Beschreibung des Vorschlags
Das altbekannte Problem: Norderstedt ist perfekt an Hamburg angebunden, mäßig gut an die Region Kiel und quasi gar nicht an Lübeck.
Dieses Problem habe ich schon einmal aufgegriffen und eine Schnellbuslinie von Norderstedt Mitte über Poppenbüttel zum Ahrensburger Bahnhof vorgeschlagen. Das finde ich auch nach wie vor als Verbindung nach Stormarn sinnvoll.
Kommen wir zu den Verbindungen nach Lübeck. Man muss, um von Norderstedt nach Lübeck zu gelangen, den großen Umweg mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof machen. Dadurch dauert es fast 2 Stunden, diese Strecke zurückzulegen- mit dem Auto kann man das auch in unter einer schaffen, denn sehr weit ist das nicht.
Hier kommt jetzt der Bus plus ins Spiel. In einigen Gegenden Deutschlands gibt es bereits Überland-Schnellbusse mit gehobenen Komfortmerkmalen, die als plus Bus oder Bus plus bezeichnet werden. Dieses Prinzip lässt sich hier gut übernehmen. Ich denke, jede Haltestelle sollte mit einem Bussteig, der einen barrierefreien Einstieg ermöglicht, einem DFI und einem Unterstand sowie einem Fahrkartenautomaten ausgerüstet sein.
Der Bus sollte die Fahrt zwischen Norderstedt und Lübeck in ~1 Stunde schaffen, was eine deutliche Verbesserung zum Status quo ist. Halte sehe ich nur an den wichtigsten Orten vor. Ich habe lange überlegt, ob der Bus nicht besser schon in Bad Oldesloe enden soll, habe mich aber dagegen entschieden, weil der Bus zwar Parallelverkehr ist, aber ein Umsteigezwang der Verbindung ihre Attraktivität rauben würde, und ein stündlicher Bus jetzt auch keine ernsthafte Konkurrenz zum Regionalzug darstellt.
In Bad Oldesloe bedient der Bus nur die Innenstadt, nicht aber den Bahnhof. Das hat den Grund, dass ich keine Umsteigerelationen erkennen kann, die den Umweg über den Bahnhof lohnen. Wer nach Hamburg will, der wird kaum von Norderstedt nach Oldesloe fahren, und wer nach Lübeck will, kann ja sitzen bleiben. Der Umstieg nach Bad Segeberg-Neumünster wird am neuen Haltepunkt Bad Oldesloe Nord der Stadtbahn Lübeck der Nordbahn (ich fände die Lübecker Stadtbahn wünschenswert, aber ich weiß, dass ich sie in diesem Leben nicht erleben werde; diese Linie hier hingegen finde ich wünschenswert und mit etwas good will auch realistisch) gewährleistet. Innerhalb Lübecks hat der Bus dann noch die Haltestellen Herrenholz (CITTI-Park) sowie Buntekuh (dort halten auch die Buslinien 6, 11, 16 und 21; dort könnte man die Buslinien so aufeinander abstimmen, dass die 11 aus Moisling und die 6 oder 16 aus der Innenstadt dort Anschluss nach Norderstedt haben und umgekehrt). Ich finde das Bus plus Konzept sehr vielversprechend. Wenn die Linie gut genug angenommen wird, kann man ja noch den Abschnitt Bad Oldesloe-Kaltenkirchen der alten EBO (Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn) reaktivieren und stattdessen Züge zwischen Lübeck und Norderstedt fahren lassen.
Übrigens würde der Schnellbus auch keine parallel fahrenden Überlandlinien ersetzen, er ist wirklich ein gehobenes Produkt, dass dem schnellen Nahverkehr Norderstedt-Lübeck dient und nicht der Versorgung kleinerer Gemeinden.
Ich finde die Idee eines Schnellbusses auf dieser Relation grundsätzlich gut, allerdings habe ich drei kleine Anmerkungen:
1. Ich weiß nicht, ob die Fahrt durch den Ortskern von Reinfeld wirklich notwendig ist. Man fährt hier durch recht enge innerörtliche Straßen, überquert zweimal die Bahnstrecke an beschrankten Bahnübergängen und verliert dadurch gegenüber einer direkten Fahrt über die B75 mindestens 5, eher sogar 10 Minuten. Reinfeld ist – bezogen auf seine Größe – durch die Bahn schon sehr gut an den ÖPNV angebunden, wenn man denn dort halten will, kann man eine Haltestelle an der Ecke B75/Am Zuschlag einrichten, von wo es auch nur 10 Fußwegminuten ins Zentrum sind.
2. Es geht vermutlich schneller, wenn man den Bus an der Autobahnauffahrt Reinfeld auf die A1 wechseln und in Lübeck-Moisling wieder abfahren lässt. Die dazwischen an der B75 liegenden Ortschaften sollen ja gerade nicht bedient werden und man weckt dort mit durchfahrenden Bussen sicherlich nur Begehrlichkeiten, das dort recht dünne Busangebot der Linie 8130 durch zusätzliche Halte zu ergänzen.
3. Der Bereich zwischen Elmenhorst und Kayhude ist durch „Basis-Buslinien“ nur recht dünn erschlossen. Vielleicht sollte man auf diesem Abschnitt vom Schnellbus-Prinzip abweichen und zumindest in jedem Dorf eine Haltestelle einrichten.
1) Reinfeld kenne ich gar nicht, da hast du sicher recht, habe ich geändert 😉
2) Da hast du auch Recht. Ich habe die A1 da nie wirklich auf dem Schirm, weil ich immer über die B75 fahre, ist der schönere Weg 🙂 (aber das ist ja für den Bus irrelevant)
3) Dito. So viel zusätzliche Zeit verschlingt eine Bushaltestelle ja nicht.
Diese Buslinie dürfte am mangelnden Bedarf scheitern. Es gab bis vor ca. 2 Jahren eine Buslinie der Autokraft von Lübeck über Bad Oldesloe, Bargteheide und Ammersbek zum Flughafen, diese ist auch wegen geringer Resonanz eingestellt worden. Auch die Idee der Reaktivierung der alten EBOE Trasse dürfte Illision bleiben, in Sülfeld, Nahe, Wakendorf II und Henstedt ist die Trasse leider überbaut worden, es müssten hier jeweils neue Trassen erschlossen werden.
Von der Auslastung des Trave-Liners auf den Bedarf für eine mögliche Buslinie Norderstedt – Lübeck zu schließen halte ich für etwas vorschnell. Der Trave-Liner fuhr seinerzeit nach einem Sondertarif und war mit normalen Fahrscheinen des HVV- bzw. SH-Tarifs nicht (auch nicht mit Zuschlagkarten) zu benutzen, so dass Fahrgäste, die nur eine Teilstrecke nutzen wollten (z.B. von Ammersbek nach Bargteheide oder Bad Oldesloe) stattdessen auf die übrigen Linien ausgewichen sind, selbst wenn der Trave-Liner vielleicht einmal zeitlich die passendere Alternative gewesen wäre. Und selbst von Lübeck, Bad Oldesloe und Bargteheide zum Hamburger Flughafen dürften manche lieber die Umsteigeverbindung mit der Bahn über Hasselbrook bzw. Hamburg Hbf benutzt haben, weil sie – insbesondere auch für diejenigen, die bereits eine HVV-Zeitkarte besitzen – einfach billiger war. Die jetzt vorgeschlagene Buslinie soll dagegen aber wohl zum Normaltarif (also je nach gefahrener Strecke HVV- bzw. SH-Tarif) fahren, so dass diese Barriere nicht besteht und sich sicherlich auch lokale Fahrgäste etwa von Norderstedt nach Bad Oldesloe in die Busse verirren werden.
Als Anregung aus Deiner Anmerkung könnte man aber überlegen, ob man die Buslinie nicht nach Norderstedt Mitte führt, sondern von Glashütte aus über Ochsenzoll zum Flughafen, um so dessen Fahrgastpotential noch mit zu erschließen. Die unterschiedlichen Stadtteile der Stadt Norderstedt erreicht man durch Umsteigen in Glashütte oder am Ochsenzoll – gute Anschlüsse immer vorausgesetzt.