DD/MEI: Buslinie Kötzschenbroda – Boxdorf – Klotzsche (75) / – Wahnsdorf (475)

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Beschreibung des Vorschlags

— Formale Korrekturen können in nächster Zeit folgen, wenn mir Wiederholungen oder kleinere Fehler auffallen —

 

H I N F Ü H R U N G     Z U M     T H E M A

 

In näherer Zukunft steht im Großraum Dresden-Nord eine weitere Umgestaltung des Busverkehrs an, vielleicht noch nicht nächstes oder übernächstes Jahr, aber man muss davon ausgehen, dass hier innerhalb der nächsten, 5 bis 10, maximal 15 Jahre gehandelt wird. Zuletzt wurden im Jahr 2010 (November 2009) sowie vor drei Jahren zum Jahresbeginn 2022 erhebliche Verbesserungen umgesetzt. Beide haben sich im nachhinein als großer Erfolg herausgestellt.

Anfang oder Mitte letzten Jahres, also rund zwei Jahre nach der Einführung des neuen Busnetzes lagen die Fahrgastzahlen bereits spürbar über den Erwartungen. Im ungefähren Bereich Klotzsche / Flughafen liegt die Nutzung bis zu 11,4% über der ursprünglichen Prognose. Für die anderen Ortschaften wie Langebrück und Schönborn liegen keine geeigneten Vergleichsdaten vor. Der vorherige Betreiber RVSOE hatte keine Untersuchungen diesbezüglich angestellt. Ein Vergleich zum alten Angebot der Linie 308 ist also nicht möglich, es muss stattdessen mit den Fahrgastzahlen in den ersten Wochen des neuen Netzes verglichen werden. Hier lässt sich laut den Dresdner Verkehrsbetrieben eine Verdopplung der Fahrgastnachfrage beobachten.

Mit der Weiterentwicklung der Gewerbegebiete westlich des Flughafens wird die Nachfrage weiter steigen und die Nachfrageströme werden sich verlagern. Neben TSMC will auch Jenoptik einen neuen Standort in Dresden entwickeln. Bosch und Infineon wollen in die bestehenden Standorte investieren und diese erheblich ausbauen. Ein weiterer Aspekt wird die angedachte Straßenbahnstrecke auf der Karl-Marx-Straße zum Flughafen. Damit werden die Linien 72 und 77 im Zuge der Karl-Marx-Straße obsolet und müssen einen neuen Endpunkt erhalten.

Um der neuen Nachfrage gerecht werden zu können, werden erhebliche Veränderungen im Busnetz notwendig.

 

Ü B E R S I C H T     V O R S C H L A G S R E I H E     L I N I E     7 2

 

  • Erster Vorschlag:   Ortsbus Radebeul Augustusweg
  • Zweiter Vorschlag:   Ortsbus Serkowitz / Altkaditz
  • Dritter Vorschlag:   Bustangente Klotzsche – Boxdorf – Radebeul

 

T H E M A T I S C H E     E I N L E I T U N G     B E Z Ü G L I C H     L I N I E     7 2

 

Die heutige Linie 72 ist ein suboptimales Konstrukt bestehend aus mehreren verschiedenen Streckenabschnitten, die als Kombination keinen Sinn ergeben. Teilweise arbeitet sie als Zubringer zur Straßenbahn, teilweise stellt sie eine tangentiale Verbindung zwischen verschiedenen Orten dar, teilweise dient sie der Feinerschließung von Ortsteilen.

Besonders der Abschnitt Karl-Marx-Straße ist stark nachgefragt von Fahrgästen, die zur Straßenbahn in die Innenstadt umsteigen wollen, sowie von Schülern des Gymnasium Klotzsche.

Die Querverbindung nach Hellerau ergibt zwar durchaus Sinn, wird aber von der Linie 70 besser abgedeckt, vor allem weil sie keinen Parallelverkehr zur Linie 8 darstellt. Für Verbindungen von Hellerau in Richtung Innenstadt erreicht die Linie 72 keinen zusätzlichen Nutzen, da die Linie 8 als schnellere und zuverlässigere Alternative gut erreichbar ist.

Zwischen Hellerau und Boxdorf dient die Linie 72 als Zubringer zur Linie 8 und als Tangente in Richtung Klotzsche. Durch den dünnen Takt ist sie aber vergleichsweise wenig attraktiv. Eine Verbindung vom Endpunkt Hellerau nach Wilschdorf und zu Globalfoundries existiert hingegen nicht, obwohl sie mutmaßlich wichtiger wäre.

In Radebeul werden überwiegend ruhige Wohngebiete ohne größere Nachfrage-Hotspots bedient und die Erschließung dieser gesichert, weshalb der Stundentakt außerhalb der Hauptverkehrszeit eigentlich nicht zumutbar ist, obwohl nur eine geringe Nachfrage zu erwarten ist. Als Tangente in Richtung Klotzsche ist die Linie nicht wirklich brauchbar, eben weil sie die nachfragestarken Punkte nicht bedient.

Gleichzeitig bietet sie eine Verbindung von den Wohngebieten Radebeuls zum Elbe Park, wenn auch nur auf Umwegen. In der Regel werden von Radebeul zum Elbe Park jedoch Auto oder Fahrrad genutzt, eben wegen dieses Umwegs und den potentiellen Wartezeiten. Darüber hinaus soll die Linie noch die Anbindung von Altkaditz und Serkowitz in Richtung Dresden sichern.

Die Fahrgastzahlen sind, besonders zwischen Boxdorf, Radebeul und Elbe Park eher mäßig, in Schwachlastzeiten kommt es vor, dass keine Fahrgäste mitfahren. 

Die Kombination aller oben genannten Aspekte macht es fast zur Notwendigkeit, die suboptimale Linie 72 endlich neu zu gestalten und an die tatsächliche, sowie die zukünftige Fahrgastnachfrage anzupassen. Dabei würde ich mich auf vier hauptsächliche Zielstellungen konzentrieren, die ich im folgenden Abschnitt kurz beschreiben werde. Jene Teile, die ich in diesem Vorschlag behandeln mächte, sind fett markiert.

 

Ü B E R S I C H T     D E S     L Ö S U N G S V O R S C H L A G S

 

(1) Erhaltung der Tangente Boxdorf – Hellerau – Klotzsche

 

(2) Stärkung der Tangente Boxdorf – Radebeul

 

(3) attraktive Gestaltung der Feinerschließung in Radebeuler Wohngebieten

 

(4) Bedarfsgerechte Anbindung von Altkaditz und Altserkowitz in Richtung Dresden sicherstellen

 

E R A R B E I T U N G     D E R     K E R N F R A G E N

 

Wenn die Buslinie 72 in Zukunft in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten und weiterentwickelt wird, muss man für die einzelnen Teile adäquate Lösungen finden. Jeder einzelne Teil umfasst ortsspezifische Gegebenheiten und Herausforderungen.

Im Hinblick auf den Grobkorridor Klotzsche – Hellerau – Boxdorf – Radebeul stellen sich hauptsächlich einige Kernfragen, die das zukünftige Angebot maßgeblich bestimmen. 

  • Wie erfolgt die tangentiale Verbindung von Klotzsche und Boxdorf, sowie von Boxdorf nach Radebeul in Zukunft?
  • Was passiert mit dem Linienverkehr auf der Karl-Marx-Straße, wenn dort eine Straßenbahn gebaut wird?
  • Warum ist es notwendig, den Verkehr aus den Wohngebieten am Augustusweg herauszunehmen und auf die Achse Waldstraße / August-Bebel-Straße zu verlegen?
  • Was geschieht mit den weiteren Lienienästen der heutigen Linien 72 und 475, spezifisch auf dem Augustusweg und nach Wahnsdorf?

 

A N A L Y S E     D E S     G E G E N W Ä R T I G E N     Z U S T A N D S

 

Das Grundgerüst des heutigen Liniennetzes im Raum Klotzsche, Hellerau, Wilschdorf und Boxdorf entstand mit der Netzreform 2010. Unter anderem wurde damals auch die heutige Linie 72 erschaffen. Auch die heutigen Laufwege der Linien 70 und 80 sind zu dieser Zeit entstanden. Entfallen sind damals die Buslinien 87 und 97 in Klotzsche/Hellerau, sowie die Linie 425 zwischen Flughafen, Boxdorf und Radebeul.

Die Verbindung von Boxdorf und Klotzsche wurde bis ungefähr 2010 durch die Linie 80 dargestellt, welche heute weiter nördlich über Wilschdorfer Landstraße, Herrrmann-Reichelt-Straße und Flughafen verkehrt. Sie verläuft immer noch zwischen Boxorf und Klotzsche, allerdings mit einer nicht zumutbaren Fahrzeit. Zwischen Bahnhof Klotzsche und Boxdorf Am Grunde sind es somit 27 Minuten und nicht 17 Minuten, wie es auf dem direkten Weg der Fall wäre.

Zwischen Boxdorf und Klotzsche, Ahlbecker Straße verkehrt seit 2010 neu die Linie 72, mit bedarfsgerechten Solobussen im Stundentakt beziehungsweise in der Hauptverkehrszeit sogar alle halbe Stunde. Die direkte Weiterführung von dort zum Bahnhof Klotzsche wurde aufgegeben zugunsten einer Führung zum Infineonwerk.

 

E N T W I C K L U N G     V O N     Z U K U N F T S A U S S I C H T E N

 

Durch die zu erwartende Einführung einer Straßenbahn auf der Karl-Marx-Straße würde ich hier einen Schritt zurückgehen und den Verkehr erneut zum Bahnhof Klotzsche zurück zu lenken und damit den dortigen Knotenpunkt anzubinden und attraktive Verknüpfungen zu schaffen.

Ganz ausführlich würde ich folgende Linien schaffen, die das Angebot der heutigen Linie 72 ersetzen würden, nämlich zwischen Boxdorf Am Grunde und Ahlbecker Straße / Einkaufszentrum.

Buslinie 75:

Bahnhof Klotzsche <> Ahlbecker Straße / Einkaufszentrum <> Hellerau Kiefernweg <> Saßnitzer Straße <> Boxdorf Am Grunde <> Radebeul Waldstraße <> Zinzendorfstraße <> S-Bahnhof Ost / Stadtzentrum <> Altserkowitz <> Kaufland Serkowitz <> S-Bahnhof Kötzschenbroda   —   Montag bis Samstag alle 30 Min, Sonn- und Feiertags alle 60 Min

Buslinie 475:

Wahnsdorf Mitte <> Reichenberg Gasthof <> Boxdorf Am Grunde <> Radebeul Waldstraße <> Zinzendorfstraße <> S-Bahnhof Ost / Stadtzentrum <> Altserkowitz <> Kaufland Serkowitz <> S-Bahnhof Kötzschenbroda   —   Montag bis Samstag alle 30 Min, Sonn- und Feiertags alle 60 Min

Was ist die inhaltliche Grundlage dieser Linienführungen? Warum muss es genau so gemacht werden und nicht irgendwie anders? Und wie ist konkret mit den oben genannten Kernfragen umzugehen?

Auf der gesamten Tangentialachse Radebeul – Boxdorf – Klotzsche wird der aktuelle Angebotsstandard erhalten. Es wird keine Abstriche geben, eher im Gegenteil, es wird zu sinnvollen Anpassungen und Optimierungen kommen, die das Angebot im Rahmen der realistischen Möglichkeiten verbessern sollen.

Im Raum Klotzsche wird der Parallelverkehr zur zukünftigen Straßenbahn Karl-Marx-Straße abgebaut. Gleichzeitg wird sowohl das Einkaufszentrum als auch das Gymnasium Klotzsche weiterhin angebunden. Zudem wird zukünftig der Umsteigeknoten Bahnhof Klotzsche / Zur Neuen Brücke erreicht. Die dortigen Anschlüsse sind ein erheblicher Gewinn für diese Linie und steigern das potenzielle Fahrgastaufkommen.

Bei Hellerau wird ein Anschluss zur Linie 8 angeboten, der einerseits Verbindungen aus Boxdorf zur Neustadt und Altstadt Dresdens bieten kann und andererseits eine Verbindung zum Gewerbe- und Industriestandort erschafft, wenn die Verlängerung der Straßenbahn wie geplant umgesetzt werden kann.

Zwischen Boxdorf und Radebeul muss die derzeitige Führung der Linie 72 aufgegeben werden. Entlang des Augustuswegs liegen keine nachfragerelevanten Zielorte. Es ist ein reines Wohngebiet, bis auf wenige Ausnahmen hat niemand an diesen Haltestellen tatsächlich sein Ziel. Somit sinkt die potenzielle Nachfrage.

Die tatsächlichen Ziele, bestehend aus Arbeitsplatzkonzentrationen, Einkaufsmöglichkeiten und Ortsteilzentren, werden stattdessen relativ konsequent verfehlt. Das lokal bedeutende Zentrum entlang der Hauptstraße wird verfehlt, der S-Bahnhof Ost wird verfehlt und so weiter. Im Gegensatz zur Führung der Linie 72 über den Augustusweg kann mit dem Verlauf der Linie 475 fast jedes dieser bedeutsamen Ziele abgedeckt werden.

 

D E T A I L L I E R T E     A N G E B O T S G E S T A L T U N G

 

Ein Stundentakt außerhalb der Hauptverkehrszeit ist somit kein ausreichend attraktives Angebot und führt dazu, dass das Auto gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr im Vorteil ist. Es geht hier nicht um das verfügbare Platzangebot, denn das ist auch im Stundentakt vollkommen ausreichend, vielmehr geht es um die zeitliche Verfügbarkeit des Verkehrsmittels. Wenige Menschen sind im Alltag derart flexibel, dass sie Verkehrsmittel im Stundentakt ohne Probleme nutzen könnten, vor allem wenn es um feststehende Termine geht, die nicht mit den Fahrzeiten zusammen passen.

Eine signifikante Verbesserung entsteht hier bereits durch einen einfachen Halbstundentakt. In vielen Fällen reicht das aus, wenn auch nicht immer. Noch dichtere Angebote sind in jedem Fall ein weiterer Fortschritt, vor allem für die Fahrgäste und die Nutzbarkeit des Verkehrsmittels. Um trotzdem zu vermeiden, dass kapazitätsseitig ein Überangebot entsteht, muss man dann auf kleinere Fahrzeuge zurückgreifen, also ausschließlich gewöhnliche 12-Meter-Standardbusse, keine größeren Überlandbusse oder Gelenkbusse. 

Um attraktive Übergänge zu den verschiedenen S-Bahn-Linien an verschiedenen Bahnhöfen zu schaffen, wird in diesem Fall ein Halbstundentakt notwendig sein. In Radebeul soll dieser zum 15-Minuten-Takt verdichtet werden, um ein dichtes Angebot mit kurzen Wartezeiten aufzubauen, dass neue Fahrgäste anziehen kann.

 

W E I T E R E     A L L G E M E I N E     Z U K U N F T S A U S S I C H T E N

 

Auf längere Sicht entstehen hierbei Konflikte. Der Korridor Kaditz – Serkowitz bzw. Kaditz – Radebeul-Ost ist als Erweiterungsoption des Straßenbahnnetzes vorgesehen. Es gibt keine spezifische Pläne, die Grundidee wurde jedoch schon vor längerer Zeit planerisch festgehalten. Eine zeitnahe Umsetzung halte ich mittlerweile angesichts der begrenzten planerischen Kapazitäten und der finanziellen Lage für nahezu ausgeschlossen.

Selbst zeitlich dringende und verkehrlich notwendige Projekte, wie der Umbau des Ullersdorfer Platzes in Bühlau und die damit verbundene Verlängerung der Straßenbahn um 700 Meter ziehen sich in die Länge. Der zuletzt für 2031 geplante Baubeginn wird weiter nach hinten verschoben werden, wenn die finanzielle Lage der Stadt sich nicht bessert.

Damit gehe ich bei der Analyse des Verkehrsnetzes nicht von einer Verlängerung der Straßenbahn aus, sondern von einer Verlängerung der Linie 64 bis Radebeul-Weintraube bei gleichzeitiger Errichtung eines neuen Wendeplatzes.

Zu den drohenden Kürzungen der Linien 64, 70, 72, 80 und 81 ist festzuhalten, dass es sich um eine inakzeptable Verschlechterung des Nahverkehrsangebots handeln würde, die den Fortschritt der Verkehrswende um mindestens ein Jahrzehnt zurückwerfen würde. Die Ausdünnung der 20-Minuten-Takte zu Halbstundentakte, sowie die Streichung der Verstärkerbusse sorgt für eine Ausdünnung des Fahrplans, die erhebliche Auswirkungen haben kann.

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