Beschreibung des Vorschlags
Ein kleines Gedankenspiel: Die Linie 15 endet zurzeit von der Malmöstraße kommend an der Haltestelle Vorrader Straße. Alternativ wäre denkbar, sie stattdessen weiter Richtung Südwesten, über die Kronsforder Allee, fahren zu lassen und sie halbstündlich abwechselnd in Oberbüssau (über Niederbüssau) oder in Kronsforde enden zu lassen, ähnlich wie es heute bereits in Moorgarten/Klein Wesenberg gehandhabt wird. Die „Büssaus“ und Kronsforde gehören alle zur Hansestadt Lübeck, verfügen bislang jedoch über keinen Anschluss an das städtische Busnetz.
Insgesamt ist Kronsforde mit rund 500 Einwohnern aber immerhin über die Buslinie 8720 1x Stunde angebunden. Nur Oberbüssau fehlt „komplett“. Hier sprechen wir aber auch von deutlich weniger als 200 Einwohnern. An einem Ende aber mit Bushaltestellte. Wege also maximal 1.5 km aktuell, größtenteils aber deutlich weniger. Deutlicher Bedarf sieht daher anders aus.
Dann fahren zudem mit der Linie 15 (neu) und Linie 16 relativ viele Busse auf der Relation Schleusenstraße-Malmöstraße, also bis zu 4x pro Stunde. Interessanter wäre es vielleicht eher eine Buslinie ab Oberbüssauer Weg über Lübeck-Moisling/Oberbüssau Schleusenstraße/Kronsforder Landstraße nach Kronsforde zu verlängern. Jenachdem ob hier ggf. eine Linie noch Luft im Umlauf hat und ansonsten dort nur steht.
Ich vertrete diesbezüglich einen etwas anderen Standpunkt. Dass wir in den letzten Jahrzehnten den ÖPNV auf die urbanen, dicht besiedelten Kernregionen, auf Kosten der Randlagen, fixiert haben, hat schließlich erst zu der Problematik geführt, die wir augenblicklich erleben. Und zwar, dass Räume mit ländlichem Charakter gar nicht oder nur unzureichend vom ÖPNV erschlossen sind. Doch sollten wir im Interesse der Mobilitätswende nicht genau dort gegen die Abhängigkeit vom Auto angehen? Dies wird jedoch nur mit einem entsprechend attraktiven Angebot funktionieren. Und ich bin nicht überzeugt, dass ein Regionalbus, der einmal die Stunde fährt (wenn es gut läuft, denn besonders die regionalen Busunternehmen leiden an chronischem Fahrermangel) und in nahezu jedem Fall einen Umstieg erfordert, möchte man in Lübeck nicht in die Innenstadt oder zum Hauptbahnhof, den Menschen die Nutzung des ÖPNV schmackhaft macht.
Bequemlichkeit ist diesbezüglich ein Stichwort: Wie viele Menschen, abgesehen von Schülern, würden tatsächlich morgens einen Fußweg von 1,5 Kilometern auf sich nehmen, um zu einer Bushaltestelle zu gelangen, wenn in der Einfahrt der eigene Pkw steht? Diese Rechnung ist in meinen Augen überholt und spiegelt die Verkehrsplanung des letzten Jahrhunderts wider. Auch das Argument der Einwohnerzahl finde ich persönlich nicht vollständig überzeugend. Die Linie 1 verkehrt im Halbstundentakt nach Groß Parin (800 Einwohner), die Linie 11 im Stundentakt nach Klein Wesenberg (800 Einwohner), weswegen also Oberbüssau ausklammern?
Des Weiteren würde es die Attraktivität von Nieder- und Oberbüssau sowie Kronsforde als Wohnorte, insbesondere für junge Familien, zusätzlich steigern und Entwicklungspotenzial entfalten. Projektentwickelnde könnten dann im Falle potentieller Nachverdichtungs- oder Neubauvorhaben mit einer attraktiven Anbindung an das Lübecker Busnetz werben.
Die Tatsache eines möglichen Überangebotes zwischen Malmö- und Schleusenstraße kann ich hingegen schon eher nachvollziehen. Eine Linienführung über Moisling hatte ich zuerst auch angedacht. Die Straßen stellen hier jedoch die Hauptproblematik dar: Oberbüssauer Weg und Eckbusch sind relativ schmal und ich bin mir nicht sicher, ob sie für die Nutzung durch Busse überhaupt ausgelegt sind. Aber grundsätzlich wäre natürlich auch diese Variante eine Option, um die „Büssaus“ und Kronsforde zu erschließen, zumal auf diese Weise eine direkte Anbindung an den Bahnhof Moisling entstünde.