Beschreibung des Vorschlags
Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) hat das Ziel, durch einzelne Infrastrukturausbaumaßnahmen und neue Züge den schnellen Regionalverkehr auf Basis der bereits fahrenden Regionalexpress-Linien (RE) auf der Achse Köln – Düsseldorf – Duisburg – Essen – Bochum – Dortmund zu verbessern. Dies soll zwischen Düsseldorf und Duisburg auf eigenen Gleisen geschehen. In anderen Abschnitten ist das aber nicht möglich, sodass sich Trassenkonflikte ergeben, insbesondere mit dem schnelleren Fernverkehr.
Eine Erweiterung der bestehenden Gleise ist oft nicht möglich, sodass erzwungenermaßen die RRX-Linien schneller fahren und damit einige bisherige Halte entfallen müssen. Während zwischen Köln und Düsseldorf die Bedienung von Köln-Mülheim und Düsseldorf-Benrath gesichert scheint, sollen Halte wie Mülheim (Ruhr) Hbf und Wattenscheid seltener bedient werden als bislang. Der Halt Essen-Kray Süd soll sogar komplett entfallen, da die RB40 künftig über die südliche S-Bahn-Strecke (über Essen-Steele und Wattenscheid-Höntrop) fahren soll.
Daher könnte es ratsam sein, mittel- und langfristig auf einzelnen Abschnitten zusätzliche Strecken zu bauen, die eine höhere Kapazität und evtl. „fliegende Überholungen“ ermöglichen. Eine davon ist eine mögliche dritte Strecke zwischen Essen Hbf und Bochum Hbf unter Mitnutzung der stillgelegten „Rheinischen Bahn“.
Sie beginnt in Essen Hbf und folgt der Strecke nach Gelsenkirchen, die bis Essen-Kray Nord entsprechend durchgehend viergleisig ausgebaut wird.
Nach der ersten Variante führt sie ab dort erst in Richtung Nordosten, dann in Richtung Südosten weiter Richtung Wattenscheid. Sie überquert die A40 mit der Anschlussstelle Gelsenkirchen und führt dann parallel zur Bestandsstrecke zum Bahnhof Wattenscheid, wo sie kreuzungsfrei auf die Bestandsstrecke trifft. Der Bahnhof Wattenscheid soll dabei viergleisig zu einem Überholbahnhof im Richtungsbetrieb ausgebaut werden, damit der schnelle Fernverkehr an den dort haltenden Regionalzügen einfach vorbeifahren kann.
Anschließend wird die Strecke im Bahnhof mit der Bestandsstrecke nach Bochum zusammengeführt. Allerdings halte ich östlich davon höchstens die Erweiterung um ein weiteres Gleis für möglich, sodass die Kapazitätserhöhung im Vergleich zu den Baukosten ungünstig ausfallen könnte.
Daher schlage ich eine nördliche Alternative vor, die der stillgelegten „Rheinischen Bahn“ folgt. Die Strecke verläuft zuerst zwischen Wattenscheid und Gelsenkirchen und knickt dann nach Südosten ab. Kurz vor der dortigen A40-Auffahrt schließt eine ca. 3 km lange, neu trassierte Strecke nach Süden an. Sie folgt der Schnellstraße Donezk-Ring nach Süden, ehe sie östlich von Bochum-Ehrenfeld kreuzungsfrei auf die Bestandsstrecken trifft. Problematisch könnte hierbei insbesondere die Trassierung sein, da trotz der Verkehrswegbündelung mehrere Straßen über- oder unterquert werden müssen.
Vergleich der Strecken (Länge jeweils zwischen Essen und Bochum Hbf):
– Bestandsstrecke über Wattenscheid (Fernbahn): 15,8 km
– Bestandsstrecke über Wattenscheid-Höntrop (S-Bahn): 16,3 km
– Neubauvariante über Wattenscheid: 16,2 km
– Nördliche Neubauvariante: 17,6 km
Die Nordvariante ist die mit Abstand längste und teuerste, würde aber die größte Entlastung bringen und könnte evtl. sogar die an der Strecke liegenden Orte erschließen – auch wenn das aufgrund der Priorität für den Fernverkehr und RRX vor S-Bahnen und langsameren RE-/RB-Linien absolut nachrangig wäre und daher sogar ausgeschlossen sein könnte. Im Vergleich zur Führung über die bestehende Fernbahn wäre eine Fahrtzeitverlängerung von ca. 1 Minute im Fernverkehr zu erwarten.
Die Südvariante wäre vorzugswürdig, wenn sich herausstellt, dass durch einen Überholbahnhof Wattenscheid und eine „fliegende“ Überholung zwischen Essen und Wattenscheid bereits eine deutliche Kapazitätsverbesserung erreicht werden kann, die vier RRX-Halte pro Stunde und Richtung in Wattenscheid und unter Umständen sogar die Bedienung von Essen-Kray Süd ermöglicht. Eine Verlängerung der Fahrzeit ergibt sich vermutlich nicht.
Für ein mögliches Bedienkonzept sind die Pläne noch zu unausgereift und möglicherweise sowieso unrealistisch. Zudem würden selbst die genannten Maßnahmen leider keine Entlastung auf dem noch stärker belegten Abschnitt Essen – Duisburg bringen.
Nachtrag vom 19.11.: Wenn man von der Umsetzung der Südvariante ausgeht – die zwar möglich, aber trotz allem unrealistisch erscheint – könnte sich folgendes RRX-Konzept ergeben:
– Alle RRX-Linien halten im 15-Minuten-Takt in Wattenscheid und fahren von/nach Essen über die Neubaustrecke ohne zusätzlichen Halt, etwa in Kray Nord.
– Der Fernverkehr bleibt auf der Bestandsstrecke über Kray Süd, selbstverständlich ohne Halt. Bei Bedarf oder Trassenkonflikten kann sie auch über die Nordstrecke geleitet werden.
– Die S1 über die südliche Bestandsstrecke (Steele und Höntrop) bleibt unverändert.- RB40 und RE16 fahren beide weiterhin über die Fernbahn (Wattenscheid, Kray Süd) statt wie geplant über die S-Bahn und halten beide an beiden Halten, um die Attraktivität zu steigern, statt sogar Haltepunkte zu schließen.
– Falls RB40 und RE16 zeitlich kurz vor oder nach dem RRX in Wattenscheid halten sollten, kann dieser den Halt dort auslassen und somit beschleunigt werden. Das ergibt dann vier Fahrten pro Stunde in beide Richtungen, also nur eine unwesentliche Verschlechterung zu heute.