Beschreibung des Vorschlags
Es ist ja schon fast erstaunlich, dass es diese Idee wohl noch nicht gab, da sie nahezu zu einfach ist um wahr zu sein.
In den 70er Jahren wurde das Reinbeker Viertel „Krabbenkamp“ für ca. 1.000 Einwohner aus dem Boden gestampft. Die ÖPNV-Anbindung erfolgt über eine Buslinie, die das Viertel über die einzige vorhandene Zufahrtsstraße als Stich-Linie (da das Viertel in einer Sackgasse liegt) an die S-Bahn-Station in Aumühle anbindet. Von dort fährt die S21 nach Hamburg.
Aber die S21 fährt im weiteren Verlauf wieder direkt an Krabbenkamp vorbei. Hier eine eigene Station zu errichten ist denkbar einfach: Die S-Bahn-Strecke ist in diesem Bereich nur eingleisig, es müssen also keine Gleisbauarbeiten stattfinden um Platz für den Bahnsteig zu schaffen, und da die Folgestation Aumühle die Endstation ist, „leiden“ auch nur äußerst wenige Fahrgäste unter der entstehenden Fahrzeitverlängerung. Der „Wurmfortsatz“ der Buslinie 8820 kann dann natürlich entfallen.
Keine schlechte Idee. Die Frequentierung wird wahrscheinlich nicht so wahnsinnig hoch sein, man bedenke, dass die Buslinie 8820 gerade mal im 60 min-Takt verkehrt und erst 2009(!) überhaupt erst eingeführt wurde. Aber ich sehe ansonsten keine großartigen Nachteile, die dem Halt gegenüberstehen. Man bräuchte neben dem Bahnsteig aber auf jeden Fall noch eine Über-/Unterführung zur Ellerholde, damit der eh schon am Rand der Siedlung gelegene Halt schnell erreicht werden kann.
Müsste man nur noch das Land Schleswig-Holstein überzeugen das zu zahlen. Mit einer zusätzlichen Siedlungsfläche zwischen Bahnstrecke und L314 wäre das Ganze sicher schnell(er) lohnenswert.
Wobei sich wegen der Möglichkeit der zusätzlichen Siedlungsfläche die Katze selber in den Schwanz beißt: Ohne S-Bahn keine zusätzlichen Wohnungen, aber ohne diese lohnt sich die S-Bahn nicht… Denn: Auch wenn der Bund die ÖPNV-Fördermittel in jüngster Vergangenheit stark erhöht hat, haben die meisten Bundesländer leider nicht mitgezogen und zeigen sich in dieser Hinsicht nach wie vor sehr knauserig.
Ohne S-Bahn keine zusätzlichen Wohnungen
Steile These. Dann dürfte es ja z.B. in Wentorf auch keine Neubaugebiete geben, da ist außer Bussen auch kein ÖPNV in der Nähe. Aber es dreht sich halt nicht alles in der Welt nur um den ÖPNV, auch wenn das auf L+ manchmal so dargestellt wird.
Mal abgesehen davon: Was spricht dagegen, ein neues Quartier zusammen (=zeitgleich) mit einer Station zu planen/bauen?
Na ja, in Köln hat man ein praktisch identisches Problem wie folgt gelöst: Dort steht ja schon seit fast 20 Jahren die Verlängerung der Stadtbahnlinie 7 nach Zündorf Süd auf der Agenda. Und auch dort momentan kaum Fahrgäste da wenig Bebauung (NKI <1), ohne Stadtbahn aber kein Ausweis neuer Wohngebiete. Zumindest in dieser Hinsicht war die Stadt Köln konsequent.
Gelöst dadurch, dass die Stadt Köln das Projekt vorerst alleine finanziert. Und zwar auf die Weise, dass der Ausbau längerer Bahnsteige auf der Linie 7 unterbleibt. Dafür hätte das Land Zuschüsse gegeben, die Streckenverlängerung wird jetzt durch den Eigenanteil der Stadt Köln daran finanziert.
Das aber mit dem Hintergedanken, dass die Strecke eines Tages noch weiter verlängert werden werden dürfte (Richtung Bonn), dann würden die Fördergelder entsprechend nachgefordert.
Also ich kenne auch einige Beispiele, wo Bahnanbindung und Siedlungsentwicklung gemeinsam entwickelt werden. Das ist auch sehr sinnvoll und wichtig, da zum einen ein ÖPNV-Anschluss für einige schon eine wichtige Standortentscheidung ist (z.B. weil kein Auto) und zum anderen weil sich so die Bewohner gar nicht erst zu sehr an das Autofahren gewöhnen. Sie erstmal wieder vom Auto zum ÖPNV zu locken ist nämlich deutlich schwieriger.
Ich persönlich kenne keine Beispiele für Verknüpfungen von Wohnungsbau und ÖPNV, allerdings soll z.B. in Aachen ein neues Stadtviertel entstehen und gleichzeitig eine Umgehungsstraße gebaut werden.
Wenn dieses Prozedere beim Straßenbau möglich ist, müsste das beim ÖPNV auch klappen.
Die Kosten müssen ja nicht 100% vom Land Schleswig-Holstein übernommen werden, auch die Stadt Reinbek dürfte sich da gerne dran beteiligen.
Eine Fußgängerüberführung ist hier ja nicht so teuer, bei den ausgedehnten Platzverhältnissen braucht man ja auch keinen Aufzug sondern bekommt die Barrierefreiheit wunderbar mit einer Rampe hin.
und erst 2009(!) überhaupt erst eingeführt wurde.
Ich meine, da fuhr zuvor aber eine andere Linie. Den großzügigen Wendeplatz für die Busse gibt es jedenfalls seit dem Bau des Quartiers in den 70ern.
„Eine Fußgängerüberführung ist hier ja nicht so teuer, bei den ausgedehnten Platzverhältnissen braucht man ja auch keinen Aufzug sondern bekommt die Barrierefreiheit wunderbar mit einer Rampe hin.“
Klar, ich wollte nur darauf hinaus, dass der an der Nordseite der Bahnstrecke liegende Haltepunkt erstmal ggü. der aktuellen Bushaltestelle recht weit entfernt ist, mit einer direkten Unterführung dürfte das aber verschmerzbar sein.
„Ich meine, da fuhr zuvor aber eine andere Linie. Den großzügigen Wendeplatz für die Busse gibt es jedenfalls seit dem Bau des Quartiers in den 70ern.“
Im Verkehrsausschuss von 2009 heißt es: „Der Reinbeker Ortsteil Krabbenkamp ist heute nur im Rahmen der Schülerbeförderung durch die Linie 336 (Krabbenkamp – Reinbeker Schulen – IGS Glinde) mit 5 Fahrten pro Tag angebunden. Seit Jahren besteht daher auch in Reinbek der Wunsch den Ortsteil durch den ÖPNV besser anzubinden.“ War natürlich damals deutlich zu wenig, dennoch ist davon auszugehen, dass die Bewohner von Krabbenkamp insgesamt sehr autoaffin sind.