Beschreibung des Vorschlags
Leipzig ist mit ca. 600000 EW (Tendenz steigend) die achtgrößte Stadt Deutschlands und die größte in den neuen Bundesländern. Eine Faustregel besagt, dass bei Städten ab 500000 EW eine Stadtbahn das Hauptverkehrsmittel sein sollte, wobei eine Stadtbahn diesmal ein Mittelding zwischen Straßenbahn und U-Bahn meint. Das wird dadurch erklärbar, dass Städte > 500000 EW so flächendeckend durch die Straßenbahn erschlossen werden müssen, dass sich im Innenstadtbereich mehrere Linien zu stark überlagern. Deswegen hat man diese oft unter die Erde gelegt. In den alten Bundesländern oft mit dem Argument Autogerechte Stadt, was ja auch erklärt, warum heute Leipzig und Dresden trotz mehr als 500000 EW je Stadt keine U-Bahn haben.
Dennoch kann ich mir gerade für Leipzig vorstellen, dass ein U-Bahn-Bau sicherlich sinnig ist. Bereits heute verkehren auf der Achse Waldplatz – Goerdelerring – Hauptbahnhof – Augustusplatz mindestens vier Straßenbahnlinien. Am Hauptbahnhof kommen dann noch mal mindestens 4 dazu. Die Straßenbahnachse Goerdelering – Hauptbahnhof – Augustusplatz könnte ohne ihre eigenen Gleise in der Goethestraße gar nicht funktionieren, weil der Georgiring sonst acht statt vier Straßenbahnen aufnehmen müsste.
Ich denke mal die Achse Waldplatz – Augustusplatz ist so dicht, dass man sie ruhig zur Entzerrung unterirdisch neu verlegen könnte. Eine U-Bahn kostet sowieso teuer Geld, da könnte man das auch gleich nutzen, um die Innenstadt damit besser zu erschließen. Deswegen möchte ich die unterirdische Strecke gerne noch an der Nikolaikirche vorbeiführen. Die oberirdische Straßenbahnstrecke Waldplatz – Jahnallee – Goerdelering wird abgebaut. Zwischen Hauptbahnhof und Goerdelering bleibt die Straßenbahnstrecke oberirdisch erhalten, um im Innenstadtbereich noch ein paar mehr Freiheiten zur Netzgestaltung offen zu lassen.
Das Straßenbahnnetz wird durch diesen Straßenbahntunnel aber ein wenig verändert. Bedingt durch wegfallende Gleisverbindungen oder fehlender Tunnelrampen am Waldplatz, Goerdelerring und Augustusplatz, können die Linien 3, 4, 8 und 12 nicht mehr in ihrer heutigen Form fahren. Stattdessen müssen sie untereinander die Ostäste tauschen. Darüber hinaus möchte ich gerne auch die Ostäste der Linien 7 und 15 tauschen. Folgende Veränderungen im Straßenbahnnetz bringt der Tunnel mit sich:
- Die Linie 3 bedient weiterhin die Achse Knautkleeberg – Lindenauer Markt – Hauptbahnhof. Sie fährt aber ab Hauptbahnhof nicht mehr nach Taucha, sondern über Augustusplatz nach Stötteritz
- Die Linie 4 bedient weiterhin die Achse Gohlis – Mückenschlösschen – Waldplatz, verkehrt aber dann oberirdisch weiter über Neues Rathaus, Wilhelm-Leuschner-Platz und Hauptbahnhof über den Linienweg der heutigen Linie 8 bis Sellerhausen Emmausstraße, wo sie in der Gleisschleife endet.
- Die Linie 7 tauscht mit der Linie 15 ab Augustusplatz den Linienweg. Sie fährt also ab Augustusplatz neu nach Meusdorf statt nach Paunsdorf
- Die Linie 8 entfällt.
- Die Linie 12 bedient weiterhin die Achse Gohlis-Nord – Zoo – Goerdelerring – Hbf. Sie fährt aber ab Hauptbahnhof weiter nach Taucha und übernimmt damit den Ostast der heutigen Linie 3.
- Die Linie 15 tauscht mit der Linie 7 ab Augustusplatz den Linienweg. Sie fährt also ab Augustusplatz neu nach Paunsdorf statt nach Meusdorf. Außerdem wird ihr Takt (ihre Wagenfolgezeit) halbiert. Sie fährt also doppelt so häufig.
Denkbar wäre es die Straßenbahnachse W-Liebknecht-Platz – Hbf – Wilhelm-Leuschner-Platz ebenfalls durch diesen Tunnel zu führen.
Was mir bei deiner Begründung fehlt, ist ein echter Vorteil, den ein Tunnel bringen würde. Ich lese nur weniger Flexibilität, hohe Kosten, zumal unterirdische Stationen lange Wege zu den Zügen haben. Wir sind heute im Jahr 2021, nicht 1980 und haben mit dem großen Problem des Klimawandels zu tun. Wenn die vorhandenen Trassen nicht ausreichen, muss man sie eben erweitern und Platz für den Individualverkehr streichen. Das Geld, was du da in der Erde verbuddeln willst, kann man viel besser für neue Fahrzeuge, Streckennetzerweiterungen und Taktverdichtungen verwenden.