebs auf der gesamten Strecke im Jahr 1974. Die Strecke bis Rühen wurde 2016 entwidmet. (Quelle: Wikipedia)
Wolfsburg ist in Richtung Norden verkehrlich mangelhaft erschlossen. Mit dem Bau der A 39 findet eine Aufwertung des Individualverkehrs in Richtung Norden statt, die allerdings im Widerspruch zum Ziel des Ausbaus des ÖPNV steht. Die Verbindung im Bahnverkehr nach Norden beschränkt sich auf die in Gifhorn einmündende Bestandsstrecke Braunschweig – Wieren, die im Passagierverkehr aber aktuell nur mit Umstieg in Gifhorn erreichbar ist und im Güterverkehr aufgrund des neu eingeführten Stundentakts der RB 47 und der geringen Infrastruktur nicht effizient nutzbar ist.
Wenn vonseiten der Politik ein ernsthaftes Interesse besteht, den Bahnverkehr auch mit finanziell intensiveren Projekten auszubauen, schlage ich die „Rühener Schleife“ als Maßnahme aus zwei Gründen vor: Erstens steigert sie wesentlich die Attraktivität der Achse Hamburg – Uelzen – Wolfsburg im Passagierverkehr, zweitens ist Wolfsburg als Ortschaft mit außerordentich hoher Zahl an Einpendlern im Umland wesentlich schneller durch den ÖPNV erreichbar. Vorteile für den Güterverkehr sind zu prüfen. Rund vier Kilometer Schienenstrecke sind hier neu zu beplanen.
Bis nördlich Rühen soll die Bahnstrecke Wittingen – Oebisfelde reaktiviert werden. Die Strecke ist bis auf drei Gartengrundstücke und einer Asphaltfläche in Croya noch nicht (Stand: 2021) überbaut; diese Gelände müssen zurückgekauft werden. In Wittingen muss die Strecke neu trassiert werden, da die alte Bahneinfädelung nicht mehr nutzbar ist. Die Neutrassierung mündet am östlichsten Punkt der Bahnstrecke Wittingen – Celle ein und geht nordwestlich von Suderwittingen in die reaktivierte Strecke über. Die alte Trasse zwischen Wittingen und Suderwittingen bleibt ungenutzt.
Der kostspieligste Teil ist der Abschnitt zwischen Wolfsburg Hbf und Rühen. Einerseits müssen grob 15 Kilometer Gleisstrecke neu beplant werden, d.h. Grunderwerb und Baugrundvorbereitung. Am teuersten ist der notwendige Überwurfbau über die Bestandsstrecke Lehrte – Berlin und den Mittellandkanal, zumal hier auch ökologische Auswirkungen auf die Alleraue zu überprüfen sind.
Die Strecke ist nur mit ernsthaftem finanziellen Willen der Politik, insbesondere des Bundes, umsetzbar. Sie ermöglicht aber einen attraktiven Anschluss von Wolfsburg nach Hamburg, insbesondere bei einer vMax höher als 100 km/h und Ausbaumaßnahmen an der Bestandsstrecke Wittingen – Wieren.
Fahrtzeitenschätzung
Die folgende Tabelle ist eine grobe (!) Abschätzung der Fahrtzeiten eines RB zwischen Wolfsburg und Wittingen. Wird die Strecke zwischen Wolfsburg und Rühen für 100 km/h und zwischen Rühen und Wittingen für 120 km/h ausgelegt, ergeben sich folgende (geschätzte) Fahrtzeiten:
Station | Ankunft | Abfahrt | Geschw. | vMax Strecke |
---|---|---|---|---|
Wolfsburg Hbf | -/- | :00 | 80 km/h | 100 km/h (80 km/h Brücke) |
Wolfsburg-Vorsfelde | :07 | :08 | 85 km/h | 100 km/h |
Wolfsburg-Wendschott | :11 | :12 | 85 km/h | 100 km/h |
Brechtorf | :14 | :15 | 85 km/h | 100 km/h |
Rühen | :17 | :18 | 85 km/h | 100 km/h |
Parsau | :22 | :23 | 110 km/h | 120 km/h |
Brome | :30 | :31 | 110 km/h | 120 km/h |
Radenbeck | :38 | :39 | 110 km/h | 120 km/h |
Ohrdorf | :45 | :46 | 110 km/h | 120 km/h |
Wittingen | :53 | -/- | 105 km/h | 120 km/h (80 km/h Bahnhofseinfädelung) |
Die Streckenlängen wurden über Google Maps vermesst und durch die ungefähre Reisegeschwindigkeit geteilt. Für die Beschleunigung und Bremsvorgänge sowie bei vMax erwähnten langsameren Abschnitten wurden pauschal Geschwindigkeiten abgezogen. Wünschenswert ist ein Stundentakt via Flügelung des RB 47 Uelzen – Braunschweig in Wittingen mit Führung des östlichen Flügels über die Neubaustrecke.
Weiteres
Eine Auslegung von Brome als Trennungsbahnhof mit einer Neubaustrecke Brome – Beetzendorf und Ertüchtigung Beetzendorf – Salzwedel habe ich nicht weiter in Betracht gezogen, da weder signifikanter Güterverkehr noch eine überregionale Verkehrsachse oder eine ausreichende zu erwartende Zahl an Pendlern eine finanziell aufwändige Planung und Errichtung einer Neubaustrecke rechtfertigen. Stattdessen ist hier ein Ausbau der Busbeziehungen über die Landesgrenze hinaus in Erwägung zu beziehen, insbesondere ein Schnellbus Salzwedel – Brome ergänzend zum vorhandenen PlusBus-Angebot über Klötze. Eine Idee, dessen Wirtschaftlichkeit ich nicht beurteilen kann, sind Anruf-Linien-Taxis zur Erschließung der außerordentlich dünn besiedelten Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf mit Anschlüssen in Radenbeck und Ohrdorf zur Anbindung an den Ballungsraum SZ-BS-WOB (und, via WOB, Magdeburg).
Ein ähnlicher Vorschlag wurde im Juni 2019 von User Lewal eingereicht (Uelzen-Wolfsburg: ABS+Reaktivierung mit NBS-Abschnitten). Der Hauptunterschied ist neben der abweichenden Trassenausführung bei Brome und im Südabschnitt, dass mein Vorschlag stärker an der entwidmeten Bahnstrecke orientiert ist und mehr Einwohner insbesondere im Bereich Wolfsburg erschlossen werden.
Ein weiterer Vorschlag von mir ist die Bahnstrecke Geestgottberg – Parsau zur Herstellung einer SPNV-Verbindung in Richtung Salzwedel und Wittenberge. Ihre Realisierung sieht auch den Ausbau des Haltepunkts Parsau zum Bahnhof vor. Werden beide Vorschläge von der Politik angenommen, ist aus Kapazitätsgründen eine Beplanung des Abschnitts Berlin-Lehrte – Parsau für zwei Gleise zu erwägen.
Ich möchte mal dezent auf diesen Vorschlag hinweisen.
Danke. Mein Beitrag kann gelöscht werden, da er bis auf den Trassenverlauf in Wolfsburg identisch mit deinem Link ist und die Gegenargumente passen.
Warum so schnell zur Löschung greifen? Mach doch deutlich, warum dein Vorschlag besser ist. Er ist auch keinesweges nördlich von Rühen identisch, da Lewals Vorschlag Brome auslässt und dort eine völlig neue Trasse fordert.
Mir gefällt jedenfalls dein Vorschlag besser, weil nördliche von Rühen der alten Trasse gefolgt wird, was einfacher zu realisieren sein dürfte und dabei auch Brome noch mitgenommen wird. Außerdem gefällt mir, dass du auch zwischen Wolfsburg und Rühen noch weitere Besiedlung bedienst, anstatt in großem Bogen an Vorsfelde und Wendschott vorbei zu fahren.
„Er ist auch keinesweges nördlich von Rühen identisch, da Lewals Vorschlag Brome auslässt und dort eine völlig neue Trasse fordert.“
Richtig, ich habe mich geirrt. Lewals Vorschlag krankt hauptsächlich daran, dass sie den Drömling über mehr als fünf Kilometer als großes Naturschutzgebiet durchschneidet und dementsprechend nicht tragbar ist. Hinzu kommt – wie du schon sagst -, dass Brome mitgenommen wird. Dadurch bietet sich auch die Möglichkeit, einen ZOB für den PlusBus aus Salzwedel zu errichten und so auch Teile der westlichen Altmark aus dem untergeordneten ÖPNV mit einzubeziehen. Und in Wolfsburg verbessert die Bahnstrecke auch ergänzend zum Busnetz die Erschließung der großen Neubaugebiete im Norden. Auch verfügt mein Vorschlag im Gegensatz zu Lewals über ein Überwerfungsbauwerk, das gleichzeitig als Brücke über den Mittellandkanal fungiert.
Für eine Geschwindigkeit von 160 km/h ist mein Vorschlag nicht vorgesehen, ebenso ist eine Elektrifizierung nicht eingeplant. Im Bereich zwischen Wittingen und Rühen sind 120 km/h und zwischen Rühen und Wolfsburg 100 km/h wünschenswert, wobei dies auf der Altstrecke sicher mit (allerdings sowieso vorhandenen) kostspieligen Ober- und Unterbauarbeiten verbunden ist.
Ich sehe diesen Vorschlag auch durchaus als gerechtfertigt an, es sollte nur eben in der Beschreibung Bezug genommen werden, was du ja nun getan hast.
Inhaltlich fände ich nach wie vor ein Ausbau der Strecke via Gifhorn sinnvoller, weil einfacher, aber das habe ich unter dem anderen Vorschlag ja schon kundgetan.
Ich habe mir deinen Beitrag zu einem Ausbau Uelzen – Braunschweig – Kreiensen durchgelesen. Sie würde einen ähnlichen Effekt wie mein Vorschlag erzielen, wobei die Erschließung des Wolfsburger Umlands im Nordosten naturgemäß entfällt.
Im Rahmen eines ambitionierten Bahnprojekts sehe ich für den Abschnitt Wolfsburg – Parsau kein Problem darin, da durch meinen Vorschlag Geestgottberg – Parsau ebenfalls eine überregionale Anbindung in Richtung Nordosten, nach Wittenberge, durchgeführt wird und somit der Hauptvorteil einer Erschließung der Pendlerregionen dennoch mitgenommen wird. Ich werde das in einem eigenen Vorschlag berücksichtigen, da unter Berücksichtigung deines Vorschlags der Abschnitt Wittingen – Brome (– Parsau) nicht darstellbar ist, aber im Bereich von Brome/Parsau neue Trassierungsfragen hinzukommen.
Edit: Bitte nicht wegen meines Einwurfs löschen, da mein Vorschlag unterschiedlicher ist als ich zuerst dachte.