Beschreibung des Vorschlags
Linie N4: Herrnburg – Eichholz – Kaufhof – ZOB/Hbf. – Schiereichenkoppel – Krummesse
Als jemand, der in seiner Jugend hindurch in der Lübecker Peripherie gewohnt hat, kann ich ein Lied davon singen, was für eine Qual es sein kann, am Wochenende nachts vom Geburtstag, vom Kneipenbesuch, von der Hausparty oder vom Kiezen auf der Hamburger Reeperbahn zurück nach Hause zu kommen, erst recht wenn man quer durch die ganze Stadt muss. Die letzten Busse haben ihre Fahrten nämlich für gewöhnlich zwischen Mitternacht und halb 1. Also bleiben einem bloß zwei Optionen: Das Taxi oder das Fahrrad. Ersteres kann, je nachdem wo man wohnt, gut und gerne zwischen 20€ und 40€ kosten, da Lübeck flächenmäßig ziemlich groß ist. Letzteres kann, je nach Alkoholisierungsgrad und Witterungsverhältnissen, ziemlich gefährlich sein. Ich spreche bezüglich beidem aus persönlicher Erfahrung.
Schon damals trieb mich die Frage um, weshalb Lübeck kein Nachtbus-Netz hat. Für eine Stadt mit um die 220.000 Einwohnenden – zählt man die Umlandgemeinden (z.B. Bad Schwartau, Stockelsdorf, Groß Grönau etc.) dazu, sind es sogar an die 290.000 – scheint dies doch eine enorme Lücke im System zu sein. Erst recht wenn man bedenkt, dass Lübeck Universitätsstadt mit drei Hochschulen ist. Darüber hinaus verkehrt der Regionalexpress von und nach Hamburg Hbf. freitag- und samstagnachts durchgängig zwischen den beiden Hansestädten. Schade nur, wenn man um 3 Uhr morgens am Lübecker Hbf. ankommt und anschließend noch weiter nach Schlutup oder Eichholz muss.
Dass ein Bedarf nach einem wochenendlichen Nachtverkehr vorhanden ist erkennt man alleine schon daran, wie viele Taxen des Nachts durch Lübeck düsen. Und doch höre ich schon die Zweifler mit ihren üblichen Argumenten: „Lübeck sei viel zu klein“, „das lohne sich nicht“, „Lübeck sei doch eh tot“,… (in meinen Augen können sowas nur Menschen behaupten, die Freitagabend um 10 schon im Bett liegen). Tatsächlich würde ich diesen Leuten empfehlen, einmal über den Tellerrand hinaus zu blicken:
Kassel ist ein wunderbares Beispiel. Die nordhessische documenta-Stadt hat etwa 20.000 Einwohnende weniger als Lübeck und trotzdem wird ein Wochenend-Nachtfahrplan angeboten, laut dem die Straßenbahnen im Stundentakt bis ca. 3 Uhr morgens in sämtliche Himmelsrichtungen verkehren. Und das Angebot wird angenommen – die Bahnen sind voll. Auch Kiel, ungefähr von gleicher Größe wie Lübeck, verfügt über ein Nachtbusnetz. Was genau spräche also gegen Lübeck?
Schon richtig, Lübeck hat lümo. Doch die On-Demand-Kleinbusse fahren leider nicht überall hin (z.B. nicht nach Travemünde) und viele sind sich des Angebotes gar nicht bewusst oder haben keine Lust, sich damit zu befassen. Es besteht eine gewisse Bequemlichkeit darin, sich in dem Wissen an eine Haltestelle zu bewegen, dass in 5 Minuten mein Bus nach Hause kommt. Lange Rede kurzer Sinn, ich denke meine Standpunkte sind deutlich geworden.
Ich halte es für das kundenfreundlichste sowie für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse am verträglichsten, wenn die Busse nicht bloß sternförmig vom ZOB losfahren würden, sondern ihre Liniendienste bereits an den Start- bzw. Endhaltestellen begönnen. Denn nicht jede Nachteule feiert ausschließlich im Stadtzentrum. Ich persönlich war fast öfter auf Partys in den äußeren Stadtteilen, als in der Innenstadt. Als Vorbild könnten hier die NightLiner in Nürnberg dienen, wo das System teilweise ähnlich aufgebaut ist. Nichtsdestotrotz wäre es natürlich unabdinglich, dass die Linien möglichst zeitgleich am ZOB/Hauptbahnhof ankommen und losfahren, um komfortable Umsteigemöglichkeiten zu schaffen. Im Optimalfall wären die Abfahrten auf die Ankunftszeiten des RE aus Hamburg abgestimmt, folglich gegen 0:52 Uhr, 01:52 Uhr, 02:52 Uhr sowie eventuell noch 03:52 Uhr.
Somit wäre die Erreichbarkeit möglichst vieler Stadtteile und Vororte gewährleistet, sodass auch Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer sicher, zuverlässig und ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen nach Hause kommen.