Beschreibung des Vorschlags
Das Mainzer Straßenbahnnetz hat auch nach der Inbetriebnahme der „Mainzelbahn“ eine Schwäche: das Stadtzentrum wird eher umfahren als durchfahren. Einen ersten Schritt möchte ich hiermit vorschlagen – eine Schleife, zweigleisig ab Schillerplatz bis Höfchen, dann Einrichtungsverkehr über Schusterstraße, ab Flachsmarkt runter über die Bauerngasse bis Brückenkopf/Rheinstraße, über dieselbe bis Ecke Brand/Reingoldhalle und dort wieder hoch über die Quintinsstrasse zum Höfchen. Die Gleisbauten sind für alle denkbaren Erweiterungen des Netzes nutzbar, sei es die Weiterführung durch die Bauhofstraße und die Neustadt zum Bismarckplatz oder eine Rheinquerung. Mit dem Einbau der entsprechenden Weichen würde eine Schleife geschaffen, die von allen Seiten her nutzbar wäre (aus Richtung Bauhofstraße, Höfchen und von der Theodor-Heuss-Brücke her).
Der Bauaufwand muss nicht sehr groß sein, die vorgeschlagene Strecke ist ja auch nicht sehr lang und kann weitgehend über vorhandene Busspuren geführt werden (Ludwigsstraße, Rheinstraße…). Vorteile, meines Erachtens: von Finthen bzw. Lerchenberg her kommend können Züge direkt das Zentrum anbinden, denkbar wären von diesen Ausgangspunkten her jeweils drei Linien (Finthen-Lerchenberg, dann jeweils nach Hechtsheim und zum Stadtzentrum), zusammen fünf, die bestehende Linie 52 und die geplante 59 kämen dazu. Von der Gaustraße her ist ein Abbiegen in die Lu sehr schwierig bis unmöglich und es gibt auch keinen Platz für einen Haltepunkt ‚Schillerplatz‘, deshalb sehe ich aus dieser Richtung her keine Möglichkeit, ab Schillerplatz in die Lu abzuschwenken.
Eine doppelgleisige Linienführung über Quintinsstraße brächte das Problem der Wendeschleife mit sich. Die Bahnen müssten die Rheinstraße zweimal queren, was an diesem komplexen Kreuzungsbereich schwierig werden könnte. Auch die Qunintinsstraße selber mit der Zufahrt zum Parkhaus am Brand wäre nicht einfach in zwei Richtungen und doppelgleisig zu befahren. Generell denke ich, Erweiterungen des Straßenbahnnetzes durch die Innenstadt werden komplexe Lösungen erfordern und vielleicht, obwohl wünschenswert, an einigen Stellen nicht möglich sein. Eine Linienführung etwa durch die Große Bleiche sehe ich überhaupt nicht mit dem jetzt schon bestehenden Chaos aus Bussen, Radfahrern, Individual- und Lieferverkehr. Auch die an anderer Stelle erwähnte und im FNP verzeichnete Streckenführung ab Alicebrücke über die Binger Straße zum Münsterplatz (Umfahrung des Hauptbahnhofs) kann ich mir nur schwer vorstellen. Die Verbindung ab Bismarckplatz (durch Neustadt, Hindenburgstraße, Bauhofstraße, Schusterstraße) dagegen sehe ich realistischer, die Straßen- und Verkehrsverhältnisse lassen meines Erachtens eine parallele Nutzung der Fahrbahnen durch Straßenbahn und Individualverkehr eher zu.
Meine Vorschlag sehe ich als Möglichkeit, die zu erwartenden Fahrgastmengen von der Mainzelbahn direkter zur Innenstadt zu bringen, auch die aus Finthen/Gonsenheim kommenden Fahrgäste besser an die Innenstadt anzubinden und durch neue Linien das Mainzer Straßenbahnnetz besser nutzen zu können.
Ist das fertig oder kommt noch was?
Hallo Christian, ich habe eben den Text etwas aktualisiert und erweitert, aber im Prinzip ist das so mein Vorschlag.
So wirklich toll angeschlossen ist insbesondere der Südteil der Innenstadt immer noch nicht. Wäre es nicht besser, den Markt zu umrunden?
Man könnte auch über Höfchen – Markt – Fischtorstraße – Rheinstraße zum Bahnhof Römisches Theater fahren, wo Anschluss zur S-Bahn bestünde und die Südstadt recht gut bedient werden würde.
Eine Linienführung im Bereich zwischen der Quintinsstrasse und der Dagobertstrasse bzw. Holzhofstrasse ist meiner Meinung nach unmöglich. Die engen Altstadtgassen verbieten ein solches Vorhaben. Die Fussgängerzone ist, genau wie sie heisst, ein exclusiver Bereich für Fussgänger, über Höfchen, Marktplatz und Fischtorstrasse lässt sich keine Strassenbahnlinie führen. Man denke nur an die Markttage, und den Brunnen am Höfchen müsste man dann auch zuschütten…die Holzstrasse böte sich durch ihre Breite an, aber dann gelangt man zum Graben und dort ist Endstation. Die Verbindung zur Holzhofstrasse ist erst vor kurzer Zeit verbaut worden.
Das Mainzer Zentrum ist ein Altstadtzentrum, und der Platz ist knapp. Ich sehe nicht wirklich die Rheinstrasse (bzw. Rheinallee, wenn man an eine bessere Erschliessung der Neustadt und Anbindung des alten Zollhafens denkt) aktuell als Strassen, auf denen sich eine Variobahn den Platz mit den Pendlern und dem Liefer- und Individualverkehr teilen könnte. Die Situation in der Weissliliengasse bzw. Holzhofstrasse ist noch prekärer, weil noch weniger Platz.
Natürlich sähe das auf einem Stadtplan eingezeichnet charmant aus: ein Ring über Weissliliengasse, Holzhofstrasse oder Dagobertstrasse, Rheinstrasse, Quintinsstrasse, Höfchen, Lu, in beiden Richtungen (mit und gegen den Uhrzeigersinn) von Bahnen vom Schillerplatz her kommend befahren, dazu mit der Zeit neue Streckenanschlüsse von der Neustadt her, von der anderen Rheinseite oder sogar eine Weisenauer Linie, die über Hechtsheimer- und Salvatorstrasse zum Südbahnhof geführt wird…dazu würde grosser verkehrspolitischer Mut gehören, weil der Individualverkehr ganz klar eingeschränkt würde auf diesen Strassen. Von den Kosten gar nicht erst zu reden, das wären Projekte für die nächsten zwei, drei, vier Jahrzehnte.
Mir ging es um einen Vorschlag, der mittelfristig umsetzbar wäre, und der praktisch einen Brückenkopf bilden würde für zukünftige Weiterentwicklungen des Mainzer Straßenbahnnetzes (siehe oben). Die schon vorhandenen Linienäste könnten anders, vielfältiger genutzt werden. Die Strassenbahn würde sich einen Platz in der Innenstadt zurückerobern, von dem sie aus weiter wachsen kann.
Bis zum 28. Oktober 1963 fuhr die Straßenbahn bereits, genau wie von mir beschrieben, vom Schillerplatz zum Fischtorplatz. Der Brunnen am Höfchen müsste auch nicht zugeschüttet werden, er könnte rechts und links umfahren werden. Mit Straßenbahnen in Fußgängerzonen hat man in vielen Städten beste Erfahrungen gemacht. Auch die Fußgänger profitieren davon, weil kaum einer sein Leben lang immer nur Fußgänger ist, sondern sicher auch gelegentlich die Straßenbahn nutzen würde. Die Fußwege ließen sich verkürzen, die Geschäfte besser erreichen, die Wirtschaft würde profitieren. Auch die Fischtorstraße ist mit ungefähr 15 m zweifellos breit genug für eine Straßenbahn. Zum Vergleich verweise ich mal wieder auf diese Situation einer Neubaustrecke in München.
Ich habe also keineswegs vorgeschlagen durch enge Altstadtstraßen zu fahren, wie z. B. die Augustinerstraße, durch die ebenfalls bis 1963 die Straßenbahn fuhr. Diese würde ich heute auch für zu eng halten.
Was du dann noch von Holzstraße, Graben und Holzhofstraße erzählst, kann ich nicht nachvollziehen. Hat irgendjemand dort eine Strecke vorgeschlagen? Der Bahnhof Römisches Theater wäre von der Rheinstraße aus über die Holzhofstraße problemlos erreichbar. Ein paar Einschränkungen müssten für den Kfz-Verkehr natürlich hingenommen werden, aber das entspräche auch einer modernen Verkehrsplanung. Nur so ließe sich nämlich der Autoverkehr reduzieren.
Hallo Ulrich, an die Schienen am Höfchen kann ich mich auch noch erinnern (und an die an der alten Universität und in der Augustinergass‘), obwohl die Straßenbahn dort schon ein Jahr nicht mehr fuhr, als ich geboren wurde.
Zwei Sachen: meine Bemerkungen bezogen sich nicht nur auf deinen Kommentar, sondern auch auf den von Thorben („den Markt umrunden“). Das lässt dich vielleicht meine Gedanken bezüglich einer wie auch immer gearteten Ringführung besser nachvollziehen. Augustiner- oder Neutorstraße kommen natürlich nicht in Frage. Von der Rheinstrasse am Holzturm her abbiegend ist nach der Bebauung des Platzes zwischen Holzhofstraße und Holzstraße auch keine Umrundung des zentralen Innenstadtbereichs mehr möglich, das wollte ich damit sagen.
Zum Thema Fußgängerzone: ich bin auch ein großer Anhänger davon, Stadträume gemeinsam zu nutzen, damit meine ich sowohl Fußgänger, Radfahrer als auch Individual- und öffentlicher Nahverkehr. In vielen Städten gibt es hervorragende Beispiele dafür, und auch in Mainz selbst. Der Schillerplatz und- straße, die Lu bis in die Schusterstraße hinein, in den Vororten die Breite Straße in Gonsenheim – das sind alles Beispiele für ganz unterschiedliche Durchmischung und teilweiser Trennung. Teilweise Trennung von Nahverkehrs- und Individualverkehrsbereichen und beide abgetrennt von Fußgängerbereichen, totale Durchmischung unter weitestgehender Ausklammerung des Individualverkehrs, es gibt viele Möglichkeiten, die den jeweiligen konkreten Situationen angepasst werden müssen. Und manchmal geht es halt nicht.
Ich sehe persönlich den Marktbereich nicht geeignet für eine erweiterte gemischte Nutzung unter Einbeziehung des ÖPNV (und da kann ja jede/r seine eigene Meinung zu haben, selbstverständlich). Die ganze Platzanlage zwischen Theaterplatz und Fischtorplatz weist verschiedene Engpässe auf, die gefährliche Situationen provozieren können. Den Bereich um den Brunnen, der ein beliebter und angenehmer kleiner Ruheplatz in der Innenstadt ist, würde man damit zu einer besseren Verkehrsinsel degradieren (polemisch zugespitzt formuliert). An drei Tagen die Woche ist Markt, der Straßenbahnverkehr müsste halbtags ausgesetzt oder umgeleitet werden. Den gesamten Dezember über ist Weihnachtsmarkt, im Februar Fastnacht, den Sommer über finden mannigfaltige Veranstaltungen statt – kurz, das ist ein Bereich, der einfach keinen Nahverkehr zusätzlich erlaubt, egal übrigens ob Bahn oder Bus. Von den bestehenden Haltestellen her lässt sich das Gebiet ja auch schon recht gut erreichen (Höfchen, Rheingoldhalle, Fischtor).
Und natürlich ist eine Anbindung an den Südbahnhof (Römisches Theater) wünschenswert! Meine Zweifel beziehen sich auf die Realisierbarkeit einer Strecke über die Rheinstraße, die von dir angesprochenen Einschränkungen für den Kfz-Verkehr sind vielleicht nicht ganz so einfach politisch durchzusetzen (obwohl, ich möchte es nochmal betonen, ich das begrüßenswert fände) und eine Linienführung dort entlang sollte auch Busverkehr ersetzen können, das hieße an eine Weiterführung zum Beispiel nach Weisenau, Großberg etc. zu denken (und zur anderen Seite über Bauhofstraße, Hindenburgstraße, Bismarckplatz etc. bis Mombach und Großer Sand).
Sind alles interessante und gute Ideen, aber vielleicht sollte das dann als neuer Streckenvorschlag abgetrennt diskutiert werden. Mein Vorschlag ist der „Brückenkopf“ (ich will’s mal so nennen), eine erste Stummelstrecke wie oben erläutert, die als Ausgangspunkt für viele weitere Strecken dienen kann.
Hallo Bilbo,
es ist schön, dass du dich noch an die Gleise erinnern kannst. Nach deiner Aussage bist du anscheinend zwei Jahre älter als ich.
An eine Ringführung hatte ich nie gedacht, und Thorben dachte vermutlich eher an eine Wendeschleife auf dem Markt, jedenfalls hatte ich ihn so verstanden. Zwischen Holz- und Holzhofstraße hatte ich auch keinen verbindenden Platz gesehen, da dort bei Google-Maps auch Häuser eingezeichnet sind.
Was die Strecke zwischen Theaterplatz (Gutenbergplatz?) und Fischtor betrifft: Der Brunnen am Höfchen könnte natürlich auch einseitig umfahren, dann gäbe es nur keine symmetrische Situation. Das wäre aber vielleichte egal. Eine Verkehrsinsel wäre der Brunnen dann aber nicht. Der Wochenmarkt müsste eben neben der Straßenbanstrecke aufgebaut werden. Er könnte sicher auch in benachbarte Straßenbereiche der Fußgängerzone ausgedehnt werden. Einen Straßenbahnbetrieb deshalb zu unterbrechen, käme natürlich nicht in Frage. Für den Weihnachtsmarkt gilt das gleiche. Bei Fastnachtsumzügen ist natürlich eine Sperrung der Strecke akzeptabel, das ist ja nicht so oft, und da läuft sowieso alles anders. Sommerliche Veranstaltungen müssten eben neben den Gleisen untergebracht werden oder woanders stattfinden.
Um eine durchaus begrüßenswerte Verbindung nach Weisenau bzw. zum Bismarckplatz sinnvoll betreiben zu können, wäre vermutlich eine Verbindung durch die Altstadt von größer Bedeutung.
Du hast Recht, ich sollte das als separaten Vorschlag mal darstellen. (Bitteschön!) Hast du dir eigentlich schon die anderen Vorschläge zur Mainzer Straßenbahn angesehen?
Viele Grüße
Ulrich
Ich dachte eigentlich über eine Führung über Weißliliengasse, Holz-, Rhein- und Quintinstraße. Da die Holzstraße allerdings nicht, wie ich erst dachte, gut von der Weißliliengasse erreichbar ist, da ich eine Hausdurchfahrt mit einer Straße verwechselte, müsste man die Straßenbahn über die Jakobsberggasse zum Bahnhof Römisches Tor führen. Dort könnte man entweder zum wenden oder zum Pariser Tor fahren.
Die Jakobsberggasse erscheint mir zu eng.
Dann halt das andere Gleis über die Neutorstraße direkt zum Bahnhof Römisches Tor.
Soll ich das mal einzeichnen?
Entschuldigung für die vielen „ss“, meine Tastatur hat kein ess-zett…