Ausbau der Kochelseebahn

 

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Beschreibung des Vorschlags

Die 1865 eröffnete und 1898 vom alten Penzberger Kopfbahnhof nach Kochel verlängerte Kochelseebahn hat eine durchaus wechselvolle Geschichte hinter sich. Anfangs primär Güterstrecke zur Abfuhr vom Penzberger Kohlebergwerk,  später die Ergänzung des südlichen, eher nach bayrischen Vizinalbahnstandard gebauten Südabschnittes in die Kurstadt Kochel, dank besagtem Bergwerk und dem bekannten Walchenseekraftwerk schon 1925 elektrifiziert. Dann Ende der Kohleförderung und schrittweiser Rückbau der Penzberger Güteranlagen, Dauerzittern als Stillegungskandidat auf der Abschussliste der Bundesbahn, ab 1994 Einführung des Stundentaktes und Wiederaufschwung – wenn auch noch mit n-Wagen-Geklappere und bis auf einzelne HVZ-Paare keine Durchbindung nach München, knappe und gerne verpasste 3-Minuten-Anschlüsse in Tutzing samt Bahnsteigwechsel waren die Folge.

Inzwischen gehört die Strecke mit ihren DB-Hamstern, HVZ-Halbstundentakt und durchgehendem Verkehr nach München als Flügel der RBs nach Garmisch schon fast zum Münchner Vorortnetz, hat mit der KSFH Benediktbeuern, den Schulstädten Tutzing und Penzberg und dem Ausflugsverkehr nach Kochel und Seeshaupt aber auch ein selbstgenerierendes Aufkommen. Auch optisch, noch vor einigen Jahren reinste Nebenbahnromantik mit niedrigen Asphaltmittelbahnsteigen, Formsignalen und handgestellten (!) mechanischen Stellwerken in Seeshaupt und Bichl ist man mit barrierfreien Seitbahnsteigen und ab diesem Jahr aus Weilheim gesteuertem ESTW-Betrieb inzwischen moderner, wenn auch farbloser Regionalbahnstandard.

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Ist ja ne schöne Geschichtsstunde Zeru, aber auf was willst du mit dem Vorschlag jetzt hinaus? Nun, so an ein paar Ecken klemmt es durchaus noch. Zunächst das Problem, dass der Halbstundenverkehr sehr auf Kante genäht ist und nur mit Haken und Ösen funktioniert – da Zugkreuzungen nur in Bichl und Seeshaupt möglich sind, können die Verstärker aus Fahrplangründen nicht in Iffeldorf halten. Zudem verkehren die Verstärker nur morgens durchgehend bis Kochel, abends wenden sie schon im Penzberg um in Tutzing den Mutterzug aus Weilheim zurück nach München zu erwischen. Da Penzberg aber nur ein eingleisiger Hp ist, ist für die Wende die komplette Strecke dicht und für die gesamte Fahrperiode kann zwischen Penzberg und Seeshaupt kein Zug in Gegenrichtung verkehren.  Ach ja, sonderlich schnell ist die Bahn mit Vmax 100 trotz ESTW und Oberleitung auch nicht, wobei man bei einer Zweigstrecke natürlich auch nicht viel mehr erwarten kann.

Ich möchte deswegen einige Ausbauten an der Strecke vorschlagen, die in dieser von starken Bevölkerungswachstum geprägten Gegend nicht nur neues Potenzial erschließen, sondern vor allem einen stabileren Betrieb erlauben. Die Ausbauten sind folgend von Nord nach Süd aufgelistet und weitestgehend unabhängig voneinander, schrittweise umsetzbar. Ein Ziel ist vor allem ein zweigleisiger Ausbau aller Halte an der Strecke, wobei dies vermutlich nicht unbedingt in vollem Umfang notwendig, aber zumindest wünschenswert ist.

Als Zielbetrieb ist ein glatter 30/60-Takt, durchgehend bis Kochel / Schlehdorf mit Halt in Iffeldorf anzustreben.

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A: Zweites Gleis Hp. Bernried samt barrierefreiem Ausbau und Beseitigung Bü Weilheimer Straße

B: Ertüchtigung für Vmax 120 zwischen Bernried und Bf Seeshaupt (Einfahrt Nord) sowie zwischen Bf Seeshaupt (Süd) und Hp Iffeldorf (ehem. Staltach)

C: Beseitigung Bü Iffeldorf-Untereurach (Penzberger Straße), sehr unschön an einem Straßenabzweig gelegen

D: Zweites Gleis Hp. Penzberg samt Fußgängertunnel und Abstellgleis (Wiederaufwertung zu Bf) auf der alten Gütertrasse, der Bahnübergang kann durch die Nähe zum Bahnhof und der nahem Ausfahrt zum Penzberger ZOB nicht beseitigt werden. Optional wäre, falls betrieblich erforderlich, auch noch die Errichtung einer dritten Bahnsteigkante samt Kopfgleis möglich.

E: Beseitigung Bü an der Bundesstraße 11/Ortsumgehung Bichl

F: Zweites Gleis Hp. Benediktbeuern samt Fußgängerbrücke

G: Wiedereröffnung des aufgelassenen Hp. Ried (Oberbay) mit zweitem Gleis, der u.a. auch für Wanderer sehr günstig gelegen ist.

H: Erhöhung Vmax Ried (Oberbay) – Kochel auf 100, teilweise sind hier nur 70 km/h möglich

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Fakultativ:

In Kochel wäre es prinzipiell möglich, die Strecke bis ins nahegelegene Schlehdorf zu verlängern. Die gut 1200 Einwohner reißen einem nicht vom Hocker, reizvoll wäre die Verlängerung durch den Ausflugsverkehr und der Klosterrealschule aber durchaus. Hierfür müssten in Kochel allerdings ein Getränkemarkt und ein Wohnhaus weichen, der Rest der Trassierung erflogt unproblematisch. Die Loisach wird nördlich des Kochler Klärwerks gequert, danach geht es brettflach an der Staatsstraße 2062 entlang nach Schlehdorf. Dort wird die Straße nach Süden verschwenkt, um Platz für den Bahnhof zu schaffen – um Abstellkapazität zu haben mit drei Bahnsteigkanten.

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15 Kommentare zu “Ausbau der Kochelseebahn

  1. Hübsch hübsch… Macht bestimmt Sinn.

    Eine Frage hab ich dann aber noch: Willst Du die Abendverstärker dann weiterhin schon in Penzberg enden lassen oder sollen die dann auch nach Kochel/See laufen?

    Achja und T30 ist doch eh ein S-Bahn-Takt, bei uns gibts schon S-Bahnen mit nem T60/T120 am WE

    1. Danke.

      Die Abendverstärker sollen dann bis Kochel/Schlehdorf durchlaufen, hätte ich noch erwähnen sollen. Die Kehrmöglichkeit in Penzberg habe ich rein optional gezeichnet, wenn man sich diese Möglichkeit unbedingt schaffen will.

      T30/60 ist schon nicht schlecht, hat mit der Münchner S-Bahn (Grundtakt 20, bald 15) aber nicht viel zu tun. Da die auf der Kochelseebahn rollenden Hamster auch inkompatibel zur S-Bahn sind, ist das klar eine RB.

    1. Richtig, allerdings handelt es sich in allem Fällen um eine Tieferlegung der Bahn (also einer Unterführung), da sich immer sehr nahe Straßenabzweige befinden.

      Soll heißen: man wird nicht umhinkommen, für den Bau mal die Strecke über den Sommer dicht zu machen.

      1. Oder man nimmt dies als Anlass einer kleinen Umgehungsstraße. In Bernried wäre das etwas aufwendiger, in den beiden anderen Fällen könnte man aber eine neue Brücke über/unter der Bahn mit relativ geringem jeweils etwas südlich des bestehenden BÜs errichten.

          1. Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht so ganz, auf was du hinas willst. Wie beschleunigen Unterführungen die Strecke? Die besagten Büs sind gesichert, da muss man nicht mit 40 drüberschleichen.

            Brücken oder Unterführungen, kann man am Ende immer noch im Detail ausverhandeln. Was am Ende halt sinnvoller und effizienter ist, am Ende kommt es ja aufs gleiche raus.

            1. Der finanzielle Aufwand, welcher für Umfahrungsstrassen anfallen würde, könnte auch für die Bahnstrecke eingesetzt werden. Damit würde ein umweltfreundliches Verkehrsmittel gefördert anstatt eines eher umweltfeindlichen und zusätzlich wäre weniger Flächenverbrauch.

              1. Es geht hier aber um das Auflassen von Bahnübergängen, die statt durch eine Tieferlegung der Bahn, welche eine monatelange Vollsperrung erforderlich machen würde, mit Hilfe von Umgehungstraßen ermöglicht würde.

                @Zeru: Ja das sind natürlich Details, die nicht über die Sinnhaftigkeit des Vorschlags entscheiden, aber man kann sich ja auch darum schon mal ein paar Gedanken machen, wie man das löst.

                1. Okay.

                  Weder in Bernried oder Iffeldorf kannst du die Straße vernünftig verlegen. Bei Bichl ginge es theoretisch, wenn man den Abzweig nach Benediktbeuern ändert. Aber wie gesagt, Iffeldorf-Untereurach und Bernried läuft fast zwangsläufig auf eine Tieferlegung der Bahn hinaus.

                  1. Iffeldorf geht auch noch ganz gut entlang des südlichen Ortsrands denke ich. Bernried ist tatsächlich etwas schwieriger, her käme wohl nur eine Fußgänger/Radfahrerquerung infrage, während für die Autofahrer eine Straße westlich parallel zur Bahn und dann entweder unterm Bahnhof hindurch zur Bahnhofsstraße oder mit einer neuen Brücke zur Seehaupter Straße gebaut werden müsste. Müsste man halt tatsächlich mal im Detail auf Machbarkeit überprüfen und mit der örtlichen Bevölkerung abstimmen. Falls sich nichts als durchführbar erweist, legt man halt die Bahn tiefer oder lässt einfach den BÜ bestehen.

                  2. In Iffeldf. sind lt. Opentopomap Feuchtgebiete, welche hier gequert werden müssten. Zusätzlich bringt das keine Verbesserung für Menschen im Ort, der Bü würde bestehen bleiben. Nur diejenigen, welche die Orte umfahren wollen, sind nicht betroffen.

                    Bernried ist meines Erachtens auch eine Unterführung der Bahnstrecke besser.

                    Man spart sich dadurch ja auch zwei Bü, und das ist ja auch wieder ein grosser Vorteil (weniger Gefahrenstellen)

  2. @Julian

    Als Mensch mit Ortskenntnis: kann ich bestätigen. Iffeldorf liegt am Rande glazialer Moore, die nördlich des Ortes liegenden Osterseen sind eine sogenannte Toteislandschaft – am Ende der letzten Eiszeit Schmelzwasser der zurückweichenden Gletscher, das nicht ablaufen konnte und zur Versumpfung und Seenbildung führte.

    Nicht nur deswegen würde mir diese Südumgehung auch weh tun. Augen zu, Bahnstrecke über den Sommer dicht und Unterführung buddeln.

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