Beschreibung des Vorschlags
Hallo zusammen,
als ich seinerzeit noch im Ausland lebend von der Verkürzung „meiner“ alten 638 bis Campus Jungfernsee hörte, konnte ich mir ein ironisches BRAVO nicht verkneifen. Die einzige TRAM Verlängerung in Potsdam in den letzten 20 Jahren hat also faktisch zu einer Verschlechterung für ÖPNV Nutzer*innen geführt, da jetzt zwangsumgestiegen werden muss und die Trassierung der 96 ja auch eher suboptimal ist.
Da aber selbst in Zeiten von Klimanotstand, Verkehrswende und Masterplan CO2 neutrales Potsdam 2050 Parallelverkehre im ÖV immernoch als böse gelten anstatt die Redundanz, Resilienz und vor allem den Komfort dahinter zu verstehen während der MIV ja ganz selbstverständlich parallele Straßen befahren, bestauen und zuparken darf, ist hier eine Tangentianlverbindung als ein neuer Vorschlag meinerseits.
Einordnung
Grundsätzlich finde ich Potsdam neues Raumbild der radialen Anbindung des TRAM-Netzes an den Berliner Außenring und die Wetzlarer Bahn ganz gelungen. Ich würde als Korridor nach Berlin eben neben Wannseebahn (S und RE/RB) und Stammbahn (nur RE/RB) eben noch die S25 (nur S) nach Stahnsdorf / Teltow ansetzen, aber na ja. Was fehlt sind dann wohl sinnige und leistungsfähige sowie attraktive Tangentialverbindung innerhalb dieses Raumbildes. Daher die Verlängerung der 638
Trassierung
Tatsächlich ist mir die genaue Trassierung im Detail gar nicht so wichtig. Ob nun Campus Jungfernsee nach der Verlängerung der TRAM 96 nach Krampnitz noch bedient oder gleich an der Needlitzer Brücke abgebogen wird….Ob eng am Bornstedter Feld zur Kirschallee geführt oder nach Verlängerung der TRAM 92 nach Golm oder diese bei der Amundsenstraße angebunden wird… Wie dann mit dem 695 verfahren wird… Diese konkreten Detailfragen gilt es auszuloten. Dass nicht „blind“ und einzig zum Zweck des Umstieges am Jungfernsee geendet wird, ist mir wichtiger.
Begründung
Die Berliner Metrolinien und die dann nachgeordneten Kiez-Erschließungs-Kleinbuslinien haben 2005 gezeigt, dass statt eines solchen Bündelungs-Prinzips immer längere ÖV Linien zu mehr Bequemlichkeit und Nachfrage führen. Nach dem Wegfall der Innenstadt braucht die 638 einen neuen ZIELpunkt. Außerdem können zahlreiche weitere Schwachstellen beseitigt und Potentiale generiert werden:
- Das Bornstedter Feld sollte einst vorbildlich in der umweltgerechten Erschließung sein. Stattdessen weist der Nahverkehrsplan 2019 die westliche Seite als größtes nicht erreichbares Gebiet aus. Der 638 entlang der Kirschallee schafft hier Abhilfe. Die Anwohner erhalten direkte Verbindungen nach Berlin und Potsdam / West.
- Der – ebenfalls laut NVP – starke Zustrom aus Spandau / Groß Glienicke / zukünftig Krampnitz muss nicht nur via 96 in die Innenstadt zentriert aufgenommen werden, sondern kann auch über bequeme Umstiege in 92, die RB am Bahnhof Sanssouci und eben in Pirschheide selbst auf TRAM, RB und ggfs. sogar Wassertaxi aufgeteilt werden.
- (Potentielle) P&R Standorte am Jungfernsee und in Pirschheide werden nicht nur von TRAM sondern einer weiteren attraktiven Buslinie bedient.
- Der Campus am neuen Palais erhält eine direkte Verbindung zum Campus Jungfernsee und mit nur einem Umstieg in die TRAM 92 auch zur FHP. Ebenso gilt dies für die Gäste des Seminar-Hotels und des Olympi-Stützpunktes.
- Der regionale Ausflugsverkehr erhät interessante Dreiecks-Reiseketten. Ein Beispiel – Anreise zum Schlosspark aus Berlin via Bahnhöfe Pirschheide oder direkt Sanssouci, Abreise (ggfs. via Zwischenstopp Volkspark / Biosphäre) nach Spandau.
- Entlastung der Radialen durch eine leistungsfähige Tangente.
- Eine detailiertere Version dieses Streckenabschnitts gibt es unter anderem Namen bereits hier: https://extern.linieplus.de/proposal/potsdam-neue-buslinie-618-als-nord-west-tangentialverbindung/
So viel zu meinem Vorschlag. Beste Grüße zusammen
Moin zusammen,
Ich finde diese Verbindung äußerst unterstützenswert. Liegt auch daran, dass ich sie bereits vorgeschlagen habe (https://extern.linieplus.de/proposal/potsdam-neue-buslinie-618-als-nord-west-tangentialverbindung/, bitte noch in der Beschreibung verlinken).
Was allerdings nicht meine Unterstützung bekommt, ist eine Verlängerung der Buslinie 638. Diese Linie verbindet die Relation Spandau – Potsdam, und ist auf Verkehr in die jeweiligen Stadtzentren ausgelegt. Dass die Linie jetzt am Campus Jungfernsee, endet ist zwar für manch Groß Glienicker bedauerlich, allerdings liegt dass daran, dass Parallelverkehr zwischen Tram und Stadtbus nicht wirtschaftlich ist, weil er nicht vom Bund gefördert wird.
Ein weiterer Punkt ist die gemeinsame Bedienung der Linie mit der BVG. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die BVG gerne mit ihren Bussen bis Potsdam-Pirschheide fahren will. Das wären zusätzliche 3 Kurse.
Zudem war die alte 638 mit ihren 54 Minuten Fahrtzeit schon eine der längsten Linien Potsdams und wir erinnern uns ungerne zurück an die vielen Verspätungen von über 10 Minuten, welche im Berufsverkehr zu erwarten waren. Diese würden sich auch auf die Strecke zwischen Jungfernsee und Pirschheide auswirken und somit wäre diese Strecke ebenso unzuverlässig, was kaum neue Fahrgäste anlocken würde.
Nun aber ein entscheidender Punkt: Die Bedienungshäufigkeit. Ein 20-Minuten-Takt zwischen Campus Jungfernsee und Pirschheide ist auf dieser Relation NICHT tragbar, es müsste eher ein 30 bis 40-Minuten-Takt sein. Wenn man hier dennoch einen 20-Minuten-Takt anbieten wollte, müsste man auf deutlich kleinere Busse zurückgreifen, was sich nicht mit der starken Nachfrage in Groß Glienicke und Krampnitz ausgleichen kann.
A propos Krampnitz, wenn die Linie 96 ab 2029 nach Krampnitz fährt, ist für die 638 in Krampnitz Ost ohnehin Schluss! Aus den erwähnten Gründen des nicht finanzierbaren Parallelverkehrs ist daher auch hier keine Führung weiter in die Stadt hinein tragbar, zumal die Umsteigesituation äußerst günstig ist (5 Meter Fußweg, gleicher Bahnsteig).
Mein Fazit: Eine Buslinie auf dieser Relation ist äußerst sinnvoll, gerade durch die tangentiale Wirkung und die daraus resultierende Entlastung der zentral gelegeneren Strecken, allerdings mit einer eigenständigen Linie (ich habe sie kurzerhand „618“ getauft), welche einen unabhängigen Fahrplan bekommt. Und so viel kann ich versprechen: Diese Linie wird in den nächsten 5 Jahren kommen 😉
Viele Grüße, Rob
Hallo Rob,
irgendwann muss ich wohl mal wirklich alle Vorschläge für Potsdam hier in der Vergangenheit studieren, um Dopplungen zu vermeiden. Im Detail – zum Beispiel wenn das mit der Katharinenholzstraße geht – ist Dein 618er Vorschlag auf diesem Abschnitt natürlich besser.
Die Kritikpunkte an der 638er Version nehme ich gerne an – von Kursen, Umläufen, Förderkulissen verstehe ich leider auch gar nicht soooo viel – ich argumentiere meistens phänomenologisch, prämissenkritisch bis hin zu politologisch. Und da finde ich zum Beispiel das Dogma der Vermeidung von Parallelverkehren extrem haarsträubend. Unter „wirtschaftlichen“ Vorzeichen natürlich nachvollziehbar – ich finde aber eben auch nicht, dass ÖV wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden sollte. Jedenfalls nicht so lange nicht MIV alle seine externen Kosten bepreist und sanktioniert bekommt. Zumal es ja auch sehr viele parallele PKW-Verkehre gibt.
Ich gebe Dir aber vor allem Recht was die Unberechenbarkeit des Fahrplans und der unterschiedlichen Takt-Konzeption zwischen der jetzigen 638er und Deiner 618er Teilstrecke betrifft.
Langfristig – ich träume eben auch manchmal von einer sozial und Ressourcen-gerechten Welt – würde ich ja eh eine Zweigverlängerung der TRAM ab Krampniz bis GG begrüßen. Eine Trassierung dazu schwebt mir auch schon unabhängig der B2 vor, um die im Nahverkehrsplan erkannte Erschließungslücke im Süden von GG zu bedienen. Spätestens dann wäre eine konsequente Neu-Orientierung der Anschlüsse und Linien ja gefragt – z.B. kompletter Wegfall der 638, Anschlüsse an die TRAM durch 135 / X34 und dadurch nach Spandau UND Charlottenburg) und evtl eine „Stadtteil“-Bus-Rundlinie um den Königswald (Krampniz – Saacrow – Kladow – GG – Krampniz) zur Nahversorgung. Mal schauen. Ich bastel derweil mal an meinem ZIELNETZ für Potsdam weiter.
Und dann hoffen wir mal, dass Du für die 618 und die Realisierung bis 2025 recht behalten wirst! Beste Grüße
Moin, zuerst einmal stimme ich dir zu, dass es für den ein oder anderen Groß Glienicker durchaus einen Mehrwert hätte, wenn er weiterhin umsteigefrei nach Potsdam durchfahren könnte. Ist halt allerdings nur schwer finanzierbar, und einen Mehrwert sieht der Verkehrsbetrieb hierin auch nicht. Wenn allerdings irgendwann (und davon gehe ich aus) die Straßenbahn bis Groß Glienicke oder Spandau verlängert wird, dann dürfte das Problem Durchfahren ohnehin gelöst sein.
Im folgenden hab ich mal noch ein paar essenzielle Vorschläge für den Ausbau des Bus- und Tramverkehrs im Potsdamer Norden verlinkt:
https://extern.linieplus.de/proposal/strassenbahnverbindung-zwischen-potsdam-und-spandau/
https://extern.linieplus.de/proposal/potsdam-stadtbahn-2035-4-2-nord-sued-verbindung-campus-fachhochschule-sanssouci-luisenplatz/
Viel Spaß damit!
Dann würde ich dich noch darum bitten (so sehen es die Nutzungsbedingungen der Seite vor), den im ersten abgegebenen Kommentar stehenden Link in die Beschreibung mit aufzunehmen und als ähnlichen, bereits bestehenden Vorschlag zu kennzeichnen 😉
Des weiteren hab ich eine Petition für einen Testbetrieb für den Busverkehr in der Kirschallee / Gartenstadt Bornstedter Feld gestartet (3500 – 4000 Einwohner), wo Nahverkehr bislang komplett fehlt.
https://www.openpetition.de/petition/online/testbetrieb-buslinie-in-der-kirschallee
Ja cool, besten Dank für den ganzen Lesestoff, Input und die bereits gezeichnete Petition. Erfurt!?
Den Link hatte ich zwischenzeitlich schon in meine Beschreibung eingefügt – ist der nicht sichtbar?
Ach so, hab ich nicht direkt gesehen, normalerweise sind Links immer Pink. Wenn du auf das Büroklammerzeichen gehst kannst du dort die URL direkt verlinken.
Ich studiere zurzeit Verkehrswesen in Erfurt, bin aber von Grund auf (und auch hoffentlich in Zukunft wieder) Potsdamer.
Moin, der Vorschlag würde mir als einzelne Linie ganz gut gefallen aber nicht als Verlängerung des 638. Zusätzlich zu den genannten Punkten von Rob kann ich mir nicht vorstellen das es so viele Fahrgäste aus Spandau oder Groß Glienicke nach Pirschheide geben wird. Vielleicht wäre Golm oder ev. auch die Campus Universität (als Endpunkt dann Park Sanssouci Bhf) sinnvoller, da der Alterdurchschnitt in Potsdam ja relativ jung ist und viele die dort wohnen auf die Unis gehen.
Lg Grüße aus dem Havelland.