Beschreibung des Vorschlags
Regio.Bahn.Plus. – Neustart für eine RegioTram Braunschweig
Warum das denn jetzt?! Hat doch damals offensichtlich schon nicht funktioniert… Ja, aber in den letzten 10-15 Jahren haben sich einige äußere Umstände geändert, die eine Wiederaufnahme in reduzierter Form sinnvoll werden lassen.
Was ist der Mehrwert dieses Vorschlags?
Größtenteils vorhandene Ideen und Forderungen werden an die aktuelle Situation angepasst und daraus ein konkretes, leicht verständliches und möglichst wirtschaftliches Konzept erstellt.
Woran ist die RegioStadtBahn (RSB) gescheitert?
Das vordergründige Argument war eine massive Kostensteigerung der Fahrzeuge, die den NKF unter 1 gezogen hat.
In meinen Augen gab es aber auch eine falsche Grundkonzeption: Die Linien waren zu lang (Bad Harzburg bis Uelzen) und die Nachfrage war noch nicht da, sodass die Linien zu selten bedient werden sollten, um einen Ausbau der Infrastruktur wirtschaftlich zu machen.
Was ist jetzt anders?
- Anderer Fokus:
Was soll eine RegioTram erreichen? Die „erweiterte Stadt“ schneller und komfortabler ins Zentrum der Oberstadt bringen. Entsprechend sollen im Gegensatz zu damals langlaufende Regionalbahnlinien nicht ersetzt werden, sondern der Fokus auf eine Einbindung der umliegenden Gemeinden in die Innenstadt gelegt werden. Wer von weiter weg nach Braunschweig kommt, für den machen die paar Minuten Umstieg am Hbf keinen großen Unterschied. Im Gegenteil kann es störend sein, bei einem geplanten Umstieg am Hbf (von Norden) Zeit mit der Fahrt durch die Innenstadt zu verlieren. Menschen, für die BS das nächste Oberzentrum ist, möchten aber schnell und komfortabel in die Innenstadt zum Arbeiten pendeln oder dort Shoppen, ins Theater, Kino etc. gehen.
- Stark veränderte Rahmenbedingungen:
- 30min-Takt nach SZ-Lebenstedt umgesetzt, nach Gifhorn und Schöppenstedt geplant sowie Reaktivierung Wendeburg/Harvesse („Spargelexpress“) in Planung.
- Elektrifizierung nach Gifhorn geplant
- Stationsoffensive: geplante Reaktivierung der Haltepunkte SZ-Fredenberg, BS-Leiferde, BS-Bienrode, WF-Wendessen und Isenbüttel
- Stadtbahnstrecke „Campusbahn“ geplant, hat aber Probleme in der Umsetzung, u.a. weil Kraftwerksbahnanschluss doch beibehalten werden soll und Querum nicht angeschlossen werden kann.
- Linie 10 als Verstärker Hbf-Rühme eingeführt auf „künftiger RegioStadtBahn-Trasse“.
- Neue, 2,65m breite Züge sollen u.a. für Linie 1+10 angeschafft werden.
- Mit „Bahnhofsquartier“ soll Umfeld des Hbf umgebaut werden.
- Allgemein bessere Förderbedingungen und ÖPNV hat höheren Stellenwert in der Gesellschaft
- Bahnstrecke Gliesmarode-Hbf ist eingleisig und stößt an Kapazitätsgrenze durch Reaktivierung Wendeburg, Verdichtung Gifhorn + geplante Durchbindung von einzelnen Linien nach Gliesmarode.
- Weiterentwickelte Zugtechnik (Akku). Durch z.B. VDV-TramTrain-Projekt evtl. (wieder) wirtschaftlichere Fahrzeuge
-> Die RSB löst damit Probleme, die eh gelöst werden müssen durch Investitionen (v.a. Eingleisigkeit Gliesmarode und Umsetzung Campusbahn)
Konzept:
Planungsprämisse: Es soll möglichst wenig Infrastruktur neu gebaut werden, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, aufwärtskompatibel zu vorhandenen Planungen sein, auf bewährte Fahrzeuge gesetzt werden und die beiden vielversprechendsten, einfachsten Linien zuerst umgesetzt werden. Wenn diese irgendwann mal etabliert sein sollten, kann man über Erweiterungen oder sogar Neubaustrecken nachdenken. Ich plane keine neuen Haltepunkte außer den in der Stationsoffensive und den Reaktivierungen vorgesehenen.
2 RSB-Linien:
1) Harvesse – Wendeburg – Völkenrode – Watenbüttel/PTB – Schwarzer Berg – Schuntersiedlung – TU Campus Ost – Nordstadt – Hamburger Str. über Rathaus und JFK-Platz – Hauptbahnhof (Tram) – BS-Leiferde – Wolfenbüttel – WF-Wendessen – Dettum – Schöppenstedt
-> alle 30min
2) Gifhorn (Stadt) – Gifhorn – Isenbüttel – Meine- Rötgesbüttel – BS-Bienrode
– TU Campus Ost (Endstation) – Nordstadt – Hamburger Str. über Rathaus und JFK-Platz – Hauptbahnhof (Tram) – SZ-Thiede – SZ-Immendorf – SZ-Watenstedt – SZ-Lebenstedt – SZ-Fredenberg -SZ-Lichtenberg
-> Alle 30min von SZ mit Endstation Campus TU Ost , alle 60min weiter bis Gifhorn im Wechsel mit RB 47 nach Uelzen.
Fett: große angebundene Orte; kursiv: „Stammstrecke“
Nahverkehr:
- RB47 weiter wie gewohnt alle 60min Uelzen – BS-Hbf über Gliesmarode. Einbindung passend in den ’00-Knoten BS.
- RB43 oder andere: Verlängerung wie geplant in das Wendegleis Gliesmarode ohne weitere Infrastrukturinvestitionen.
- RB44/48 (SZ-Lebenstedt) und RB45 (Schöppenstedt) entfallen.
- Restliche Regionalbahnen wie gewohnt inkl. Neubau Ringelheimer Kurve.
Tram:
- Aktuelles Liniennetz könnte unverändert bestehen bleiben
- Keine Neukonzeption von Stadt.Bahn.Plus Linienentwurf 2020 nötig. Linie 2 verbleibt bei Endhaltestelle Siegfriedviertel
Umsetzung:
- Flächen für Verbindungsstellen Hbf und Nord freihalten.
- Geplante Reaktivierungen und Elektrifizierungen sollen wie vorgesehen erst mal umgesetzt werden. Planung soll aufwärtskompatibel bleiben für spätere Umstellung.
- Vorhandene Bauvorleistungen für Dreischienengleis nicht rückbauen.
- In möglichem „SPNV-Konzept 2040+“ des Regionalverbands RegioTram ernsthaft untersuchen.
- Nach Sicherstellung der Umsetzung vorgenannter ÖPNV-Verbesserungen konkrete Planungen aufnehmen.
Anforderungen an das Rollmaterial:
Hohe Kosten für EBO- + BoStrab-fähige Fahrzeuge sind eine Herausforderung für die Wirtschaftlichkeit.
Ein möglicher Triebzug wäre z.B. der Stadler „Citylink“, wie er in den nächsten Jahren im Rahmen des VDV-TramTrain-Projekts an diverse Verkehrsbetriebe ausgeliefert wird. Dieser soll durch geteilte Entwicklungskosten, hohe Abnahmemengen und viele standardisierte Gleichteile die Kosten senken. Dieses Fahrzeug wäre ebenfalls für Braunschweig passend.
Technische Daten: Vmax 100kmh, 37m 3-teilig, verschiedene Einstiegshöhen möglich (38+55cm), Fahrzeugbreite 2,65m. (Vgl. z.B. auch neue Triebzüge für Chemnitz). Entweder mit AC 25kV + DC 600V-Ausführung oder evtl. mit Akku (vgl. Stadler Citylink für Wales)
Langfristige Zielbahnsteighöhe auf dem gesamten möglichen Netz ist laut DB InfraGO Infrastrukturregister 55cm. Die Wartung der TramTrains kann auf dem Gelände der heutigen LINTs etc. am Hbf erfolgen. Es ist kein Neubau auf der grünen Wiese notwendig.
Investitionen Infrastruktur:
- Systemtrennstelle am Hbf
- 4km Dreischienengleis in der Innenstadt
- Systemtrennstelle Hamburger Straße
- Neubau Stationen Kraftwerks-/Campusbahn mit Überholmöglichkeit und DC-Elektrifizierung
- Verknüpfung Weichen Kraftwerksbahn nach Gifhorn und Wendegleis aus der Innenstadt
- AC-Elektrifizierung Reststrecken oder Ladepunkte an Endhaltestellen bei Akkubetrieb
Kein großer Umbau von bestehenden Stationen (Tram und Vollbahn) nötig.
Neben der Vollbahnelektrifizierung nach Gifhorn wird auch im Bereich des Hbf/Wartungsbereich mit AC gefahren.
Nach Lebenstedt, Wolfenbüttel-Schöppenstedt und nach Wendeburg wäre theoretisch eine AC-Elektrifizierung, eine DC 600V-Elektrifizierung oder evtl. ein Akkubetrieb möglich. Die wirtschaftlichste Variante müsste ein Gutachten klären. Es gab vor einigen Jahren für die Reaktivierung Wendeburg eine vergleichende Untersuchung, die allerdings überholt ist.
Nicht elektrifizierte Streckabschnitte: BS-Nord – Harvesse (Wendeburg) ca. 14km; BS-Hbf – SZ-Fredenberg ca. 25km; BS-Hbf – Schöppenstedt ca. 30km.
Mögliche langfristige Ausbaustufen nach Umsetzung des vorgeschlagenen Konzepts:
Die Erweiterungsoptionen sind nur aufgeführt, um zu zeigen, dass das vorgeschlagene Konzept auch langfristig zukunftsfähig ist. Die erste Ausbaustufe ist aber in sich stimmig und bietet alleinstehend große Verbesserungen.
- Taktverdichtungen durch mehr Überholmöglichkeiten
- neue Haltepunkte auf bestehenden Strecken
- Einbindung von Bad Harzburg (Goslar schneller durch RB48neu über Ringelheimer Kurve und Umstieg in Leiferde bedient)
- Bau kurzer Stadtbahnstrecken in SZ, WF und Gifhorn (Nachtrag 13.11.24: s. a. Konzept von „heiyo“)
- Verlängerung Dreischienengleis Hamburger Str. für kürzere Strecke nach Wendeburg
- zweigleisiger Ausbau Campusbahn und evtl. Bau Stichstrecke nach Querum (falls aus Umweltsicht gute Lösung gefunden werden kann) (Nachtrag 13.11.24: s.a. Konzept von „heiyo“)
- Zumindest rein theoretisch Bau eines „Nordbahnhof“ für den Regionalverkehr als Verlängerung aus Gliesmarode, der den Umstieg aus Wendeburg direkt zum Hbf und z.B. weiter nach Goslar oder Seesen ermöglicht.
-> Daraus z.B. folgender möglicher Endausbau-Zieltakt:
- Richtung Norden: alle 15min BS-Gifhorn (inkl. stündlich BS-Uelzen); alle 30min BS-Wendeburg; alle 15min nach Querum
- Richtung Süden: alle 15min BS-SZ; alle 15min BS-Wolfenbüttel, abwechselnd alle 30min nach Schöppenstedt oder Bad Harzburg (+ stündlich RB BS-Wernigerode)
Für eine solche Taktfrequenz der Regiotram-Linien auf der Innenstadtstrecke wäre möglicherweise der weitere geplante innerstädtische Netzausbau vorauszusetzen.
Credits und ähnliche Vorschläge:
- MoveBS/Umweltzentrum Braunschweig und die BI ProZugkunft, die sich seit Langem für eine Reaktivierung des „Spargelexpress“ nach Wendeburg und die Regiotram-Option einsetzen. https://movebs.de, https://movebs.de/wp-content/uploads/2018/05/Der-Spargel-Express-Ein-Zug-für-Wendeburg-und-die-Region.pdf
- Regionalverband Braunschweig: https://www.regionalverband-braunschweig.de/verkehrsplanung/spnv-konzept-2030/ Inzwischen sehr engagiert!
- Ausbaukonzept der Stadt Braunschweig: https://www.stadt-bahn-plus.de/projekte
LiniePlus-Vorschläge:
- bexx89 hat 2016 ein RegioTram-Netz in 5 Teilen veröffentlicht: regiotram-braunschweig-teil-1 Ulrich Conrad sowie Leopoldi haben eine Ergänzung nach Wolfsburg veröffentlicht https://linieplus.de/proposal/regiotram-braunschweig-teil-65/, braunschweig-wolfsburg-ueberlandstrecke (Hat sich durch den sinnvolleren Ausbau der Weddeler Schleife erledigt)
- S-Bahn von Tramfreund94 https://linieplus.de/proposal/s-bahn-braunschweig/
- Zweisystembahn von Krake: zweisystembahn-salzgitter-braunschweig
- heiyo beschreibt detailliert eine mögliche spätere Ausbaustufe mit einer Stichstrecke Querum und einer Stadtbahntrasse innerhalb Wolfenbüttels: regiotram-braunschweig-wolfenbuettel
(Weitere kann ich gerne bei Hinweisen noch ergänzen)
Fazit:
Dieses RegioTram-Konzept baut auf der alten RegioStadtBahn auf, allerdings in einer vereinfachten Version mit Fokus auf den größten Nutzen. Durch schon geplante Reaktivierungen, Elektrifizierungen, Haltepunkteröffnungen und barrierefreie Umbauten sinkt der Investitionsbedarf für eine spätere Regio-Tram. Zugute kommen dem Projekt zudem geänderte äußere Rahmenbedingungen wie höhere ÖPNV-Priorität im Raum Braunschweig und Weiterentwicklungen der Technik.
Handlungsbedarf: Es darf jetzt nicht der mögliche Übergang am Hbf durch das „Bahnhofsquartier“ verbaut werden. Die Planung der Campusbahn sollte vorerst zurückgestellt werden, aber deren Flächen freigehalten werden. Die Innenstadtstrecke soll kompatibel bleiben/werden für 2,65m-Normalspurfahrzeuge.
Ich freue mich auf eure Meinungen und Diskussionen 🙂
Scöner Vorschlag, gefällt mir gut. Meinetwegen kann es losgehen 😀
Danke für die liebe Nachricht, das freut mich natürlich!
Sehr schöner Vorschlag, insbesondere die Begründung ist sehr überzeugend. Ich habe dem daher auch kaum etwas hinzuzufügen oder zu erwidern, lediglich folgendes: Die Auswirkungen auf das (geplante) Straßenbahnnetz wären nochmal spannend zu untersuchen. Es sind ja eigentlich 3 Komponenten, die da wirken:
Das Zielnetz kann dementsprechend nicht mehr so aussehen, wie geplant. Dabei komme ich auf 20 Bahnen pro Stunde auf dem am stärksten belasteten Abschnitt: 5 Linien im Zielnetz abzgl. L10 sind bei einem 15 min-Grundtakt 16 Bahnen + 4 RSB = 20 Bahnen.
Außerdem: Wenn man die TramTrains bis zum Campus Ost führt, wird wahrscheinlich die Verlängerung der RB zum Bf Gliesmarode überflüssig, da es diese ja die Verbindung Salzgitter/Hbf – Campus Ost stärken soll.
Auch dir vielen Dank @Intertrain!
Ich habe nach deinen Hinweisen den Text noch mal überarbeitet und hoffentlich besser herausgestellt, dass es um mögliche Taktverdichtungen gehen würde, die theoretisch möglich sein sollten, aber erst in einigen Jahrzehnten relevant wären.
Zur Einführung wäre wohl keine Neukonzeption des Stadtbahn-Liniennetzes nötig. Die vier zusätzlichen Bahnen wären wahrscheinlich einfach noch zusätzlich möglich. Spannend wären auf jeden Fall die Auswirkungen bei Taktverdichtungen und einer Normalspur-Stichstrecke nach Querum auf das Gesamtnetz.
Die vorgeschlagene erste Ausbaustufe sieht ja keine Taktverdichtung aus den umliegenden Orten (Wolfenbüttel, SZ-Lebenstedt, Gifhorn) vor, sondern eine Verlagerung der Verbindungen aus dem Hbf auf die Innenstadtstrecke. Interessant wäre, wenn das allein noch nicht genug Zusatznutzen/weiteres Fahrgastpotential generiert, um die Kosten zu rechtfertigen. Dann könnte es wirtschaftlich erst interessant werden, wenn im Norden über den dann vorhandenen 30min-Takt verdichtet werden soll, aber die Eingleisigkeit Gliesmarode-Hbf definitiv nicht ausreicht. Dann könnte der (sehr schwierige?) zweigleisige Ausbau vs. Innenstadt-RegioTram-Strecke (inkl. Zusatznutzen) verglichen werden und damit die Entscheidung pro RegioTram gefällt werden. Auch direkt mögliche Verstärkerfahrten 15min-Takt WF – BS-Innenstadt (-Querum?) etc. könnten dann direkt mit eingeplant werden.
Spätestens dann müsste das Stadtbahn-Liniennetz teilweise neu geplant werden. Aber die aktuellen Planungen sollen ja erst bis 2030-35(?) umgesetzt sein und bis eine RegioTram-Einführung anstehen würde, würde es (leider) realistischerweise bestimmt noch mal 10 Jahre dauern. Bis dahin kann sich das Stadtbahnnetz selbst noch viel verändern. Sofern sicher wirtschaftlich, wäre eine frühere Umsetzung natürlich schön…
In jedem Fall lohnt es in meinen Augen, noch mal dafür zu werben, die nötigen Flächen freizuhalten, aktuelle Planungen aufwärtskompatibel zu gestalten und in einem „Konzept 2040+“ des Regionalverbands dies ernsthaft zu untersuchen.
Nachtrag: Ich habe diesen detailliert beschriebenen Vorschlag von heiyo noch ergänzt: regiotram-braunschweig-wolfenbuettel.
Er wäre kompatibel mit meinem Vorschlag und würde eine mögliche spätere Ausbaustufe darstellen.